Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland, Volume 11, Numéro 166, 16 juillet 1887 IIIF issue linkEidgenossenschaft. [SECTION]

Eidgenossenschaft.

—> G o t l h a r d b e s e st i g u n g. Die Arbeiten zur Vertheidigung des Eingangs in den Gotthardtuimel nähern sich ihrer Vollendung, während die Arbeiten an den Befestigniigswerkcii in Airolv lebhaft weiter geführt werden. Das Denkmal zur Erinnerung an die beim Gotthardtmmel-Bau verunglückten Arbeiter auf dem Kirchhofe in Airolv sei sehr bescheiden, aber schön, edel und ausdrucksvoll gehalten. — A b st i m m u n g s g l o s s e n. Von 649,500 stimmberechtigten Schwcizerbürgern haben sich rund 249,000 an der Abstimmung bcthciligt. Bleibt diese Zahl auch hinter den 405,618 Stimmen, welche kürzlich über das Alkoholgesetz ihren Willen geäußert haben, zurück, so erscheint uns dieselbe in Anbetracht der Jahreszeit immer noch als ganz Präsentabel. — Es haben an der Abstimmung thcilgenommen: In Schaffhansen 82 Prozent der Stimmberechtigten, im Aargau 75, Außerrhoden 68, St. Gallen 67, Thurgau 63, Zürich 55, Uri 49, Granbünden (unvollständig) 48, Baselland 41, GlarnS 40,

Solothurn (unvollst.) 35, Jnnerrhoden 35, Bern 32, Freiburg 29, Neuenburg 26, Baselstadt 24, Obwalden 22, Nidwalden 21, Waadt 20, Genf 16, Tessin (unvollst.) 15, Wallis (unvollst.) 15, Luzern 14, Zug 11, Schwyz 8. — Die schweizerische Mobiliarversicherungs-Ge-sellschaft fordert für das am 30. Juni abgelaufene 61. Versicherungsjahr keinerlei Nachschüsse. Es habe sich iin Gegentheil ein Ucberschuß von 500,000 Fr. zu Gunsten der Mitglieder ergeben. — Die literarische Sektion des Nationalinstituts iu Genf setzt einen Preis von 1000 Fr. aus für den besten von einem Schweizer in französischer Sprache verfaßten, noch nicht herausgegebenen Roman. Ungefähr 30o Seilen. Eingabefrist bis 1. Mai 1889. — Aus Lu in? meldet man, die dortige Schweizerkolonie habe dem Zuger Hülfskomite 640 Fr. geschickt. Ehre diesem Opfersinn l — In der „N. Z.Z." wird von einem Juristen die Frage erörtert, ob die Liegenschaftsbesitzer in Zug, welche ihre Häuser mit Umgebung durch die jüngste Katastrophe verloren haben und noch Hypothekarlastcn auf den Häusern abzutragen schuldig wären, wirklich diese Schulden zu dem erlittenen Verlust heimzahlen müssen. Der Jurist kommt an der Hand der zugerischcn Gesetzgebung und des eivg. Obligationenrechtes zu dem Schluß, daß wenn das Pfandrecht durcki Untergang des verpfändeten Gegenstandes erloschen ist — z. B. durch Versinken im See — ein Forderungsrecht für das Kapital nicht übrig bleibt. Der ganze Kapitalverlust trifft allein den Pfandgläubigcr; der Eigenthümer des Unterpfandes schuldet ihm nichts, als die verfallenen Zinsen. Bern. (Stadt.) An der Beerdiguugsfcierlichkeit des Herrn Nationalrath Dr. R. Niggeler nahmen an 300 Personen Theil. Die Studentenverbindungen .Helvetia und Concordia mit ihren umflorten Fahnen erwiesen dem Verstorbenen die letzte Ehre. Die Bundesbehörden, Vertreter des Bundesgerichts, des Nationalraths und der bernischcn Regierung und sonstiger Behörden folgten den Studentenverbindungen und diesen schloß sich die große Zahl Freunde und Gesinnungsgenossen an, welch' letztere vom Zentralvorstand der Vereinigten Freisinnigen eingeladen wurden. — Am Grabe angclangt, sang .die Liedertafel das schöne Lied: „lieber den Sternen wohnt Gottes Friede". Es trat Herr Obergerichtspräsident Leuenberger ans Grab und dieser würdige Mann zeichnete von dem zu früh Heimgegangenen in schönen Zügen ein getreues, kurzes Lebensbild, die großen Verdienste um Kanton und Vaterland, die geistige Größe, das logische Denken und die große Phantasie des Dichters. Die Hochschule hat das geniale Denken des jungen Mannes früh erkannt und ihn mit der höchsten Auszeichnung der Haller-Medaille geehrt. Die Universität Zürich hat Niggeler die Doktorwürde zuerkannt. Herr Bnndesrichter Morel als Vertreter des Bundesgerichts sprach über die großen Verdienste, welche der Verstorbene in dieser Behörde sich erworben; aber auch als treuer Freund

