Neue Zuger Zeitung, Band 29, Nummer 31, 18. April 1874 IIIF issue linkKautonsrathsverhaudluugen vom 13. April. » – cSFbIUBsJ « [ARTICLE]

KantonsrathsverlMdlmMA vom 13. April. (Schluß.)

Besoldung, Verpflegung und B eklcidung der Militärdienstpflicht igcn des Kantonü Zug lieber den bezüg. lichen Dekrels-Enlwurff dessen wesentliche Bestimmungen früher (in Nr. 25) mitgetheilt wurden, berichtet Namens rer Negierung Hr. Ständerath H i l d e b r a n d. 'Nach einem Pouiparler über Trompeter, Signalirompeten und andere musikalische Dinge, unr nach erhaltenen Ausschlüssen über einzelne Bestimmungen der Vorlage, wird selbe in Globo angenommen und von einer zweiten Berathung Umgang genommen. Rückfichtlich der Frage, ob das Dekret ohne weiters in Kran zu crkläien, oder aber nach § 37 der Ve>saffu»z zu verfahren sei, machte sich eine Ansicht im letzter» Sinne geltend, wibrend von anvcrer Seite hervorgehoben wurde, daß die Vorlage, welche lediglich eine Folge von § 21 der Verfassung sei nicht Gesetzeskraft, sonder» nur vo:übcrgehende B-dcutung habe, indem mit Erlaß der neuen cidgen. Mililärorgani sation dieses Dekret hinfällig werbe, demnach 8 37

'nicht in Anwendung komme. Mehrheitlich (mit 25 gegen 11 Stm.) wirb beschlossen, das Dekret "sofort in Kraft treten zu lassen. Prüfungskommissionen, Es werden gewählt: a) für den Rechenschafts-Bericht der Negierung: die HH. viv Hegglin, 43 Stm-, Or. Keiser - Muos, 38 Sun., NN. Meier, 34 St., Gbschdr, I t e n, 34 St. und Gmdschbr. Baumgartner mit 32 St. (Meier und Baumgartner, die ablchnen, erhalten Bedenkzeit) d) für den Bericht der Gerichte: die HH. NR. Nöllin/39 Sr., a.-K -Nchir. G. Bo-ßard, 36, und Fürsp. S ch i s s m a n n mit 33 St

Ucber denregierungsräthlichenNe chen schaftsbericht von 1872 gelangt der bez. Kommissionalbericht von Hrn. a.-GR, B i nMegger, Zimbel, verfaßt, zur Verlesung. Der selbe, der über die verschiedener, Berw -Zrvoige mit entsprechenden Wunschäußerungcn und Anregungen sich bcschcidet, und als einziges Postulat, Genehm» gung der Geschäftsführung und Kassaverwaliung. unter bester Vcrdankung en die betreffenden Amts stellen, beantragt, wird auf den Kanzleitrsch Zur Einsicht der Mitglieder gelegt. Das Gleiche ist der Fall mit dem Gerichts bericht,, über den ein von Hrn. Staatsanwalt Schwerem an n als Mitglied der Prüsungsko,umission verfaßter Bericht vorliegt, und der rk-" alls ohne weitere Postulate mit dem Amrage Passation und Verdankung schließt. Ein Rekurs des Hrn. Thicrarzt M. Schlun, pf »n Baar — gegen ein Urthcil des dortigen Gemeinderaths und einen Entscheid des Neg-Raches gerichtet — geht zur Vernehmlassung an letztem, In den Kommissionalanirag. betreffe. Revision der §§ 33 und 36 deS Privat Rechtes, wird auf Antrag der HH. Verhörr. Moos, und GrchtoPrsdt. Landlwing einstweilen nicht kluge,reien, in der Meinung, daß, lofern die Bundesverfassung angenommen werde, weitere Theile des Gesetzes in Revision fallen müssen. — Schluß 1 Uhr. Zug. Das Schnitzwerk des alten Rathhaus saalcs scheint sich vermehrter Aufmerksamkeit und wachsender Theilnahme auch in weitern Kreisen zu erfreuen. So sind letzte Woche von patriotischen Kunstfreunden aus Zürich zwei ansehnliche Gaben — die eine 50 Fr., die andere 10 Fr. — zur Restauration des seltenen Kunstwerkes eingegangcn. Hünenberg. (Korr, v 16. April). Der reiselustige Wanderer, welcher zufällig letzten Sonntag seine Schritte nach der Neußbrücke gelenkt, hat schwerlich sein weiteres Reiseziel erreicht. Wie festgebannt hat er gestanden und angestaunt die imposante Zahl von Männern, welche aus den nahe gelegenen Weilern und Dörfern Tugiums und den benachbarten Gauen Argovia's herbeigcströmt waren. Am Ufer der Tochter der Aare, der wildbrausenden Neuß, hat nämlich zur Besprechung der neuen BundeSrevision eine öffentliche Volksversammlung getagt. Heraustretend aus den beschränkten Räumen eines engen Hauses in die freie Natur, hat sie sich nach Art unserer Ahnen den Himmel zum Dach gewählt. Nach kurzer Begrüßungsrede des h. Präsidenten Whß, der namentlich darauf hinwies, daß vor 2 Jahren an gleicher Stätte die gleiche Frage in Erörterung gekommen war, bestieg als erster Redner Hr. Siänderath Doßenbach von Baar die Nostra Unvermögend, sein ganzes Plaidoyer für „Nein" hier zu rcproduzircn, thun wir bloß im Allgemeinen der bei Volksversammlungen so nothwendigen und doch so ungerne vermißten Vorzüge Erwähnung, welche den Redner auszeichnelc», nämlich seiner individuellen Darstellung, der ausgezeichneten Popularität und der scharfen Konsequenzen-Zichung, was der rauschende Applaus des Volkes vollständig bestätigte. Nicht ganz den gleichen Beifall ärndtete der selbst dem Fortschritt vorauseilcndc Hr. Zimmermann, dato Milchsicdcrei-Schreiber in Cham, dessen revisionsfrcundlicher Vortrag zu unserm eige neu Bedauern durch Rufe und Zischen ein so tragikomisches Ende nahm. Um kurz zu sein, nennen wir bloß die Namen der nachfolgenden Redner: HH. Gmdrath. Ghger von Sins, Verhörrchtr. Moos-Siegwart und Gemeindschrbr. Baumgartner von Cham, welche alle mit „Nein" volirtcn. Zum Schlüsse glaubte Hr. Ständerath Doßenbach die Versammlung nicht würdiger, nicht schöner beschließen zu können, als durch eine Sympaihieadresse an unsere verfolgten Glaubensbrüder im Jura. Nun aber, staune o Welt! Rasend wie eine Furie und ausgeblasen vom hohlen Schreiber-

