Seeländer Bote, Volume 46, Number 95, 8 August 1895 IIIF issue linkEidgenossenschaft. [ARTICLE]

Eidgenossenschaft.

+ Nationalrat Leone de Stoppani, Bei Ponte Trefa ertrank leßten Montag bei einer Xahnfahrt auf dem Luganerfee infolge Umfkippens des Fahrzeuges Herr National: rat de Stoppani. Derfelbe hatte kurz nach 12 Uhr mittags in Sejellfchaft feines Sohnes Eduard und feines Enkel8 eine Bootfahrt auf dem See unternommen. Plößlich erhob fich ein Heftiger Wind; ein Windjtoß warf das Boot um. Mationalrat de Stoppani Jank. Sein Sohn Eduard und deffen Sohn Ffonnten gerettet werden. Bis jeßt fonnte man weder das Boot noch die Leiche auffinden. Mit dem Tode des Herrn Stop: pani verliert die liberale Partei des Zefjfins einen ihrer angefehenjten Zührer. de Stoppani war geboren 1825 und jtand mithin im 70, Altersjahr. FJın Jahr 1848 und 1849 zog der 23jährige Jüngling, wie damals fo viele Schweizer, namentlich aber auch TefJiner, der jungen italienifchen Freiheit gegen die Öfterreichifche Herrjchaft als Freifjchärler zu Hilfe, Später praktizierte er als Advokat in Lugano und vertrat feit einer Reihe von SKahren als Mationalrat die Freijfinnigen des Sotto Cenere in der BundesSverjammlung. Er war derjenige Teffiner, der in den KHäten wohl am meijten Freunde und Bekannte hatte und deshalb feinem Kanton gute Dienfte leijftete. Der Tod fchHwingt diefen Sommer im Bundesrathaus emfig feine Senje — de Wera, Schent, Herzog, de Stoppani. Neuern MachHrichten zufolge ijt die Leiche von Mationalrat Stoppani nunmehr aufge: funden worden. Die Beerdigung findet Donnerstag, nachmittags 3 Uhr, jtatt. Die ge: jamte Prefjfe Tejjfins aller Parteien meldet den Heimgang Stoppanis mit tiefem Bedauern. Sein Schicfal macht im ganzen Kanton einen ‚tiefen Eindruck. Man fieht voraus, daß das LeichenbegängniS ein impojantes fein wird. > Bund, Boltsjdhule und der Kouraditag, Gleich als ob unfer Hffentliches Leben ein jtilftehendes Gewäfjjer, [o eine Urt fumpfiger Teich wäre, erinnert die Lonfervative reife, wenn man davon fpricht, Überlajteten Gemeinden für Errichtung von Schulräumlichfeiten, Zurnplägen, Lehrmitteln 20. 2C., vom Bunde aus nötigenfalls zu Hilfe zu kommen, an den Konraditag des Jahres 1882, als der Schulfekretür vom Bolfe mit 318,000

Nein und 172,000 Ja vertvorfen wurde. Nun ift unfer Öffentliches Leben im fteten Hluß und kein Sumpf und was vor 13 Jahren gegangen, ijt fein unabänderlicher Macht» {pruch für alle Zeiten. Im Gegenteil, wenn man an die verdrehte und ent|tellende Ugitation gegen die Vorlage von 1882 denkt, ivundert e8 einen nur, daß die fortjcHrittliche Schweiz den Kampf nicht jHon früher aufs genommen hat. In Anfang der 30er Fahre ijt auch eine Bundesrevifion verworfen und int Jahr 1847 und 48 wieder an die Hand genommen und durdhgebracht worden. Warum follte dies nad 13 und 14 Jahren nicht auch bei der oberwähnten Schulvorlage der Dal fein Fönnen. — Aljo ijt mit den Lorbeeren vom Konraditag 1882 nicht mehr viel einzuheinıjen. Freilich darf man dabei dann die Staatsrechnung auch nicht ganz außer acht laffen und wird man in den eidgenöffi{hen Finanzen zuerft die Bilanz fuchen müffen und finden fönnen. Sollten auch unfere Zolleinnahmen etwas zurücgehen, jo wird andererjeits das Militärbudget troß einer neuen Militärorganifation auch mit ich reden laffen müffen und wüßte man am Ende nicht, warum der Bund nur für Polytechnikun, höhere SGewerbejhulen , Faufmännijhes Bildungs: wejen, KXunft, Landesmufeum, Gefandt{chaft3wejen u. ]. w. Millionen ausgeben und die Schule des arnıen Kindes, die e8 doch am nötigjten Hätte, ganz leer au8gehen folte. Krankfenkaffenwefjen. Im Kanton Waadt Gefteht feit 49 Jahren eine freiwillige kantonale Krankenkafje mit 7600 Mitgliedern, welche fi in 39 Sektionen teilen. Diefe Hatten legten Sonntag ihre FJahresverfamm: lung in Valorbes und auch hier kam, wie bei Jo mancher andern derartigen Kaffe, das bedenklihe Ergebnis zum VBorfchein, daß fie Sahresdefizite Hat und zwar für das Jahr 1894 nicht weniger als 21,000 Fr., aljo per Mitglied fajt 3 Fr., und fo ihr Vermögen verzehrt. — Ein Syftem, das nun nach einen halben Jahrhundert nicht einmal fein finanzielles Gleichgewicht findet, wierwohl es den großen VBorteil Hat, daß e8 feine Kandidaten Janitarifch auslefen ann, Fann nun nicht wohl als Vorbild für die im Werk befindliche allgemeine Kranken und Unfallverficherung dies nen und doch wird namentlich in der Wejt{cOweiz und wurde auch an der angeführten Sahresverfammlung am Grundjag folcher

