St. Galler Zeitung, 23. Oktober 1872 IIIF issue linkFeumetM. [ARTICLE]

FeumetM .

Die Liebe der Kalmückin . 4 Bon Helena Hahn . ( Aus dem Russischen übersetzt von Clairc u , Gllimcr . ) Am folgenden Tage vcrbreitctc sich das Ocrücht , daß Sc . Erzcllcuz um dic Tochter dcs Kaufmanns werbe , eine Nachricht , dic für vcrschicdcnc ehrgeizige Pläne cin harter Schlag war . Von anderer Seite _wollic nm »! jedoch wisscn , daß nicht dcr _Gcncral , sondern cincr dcr Adjutanten Absicht , »! auf _Utballa habe . Das war dcn Ehrgei z igen ein Trost , währcnd die Sentimentalen darüber erblaßten . Denselben Abend » vurde nuch dcr Grund von Sophien « seltsamem Wesen offenbar . Der liebenswürdigste dcr drci Adjutanten liebte sic , hatte ihr feine Gefühle erklärt , nnd sic verlubtcn sich . Um nicht uon ihrcn Kindern getrennt zn wcrdcn , beschloß Frau vun Sncschin , nach Petersburg zu übersiedeln ; Boris hatte nur noch einen Monat Urlaub ; Sophien « Verlobter mußte dann auch in die Residenz zurückkehren , und da Frau von Sncschin vor dcr Abrcisc ihr Out noch einmal gründlich zu _inspi z iren wünschte , solltc dic Zeit bis zur Abrcisc auf dem Landc verlebt wcrden . Utballa weinte bitterlich . Sic solltc auf einmal Alles verlieren : Freundin , Mutter uud Beschützerin . Dcr Vater _» nußtc ihren Bittcn nachgeben und sie für dicsc lctztc Zeit mit Frau von Sncschin aufs Land ziehen lassen .

1030 der Reaktion gegen dcn Frieden dcr Konfessionen und gegen die Freiheit unserer staatlichen Institutionen unternommen hat . In seiner Sitzung uom Montag hat das antirevisionistisch e K o m i t c in G _c n f sein Bureau aus folgenden Personen bestellt : Duchosal , Präsident Clert-Vircm und Georg _Sarasin Vizepräsidenten Georg Fazy und de Seigncuz Kassiere , Dr . Fontane ! , Louis Cramer , Karl Vogt , _Amsdsc Rogct , Louis Martin , Murisicr . Aus dem Tcssin haben wir zu dcn bereit « genannten Kandidaten der Konservativen dcn Namen dcs Herrn Carlo im 40 . Wahlkreis nachzutragen Karl o , Mentlen erklärt sich fiir Annahme dcr Natillnalrathswahl .

Zürich . Die vom _Kantonsruth veranstaltete Untersuchung betreffend die Wahl Sicbcrs ergibt , daß dcr Gewählte nach etwa 10 Stimmen » nchr hat . Das Resultat dcr genauen Untersuchung ist folgendes : Absolutes Mehr 28 . 258 . Siebcr : 28 , 421 . Römer : 27 , 925 . Der Gewählte hat bereits das _Amtsgclübde geleistet . Dic Frage betreffend Winterthur-Wciach konnte vom _Klliitousratl ) aus formellen Gründen und mit Bezug auf einc Eingabe dcr Nordostbahn nicht behandelt wcrdcn . Statthalter Frick , in _Übereinstimmung » nit Schluchzer , beantragte Bestellung cincr Kommission , » vclchc cin Gutachten dcr Rcgieruug einholt und in » November Bericht vorlegt . Die Kommission » vurde sofort bestellt aus Frick , Professor _Landolt _Stadtfchrciber Zicgler , _Konrad Efcher , Schluchzer , Angst . Obcrst Vögcli , Boller von Ustcr , Alfred Eschcr , Dubs , Dr , Sulzcr . — Wic die „ N . Z . Z , _vcrnimmt , ift dic schöne Wescndonksche Villa in Enge nebst ihrem Oüterkomplcx uon Hcrrn _Rieier-Rothplctz in Winterthur gekauft » norden — zu dem spottbilligen Prcisc uon Fr . 500 , 000 , wic es heißt . Bern , 21 . Oktober . Dcr Gcmcindcrath hat in scincr hculigcn längeren _Nachmittagssitzung mit 8 gegcn 7 Stimmen beschlossen , dem Ncformucrein die Benutzung des Münsters für die Festprcdigt des Hcrrn Pfarrcr Lang zu gestatte » .

