Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland, Volume 23, Number 188, 11 August 1899 IIIF issue linkKantonaler bernisih. Geumtleverband. [ARTICLE]

Kantonaler bernisih. Geumtleverband.

Zu den bereits mitgeteilten Notizen aus dem letztjährigen Jahresberichte dieses Verbandes kann ergänzend noch folgendes mitgeteilt werden: Mit Vergnügen konstatiert der Bericht die Vermehrung der Mitglieder von Jahr zu Jahr. Der Verein zählt nun in 13 Sektionen 1525 Mitglieder. (Oberland: Heimberg, Jnterlaken, Thun). Die Einsicht scheint sich Bahn zu brechen, daß auch die Handwerker- und Gewerbetreibenden sich vereinigen müssen, um ihre Interessen zur Geltung zu bringen und gegenüber Fachorganisationsn wirksam aufzutreten. Gleichwohl fehlt noch manche größere, gewerbreiche Ortschaft in dem Verzeichnis und der Jura glänzt mit Ausnahme von Neuenstadt ganz durch Abwesenheit. Der Vorstand wird diesem Verhältnisse sein Hauptaugenmerk zuwenden. An der kantonalen Industrie- und Gewerbeausstellung in Thun sind auch die Lehrlingsarbeiten der letztes Frühjahr durch den Verein, resp. seine Experten geprüften 168 Lehrlinge und 20 Lehrtöchter ausgestellt und zwar sämtliche Arbeitsproben und eine Auswahl von den gefertigten Probearbeiten. Allerdings zeigt diese Abteilung der Ausstellung keine Schaustücke; sie soll es auch nicht. Sie soll dem Publikum vorführen, in welcher Weise die Jungmannschaft des Handwerkers herangebildet wird; für den Fachmann aber bietet die Schaustellung des Interessanten und Anregenden genug. Belehrend soll diese Ausstellung sein, indem sie dem Lehrmeister wie dem Lehrling zeigt, wo und wie noch Bes-

seres geleistet werden kann und soll. Für den Lehrling und den Gesellen soll der Vergleich der Lehrlingsarbeiten mit den ausgestellten Meisterarbeiten zeigen, daß die Jungmannschaft noch viel lernen muß, um dereinst mit Ehren auf dem friedlichen Kampfplatze einer Gewerbeausstellung bestehen zu können. Es ist eine sehr instruktive Ausstellung und Lehrmeistern und Lehrlingen, jungen Leuten und auch ihren Eltern ist zu empfehlen, die vielleicht etwas unscheinbare Gruppe nicht unbeachtet zu lassen. Mit der Ausstellung in Thun hat sich überhaupt der Verein und dessen Vorstand (Präsident Herr Heim. Jakobi, Pianofabrikant in Biel) vielfach in freundlichster Weise beschäftigt. Er betrachte die Ausstellung zum Teil als Prüfstein für die im Jahre 1900 in Paris stattfindende Weltausstellung; doch ist der Bericht der Ansicht, daß bernische Industrie, Handwerk und Gewerbe als auch die Landwirtschaft sich an der Thuneraussteüung wohl sehen lassen dürfen. In Gruppe VIII, „Gewerbliches Bildungswesen", hat sich der Verein einen Raum von znk 60 Quadratmeter Wand- und Tischflächs reservieren lassen. An die Kosten hat die Direktion des Innern einen Beitrag von 500 Frauken angewiesen. Mit der Organisation dieser Abteilung hat die Delegiertenversammlung die Herren Hug in Burgdorf, Direktor Bloom in Bern und Äusstellungsdirekior Boos-Jegher in Thun betraut. Der nächste Jahresbericht wild die erreichten Resultate fistzustellen haben. Der Vorstand befaßte sich auch mit der ErNeuerung der Handelsverträge, des Arbeitsnachweises auf den Stationen für Nrturalverpflegung, dem Erlaß einer kantonalen Streikordnung der Konkurrenz der Strafanstalten, mit dem Gesetze über gewerbliche und kaufmännische Berufsbildung, mit den Maßnahmen gegen unlautern Wettbewerb, mir der Revision des Hausiergefetzes — in den letzten drei Fragen allerdings in Verbindung mit der bernischen Handels- und Gewerbekammer, welche am 1. Januar 1898 unter dem Präsidium von Nationalrat Hirter ihre Thätigkeii begonnen hat. Etwas reichhaltig war der Tisch gedeckt. Auch die Handwerkerschulen unterliegen naturgemäß der Aufmerksamkeit des Vereins, sie sind seine Patenkinder. Es >st erfreulich, die Berichte über die stetige Entwicklung dieser Anstalten entgegenzunehmen. Das Verlangen der Behörden, die Unterrichtsstunden am Sonntag abzuschafsen, bringe mancherorts die Kommissionen in etwelche Verlegenheit. Am Schlüsse seiner zweijährigen Amtsperiode erklärt der Mietende Vorstand, daß er sich mit Befriedigung, ohne Ueberhebung, sagen dürfe, daß seine Thätigkeit nicht ohne manchen Erfolg und freundliche Anerkennung geblieben sei.

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