Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland, Band 10, Nummer 64, 17. März 1886 IIIF issue linkAdci'NwtsmschasL. [SECTION]

Adci'NwtsmschasL.

— E i d g en ö s s i s ch e V e r w a l t u n g. Der Einnahmenüberschuß der eidgenössischen Verwaltung im Jahre 1885 soll nach einer vorläufigen Berechnung volle 2,4'>0,000 Franken betragen. — Man gedenkt, eine Million auf-Mehrrückzahlung an der 35 Millionen-Anleihe zu verwenden, eine weitere Million in den Jnvalidenfond fließen zu lassen uud daneben die Frauenfelder-Kaserne ganz auf Rechnung des Jahres 1885 zu bezahlen. — Im Jahr 1884 wurden für 2,084,296 Franken Kartoffeln und für ca. 4'/, Mill. Fr. Eier (45 Mill. Stück) mehr in die Schweiz ein- als ausgeführt. — Der aus weit über hundert Bewerbern zur Würde eines Bundesweibcls erhobene Bahnhofportier H. Hofstätter in Bern sei der Sohn des einstigen Solothurner Arztes und Volksdichters Jakob Hofstätter. Diese und andere Angaben über den neuen Würdenträger bringen verschiedene Blätter. Wir kennen den Mann nicht und gönnen ihm das Amt von Herzen. Ein Blatt jedoch schreibt: „Der neue Weibel besitzt vornehme Verwandte, die Herren Oberlichter Lerch in Bern und vr. S. Kaiser in Solothurn sind seine Oheime. — Das ist wirklich sehr gemüthlich und beinahe mehr und könnte dem beschränkten Ilnterthanenvcrstande dabei eine ganze Gasfabrik anfgehen. Bern. Reg ierungsrathsverh and langen. Herr Dr. Ed. Petri, Privatdozent in Bern, wird zum außerordentlichen Professor der Geographie und Anthropologie an der Hochschule ernannt. Es wird die Bestätigung ertheilt: 1) den Legaten des Herrn Jenzer-Knbli, gew. Almosner der Schuhmacherzunft in Bern, von Fr. 1500 für die Mädchenanstalt im Steinhölzli und von Fr. 1000 für die Mädchentanbstnnnnenanstalt zu Wabern; 2) der Schenkung von Fr. 500 des Hrn. Hartmann, Gutsbesitzers in der Schoßhalde bei Bern, für die Mädchenanstalt im Steinhölzli; 3) der Schenkung von Fr. 1000 des Hrn. Nnd. Hoffmann, Löwenwirths in Worb, an die dortige Gemeinde für eine daselbst zu errichtende Krankenanstalt; 4) der Schenkung von Fr. 5000 der Familie des .Herrn Großrath Rüfenacht - Moser in Bern für den Zieglerspital daselbst. — Hagelversicherung. Die von der bernischen Direktion des Innern berufene Kommission bctr. Unterstützung der schweizerischen Hagelversicherung stellt an die Regierung folgende Anträge: l) Es sei zu untersuchen, ob durch Mitwirkung der kantonalen nnd Gemeindebehörden die Verwaltung der schweizer. Hagelversichernngsgcsellschaft zu vereinfachen und der Beitritt zu erleichtern wäre. 2) Es sei vom Kanton jährlich eine gewisse