Freiburg . Die berühmten Wasserwerk « : dcr Stadt Freiburg , ie _Lm-raZo genannt , gchcn nach cincr Korrespondenz des „ _Londbotcn ihrer baldigen _Vollenduug entgegen und versetzen durch ihrc großartige Anlage Techniler und Laien in Erstaunen . Genf . Letzten Samstag Abend starb nach cincr Krankheit von vicr Wochen Herr Pfarrer Municr Nettor dcr Akademie in Ocnf .

Et . Glckn . — Während bis jctzt die _Partcipriiizipien iin Vordergrund « : des _Wahltampfes standen und selbst Tic verließen dic Stadt zum großen Vergnügen aller jungen Damen , dcncn um die übrigen Adjutanten bange » uar , bis sich die Kalmückin mit ihrcr Million cntfcrnt hatte . Cs » var zn Ende Scptcmber . Schon _hattcn leichte Nachtfröste das Laub der schönen alten Bännic purpurn und golden gcfärbt . Das herrschaftliche Haus lag auf cincr Anhöhe mitten in , Garten , den der Fluß hufeisenförmig umgab , fo daß cr cinc Halbinsel bildete . An den Ufern dcs Flusses zogen fich Terrassen » nit Blumenbeeten und Buschwerk hin Es war eine dcr ländlichen Besitzungen , die unsere Blick « : fcsscln und uns unwillkürlich den _Ausrus entlocken : Glücklich , » vcr da wohnen kann ! Wir bc

dcnkcn nicht , daß vielleicht mancher bittre Seufzer unter dicscn herrlichen _Lanvgcmgcn ausgehaucht » vird , manche bittre Thränc auf dicfc _Blumcniiectc uicdcrfällt . Damals freilich wohnten Glück und Freude im Hause der Frau uon Sncschin . Sophie war in ihren » Licbesjubcl » nieder heiler und liebenswürdig , » uic sonst . Boris schmückte sich dic Zukunft mit prächtigen Luftschlössern . Nachbarn und Bekannte aus der Stadt kamen , ihre Glückwünsche zu bringen , und blieben oft mehrere Tage . Auch dcr General licß sich häufig sehen , und da cr sich immcr _aufmertsan » gegen Utballa zeigte , wurdc fic bereits als die künftige Ocueralin _angcfchc » . Ma » verzieh ihr das „ Gott wciß wcr benahm sich zuvorkommender gcgcn sic , überhäufte sie sogar mit kleinen _Frcundschaftsbeweisci » , die freilich nicht den mindesten Eindruck auf sie machten . Dic

dlls sonst , ° wenig rücksichtsvolle „ Volksblatt sich uerhältnißmäßig wenig — _mii-abil _« 6 mW — en , ° Pcrsllncnvcrunglimpfimgcn verlegte , bleibt es den , „ N . _Tagbl . vorbehalten , in gchässigcn Artikeln gege » Herrn Morel zu eifern . Die Leidenschaftlichkeit dieser Schreibereien wird nur _übcrtroffcn von der Hohlheit ihrcr _Argumcntation und der Verlogenheit ihrcr Angaben . Alle « was über das Vorgehen Morels gegen den seligen Wcdcr gesagt wird , ist ciue einzige Lüge . Am frischen Grabe des liberalen Veteranen kommen dic Schleicher und wollen die Erbschaft Weder « ansprechen , mit scincm ehrlich libcralcn Namen für ihre Sache Propaganda machen . Sic mochten Herrn Morcl gerne damit _diskredilircn , daß sic ihn zum Fcind Wedcrs , oder was schlimmer wäre , zu _ciiieii _, Verräther , cincm Judas an demselben stcmpcln . Es ist vollständig unwahr , daß Herr Morel Dr . Weder aus dcm Nationalrathe „ hinaus _prakli z ircn wolltc Herr Morel glaubte allerdings , daß dic Wahl Weders nicht » nchr in der Absicht der Partei licgc , empfahl abcr , cin allfälligcs Fallenlassen dieses Namens nicht ohnc cine gründliche _Motivirung uud dic schonendste !! und llnerkcnncndsten Worte für dcn _uicluerdicnlcii Mann vorzunehmen . Gerade die warme und hcrzlichc Art , in wclchcr Hcrr Morcl von Dr . Wcdcr sprach