und Kollege erhielt Niggeler Blumen gestreut zum unvergeßlichen Andenken. — Teppichknüpferei. Letzten Sommer ist im äußeren Standesrathhaussaale in Bern eine Kollektion von geknüpften Teppichen aus St. Gallen ausgestellt worden zu dem Zwecke, dieser neuen Industrie womöglich in unserer Stadt Eingang und damit armen Leuten Arbeit und Verdienst zu verschaffen. Es wurden damals und seitdem 54 Teppiche bestellt und sind bis jetzt 46 geknüpft worden für einen Gcsammtbetrag von Fr. 401.75. — Regierungsrathsverhandlungen. Die von der Kirchengemeiude Kallnach einstimmig getroffene Wahl des Hrn. Pfarrer I. I. Müder in Courtelary zu ihrem Pfarrer wird bestätigt. Hr. Prof. Dr. Gasser, welcher einem ehrenvollen Rufe an die preußische Universität Marburg folgt, erhält die gewünschte Entlassung von seiner Professur der Anatomie unter bester Verdankung der ausgezeichneten Dienste, die er, wenn auch nur während wenig Jahren, der Berner Hochschule geleistet ; der Regierungsrath verbindet damit den Ausdruck lebhaften Bedauerns über den Verlust, den die medizinische Fakultät durch Hrn. Gasser's Weggang erleidet. Die Wahl des Hrn. Prof. Dr. Trüchsel zum Rektor der Hochschule wird bestätigt. Der Maschinenstrickschule in Bern wird für dieses Jahr ein Beitrag von 500 Fr. bewilligt, ebenso der Zeichnungsschule in Biel ein solcher von 1000 Fr. Die durch die Wahl des Hrn. Pfr. Georg Langhaus zum Prediger und Seelsorger am Jnsclspital erledigte Pfarrei Grafcnried wird auszuschreiben beschlossen. — Staatsrechnung des Kantons Bern pro 1886. Nach derselben hat das reine Staatsvermögen des Kantons im Jahre 1886 folgende Veränderungen erlitten: Vermehrungen: Einnahmen der Laufenden Verwaltung Franken 2 >,756,230. 78. Anleihen-Rückzahlung durch die Laufende Verwaltung Fr. 5,200,000, Mehrerlös von Waldungen und Domänen Fr. 39,217, Vermehrung des Mobilieninventars Fr. 43,7o6. 48. Summa der Vermehrungen Fr. 22,359,154. 26. — Verminderungen: Ausgaben der Laufenden Verwaltung Fr. 21,709,869. 06, Mindercrlös von Domänen 2,532. 86, Verminderung des Mobilicninventars 34,305. 76. Summe der Verminderungen Fr. 21,755,707. 68. Der Unterschied zwischen den Vermehrungen und Verminderungen oder die reine Vermögensvermehrung beträgt somit pro 1886 Fr. 6o3,446. 58. — Die Nein-Einnahmen der Laufenden Verwaltung betrugen 11,300,437. 89, die Rein-Ausgaben Fr. 11,254,076. 17, so daß die Rechnung mit einem Einnahmenüberschuß von Fr. 46,361. 72 abschließt. Das Staatsvermögen erzeigt Aktiven im Betrage von Fr. '.93,139,18t. 51 und Passiven im Betrage von Fr. 145,351,933. 77 somit ein reines Vermögen von Fr. 47,787,247. 74 auf. — Langnau. (Korresp.) In Langnau hat man auch diesen Sommer einen Wiederholungs-

