Der liberale Alpenbote, 4 February 1859 IIIF issue link114 [ARTICLE]

114

ihr Lichtchen leuchten , »» dem sie den Pfrundgehalt um Fr . 250 ihrem wackern jungen Seelsorger ?> erhöht . Eine andere längst durch Forschritt in Oekonomie-, Schulund anderen Verwaltungen vorthcilhaft bekannte Gemeinde , . Iin der H ., gibt statt freier BeHolzung und einiger anderer Emolumente von nun an eine Zulage von Fr . 80 in Baar . Wobei freilich bei der jetzt schon vorhandenen , ohne Zweifel noch wachsenden Holzvertheurung in unserer Gegend fraglich bleibt , ob nicht , wenn auch angenblicklich ein Vortheil in jener Vereinbarung liegt , in kurzer Zcit das Pfarramt dcn Tausch zu bedauern haben möchte ; wofür aus vergangenen Iahrcn manche Analogie der Erfahrung herbeigebracht werden könnte . Der von der Betriebs-Direktion in Aussicht gestellte Frei-tags-Ertrazug zur Theaterfahrt nach St . Gallen , dürfte in Chur wegen der ungemüthlichen Kombination der Rückfahrt auf die gleiche Nacht statt auf den anderen Abend gerade bei den lebensfrohestcn „ Spritzern wenig Succurs bekommen und bei den ernsteren Materialisten wegen des Ansatzes auf einen Werkeltem .

Die Schlußphrase unserer Korrespondenz vom RheinWald in Nr . 27 dcs lib . Alpenboten könnte einigen Schein eines Vorwnrfs gcgen den l . Sanitätsrath an sich haben , wenn wir nicht durch den loyalcn Charakter uiisercs Gcwährsmanncs vom Gegentheil überzeugt wären . Es wird uns versichert , daß berührte Behörde » vohl vor einiger Zcit von einem ans Tag und Stunde angemeldete » Kandidaten in April geschickt » vorden , daß hingegen nie irgend welcher Meldung zum Gramen mit Verwehrung oder Verzögerung begegnet worden sci von Seiten des Sanitätsrathes . Bevers , im Januar 1359 . ( Korrsp . ) Seit dem Dezember 185 t keinen so kalten Monat mchr ! Seine

mittlere Temperatur beträgt — 11 , 74 ° < ü . und ist um 0 , 37 ° niedriger als die des vorjährigen Januar . Höchste Temperatur -s- 9 , 2 ° am 29 . und bie niedrigste — 29 , 6 am 9 . Größte Veränderung am 29 . mit 20 , 2 ° , geringste am 31 . mit 4 , 0 ° und mittlere tägliche Veränderung 16 , 61 ° ! Mittlere Temperatur des wärmsten Tages , des 3 l ., -j-0 , 2 ° und bie des kältesten Tages , des 9 ., — 22 , 87 ° . Unter — 22 ° stand das Thermometer an 10 Tagen und über Null nnr an , 8 Tagen . Mittlerer Barometerstand 277 , 60 < p . Marimum , 281 , 2 am 10 . Abends , Minimum , 272 , 8 < , am 24 . Morgens . Wolkenlose Tage waren 12 , mchr als halbheitere 13 und solche mit Niederschlag 3 . Schneefall 3 , 6 .

Am 27 . sehr gemüchliche Schlittenfahrt der Einwohner Samadens aus Allen Klassen . Es waren 27 Schlitten , worunter einige nach der neuesten Mode Mit stattlich geschmückten Pferden . Voran ein „ Dreispänner mit flatternden Fähnchen und mit der muntern Musikgesellschaft von Samaden und geleitet von einem tüchtigen , eidgenössisch-uniformirten Postillion . In ernstem Schritte wurde durch die Dörfer gefahren und munter und fröhlich spielte die Musik . Am Abend großer Ball bei Hrn . Badrutt zur „ Berninaanficht .

