Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland, Volume 20, Number 264, 6 November 1896 IIIF issue linkEine Nmnofabrik in Sern. [ARTICLE]

Eine Nmnofabrik in Sern.

(Eingesandt.)

Das „Unntiwon cko LInclustrio", eine Zeitschrift, die in Paris erscheint und welche die Erzeugnisse von Gewerbe und Industrie auf allen Gebieten bespricht, äußert sich in einem länger» Artikel auch über die Pianofabrikation und windet dabei der Firma Ä. Schmidt-Ilohk irr Amt, die an der Genfer Ausstellung mit der goldenen Medaille prämiiert wurde, einen verdienten Kranz. Da Wohl die meisten Pianos des Berner Oberlandes dieser Fabrik

entstammen, mag es manchen Leser interessieren, was das berühmte Fachblatt darüber sagt. Es schreibt: Von allen Musikinstrumenten ist das Piano heute das verbreitetste. Es verdankt diesen Erfolg dem Umstande, daß es einem einzigen Spielenden erlaubt, die Partiecn eines Orchesters auszuführen und daß es vollständige Harmonie bieten kann. Das Piano, auf welchem alle Tone der Tonleiter in verschiedenen Oktaven geboten sind und das nur des Druckes geschickter Hand wartet, um bald in harmonischen Akkorden, Arpeggien, Sprüngen und Skalen erklingen zu können, es wäre, sagte der berühmte Komponist Halevp, das vollkommenste Instrument, wenn die Orgel nicht existierte. Heute ist die Fabrikation von Pianos einer der wichtigsten und produktivsten Zweige der Industrie. Die Zahl der Fabrikanten ist eine sehr beträchtliche. Leider gibt es unter vielen derselben nicht mehr eigentliche Klavierbauer, die Teilung der Arbeit hat auch hier die Oberhand gewonnen, Pianos werden in vielen Fabriken nur mehr zusammengestellt. Hier macht man Kasten aller Größen, dort verfertigt man Hämmer, Tasten w. Hat ein Arbeiter eine Zeit lang in derartigen Ateliers gearbeitet, so etabliert er sich, kauft die verschiedenen Bestandteile, setzt sie mit mehr oder weniger Geschick zusammen und es entsteht ein Piano, aber was für ein Piano! Nicht einmal der Gedanke ist überhaupt vorhanden, ein gutes Stück zu erstellen, einzig darauf wird Bedacht genommen, ein billiges Piano zu schaffen, um womöglich für dasselbe leichten Kauf zu finden. Diese Produktionsart ist gegenwärtig in großen Städten Mode geworden und man wird gerne eingestehen, daß ein solcher Zustand der Sache der Kunst nicht förderlich sein kann. Glücklicherweise gibt es aber doch noch solche Klavierbauer, welche in ihren Ateliers dem Piano das Ebenmaß und die Gleichartigkeit zu geben wissen, die unerläßlich sind. Eine Fabrik, die nach diesem Grundsatz arbeitet und deshalb sehr zu empfehlen ist, befindet sich in Bern, es ist die Firma A. Schmidt-Flohr im Montbijou, mit Magazin am Christoffelplatz. An der Landesausstellung in Genf hat das Etablissement in Gruppe 16 vier, je nach Größe und Art verschiedene Pianos ausgestellt. Es sind dies sehr bemerkenswerte Instrumente, welche speziell die Aufmerksamkeit der Besucher, namentlich der Sachverständigen, anzogen. Eines dieser Pianos ist für die Lotterie angekauft worden. Zwei besonders prachtvolle Stücke sielen während der Ausstellung den Besuchern ins Auge, eines in Renaissancestil gehalten, hervorragend durch sonoren Ton wie auch in dekorativer Hinsicht als prachtvolles Möbel in mattem Nußbaumholz; das andere ist in englischem Stil in Palissander mit hübschen Verzierunngen gebaut. Die Firma.A. Schmidt-Flohr wurde im Jahr 1830 durch Herrn A. Flohr gegründet. Nach dessen Tode 1872 übernahm sie sein Tochtermann Herr Schmidt-Flohr; als Mitarbeiter seit einer Reihe von Jahren ist auch dessen Sohn thätig. Unter dieser intelligenten Führung hat sich die Fabrik außerordentlich entwickelt. So besitzt sie vorzügliche Maschineneinrichtungen, welche durch einen Gasmotor getrieben werden. Die Fabrik erstellt Pianos in allen Größen in fünf verschiedenen Modells; das erste Modell mit schrägen Saiten aus Nußbaum oder schwarzem Holz gemacht, die übrigen alle sind kreuzsaitig und in verschiedenen Stilarten gebaut. Die Klaviere dieser Fabrik, die schon au frühern Ausstellungen sich goldene und silberne Medaillen errungen haben, werden sowohl von Liebhabern als Künstlern des sonoren Tones, des leichten und elastischen Spieles, der feinen Jntonierung, der äußerst soliden Bauart, der eleganten Form und schließlich der sehr mäßigen Preise wegen, sehr geschätzt. Die zur Fabrikation nötigen Bestandteile sind immer 1. Qualität. Das Holz wird auf's sorgfältigste ausgewählt und was von größter Wichtigkeit ist, für viele Jahre zum voraus davon jeweilen Vorrat beschafft. Deshalb denn auch das große Zutrauen zu dieser Firma und deshalb auch die zahlreiche Kundschaft, die sich nicht nur auf die ganze Schweiz, sondern auch bis nach England, Amerika und selbst Australien erstreckt. Die Firma ist im fernern bestens eingerichtet für Reparaturen betreffs Flügel, Pianos oder Harmoniums und endlich besitzt sie eine große Auswahl aller Art von Mietklavieren. Man begreift nach dem Gesagten, welch wichtige Dienste ein solches Geschäft der Kunst in der Musik bieten kann und es ist der schöne, errungene Erfolg deshalb leicht zu erklären. Die Pianofabrik A. Schmidt-Flohr in Bern ist eine der berühmtesten und wichtigsten in der

Schweiz und die unbestreitbare Vortrefflichkeit stellt sie in den ersten Rang dieser Kunstindustrie.

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