St. Galler Zeitung, 14. September 1833 IIIF issue link319 — [ARTICLE]

319 —

will keinen so verruchten Kerl , der auf « _forinttte Hennen hockt schrie der Erbitterte . Dcr Hahn soll sich , wie es sich für das Symbol deriIuliustage geziemt , bei dcr fatalen Gcschlchte sehr _staiidhaft benommen , aber unaufhörlich gcgcn das Urtbeil protcstirt haben weil man « st die Resultate der so _thatigen Ncuncrkummission des Gr . Nathes abwarten müssc , « n welchem Fälle er gewiß ein octrächt liches Alter erreicht haben würde . Es werden hiemit alle _refoimirien Hennen des Kantons ermahnt , _»< l _iuteiim den katholischen _Gügelern leine Zudringlichkeiten zu erlauben . _Äppenzell-Ausserrhoden . Trogen , den iu . Sept . Heut Nachmittag 2 Uhr wurde die Hülle dcs verblichenen Herrn _Altlan _» deöstatthalters _Iob . Meyer zurErde bestattet . _Uebcrall von dcn nahen Gemeinden waren Schnuren von Freunden zur Grabstätte des Seligen herbeigeeilt . Nicht Wenige waren 3—4 Stunden weit berge » kommen , dem Unvergeßlichen die letzte Ehre zu erweisen . Alle sammt und sonders waren mächtig gespannt auf dic Leichenrede , die _unier bekannte Dekan Frei bei diesem ausserordentlichen Anlaß zu Tage fördern würde . Voraus schickte derselbe dcn Text aus den Plalmen _» Der Zerr » st ein aerccht « Richter . Zuerst begann er dann hinzu »

deuten , wie verschieden die Urtheile dcr Menschen über dcn Seligen _gewesen , und fragte : „ Was soll ich nun thun ? Soll ich in das _ungetbeiltc Lob derjenigen einstimmen , die ihn zum Himmel erhoben , od « in Verwünschungen ausbrechen mit denen , die ihn haßten , oder soll ich , eine gewisse Mitte haltend , so sprechen , daß ich bei keiner von beiden Partheien anstoße , daß man am Ende selbst nicht weiß , was ich von dem Hingeschiedenen gedacht ? Ich will keines von allen dreien thun , sondern das Urtheil Gottes hier einzig _aulssprechen ?! Hiemit kam der Redner zu seinem eigentlichen Gegenstand , wobei er turz anführte , daß die Urtheile Gottes : 1 ) wahrer , 2 ) wichtiger seien als die der Menschen . Daraus folgert er dann als Anwendung , daß die Menschen bchut _« scin » sein sollen in ihren Urtheile » , und 2 ) daß sie in ihrem Han _» deln nicht auf die Urtheile dcr Mcnschcn zu schauen haben , und schloß dann mit den , Aufruf , zu sorgen , daß Jeder gut vor Gottes Gericht bestehe . Dies die ganze Skizze der kurzen Rede . Hat es gefallen ? Wir sprechen es ungescheur aus : Nein . Wir hörten

auch kein anderes Urtheil uon manchem Nahen lind Fernen , als das der Mißbilligung odcr des mißbilligenden Schweigens . Von , freisinnigen !?! Frei haben wir am Grab « des Dott . Meyer « Masweit anderes als _bloßeGemeinplätze « wartet , die eben so gut für « inen Chamdri « , oder für den nächst besten Sennen hätten gehalten werdcn können . Wahrlich , Herr Dekan ! mit überall hin taugenden Phrasen , mit bloßen klingenden Worten war den Erwartungen der Anwesenden nicht entsprochen , damit hat der Freund !?! die Manen des Freundes nicht versöhnt , damit war de « Hülle de « ersten Vorkämpfers der schweizerschen Freiheit kein Genüge gethan , damit sind die Lebenden und die Tobten nicht befriedigt . Der Selige , das ist einmal ausgemacht , hat das Eis gebrochen im Lande und den Leichenstein des schweizerischen Aufleben « gesprengt . Das Gesammtvaterland verdankt ihm mehr als Mancher glauben möchte . Daß seine vaterländisch « Stellung an seinem Grabe so ganz übergangen wurde , vergißt manch « Appenzelle « und mancher Eidgenosse nicht so leicht .

Äppenzell-Ausserrhoden . — Dl « letzte Märzenlandsgemeinde konnte das vaterländische Streben nach zeitgemäßen , höher « Verbesserungen in unserm Kanton nicht ans einmal hinwegwühlcn . Im _Gcgentheil hat der dermalige Widerstand unser Kantonal « bcdürfniß nur um so höher gesteigert , und manchem Verblendeten seither die Augen geöffnet , und sicher ist der Wunsch nach einer Revision des Landbuches cin lebendigerer und feuriger « geworden , seitdem Intriguen , Unredlichkeit und Irrthum uns dieselbe zu _ent » reißen suchten , und unser Volk den erzwungenen Krebsgang zu machen zwangen . Der Hochwächter fordert in Nro . 29 die Nandleute und besonders dic Freisinnigen auf , wegen Entwerfung einer ncucn Verfassung und dcr Fortsetzung der Revision des Landbuches cine ausserordentliche Landsgemeinde zu befördern . Vielleicht ist die Haltung der letzter « im gegenwärtigen Zeitpunkte nicht ganz geeignet ,