stolz theilt mit gewaltigem Arm Hr. Lieutenant Geetener von Cham die Reihen des Volkes und ertcheint auf der Bühne. Er legt seinen seidenen Walzcnhut neben sich hin, ichüttest die Wimpern, alö ob er damit w,e Jupiter mit seinen Augcnbraunen die Well erschüttern wollte, und nach dem Wetterleuchten seiner Augen folgte der Donner seiner Stimme. Genannter findet, ohne jegliche Begründung, Vas Vorgehm der Berner Negierung in der Jurassischen Kirchenlrage korrekt und rechtlich bea.ründct und der Mann, welchem keine Vera fassrmg von „Religion" reden sollte, stellte bezüglich der Shmpathie-Adresse einen förmlichen Gegenantrag. Aber der „Muthvolle" sollte auch „muthvoll" empfangen werden. Hr. Verhörucküer Moos-Liegwart ruft den wackern Kämpen nochmals auf den öffentlichen Kampfplatz, damit er entweder hier oder aber in der Presse die Handlungsweite der Denier Negierung motivire. Gretener wagte keinen Strauß mehr. — AlleS sieht somit mit gespannter Aufmerksamkeit auf die P r e s se.

Noch folgt die Abstimmung über die gefallenen Anträge. Der Antrag Doßenbach vereinigte mehr denn 300 Stimmen aus sich, der Anlrag Gretener, welcher auf die Unterstützung einer Anzahl zusammengejagter Seidenhüte von der Milchsiederei Cham r.chnen durfte, nahm 5 Stimmen für sich in An» spruch. Hierauf Schluß.