freiwilligen KXrankenkaffen feftgehalten und derfelbe Hoch gepriefen. — Ein Verein, der den Franken des Arbeiters in Verwahrung nimmt, muß aber dann auch gegenüber dem Staate, der feine Bürger zu fOHüßen Hat, die Gewähr bieten, daß diefer Arbeiter in feinem Alter nicht vor einer vergeltstagten Kaffe fteht, fondern vor einer, die von Anfang an mit rechnungsmüßig richtigen Statuten gewirkt und ihre Berwaltung und ihren allfälligen Kefervefonds vor VBerluften ficher geftellt Hat und jo Jahr für Jahr Leijtungsfähig bleibt. Folglich muß der Staat Statuten, Berwaltung und Kaffe Kontrollieren ; was bleibt da noch freiwillige® übrig? Diefe verfuchte Selbjthilfje freiwilliger Bereine ijt ja jc9ön und gut, aber nur unter der Be: dingung, daß die Statuten und die Berwaltung unter jachverftändiger Aufficht gemacht und geleitet und nicht von der Willkür einer mit der Statiftit nicht vertrauten und bes liebige Befchlüffe fajjenden Hauptverfammlung abhängig gemacht werden. Eidgen. Schüßenfejt in Winterthur. Irog der unglinftigen Witterung war am Montag im Schießftand alles bejegt. Anı Bankett nahmen 2500 Perfonen teil, Dr. Benz von Winterthur toaftierte auf das Vaterland. Heerdt , Präüfident des deutjden Schüßen: bundes, in Mainz, verdankte den Empfang der deutfchen Schüßen. Die Schüßen wollen den Frieden. Derjelbe und die Liebe zum VBaterlande bilden das Band, welches die Schüßen der ganzen Welt umfaßt. Feder an jeiner Stelle joll für die Erhaltung des Hrieden® zivijchen allen Völkern wirken. (Beifall). Er brachte fein Hoch den [Hweizerijdhden Schligenbrüdern und dem gefamten Schweizervolfe. — Im Laufe des NMachmittag8 zerfprang in den Händen von OYberftFieutenant Martin d'Orfengo aus Turin ein Ordonnanzgewehr, deffen Lauf durch einen Segenjtand verftopft war. VBerlegt wurde niemand, doch wurden die Bruchjtüce nach allen Seiten gefchleudert. Der Schüße [Hoß jofort mit einer andern Waffe weiter. — Ein gewijfer Nögli von HGHüöngg, der fih Jhon in Hrauenfeld Unregelmäßigkeiten zu [Hulden fommen ließ und hier wiederum durch ZFälJungen in feinem Schießbüchlein einen Lorbeerfranz errungen Hatte, wurde entdeckt, Er ging heim und erhängte fih. — Bis Montag abend find 58,000 Fejtkarten, 1,500,000

Kehrmarken und 40,000 Stichdoppel gelöft worden. Auf dent Fejtplaße wurden bisher 34 Perfonen verhaftet. An Dienstag war das Wetter [hön, aber tärmijch. Die Schüßgenjtände im Schießjtand waren fchiwvach befegt. An Mittagsbankett waren 2000 Teilnehmer. Pfarrer Kyhiner toaftierte auf das VBaterland. Camathias (Chur) hielt einen Toajt in romanijder Sprache auf das wohlgelungene Tejft und die Feftjtadt. Um 3 Uhr kamen die Amerikaner. Simplonbahn. Der italienijchen Regierung wurde ‚vom fcHiweizerijdhen Bundesrate der Vertragsentwurf über den Bau und Betrieb der Simplonbahn zugeftellt. Die Schweiz wünfcht, daß dafür eine Konferenz zwifchen beiden Staaten im Monat September einberufen werde. Hagelverfidherung. Bei der [Hweizerijdhen Hagelverficherungsgefellchaft gingen bis jeßt 33,206 Anträge für eine Berfidherungsfumme von 28,982,470 Fr. und eine Prämien]umme von 577,788 Fr. ein; angemeldet ivuurden 2099 Schäden mit einem Schadensbetrag von 575,570 Fr. Die ZolNeinnahmen betrugen: im Monat SZuli 1895 Fr. 3,440,855, im Monat Juli 1894 Dr. 3,311,424. 51; Mehreinnahmen 1895 Hr. 129,430. 49. Bom 1. Januar bis Ende Suli: im Jahre 1895 Fr. 23,862,746. 88, im Jahre 1894 Fr. 22,641,954. 40; Mehreinnahmen 1895 Fr. 1,220,792, 48. Verftaatlidhung der Eijenbahuen. LcktenHreitag trat im Kathausfaale in Rapperswil die Eijenbahnexperten-Xommiffion zufammen, welcher Bundespräfident Zemp, als Chef des CEifjenbahndepartement3 , und Abteilungschef Heß beitvohnten. Die Berhandlungen leitete Curti. Man beriet 10 Spezialvorlagen der juriftijden und technijdhen Sektion. In den meilten Punkten Herrfchte Nebereinftimmung. Das EijenbahHndepartement wird bis zu einer nächjten Zujammenkfunft noch die Unterfuchung einiger weiterer Punkte vornehmen. Witterung. Der leßten Sonntag einge tretene plößliche Temperaturwechfel hat im Oaarhirge eine empfindliche Kälte gebracht. i8$ zur Höhenlage von 1700 Meter hinunter fiel überall reichlider Schnee. Am Montag wurden fogar in dem 1444 Meter über Meer gelegenen Andermatt die mit Heuen befchäftigten Bauern von Teichtem

Schneefall überrafcht, ein Ereignis, das jeden: fall nicht Häufig eintritt,

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