und vielleicht mochten gar zu viel « ausserordentliche Versammlungen die Theilnahme , den Ginn und das Interesse des Voltes an denselben einigermaßen lähmen . _Ucvrigens ist die Zeit tinterdcssen kaum verloren : jeder Tag führt uns Irregeleitete zurück in den Schooß besser « Gesinnung ; jeder Tag enthüllt deutlich « das Machwerk der Wühler , deckt Heller die unredlichen Pläne und Absichten der Widersacher auf , und bringt die Revision in allen redlichen Gcmüihcrn zu einem solchen Gedeihen , daß ste gewiß als vollkommen reife Frucht das nächstemal vom Baume fällt ,, und nicht mehr in dcn Lüfte » hangcn bleibt . Das begreift doch der Appenzeller , daß das Kleid den , Manne , « nd nicht der Mann dem Kleid angepaßt werden muß , und daß Einrichtungen , die vor 3 M Jahren zeitgemäß waren , jetzt die unpassendsten in der Welt sein tonnen ; das begreift er gewiß » aß wcnn alles rings um ihn her vorwärtsschreitet , er nicht allein

im Koth « und im alten Schlendrian zurückbleiben darf . Ein einziges Beispiel » nag die Nothwcndigkeit einer Revision genügend dar » ihun . Man nehme gerade das Militärweseu , an daS uns unsere Zeit am meisten erinnert . Bei , uns im Lande lastet dic ganze Militärbürd « einzig und allein auf den militärpflichtige » Handcssöhnen . Sie allein haben alle Unkosten für Montur und Armatur zu bestreiten . Ein armer Vater mit 7 Söhnen muß sie alle mit Kleidern und Waffen , ausrüsten und hingeben , indessen der reiche , kinderlose Kauz keine Opfer zu bringen hat . In dcn Zeiten der Entstehung des Handbuches ist , wenigstens in pekuniärer Beziehung , diese Last weit geringer gewesen . Damals war die Kriegskunst noch nicht so verwickelt , ihre Erlernung bedurfte nicht so großen Aufwand an Geld und Zeit , und einfacher waren die Waffen und das Kleid , mit denen unsere Väter ihre Schlachten gekämpft und sich frei geschlagen haben , als in unser « Tagen . Was damals noch erträglich war , soll das auch fortbestehe » , da eS zur Ungerechtigkeit geworden ist ? Ist dann dcr Militärdienst nur ein Dienst für den Soldaten , oder aber cin Dienst für das ganze Vaterland ? Hat derselbe nur sich zu verthcidigen , odcr ad « Weib und Kind , Hab und Gut , Necht und Freiheit von Allcn . Und _vertheidigt cr Alle , dient er dem ganzen

Lande , warum sollen nicht auch Alle - das ganze _Lnyd « hn entschädigen , warum nicht aus dcr LandcSkasse ihm seine Waffen und seine Kleidungen gereicht werdcn ? Warum sollen die armen Soldaten alles dcm Lande zum Opfer bringen , das Land ihnen ab « nichts ? und warum soll bloß ein « Klasse die Pflicht haben , dic andere zu schützen ? Ist denn nicht jeder Kantonsbürger dienstpflichtig wenn nicht mit Arm und Hand , doch mit seinem Vermögen und mit seinem Gelde ? Warum ist das allein bei uns nicht der Fall ? Und ist es nicht genug , daß der Soldat scin « Zeit , sein _Gewerv seine Person , sein Leben und Blut dahingiebt , und thut er dann nicht noch unendlich mehr , als d « , der ihnen nur seine Waffen reicht ? Also auch hierin muß es anders werden , wie in manchem Andern , auch hierin muß eine Revision werden , damit es nicht ferner heiße : das alt « Land recht ist zum Land unrecht gewdrdcn Basel . — Das eidgen . Geld , und Mannschaftskontingent bei » der Theile des Kantons Basel ist durch die Kommission folgendermaßen _gethcilt worden : Geld : Stadt 14 , 145 Fr ., Land : 88 NöFr . Mannschaft : Stadt : 1 Komp . Artillerie ( 5 Zweipfünder , 7 lMann Artilleristen ) 60 Mann Train , 33 Trainpferde , 1 Komp . Infanterie . Land : 32 Mann Kavallerie , 6 Komp . Infanterie sammt dem Stab des Bataillons .

Bern . — Die nach Neuenburg beorderten _eidgcnössischen Trup _» Pen _marschtren wieder zurück und dic Ncue » burg « _-Äristotraten haben somit durch einen schnell geheuchelten Beschluß stch weislich cin « wohlverdienten Strafe entzogen . - Die energischen Instruktionen unserer Tagsatzungsgesandten behagen den Halbmännern der Tagsazzung und manchen Andern nicht . Herr von Wesdehlen soll gm b . Sept . im gesetzgebenden _Rothe zu Neuenbürg gesagt haben : „ man lege in Zürich so hohe « Wcrth darauf , alle 22 Stände versammelt zu sehen , daß er sich überzeugt halte , wenn Bern seiner Instruktion gemäß die Tagsatzung verlassen würde , man 30 , 0 « o Mann gegen dasselbe marschiren ließe . Wir halten die berncrischcn Forderungen für völlig gerecht und gegründet , und bewunderten die Entschiedenheit des Gr . NatbS und glauben zuversichtlich , es müsse der Tagsatzung und dcr Schweiz mehr daran liegen , mit den wackern _Berncrn , als mit einigen Verrü thcrn und Frevlern im Einverständnisse zu sein .

Vorherige Ausgabe

Alle Ausgaben dieser Publikation durchblättern.

Nächste Ausgabe

Vorherige Suchergebnis

Zurück zur Ergebnisliste

Nächste Suchergebnis

Vergrössern / Verkleinern

Rechtsklick auf einen Artikel um weitere Optionen anzuzeigen

Qualitätskontrollmodus aktivieren

Ausschneiden starten

Vergrössern

Verkleinern