Bern. Aus dem Jura. Der Liberalismus zeigt sich im Jura immer glänzender. ES genügt de» gefeierten Helden des Freisinns noch nicht, alle kathol. Geistlichen aus dem Lande zu vertreiben und alle Lokale für Privatgottesdienst und Gebeisversammlungcn zu schließen; sie wollen nun auch die Katholiken verhindern, in Frankreich jenseuö der Grenze ihre religiösen Pflichten zu erfüllen. Der Präfekt von Prunirut ließ dcßhalb amtlich bekannt machen, es seien alle Prozessionen und alle maffenweisen Wallfahrten über die Grenze verboten. In Zukunft dürfen also die Jurassier nur vereinzelt in gehöriger Entfernung von einander in die nahe gelegenen französ. Dörfer zur Kirche gehen. Ein solcher Erlaß wäre über alle Maßen lächerlich, wenn es nicht jeden toleranten Schweizer aui'S Tiefste betrüben müßte, daß man bereits bei uas im Defpotismus so weit gekommen ist. — In Biel erfährt man anfangs, wo es mit dem Allkatholizismus hinaus will. Die Beicht, wie selbe in der römisch-katholischen Kirche vorgeschricben ist, soll abgeschafft werden. Am hohen Donnerstag hat eine ganz dem Luther ' schen Ritus ähnliche Kommunion der Altkatholiken stattgefunden, ohne Privatbcicht. Der kalt - katholische Pastor hielt eine französische Anrede, sagte einen Segensspruch und dann gingen die Ncugläubigen zum Kommuuiontisch. De» Kindern erklärt man im Religions-Unterricht diese Acnderung so: sie brauchen nun nur noch dem lieben Gott zu beichten; das ist genug. Schwyz. Der ergangenen Einladung auf den Ostermontag zur 'Besprechung des neuen eidgen. Verfassungsentwurfes folgten eine Menge Bürger aus Schwyz und den umliegenden Gemeinden. Die „Ccntralschweiz" berichtet: Der große Nathssaal war vollständig angefüllt und noch Viele waren in den Vorhallen oder begaben sich einfach wieder weg, weil sie keinen Platz mehr fanden. Die Versamm lung wurde eröffne! und präsidirt durch Hrn. Na tionalr"b Holdener, der in seiner Eröffnungsrede dem Volke Rechenschaft ablegte über die Gründe, die die schwyzerischcn Abgeordneten der Bundesversammlung bewogen, in Bern bei der Bundesversammlung mit „'Nein" zu stimmen, und die sie nöthigen, auch am 19. April ihr „Nein " zu wiederholen. In der daraus folgenden Diskussion sprachen noch die Herren Ständerath Neichlin, altStänderath v. Heitlingen, alt NNath Stiger, altNNath Benziger, Oberst v. Neding, Kantonsrath Hcdiger und I)r. Ghr, alle mit Entschiedenheit für Verwerfung. In den daberigen Erwägungen wurden namentlich die religiösen Artikel, der Schulartikel, die Abschaffung der geistlichen Gerichtsbarkeit und der Todesstrafe, das Referendum, wie lcs plauirt ist, u. s. w. alö verwerflich und namentlich für Katholiken unannehmbar bezeichnet und zwar besonders im Hinblick der gegenwärtigen Vorgänge im Jura, die uns ei» deutlicher Fingerzeig sind, wie viel man sich gegen den Katholizismus hcrausnimmt. Nach Schluß der Diskussion wurde mit Einstimmigkeit beschlossen, es sei den schwy. zerischcn Repräsentanten der Dank und die Zustimmung der Versammlung auszusprechen und es sei

am 19. April ein „Nein" in die St-'mmurne zu legen. Sodann wurde noch beschlossen, von der Versammlung eine Theilnahmsadresse an das bedrückte kathol. Volk des Jura zu richten und eben so, es sei der Negierung des Kantons -Schwyz der dringende Wunsch der Versammlung auszusprechen, sich zu Händen der Berner Regierung in fceundeidgenössischer Wene für eme gerechtere Behandlung tes kathol. Jura zu verwenden. Nach diesen einstimmigen Beschlüssen wurde die Versammlung aufgelöst, die der Diskussion stets mit der grösten Aufmeiksamkeit gefolgt war. — Von Einsicdcln wird geschrieben: „Den 7. April wurde in Wädensweil die Probe mit dem Eisenbahnsystem Weili vorgenommen. Dasselbe erzeigte sich aber in allen Ni-vlungen als gänzlich unpraktikabel, und die Wädensweiler und Einsiedler müssen nun, nachdem beinabe anderhald Millionen verausgabt sind, auf ihr Bahuprojekt verzichten. Hiebei kommen allein die Genossame Dorf Binzen um 50,000 Fr., das Kloster Einstedeln um oen gleichen Betrag, und der Kanion Schwyz um ca. 31,000 Fr. in V-rlurst. Zur später» Ausführung einer Eisenbahn Wädensweil Einsiedeln müßie jedenfalls ein neues System angewendet und ein ganz anderes Trace gezogen werden." St. Gallen. Die „St. Galler Zeitung" ist der Annahme der Bundesverfassung noch keineswegs sicher. Nach ihr wittern Viele hinter derselben ebenfalls die einstige Aufhebung der Gemeinde- und Genossenschaftsgüter, wie im Kant»» Bern, wo eine Versammlung in Lyssach darüber derietb.

Waadt. Dem Großen Nath dieses KantonS ist folgende Bittschrift eingcreicht worden: es solle beschlossen werden, „Kanionsräthe, welche während eines Jahres mehr als zehnmal unentschuldigt aus den sSiyungen abwesend waren, sollen sich einer Wiederwahl unterwerfen müssen." Genf. Die erste rcvisionsgegnerische Volksversammlung fand unter Leitung deS Do. Duchosal statt. Aufmerksam wurde die Rede des ehemaligen Staatsrathöprästdenlen und Mitglied der Bundesversammlung, Camperio, angchört. Er soll den Bund einer Bulldogge verglichen haben, der den 22 kleinen Hündchen das Futter wegfressen werde.

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