St . Gallen . Der Große Rath wird sich den 14 . F ebr . außerordentlich versammeln . Dcr hauptsächlichste VerHand » lungsgegenstand sind folgende beiden Motionen : „ Dcr Große Rath des Kantons St . Gallen , in Anerken » nung der Nothwendigkeit eincr beförderlichen Verfassungsrevision , beschließt : 1 . Es solle eine Abstimmung des Volkes siattflnde » über die Frage , ob die Verfassung revidirt werden solle oder » icht ? 2 . Bei der Abstimmung ist nach den Vorschriften des Revisionsstatuts vom 29 . Juli 1838 zu verfahren . 3 . Der Kleine Rath ist mit Vollziehung des gegenwärtigen Beschlusses beauftragt . „ Der Große Rath wolle eine größere Kommssion niedersetzen , welche prüfen und begutachten soll , n . ob zur Zeit die Nothwendigkeit einer Verfassungsrevision vorhanden , und b . ob und inwl ewel t das Revisionsstatut abgeändert werden könne ? Diese Kommission habe ihren daherigen Bericht einem außerordentlich zu besammelndcn Großen Rathe zu hinter « bringen . .

Ausland . Frankreich . Ueber die Rüstungen Englands fällt „ Patrie ein originelles Urtheil . Sie findet dieselben in Wirklichkeit durch weiter nichts begründet , als durch die Anforderungen der englischen Industrie nach möglichst zahlreichen Anschaffungen von Seite dcr Rcgicrung und durch das Streben der Offiziere nach Beförderung , welchem , so lange die Cadres der Marine » icht crwcitert wcrden , nicht Rechnung getragen werden könne . Beinahe jede Familie zähle Angehörige im Seedienste , ein großer Thcil des Volkes verdanke seinen Verdienst der Marine ; alle diese Leute nun hätten auf das Ministerium einen Druck ausgeübt , welchen die Feinde Frankreichs nach Kräften unterstützt hätten . Dieser gemeinsamen Pression habe das Ministerin »« Derb ») , so sehr es , wie dasjenige Palmerstons , für Erhaltung der Allia » z gestimmt sei , weichen müssen , indem es Rüstungen unternahm , welche allgemein als ein Beweis gegolten hätten , daß die entents oorä , » , « zwischen Frankreich und England mehr und mehr einem feindlichen Verhältnisse gewichen sei . , ^; Großbritannien

Wir entnehmen dem „ Globc folgende bemerkenswerthe Stelle : „ Einige Pariser Blätter nehmen Anstoß daran , daß die Nothwendigkeit , unsere Uebermacht zur See zu behaupten , in England so sehr betont wird , und der „ Courrier de Paris sagt : „ Was von England wahr ist , das ist ebenso von Frankreich wahr ; und wir sollten nie vergessen , daß , wenn Ludwig XIV . einen Augenblick ganz Europa seinen Willen vorschreiben konnte , dies deshalb geschah , weil in jenem glorreichen Augenblick seine Seemacht eben so groß war wie seine Landmacht . Wir geben unsern Pariser Freunden zu bedenken , daß denn doch einiger Unterschied besteht zwischen der naturgemäßen Nothwendigkeit ciner großen Seemacht sür uns , um unsere defensive Stellung nöthigenfalls gegen ganz Europa zu behaupten - » - und der künstlichenNothwendigkeit , die der « Irnnä NonmMe sich schuf , uin ganz Europa seinen Willen vorzuschreiben . Dies hat eben England nie sich vorgenommen . Und was die Scheelsucht verschiedener kontinentalen Politiker gegen England erregt , ist grade ihr Bewußtsein , daß England ßch stets und bisher immer mit Erfolg

— 1 jeder andern Macht entgegengestellt hat , welche die empörende Anmaßung hatte , ganz Europa ihren Willen vorschreiben zu wollen . Oesterreich . Aus Oesterreich wird eine eigene Erscheinung auf kirchlichem Gebiete berichtet . Einer Wiener Korrespondenz des „ Schwab . Merkur zufolge hat der Kardinal Erzbischof von Wien für gut befunden , der staatlichen und Volkshymne eine geistliche ^ Pins-Hymne ) zur Seite zu stellen , indem , wie es in seinem Erlasse heißt , es sich schicke , seine Liebe und Anhänglichkeit für das kirchliche Oberhaupt in gleicher Weise , wie für das weltliche an den Tag zu legen . — Als vor einigen Wochen die militärischen Verstärkungen nach Italien entsendet wnrden , erging an die Truppen zugleich der Befehl , die Frauen nicht mitzunehmen . Dieses Verbot ist nun aufgehoben wordcn und damit sicher gestellt , daß der gegenwärtige Stand der Dinge im lombardisch-vene » tianischen Königreiche keinerlei Anlaß zu Besorgniß mehr gibt . — E » n kaiserliches Dekret ist in Wien erschienen , das die Ausfuhr von Pferden aus Italien verbietet . Italien .