Summe zur Bildung eines kantonalen Fonds zw geben, ans welchem in schweren Hageljahren den Versicherten ein Beitrag für allzuhohe Nachschubprämien verabreicht werden könnte. 3) Je nach der Betheiligung der Kantone sei eine Reorganisation der schweizer. .Hagelversicherungsgesellschaft in dein Sinne vorzunehme», daß den betreffenden Kantonen eine Vertretung in der Verwaltung eingeräumt werde. 4) Der Bund habe denjenigen Kantonen, welche Beiträge an die Versicherten leisten, die Hälfte derselben aus dem Kredit für Unterstützung der Landwirthschaft zurück zu erstatten und demgemäß den Kredit zu erhöhen. 5) Sei zur Prüfung des Punktes 4 eine internationale Konferenz einzuberufen. — Der Negierungsrath hat die übliche Verordnung über die Berichtigung der Grund- und Kapitalsteuer- und Schuldenabzugs-Register und den Steuerbezug im alten Kantonstheil für das Jahr 1886 erlassen. Die Berichtigungen bestehen in der Eintragung der seit 1. Juli 1885 bis und mit dem 30. Juni 1886 stattgehabten Vermögensveränderungen und betreffen: a. die Hand- und Werthveränderungen des Grundeigenthums; d. die Veränderungen im Bestände der Kapitalforderungcn nnd der Schuldkapitalien ; o. allfällige früher nicht zur Versteuerung angegebene Kapitalien; cl. allfällige früher zum Abzug unberechtigt angegebene Schulden. Die Thätigkcit der Gemeindckommissionen soll bis znm 30. Juni beendigt sein. Vom 30. Juni bis und mit dem 21. Juli 1886 sollen sowohl die Grund- als die KapitalsteucrRegister zu Jedermanns Einsicht öffentlich aufgelegt werden. Nach Verflnß der Anflagezeit finden keinerlei Angaben oder Reklamationen mehr Berücksichtigung, sei es in Bezug auf Grund- oder Kapitalsteuer, sondern die Widerhandelnden werden nach den Bestimmungen der 39 und 48 des Vermögensstenergesetzes mit Buße belegt. Die erfolgten Einsprachen sind sofort nach Mitgabe der einschlagenden Gesetzesbestimmungen zu erledigen, und zwar bis zum 1. September. Nachdem sämmtliche Einsprachen erledigt sind, erfolgt unverzüglich die Ausmittlung der Steuersummen durch die betreffenden Gemeindebeamten, wofür eine Frist bis den 25. September fcstwsetzt wird. Die Steuer für das Jahr 1886 wird nach Gesetz mit 2 vom Tausend des Vermögens berechnet nnd bezogen. Der Stenerbezug beginnt sofort nach Ausstellung der Steneranerkcnnung nnd soll bis und mit dem 15. Dezember beendigt sein. ! — Bern Stadt. Eine von über 100 Mann besuchte Versammlung des „Allgemeinen Arbeitervereins" hat beschlossen, bei den bevorstehenden Großrathswahlen selbstständig vorzugehen und ein eigenes Wahlprogranun anfzustelleu. — In Bern starb nach jahrelangem Gehirnleiden, das wahrscheinlich die Folge geistigerUeberanstrengung war, Rudolf Salzmann. Vom einfachen Schreinergescllen hatte sich der reichbegabte Nimm durch hohen