bot dann cincm andern Theilnchmcr an der ( crstcn ) Nheinccker-Versammlung Vcraulassnng , Wedcr s Kandidatur aufzunehmen und Hcrr Morel hat daraufhin scincn ursprünglichcn Autrag , welcher ciuc motivirtc Umgangnahinc uon Wedcrs Kandidatur bczwccktc , geradezu falle »» lassen . Als nachher Wedcrs Name auf dic Listc gcnommcn wnrdc , hat sich gewiß Kcincr übcr das Ergcbniß dcr Verhandlungen besser zu beruhige » , gewußt , als Hcrr Morcl , Wenn die TllgblattKllrrcsPlludcutcn weitläufi g ausfUhreu , cs fei Standerath Morcl gcwcsen , _» _nclcher bci der Debatte übcr dic _Wahlkrciscinthcilung in der Bundesversammlung gesagt habe , er verlange keineswegs cine „ Mundtlldtmachung dcr föderalen ( soll heißen : ultramontanen ) Partei und ihm dcßhalb vorwerfen , er handle nun ganz gcgcnthcilig , wcil cr sich selber gegen Müller portiren _lassc — so ist das natürlich cinc plumpe Vcrquickung von zwci ganz vcrschicdcncn Dingen . Dic _Nahlkrciscinthcilnng , wic sie Hcrr Morcl bcfürwortclc , ist uicht zu Uuguustcn der _Ultrainontllncn vorgenommen worden ; aber daraus daß man uicht Wahlkreise wollte , » uclchc bloß dic liberale Partei bcgüustigcn , zu schlichen , dnß nun am Ende dic Liberalen _ultramonlnucn Kandidaten gar ohne Kampf das Fcld lassen _folltcn — das ist dcnn doch recht absonderlich thöricht .

Dic richtigste Antwort « ms solchc Besudelung « , » ehrcnuierthcr Persönlichkeiten wäre ihrc Wahl und » vir _hoffcn auch , daß die Art und Wcisc , » vie Herr Morel bekleckst wurdc , dazu beitrage , seiner Kandidatur zum Siege zu verhelfen . — Im „ Ostschwcizcrischcn Wochenblatt tritt ein Einsender eincr von uns öfters bekämpftem Ansicht gegenüber . Er » uill nichts wisscn vou gemischtcu

Verlobung ihrer Freundin beschäftigte sic zu sehr uiic > erweckte in ihr ein eigenthüinliches Gefühl . Neid war cs nicht — cincr solchen Regung war ihre Seele nicht fähig — im _Ocgcntheil , fic freute sich über Sophicns Glück , aber dabei konnte sic sich cincr gewissen Traurigkeit nicht erwehren . Wic oft , wcnn Sophie sich Auslands halber mit den Gästen unterhielt , wahrend ihr Verlobter im andern Zimmer am Billard stand , begegneten sich die Blicke der Liebcndcn und sprachen in Utballa « Gegenwart in eincr Sekunde aus , was lein Wort zu sagen vermag , _Utballas Her ; aber ganz begriff ! In diesem Blicke lagen Lcbcn , Liebe , Glücksucrhcißungcn — dicscr Blick kam aus der Seele und drang ticf in die Seele ein . Die Andern achteten freilich nicht darauf . Weder Sophicns Freundinnen , no _« l ! dcr Gutsbesitzer , dcr mit Boris Billard spielte , snhen dcn elektrischen Füllten — nur Utballa erkannte den Liebesblitz und fing ihn auf ; sic licß sich davon durchdringcn und fühlte sich tief crfchüttcrt . Nichts stimmt junge Mädchen so sehr zu Zärtlichkeit und Thräncn , als dic Nähe eines Brautpaares . Da weinen alle Schwestern dcr Braut im einsamen Stübchcn un ° ucrliebcn sich — wcnn auch nur vorübergehend _^ m den Ersten , Besten . Auch Utballa flüchtete im bitter » Gefühl dcs Alleinstchcns , fo oft sic tonnte , aus dein lauten Kreise und gab sich einsam ihrcm Kummer ihrcn Thräncn hin , ohnc sich dic Ursache derselben zu gestehen .

Vorherige Ausgabe

Alle Ausgaben dieser Publikation durchblättern.

Nächste Ausgabe

Vorherige Suchergebnis

Zurück zur Ergebnisliste

Nächste Suchergebnis

Vergrössern / Verkleinern

Rechtsklick auf einen Artikel um weitere Optionen anzuzeigen

Qualitätskontrollmodus aktivieren

Ausschneiden starten

Vergrössern

Verkleinern