Seeländer Bote, Band 40, Nummer 108, 7. September 1889 IIIF issue linkEidgenossenschaft. [ARTICLE]

Eidgenossenschaft.

— Gewitterjdhaden. Das Gewitter in der Nadgt vom Dienftag auf Mittwoch Hat anderwärts bedeutenden Schaden verurfjacht. Unter Heftigem Blig und Donner hat es fig während 2 bis 3 Stunden über der Yundesfiadt entladen und mandem biedern Bürger mag e8 etwas unheimlich zu Muthe gewejen fein. Der Blig zündete in der nähern und weitern Ume gebung mehrmals, mehrere Brände wurden bemerkt. In Bümplig |Hlug er in das Haus des KNüfehändlers Zürgder, weldes mit al' jets nem reiden: Inhalte an Erntefegen zerfiört wurde, Cbhenfjo jo in Uttigen ein Haus vom Blig angezündet worden fein, Au in der Gegend von Oberdießbadh, Staolden, Niederhünigen, Signau und Zrubs {Haden Hat das Gewitter ziemliden Schaden gebracht. In den drei erfteren OrtjHaften Hat e8 ftarf gehagelt und die Pflanzen, wie Bohnen, Kohl u. dgl. ganz zerfhlagen, das Obft von den‘ Bäumen gejdHlagen und jogar todie Vögel fand man unter den Bäumen. In Signau {Owolen mehrere Bäche ftark an, traten über und ridteten Berheerungen an, namentlich habe der GaftwirthH zum „Thurm" Schaden gelitten,

da ihm das MWafjer in die Zimmer und in den Keller drang... In der Gemeinde Trube IHachen wurde das Wirthahaus im Blagbad vom Blig entzündet und brannte nieder. Dabei vberbrannten adt Ziegen und zwölf Schafe, fämmtlides Feldwerkzeug, ein großer Heuftod, Mobiliar, Wein, LiqueurZ, Näfe u. a. m. Ein zweites Haus verbrannte infolge BlikjHlages gonz hinten in Zreub, Im Kanton Luzern trat das Gewitter von 1 Uhr an, während 2 bis 3 Stunden mit hef= tigem Sturmmwind auf. Der Regen fiel in Strömen und der furdtbare Orkan peit]chte denjelben in einer Weife ‘in die Häufer hinein, daß man mandjen DOrt3 dort nicht einmal mehr fiQer war und Betten und Möbel durgnäßt wurden. Das Obft wurde faft Jämmtlidhes von den Bäumen gejhUttelt und damit nicht genug, vielenorts liegen die Bäume in großer Zahl am Boden. Bei der Station Sempad liegen 10 Cidhen in einer Reihe, die eine ift vom Blige getroffen. In Römerswil flug der Big in die zu 5000 Fr. verfiderte Scheune des Hranz IJofef Troxler in Wikijchwil und äfderte diefelbe ein. Das Vieh konnte gerettet werden, aber Inventar, Heu und Garben wurden eine Beute der Flammen. In der Umgegend chlug der Ylik:vielfadg au in Bäume. In Hoddorf wurde die vom Kantonalfefte her noch fteHende SängerhHütte auf den YBahHnkörper der Seethalbahn geworfen, fo daß fie während der Naht hHinweggeräumt werden mußte. In dem Ion fo oft fOwer Heimgefjudhten Neuenkirdh trat mit Regen und Sturm au nod) Hagel» idlag auf. Die Gärten find zerjdlagen, Scheus nen und ältere Häufer find arg zerzaust, Bäume entwurzelt. Man bemerkte, wie man dem „Luz. Tagbl." [AHreibt, von dort aus 4 Feuersbhrünfte, doc war feine in der Nähe. Zum ZHeil waren e8 wohl diejenigen, von denen der Nargau Heimgejudt wurde, denn dort zählte man der» jelben nicht weniger al8 bier, Nachts 12 Uhr {AHkug der Blik, laut „ANarg. Tagbl. " in das große Strohhaus gegenüber der Bolt in Bünzen (Aargau) und äfderte dasfelbe jJammt der daran gebauten Scheune vollftändig ein. 30 Berfonen find dadurd obdadlo3 ge= worden. Das Pofigebäude war in großer Gem fahr und konnte nur mit größter Anfirengung gerettet werden. — Im Niefenberg bei Boss wyl ging eine große Scheune, vom Blig ges troffen. ‚in Flammen auf, wobei 8 Stück Vieh verbrannten. — Weitere Schäden von Kalten Schlägen werden von Sejenbüren | und Althäus jern gemeldet,