Meid beim Selbststudium zum Journalisten aufgeschwungen. — Herr Schulinspektor Weingart in Bern hat wieder eine Lehrerstelle an der Mädchenschule der Einwohnergemeinde Bern, Sekundarschule, Seminar und Handelsklassen, übernommen für Nealfächer und Methodik und wird vom Jnspektorate, das ihm seinerzeit fast aufgedrungen worden ist, zurücktreten. Die „Zürcher Post" sagt: „Die Schulkommissionen und Lehrer, mit denen er zu verkehren hatte, bedauern es, denn Herr Weingart hat sich durch seine Tüchtigkeit und Unparteilichkeit das allgenieine Zutrauen und überall Anhänglichkeit zu erwerben gewußt, auch bei Denjenigen, die ihn anfänglich wegen seiner ausgesprochen radikalen Ansichten nicht allzugern gesehen haben". Wir können beifügen, daß die dem Zurücktretenden von Seite der Volksparteiblütter wiederholt gemachten Vorwürfe und Anschuldigungen, als hätte Hr. Weingart die Pflichten seines Amtes nicht erfüllt, sich stets als Unwahrheit herausgestellt haben. Meist rührten sie von Lehrern her, denen der scharfblickende Inspektor gezwungen war, Bemerkungen über inangelnde Pflichterfüllung zu machen. Eines haben wir stets bedauert, daß nämlich Hr. Weingart stets als nicht der Mühe Werth erachtete, auf dergleichen Angriffe die deutliche Antwort zu geben. — Für den historischen Umzug in Biel vom Hirsmontag ist ein Album erschienen, gezeichnet von Hrn. Graveur Stauffer in Biel, gedruckt von Hrn. Lips in Bern, das beiden Künstlern zur Ehre gereicht. — In Münchenbuchsee wird vom 17. bis 19. März ein Viehzuchtknrs abgehalten. Es können Landwirthe und speziell Melker an demselben Theil nehmen. Hürick. An der Fastnacht wurde in Wald die Alkoholfrage in fünf Gruppen anfgcsührt: 1) Gesetzescntwurf, 2) Lieferanteiikonfercnz, 8) Schnapswirthschaft, 4) Bernische Brennerei, 5) Mäßigkeitsvercin! Luzern hat für die nächste Saison eine Musikkapelle ans Genua engagirt. Jn's Theater des Kurhauses wird eine französische Opperettentruppe einziehen. — Hier wird etwas gethan, damit die Fremden nicht nur durchreisen. Solothurn. Kurzer P r o z eß. AmAschermittwoch fanden sich in Breitenbach zwei schwäbische Juden ein, um eine ganze Laning Kleiderstoffe zu verhausiren. Ein Stück Zeug, für das sie anfänglich Fr. 2. 70 forderten, wollten sie zuletzt für 1 Fr. 20 Cts. losschlagcn Darüber waren laut „Birsboten" die anwesenden Käufer so empört, daß sic die beiden Händler mit Sack und Pack unter allgemeinem Gaudium zum Dorfe hinausjagtcn. Basel, (n Korr, vom 15. März>. Die Basler haben nicht umsonst den Ruf, bei jeder Gelegenheit über recht arges Festwetter zu verfügen. Ging schon bis dahin ein eisiger Ostwind, so brachte er uns heute Morgen zum sog. „Morgenstreich" Schnee und Eis. Punkt 4 Uhr Morgens beginnt zur Eröffnung der 0 Fastnachttage das Trommeln und Pfeifen, große Laternen mit humoristffchen Bildern und Inschriften werden Gaß auf und ab getragen, bis zum Hellen Morgen. Während den Montagund Mittwoch-Nachmittagen werden sodann die Umzüge veranstaltet. Dieselben bilden kein geordnetes Ganzes; jede Gesellschaft führt ihre Wagen, hat ihre, was namentlich bei einer Preisvertheilung schwer in's Gewicht fällt, Trommler und Preisen und vertheilt ihre Schnitzelbänke. Dies Jahr zeichnete sich besonders das Quodlibet durch die Vorstellung der Karolincnfrage aus, sodann andere Gesellschaften durch die Altoholmiserc, die Gotthardbefestigung und verschiedene lokale Fragen. Nachmittags war das Wetter günstiger, der Besuch von auswärts jedoch ein Heiliger großer. Abends überall Bälle und Mittwochs Wiederholung. — Die dortigen Griitli- und Arbeitervereine wünschten, der Große Rath möchte den Ostermontag, den Pfingstmontag und den Nachmittag des 26. August, St. Jakohsfest, als bürgerliche Festtage erklären. Der Große Rath wies das Gesuch ab. Npu Hollen die Vereine diese Angelegenheit auf dem Wege der Initiative vor das Volk bringen und sammeln dafür Unterschriften. Äayyap. Justizdirektor Pr. Käppeli hat einen Gesetzesentwurf ausgearbeitet betreffend Wiederherstellung pnd Rehabilitation der Pergeldstagten. Die Bestimmung der Verfassung, daß Vergeldstagte, welche ohne eigene Schuld in Geldstag gefallen sind, nur bis auf höchstens sechs Jahre in

ihren staatsbürgerlichen Rechten eingestellt werden dürfen, soll auch Anwendung finden auf Geldstager, welche vor Inkrafttreten der neuen Verfassung vergeldstagt worden sind. Wer während seiner Minderjährigkeit vergeldstagt wird, verliert durch den Geldstag seine staatsbürgerlichen Rechte nicht. Genf. Eine stark besuchte Versammlung der kantonalen Schützengesellschaften beschloß einstimmig, die Uebernahme des eidg. Freischießeus pro 1887.

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