Neues aus Mailand . Die gcgen die Stadt aufgepflanzten österreichischen Kanonen haben zur nicht geringen Freude der Bewohner eines schönen Morgens ganze Wendung und Front auswärts gemacht und zwar wie man wissen will , in Folge einer Napoleonischen Note . Wenn Oesterreich schon jetzt solche Demüthigung sich gefallen lassen » nuß , so dürfte es mit seinen Kriegsrüstungen nicht so stark Pressiren . — Obige uns zugestellte Noti z aus dem Süden mag Platz nehmen , obwohl wir gestchen , sie nicht zu kapiren . Piemont . Ein zur Vorsicht mahnender Artikel der Turincr „ Opinione ist in Ocstcrrcich bereits als Vorzeichen friedlicher werdender Gesinnungen von Seite Piemonts aufgenommen worden .

Nicktpolitisckes Die Garnstrangen . ( Fortsetzung . )

Der Peter war ein Kamerad des Johannes , von den besten Knaben einer , anch ein hübscher und cin reicher . Er hatte das Röseli gern und keine Mutter die ihm wehrte , es zu nehmen , wenn es ih » gewollt hatte ; daß es ihn aber nicht wollte , » var nur der Johannes Schuld . Johannes merkte das Alles und ließ des Rüselis Hände fahren , die er vorher fest hielt , rückte seinen Stuhl ganz stille zum Fenster » lud machte dem Peter Platz , bei Röseli zu sitzen . De »» Röseli wars nicht recht , den , Peter aber um so rechter ; er war vergnügt und schaute das Röseli mit so hübschen Augen an , daß es auch freundlicher wurde . Der Johannes aber dachte : „ Daß ich das Röseli nicht beirathe » kann , ist bei mir ausgemacht ; warum bleib ich denn dem Peter im Wege , als thät ich s aus Bosheit ? Er stand auf , reichte Beiden freundlich ernst die Hand und ging . Der Peter fchaute ihn an , als ob er ihn hätte küsse » mögen , das Röseli aber als ob es gern geweint hätte . Johannes hätte auch gern geweint , ging viel stiller heim als cr gekommen war , blieb auch still Wochen und Monat lang und machte ein recht trauriges Geficht . Das wurde aber am trauri gste » an einem schönen Sonntagsmorgen , wo er laut jubeln und schießen hörte und die Kirchenglocken läuteten . Heute führte Peter Röseli zum Altare . Johannes schaute zum Fenster heraus ; der Peter war hübsch und das Röseli

5 — zchntausendmal hübscher , mit dem grünen Kranz in dcn goldgelben Zöpfen . „ Hälts auch haben können , seufzte Johannes , „ glaube dic Mutter war doch unrecht d ra » mit dem Strängen . Es wurde ihm drückend zu Muthe , darum g ing er hinab über Feld und Wald ins nächste Dorf .