In Deitingen (Solothurn) flug der Blig Morgens halb 5 Uhr in das Wohnhaus des Hrn. Kofmehl, Friedensridhter, zum Glüd ohne zu zünden. Doch demolirte der undeimlide Saft einen Theil des Dadhftuhles und der darauf befindliden Ziegel. An der Wohnung felbft wurden die Scheiben zweier Fenfier gänzliq zerfiört, Von lebenden Wefen wurde glücklicher weije Feines befQädigt. In Langenbruc (Bafelland) fOkug der Blig in den KirchthHurm, befdhädigte den DachHftuhHl auf zwei Seiten, warf mehrere Hundert Ziegel hinunter und fuhr dur einen Draht in die Kirdenuhr, doch ohne mehr zu Jhaden, als den Kalten zu zerreißen. Zwijden Gräuben und Neuhof bei Lieftal zertrümmerte der Blig meh= tere Telegraphenftangen und im Altmarkt bes {qQäbigte er Zelephon und Signalleitung. Im Kanton Waadt Hat das Gewitter durch Hagel bedeutenden Schaden verurjadht; bejon« der8 fiark wurde die Gegend von Morfee und Faft jämmtliqhe NRebberge der öftlidHen La Cote heimgeju®t. Na den bis jeßt gemadten Wahrnehmungen fol der Schaden ganz Dbea trädtliq fein. Sohlimme Beridhte Lommen au von der IurahHocHebene. Der mit Hagel verbundene Gewitterfiurm hat in Challex, Peißy und Petit Saconnex ebenfalls Berwüßungen angeridtet. Au das Wafjer Hat da und dort Übel gehaust, Cine Anzahl Bäume wurden vom Blig getroffen. — Zur Fufion der IB.» B. und S.-D.-S. {Oreibt man dem „Soloth. Tagbl.": Wenn e8 au) fehr zu begreifen ift, daß die Waadtländer über den Fufionsvertrag, defjen Wortlaut fie erft vorgeftern und geftern kennen gelernt, einigermaßen enttäufdt find und nun einen großen Särm dagegen anheben werden, und wenn man au) al8 fefiftehend annehmen fann, daß dort von konjervativer Seite der Vera trag benußt werden wird, um die einflußreidhe politijge Stellung des Herrn Vefjazg und feis ner Freunde zu erfüttern, fo if doch Kein Grund zur VBorau3jeBung vorhanden, daß die waadtländijden Interefjenten den Fufionsvere trag |AließlidH ablehnen werden. Der Stand der Dinge ift nämliqH folgender: NidHt die SIura-Bern-Bahn Hat die Fufion gefjucdt, jon« dern die Weftbahnen haben e& gethan oder vielmehr thun müßffen. Ohne den Simplon gehen die Weftbahnen dem finanziellen Ruin entgegen ; der Simplon hingegen kann fie retten; für diefen Geld zu bekommen, ift den Wefts bahnen, Jo lange fie für fi allein fortbeftehen, unmögliq; dagegen haben fie ale Ausfidht, e8