kurs eingerichtet für die Rekruten, welche nächsten Herbst die Prüfung zu bestehen haben. An zwei Orten, in Langnau und in Bärau, wird jeden Sonntag von 8 bis 10 Uhr Morgens Schule gehalten. Der Gemeinderath hat einen Kredit erkannt, um die Lehrer in bescheidener Weise zu honoriren. Wir möchten dies auch anderwärts empfehlen. Man hat hin und wieder den Lehrern zugemnthet, diese Schulen aus freien Stücken und ohne Entschädigung abzuhalten. Mancherorts haben sie dies aus Liebe zu der Sache auch gethan; aber die betreffenden Schulen hatten meist nur eine vorübergehende Existenz, denn die vielen Schwierigkeiten, mit denen der Unterricht in diesen Schulen zu kämpfen hat, sind so groß, daß ohne eine kleine, auch materielle Anerkennung die wärmste Begeisterung bald erkaltet. Man muß eben vom Lehrer nicht erwarten, daß er viel mehr Patriotismus zeige, als andere Leute. Wer, von wissenschaftlichen Berufsarten, würde sich auf die Dauer für eine so schwierige Arbeit hergeben? Für genannte Schulen ist es aber gerade sehr wesentlich, daß sie regelmäßig, Jahr für Jahr, abgehalten werden. Nur so fügen sie sich allmälig in jene Einrichtungen ein, die allseitig als Bedürfniß, als etwas Selbstverständliches empfunden werden.; — In Herzogenbuchsee erscheint unter der Redaktion von Hans Nydegger eine neue „Schweizerische Dorfzeitnng" wöchentlich 1 Mal. — Oberland. (Einges.) E i d g. Schützenf e st. Ain 23. Juli verreist das Berner Organisationskomite vom letzten eidgenössischen Schützenfeste mit der eidgen. Fahne nach Genf, um das Symbol dort feierlich zu übergeben. Als Begleitungsmusik ist, wie wir mit Vergnügen vernehmen, die Berner Stadtmusik engagirt. Es beweist uns dies, daß ein früherer Span damit beglichen ist und die seinerzeit entstandene Dissonanz sich aufgelöst hat. Die Berner Stadtmusik, die sowohl in militärischer als in musikalischer Beziehung ausgezeichnet geleitet ist, wird die ehrenvolle Mission, davon sind wir überzeugt, zur besten Zufriedenheit ausführen. — Wir wir vernehmen, hat auch dieses Jahr die französische Kolonie in Bern das Nationalfest in gewohnter Weise gefeiert. Während man in Frankreich den Deutschenhaß predigt, Nochefort und DcroulLde das Höchste in diesem Kapitel leisten und Gesetze gegen die „Fremden" in der Kammer projektirt werden, versöhnt der neutrale Boden der Schweiz. Was in Paris verpönt ist, das ist in Bern möglich: deutsche Musiken sino eingeladen worden, die Feier des Tages in entsprechender Weise zu erhöhen, gewiß ein Zeichen, daß nicht alle Franzosen von Rassehaß erfüllt sind. Auch in Jnterlaken wurde im Hotel „Adler" von Franzosen, meist Angestellten, der 14. Juli gefeiert. Reden, Toaste, Gesänge, weckten lebhafte Begeisterung und hohe patriotische Stimmung. — Lenk. (Z-Korresp. v. 13.Juli.) Heute Nachmittags 2 Uhr schlug der Blitz in die um Fr. 300 bcandversicherte Scheune der Frau Wittwe Magdalena Bectschen geb. Siegfried auf Aegerten, Ge-

meinde Lenk, und äscherte dieselbe ein. Auf dem Brandplatz war die Spritze von Lenk. Es blieb eine Ziege und ein Quantum an demselben Tage unter Dach gebrachtes Heu in den Flammen. Zürich. Der jüngst in Mülhausen verstorbene Reichstagsabgcordnete Jean Dollfuß hat dem Krankenasyl in Wädensweil 3000, dem PestalozziVerein 500 und dem Pfarramt in Wädensweil zu allmähliger Vertheilung an Kranke und gebrechliche Hausarme 500 Fr. vermacht. — Letzten Montag starb nach längerem Leiden, 70 Jahr alt, der auch in Thun bekannte ehemalige Theaterdirektor Karl Heuberger. Solothurn. Ter vollzählig versammelte Verfassungsrath wurde von Willi von Lostorf als Alterspräsident eröffnet. Es sind Einsprachen erhoben gegen die Wahlen der HH. Fürsprech Misteli, Lehrer Probst, Gösgen, und vr. Kulli. Eine Beschwerde ist auch aus Thierstein eingelangt. Die Wahl Misteli's wurde mit großer Mehrheit genehmigt. Ebenso nach langer Debatte die Wahl Probst's. Die Beschwerde aus Thicrstcin wurde abgcwiescn. Die Frage, ob vr. Kulli wählbar sei, wird an eine Kommission gewiesen. Ilm halb 2 Uhr wurde ,die Sitzung nach sehr breitspurigen Verhandlungen aufgehoben. Aargau. Der Große Rath hat mit 80 gegen 50 Stimmen den Juden das Schächten verboten. Herr Dr. Bruggisser erklärte, daß die Sanitätskommission das Schächten nicht als Thierquälcrei ansehe. Eine Motion des Herrn Jäger betreffend Erlaß eines Gesetzes über die Verantwortlichkeit der Beamten wurde erheblich erklärt. Waadt. In Lausanne besprachen eine Anzahl Finanzmäuncr die Frage des Simplondurchstiches. Der Vorsitzende, Herr Henlsch (Präsident der neuen schweizerischen Eisenbahubank), schlug die Bildung eines Konsortiums vor, welches die Geldmittel zu beschaffen hätte. Seine Auseinandersetzungen wurden beifällig ausgenommen, eine definitive Schlußnahme aber unterblieb. Vertreten waren etwa 20 Bankfirmen. Im Wallis hat in der Gemeinde Fürgangen, Oberwallis, am rechten Rhoneufer, eine Feuersbrunst 90 Häuser eingeüschert. Näheres fehlt.

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