IN . Am Eingang « des Dorfes , vo » Bäumen umschattet , von Ställen , Back- und Waschgebäuden wohnlich umgeben , lag das graue Rößliwirthshaus , an Sonntagen viel besucht und belobt . Auf der Te »» e nebenan rollte die Kegelkugel und lachten und lärmten junge Bursche in ihren Sonntagshemdärmeln ; die Röcke hatten sie sorglos in den Strohkasten geworfen . Machts nur nicht auch mit den brennenden Pfeifen fo , sagte bedächtig der alte Knecht des Wirthes und stellte Flaschen » md Gläser auf den Tifch neben dem Tennthore . Dorfkinder und lagernde Bettelleute schauten nun wundrig und sehnsüchtig zu , wer am meisten Schoppen möge . Wären wir nun auch groß und hätten Bluzgcr , sagten die kleinen Buben . Ja aber sWeintrinken ist Sünde , belehrten > die kleinen Mädchen wichtig . Nein , nicht sWeintrinken ist Sünde ! riefen empört die Buben ; aber eincn Rnnsch habe » , daß ma » nicht gehen kann und die Leute schlägt , das » st Sünde ! Die armen Bettelleute aber flüsterten wehmüthig : hätten » vir von jedem Schoppen , den die da zu viel trinken , nur wenige Tropfen , das gäbe » ms Kraft . Was es die Reichen doch gut haben ! Da drinne » im Hause raucht es so prächtig aus der

Küche uud schineckt von Fleisch und Küchli ; was es die Reichen doch gut haben ! „ Dafür kommen fie eben in die Hölle und wir in den Himmel , tröstete Cins , Nus der großen untern Stube des Hauses tönten schreiend Geige und Pfeife , hübsche ländliche Tänzerinnen lehnten glühend , i » d ausruhend an den offenen Fenstern , während ihre Tänzer folche Pausen benutzten , einen glücklichen W » rf nach den Kegeln zu thun . Johannes , der Aufheiterung bedürftig , zog die Tanzstube der Kegelbahn , vor , fei » Name von gute »» , Klang verschaffte ihm Geltung bei den Jünglingen , und die Mädchen wisperten , als er in die Tanzreihen trat : „ Nein schau doch was der anständig ist , viel mehr als die Anderen . Und » vas dic für ein prächtiges Paar sind , der und die Margreth ! Des Wirthes hochgewachsene , schwarzäugige Tochter , welcher , « eben Johannes , letztere Bemerkung galt , schien Gefallen zu finden am neuen Gaste und stattliche » Tänzer , und sie unterhielt ihn bestens mit ihrem gewandten Zünglein . Was die verständig redet , meinte Johannes , und » vas die stink und geschickt den Gästen aufwartet ! Der merkt mans an daß sie arbeiten gelernt und daß sie Witz im Kopfe hat . Diese Ansicht schien Johannes beizubehalten , je » nehr er sich im Hause umsah , und kam von nun an öfter .

Margreth war ein fleifiges , geschicktes Mädchen , alles in der Wirthschaft musterhaft ordeullich uud blank , alles zu rechter Zeit gethan , und das war hauptsächlich ihr Werk ; und dabei war fie immer so » iedlich gekleidet . Wie sies nur macht ? sagte die Magd , nicht einmal wenn sie in de » Ofen feuert , wird sie rußig . Johannes schaute der fleißigen schönen Jungfrau oft mit innigem Vergnügen zu . Auch ihre Reden blieben immer verständig , wenn sie guter Laune war ; die aber ließ sie , zu Iohan » es und des ganze » Hauses Jammer , oft im Stiche . Doch trotz der nicht guten Laune von Margreths und des Jammers von Johannes Seite , galten die Beiden den Leuten als Verlobte und Johannes dachte auch im Ernst an so etwas . „ Nur noch die Strange » -Probe dcr Muttcr , ich habs ihr auf dcm Todbette versprochen und werds halten , wcnn ichs gleich nicht gern thue ; aber bei Röseli hat sie mich auf die Wahrheit geleitet , die ist jetzt ein armes Weiblein , das weder arbeiten noch haushalten kan » , der Peter hat fein Kreuz mit ihr . Margreth wird den Strängen vielleicht nicht winden können ; geschickte Hände und geschickten Kopf hat Niemand wie sie , aber geduldiges Herz — ich fürchte — . ( Fortsetzung folgt . »

Es hat de » , Allmächtige » gefalle » , unsere innigstgeliebte Mutter uud Schwägerin Fran Landammann

Previous issue

Browse all issues of this publication

Next issue

Previous search result

Back to search result list

Next search result

Maximize / Unmaximize

Right-click on an article to see options menu

Enable QA mode

Start clip

Zoom in

Zoom out