zu erhalten, Jobald fie die Fufion mit de SZura-Bern» Bahn eingehen. Daher werden di Aktionäre der Weftbahnen — der Staat Waad hat als folder nichts dazu zu fagen — an: gefihtE der Gewißheit, einerjeit3 ohne die Fu fion die Bahn dem Untergang zuzutreiben, um angefihts der berechtigten Hoffnungen ander: Jett8, mit der Fufion ihr Guthaben nach unt nad) wieder gut zu madjen, fig zweimal be: finnen, ehe fie der Fufion ihr „Nein" entge: genftellen. Allerdings muß Waadt und fpeziel Laufjanne auf den Direktionsfig zu SGunkter von Bern verziddten, aber die beiden müfjer jo wie Jo fig darauf gefaßt machen, ihn mil der Zeit, d. h. mit dem Rückauf zu verlieren ; au Haben die maßgebenden Kreije dafjelbit al8 fie an die Jura-Bern-BahHn mit dem Vor. jlag der Fufton gelangten, fig darüber ge: wiß feiner JWufion Hingegeben, daß dieje ihre finanziell ftarfe Stellung nidt au zu ihrem eigenen Nußen verwerthen werde. Die Altionäre werden daZ vermuthliH aud begreifen und darum Ja und Amen jagen. Die „Berner Ztg." bringt die offizielle Er. Härung, daß an der neuen Finanzırung des Simplon-Unternehmens und der Fufion der Weftbahn und der Iurabahn Partizipiren: Jämmtlidge JqweizeriJhen Bankinftitute von Bes deutung, welden Gruppen und welden Kans tonen fie aud) angehören. Der Syndikat» direktion gehören au außer den beiden deutJen Banken an: die Kreditanftalt in Zürich, die Eidgendjfijdhe Bank in Bern, die Kantonal« bant in Bern, die Kantonalbank in Laufanne und die Cijenbahnbank in Gen]. Endliq wird fig au die Kantonalbank von Bern betheiligen, jo weit e&8 die Anleihenskonverfion bes trifft, bei weldder einzig fie nad) dem SGejfeße mitwirken darf. — Die Rekrutenprüfungen oder w$asz ift WahHrheit. Ale Jahre wenn die Prüfungsergebnifje veröffentligt werden, zudi e8 dur) die Prefje und die Schule. Die gue« ten SErgebnifje nimmt man al8 felbfiverfiändKO, die fOledhten werden vor ein „warum" geftelt; die Statiftitk bleibt Hier aber vor der Hand flumm, dafür werden aber von links und rechts Entjguldigungsgründe GHerbeige]leppt, die aber Jon für den nächfigelegenen Bezirk nicht mehr hafıfen wollen. So madte diejfer Tage eine Schilderung der Drilichen SchulverhHritniffe aus dem Frutigthale die Runde dur die Prefje, um defjen etwas böfe Zahfen (21) zu entjQuldigen. Oberhaslt (13), Interlaken (15) und Simmenthal (12 und 16) haben aber die gleide alpine BejHaffenHeit und ftehen do beffer da. Blenio (8), Bernina (4), Nidwalden (9), ebenjo bergig, find noch viel heffer. Und find die BergverhHältniffe von Frei bergen (40), Delsberg (47) nicht faft glei wie die vom Jouxthal (7), Thierftein (13) Balsthal (17). Freibergen und Delsberg find aber Katholij, fagt man; aber find Nidwal: den (mit 9), DBlenio (mit 8) nit aug Ka: tholij und bergig zugleid. Im Kanton Bern gibt man denn au dem Gejeß fHuld, weil e8 die Abfenzen zu wenig befirafe. Allein die LQandämter Wangen (9), Laupen (10), Frau brunnen (11), mit Pruntrut (31), Münfter (38), Delaberg und Freibergen haben das gleide SGejeg ?! Role und Morges Haben die Ziffer 9, neben ihnen im gleiden |Hönen Rebland Lavaux 31, wie die Katholijhe Veveyfe. Kurz, wohin man blidt, findet man kein ein zelnes durchjlagendes Moment, wie Race

