Zugerisches Kantonsblatt, Nummer 51, 20. Dezember 1851 IIIF issue linkSchweizerische Eidgenossenschaft [SECTION]

Schweizerische Eidgenossenschaft.

— Der Bundesrath hat für das nächste Jahr die Departemente vertheilt, wie folgt:

Polit. Departement: Dr. Furrer. Stellvertreter: Näff. Justiz und Polizei: Druey. " Furrer. Finanzen: Munzinger. " Druey. Militär: Ochsenbein. " Frei. Inneres: Franscini. " Ochsenbein. Handel : Frei. " Franscini. Post: Näff. " Munzinger.

— In Bezug auf Tarifirung des Reichsgeldes will der Bundesrath einen Modus vivendi einführen und es den östlichen Kantonen anheimstellen, für die Dauer des Uebergangs eine vorübergehende Tarifirung mit Strafbestimmung zu treffen. Jedoch wird der Bundesrath keiner Werthung des Brabanterthalers über 5 Fr. 70 Rp., des deutschen Guldens über 2 Fr. 10 Rp., des österreichischen Zwanzigers (Sechsbätzners) über 84 Rp., wenn solche Sorten als Zahlungsmittel angenommen werden wollen, seine Zustimmung geben.

— Das schweizerische Militärdepartement hat für den Entwurf des Ausführungsreglementes zum Gesetz über Kleidung, Bewaffnung, und Ausrüstung der eidgenössischen Armee eine Kommission niedergesetzt, bestehend aus den Herren Oberst Ziegler von Zürich, Oberst Zimmerli von Aarau und Oberst Stehlin von Basel. Sobald dieselbe ihre Arbeit beendigt und der Bundesrath seinen definitiven Beschluß gefaßt haben wird, werden den Kantonen über alle Kleidungs- und Ausrüstungsgegenstände Modelle zugesandt.

— Die Subscriptionen für den elektrischen Telegraphen belaufen sich bis jetzt auf folgende Summe: Baselstadt 50,000 Fr., Schaffhausen 10,000, St. Gallen 44,000, Aargau 14,000 , Zürich 40,000, Stadt Bern 2000, Genf 20,000 etc., also bereits auf nahezu 200,000 Fr.

— Hr. Karl Kaiser, Uhrenmacher in Rapperschwil, der sich schon seit einiger Zeit im Anfertigen telegraphischer Apparate versucht hat, ist es gelungen, an denselben namhafte Verbesserungen anzubringen. Er ist nach Bern berufen, um seine Erfindung den Bundesbehörden darzulegen.

Zug. Chaam. Regungen zu einer landwirthschaftlichen Gesellschaft. (Corresp.) Es ist nicht zu leugnen, daß in unserer Zeit Privatinteressen der letzte Zweck und die mächtige Triebfeder des Denkens und Handelns nicht weniger Menschen sind, und daß die Selbstsucht mehr und mehr den Sinn für Gemeinnützigkeit zu absorbiren droht.

Um so erfreulicher ist es, wenn bei dieser verderblichen Richtung des menschlichen Geistes bei Vielen es doch auch noch Männer giebt,

denen die gemeinsame Wohlfahrt ihrer Mitbürger tief am Herzen liegt und die ihren edlen Bürgersinn durch Schöpfung gemeinnütziger Institute zu beurkunden streben.

Ein erstes derartiges Institut ist die Ersparnißkassa-Gesellschaft, deren Wohlthätigkeit für unsern Kanton von allen Bürgern anerkannt ist. -

Ein anderes, unserer Meinung nach eben so ersprießliches Institut wäre eine landwirthschaftliche Gesellschaft, deren Bildung, soviel wir hören, von edeldenkenden Bürgern so eben in Anregung gebracht wird. Es würde eine solche der ErsparnißkassaGesellschaft würdig zur Seite stehen.

Unser Kanton ist einer von denjenigen, welche vorzugsweise, ja man könnte sagen ausschließlich Landwirthschaft betreiben. Vom hohen Beamten bis hinab zum Knechte bekennen sich alle unsere Bürger zum Stande des Bauern. Unser Boden ist die Quelle unsers ganzen Reichthumes; je mehr und je besser er exploitirt wird, desto größer wird der Wohlstand unserer Bürger sein.