Konfelfion, Sprade, Lebens» und Erwerb5weife, Schulgefeß, politifde Organifation, BYodenbefhaffenheit, an das man fih fo gern Hammern möchte; neben dem Zufall des Jahıgange8 {ftehen wir eben da wieder vor einer Hrage, in' der unzählige Faktoren tief inner lid mitwirlen, und die uns nur dasz Facit der Endrednung, night aber die ver]diedenen Ciemente der ur]prüngliden Gleidung in ihren Verhältniffen zu einander darfiellt. Darum it e5 oft Jo fwer aus der Statiftit ug zu werden. — — Berfiderungswejen. Die „Mage deburger Ztg." fpendet dem eıdg. Verfiderungsamt große Anerkennung. Da3Z genannte Blatt hebt namentligH hervor, daß die Art, wie das BVBerfidherungsamt die Staatzauffiht auszuüben begonnen hat, idm in Bezug auf Unparteilihfeit und SadlimHkeit zum Höchlten Lobe gereicht. Dieje Art der Staatsauffight wird auch für das deut]de Reid zur Nadahmung eme bpfohlen. — SdHweiz. Porträtgallerie, € TE diejfer Tage das 12. Heft diefer werthvollen KBublikation erfdienen. Da jeden wir als8 Mann der Kirdge und Mitglied einer weltberühmten Kongregation den Prior des Klofter3 auf dem Großen St, Bernhard, ZhHeophile Bourgeois, einen jungen Walifer, dem man e5 anfieht, daß er die Kraft Hat, Hinauszuziehen ins ScOneegeftöber der Bergwildniß und armen Wanderern menfhHenfreundlihe Hülfe zu bringen. Im Begleit des Jweiz. Dberpoftdireltor3 Cd= mund Höhn, der in Bern die Fäden des Iomplizirten Neßes der eidg. Poft in felten Händen Hält, erjOdeint die energijde SGeflalt eines unferer Bergkondukteure, des verftorbenen Ure ner8 Alois Z'graggen, der an |hHönen jonnigen Tagen Jowohl als dur Wind und fHeußlicdes Unwetter mährend 38 Jahren die Poft Über den Gotthard führte, ein wahrer Vater der ihm anbvertrauten Reifenden. — Ein freundliches Sreifenantlig blict uns entgegen, daS des Neftors der ft. galijden Aerzte, Dr. Karl Sirtanner. Bis am Tage vor feinem Tode, der ihn im 86. Lebensjahre ereilte, wirkte er ireu in Jeimem Berufe. — Der Mann mit dem breiten Gefidhte, der ausfieht wie ein währ» IdHafter Dorfammanr der InnerjHweiz, ik — man würde e8 kaum vermuthen — ein Mann italienijden Stammes, unfer teffinijder Mit» bürger Vincenzo Bela, der berühmtefte YBıldHauer ‚der modernen italienifden SHule. In dem Genfer Victor Faotio haben wir einen Mann vor uns, der dem Lande al3 Abgeorde neter an internationalen Xongreffen wiffen|Haft-Lig-nationaldfonomifder Natur und als Prär fident der Kommijfion für Erhaltung unferer Rehgelände, wefjentlide Dienfie geleiftet hat. Zwei Zürger, Dberft Hermann Bleuler, der Nachfolger Kappeler8 auf dem Pröfidentenfiuhl des fHweiz. Sqhulrathes, wohlbekannt im gan zen Land al8 hervorragender Militär, und Heinrich Studer, der joeben vom Amte gurhde getretene Direktionspräfident der Nordoftbahn, dem nad feinen unbdeftrittenen Verdienften um die Nekonfiruktion des Unternehmens die Ruhe des Lebenzabends wohl zu gönnen ift, AOließen die Neihe der wohlgelungenen und aufs Ge nauefte ausgeführten Bilder. /

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