Was aber selbst dem besten Willen des Einzelnen auszuführen schwer fällt, das ist der vereinten Kraft leicht möglich. Wie viel könnte ein solcher Verein nicht beitragen zu besserer Kenntniß und somit zu besserer Behandlung der Bodenarten, zur Veredlung unserer Viehraçen, zur Anschaffung besserer und ertragreicherer Obstarten, besseren Sämereien, vorzüglicher Ackergeräthschaften, zur Hebung unseres Forstwesens? etc. Wie wichtig könnte er nicht werden in Zeiten des Mangels und des Mißwaches [Mißwachses]? Zu welcher Thätigkeit und Nacheiferung würde er nicht den ersten Impuls geben? —

Schon bestehen rings um uns her in den Kantonen Zürich, Luzern etc. solche Gesellschaften, deren uneigennützige Thätigkeit, besonders in den letzten Jahren der Noth und des Mißwachses, allgemeine Anerkennung gefunden hat. Selbst der Kanton Schwyz blieb nicht zurück. —

Ein solcher Verein von strebsamen Landwirthen, welcher politischen Ansicht sie auch huldigen, mit der Tendenz theils eigene Kenntnisse und Erfahrungen Andern mitzutheilen, theils sich Anderer Kenntniße und Erfahrungen zu Nutze zu machen, in Gesammtheit aber alle die Mittel ausfindig zu machen und anzuwenden, die zur allseitigen Verbesserung und Aeufnung der Landwirthschaft dienen dürften — ein solcher Verein sagen wir, müßte nothwendig die Achtung und Unterstützung sowohl der Privaten als der Behörden unsers Kantons in hohem Maße sich erwerben. Ja, wir leben der vollsten Ueberzeugung, daß wenn es je ein Mittel giebt, die in unserer Zeit so sehr in Parteien auseinander gehenden Geister zu nähern und die sich gegenseitig abstoßenden Gemüther zu einen, es dieser Verein sein wird, der sich die gemeinsame Wohlfahrt der Bürger durch Hebung seiner wichtigsten materiellen Interessen, die immer auch den geistigen und moralischen Wohlstand in unmittelbarem Gefolge haben, sich zum Zwecke setzt. Darum glauben wir, sollten die Landwirthe des Kantons Zug hinter den Anforderungen der Zeit an ihren Beruf nicht länger zurückbleiben, sondern sich im gemeinsamen Interesse der zu fördrenden Landeskultur in einem engern gesellschaftlichen Verein zum gegenseitigen Austausch ihrer Kenntnisse und Erfahrungen zusammenthun. —

Zürich. Der 2te eidgenöss. Wahlkreis hat an die Stelle des ablehnenden Hrn. Generals Düfour Hrn Huber als Mitglied des Nationalrathes gewählt. Hr. Treichler brachte es nur auf 610 St.

Bern. Als in Pruntrut der Mörder Gilliote hingerichtet wurde, stieg ein Man mit einem Glase auf das Schaffot, füllte es bis zum Rande mit dem Blut des Enthaupteten und trank es mit einem Zuge aus. Es war ein Fallsüchtiger; nach dem Volksglauben soll diese Krankheit durch solchen Trank kurirt werden! —

Luzern. Das "Luzerner-Volksblatt" warnt vor Theilnahme an ausländischen sg. Lebcnsversicherungsanstalten durch Erzählung von Prellereien, die dabei stattfinden. Einem Luzernerbürger, der während 8 Jahren 560 Fr. in eine französische Lebensversicherungsanstalt einlegte, sollen von dem eingelegten Capital nebst Zinsen nicht mehr als 433 Fr. als zurückhaltbar in Aussicht stehen. Solchen Prellereien vorzubeugen, empfiehlt dagegen das "Volksblatt" die kantonale Spar- und Leihkasse, die ermögliche, daß einer, der jährlich 80 frz. Fr. einlege, nach 7 Jahren, wenn er den Zins stehen lasse, ungeachtet er bloß 560 Fr. eingelegt habe, doch in der Casse schon ein Guthaben von 657 Fr. 34 Rp. beanspruchen könne. Nidwalden. Was der eidgenössische Münzfuß nicht Alles neu schafft! Bekanntlich steht das sg. "Opfern" nach altkatholischem Brauch mit dem Geld in nächster Beziehung. Die Nidwaldner wollen mit Einführung des neuen Münzfußes, der auch im Kirchenopfer einige Aenderungen nothwendig macht, nicht nur das Opfergeld, sondern das Opfergehen einer Reduktion unterwerfen. Ein jüngst deshalb an der Kirchgemeinde gewalteter Vorschlag erhielt das Mehr, zumal der an der Gemeinde persönlich anwesende Commissarius wenig Widerspruch erhob; überdies der Kirchenrath nicht ungeneigt sich zeigt, das Störende des Opfergehens möglichst zu beschränken. — In Nidwalden haben nicht nur die Offiziere sondern sogar die Unteroffiziere sich zu einem Verein zusammengethan, der vorletzten Sonntag in Beckenried trotz der streng winterlichen Witterung zahlreich tagte. Man hielt Instruktion über den Wachtdienst, weil derselbe vom eidg. Inspektor Oberst Gerwer, als das Wichtigste hervorgehoben und empfohlen wurde. Im Jahr 1847 hat man einige Zuger-Unteroffiziere, welche Aehnliches vorhatten, und den eidgenössischen Unteroffizier-Verein in Zürich besuchten, in der N. Zuger-Zeitung lächerlich zu machen gesucht!! Freiburg. In der Nähe von Stäffis hat man 2 Falschmünzer ertappt, welche in einer Höhle neues Schweizergeld fabrizirten.

Solothurn. Die von Hrn. Dr. Girard angeregte Einführung der Uhrenmacherei und Strohflechterei in Greenchen [Grenchen] florirt. Bereits lernen 60 junge Leute in den Werkstätten des St. Immerthales die Uhrenmacherei und andere 40 erhalten in der Gemeinde selbst den Unterricht von 7 Lehrmeistern. Die Strohflechterei, die ebenfalls begonnen, beschäftigt zwei Lehrerinnen mit über 60 Lehrlingen. Ein Aushülfsmittel gegen Armuth, gründlicher als das Allmosen!

St. Gallen. Unter dem Titel "Toggenburger-Wochenblatt" gedenkt Hr. Dr. Feierabend in Ebnat ein volksthümliches Blatt herauszugeben, das die materiellen Zeitfragen zu besprechen sich als nächsten Zweck setzt. "Nach unserer Ansicht — sagt das Programm — ist die Zeit der Kämpfe um politische Grundsätze in der Schweiz größtentheils abgelaufen; dagegen die Hauptaufgabe unserer Gegenwart und Zukunft: die national-ökonomischen und sg. materiellen Zeitfragen zu lösen und ihren Forderungen nachzuleben. Daher macht das T. Wochenblatt es sich zur Hauptaufgabe seines Strebens in seiner vorzugsweise vertretenen, gemeinnützigen Abtheilung alle bewährten Verbesserungen im Handel und Gewerbe, in Haus und Feld, im Familienleben, im Schul- und Gemeindewesen, mit unermüdlicher Sorgfalt und Prüfung mitzutheilen, immerfort zeitgemäße, gemeinnützige Fragen anzuregen." Hr. Feierabend gedenkt das Blatt nach und nach zu einem Centralorgan gemeinnütziger Zeitbestrebungen zu erheben. — Glück auf zum Unternehmen!

Graubünden. Der Kl. Rath hat sich an den Bundesrath mit dem Gesuche gewendet, daß die Münzeinlösung in diesem Kanton gleichzeitig mit derjenigen der Nachbarkantone St. Gallen u. Glarus geschehen möchte, weil gegenseitige Verkehrsverhältnisse solches vorzüglich wünschbar machen.

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