Der liberale Alpenbote, 22. Juni 1854 IIIF issue linkErheiternde und belehrende Mittheilungen [ARTICLE]

Erheiternde und belehrende Mittheilungen

Nach Tarasp . Einem » Vidd . ntschen Blatt entnehmen wir die folgende Skizze einet Wanderung dnich das Engadin von vr . L ^ n ,: Hat Dich , geneigter Leser , auf Deiner Wanderung durch die Städte unsers deutsche » Valeriaildes , namentlich im Norden deMben , Gelüst « oder Bedürfniß in eines jener Etablissements geführt , wo di « braune Bohne Arabiens zu eiuem aromatischen Tranke bereitet wird , der Cacao Amerika s wohlschmeckenden Genuß bietet , oder ein kleines Gläschen der verschiedenfarbigsten gebrannten Waffer i » feinster Qualität Dich mit flüssigem Fener erwärmt , Zncker und Mehl , iu tanscndellei Formen von Süßigkeiten umgewandelt , Deinen Gaumen kitzeln , so wird schon bei dem Suchen nach diesen Herrlichkeiten der Name ihres- Künstlers und Besitzers Dich mit fremdartigem Laute begrüßt chaben . Bist Du je in der Stechbahn auf dem Berliner Schloßplatz « bei Iosti « inaMelen ? Du hast di « glänzenden , Uni

lung zu verhandelnden Gegenstände in die Gemeindeordnung auf » genommen worden , wurde letzte zu schließlicher Redaktion an die HH . Planta , Ganzoni und Steiner gewiesen . Auf die Tages »» ordnung kam sodann der von cinem Berichte des Hr . Verhörrichtcr Bernhard begleitete Entwurf zu einem Poli z eig esetzbuch , der an die Vorberathungskommission zur Prüfung gewiesen wird . — Zur Berathung kommt die Geschä ftsordn u ng für die St andes kom missio n . Da dieser Entwurf einen neuen H iniptgliindsatz einhält , wonach die Rekurse administrativer und polnischer Nalur nicht mehr , wie bisher , an den Großen Rath , sondern an die Standeskommission ., gerichtet werden sollen , so winde die Begutachtung dieses Grundsatzes an die Vorberalhungskommission gewiesen . — Schließlich wird eine Petition des Churer Speditionsstandes vorgelegt , dahin gehend , es möchte den konzcssionirten Eilfuhren bewilligt werden , an Sonntagen zu Füllung der Ladung der Eilwaare ( Seide ) auch noch andere Waare beizulegen . Gegen dieses Gesuch erhoben sich besonders die HH . Meuli und Casparis , für dasselbe , besonders aus dem Grunde der Konkurrenz mit dem Gotthard , die HH . Steiner , Wassali , Ganzoni , Condrau , Schenardi . Die Versammlung beschloß , dcr Petition zu entsprechen .

Nachmittags fand die Wahl des Kl . Raths und seiner Stellvertreter statt . In den Klein en Rath wurden gewählt : die HH . Bundsland . Bro si ( II . 42 M ) , Ncg .-Ralh Pla n ta ( II . 43 / 66 ) und Landlichter Louis Vieli ( IV . 36 / 66 ) . Hr . Bloss war nicht anwesend und Hr , Planta erbat sich Bedenkzeit . Hr . Reg . Ralh Pelerclli , auf welchen im ersten Wahlgang eine große Anzahl Stimmen sielen , erklärte die Wahl nicht anzunehmen . Zu Stellvertretern wurden gewählt die HH . Kreispräsident Veeli ( III . 40 / 67 ) , Bürgermeister A . Salis ( IV . 34 / 65 ) und vr . Schenardi ( III . 32 / 63 ) . Sitzung vom 2 l . Juni . Zur Berathung kommt vorerst das , zufolge großräthlichen Auftrages von der Vorberathungskommission revidirte Regulativ über die Eingabe ver Volksmchre n , das mit einer einzigen geringen Abweichung angenommen wird . — Im Weitern kommt zur Behandlung die in Folge letztjahrigcn großräthlichcn Auftrages vom Kl . Rathe revidirte großräthl . Geschäftsordnung , die jedoch fowohl der Form als dem Inhalte nach nur unbedeutend von der alten abweicht . Erwähnenswerthe Abänderungen wurden folgende beschloffen : daß der Beginn der ordentlichen Großraths

formen ad- nnd zugehender Sühne des Mars gefunden und fein « , wlmderfeine Sachen auf Schüssel und Teller , in Flasche und Glas und Tasse , di « wohl besser lnnnden als das harte Brod und der brennende Inhalt der Feldflasche in den lallen nnd feuchien Lagern an der Don «» hüben und drüben , Oder hast Du in eineni lebhaften Schwärme von Literaten und Schauspieler » , welche die Zwischenakt « oder der Schluß des Slückeö herbeigezogen , bei sprudelnder Unter » ha lin » g glühenden Wci » odei Punsch zn schmackhaften Kuchen geschlürft , bei Stehe ! , auf dem Geüsd annenülalk !« — wiedei isl K kein inÄttifchklingendel Name , del Dir Deine Silbergroscheurechnung wissen läßt . Unter den Linde » lockte Dich Spangipani mit seinen Süßigkeiten 5 audelSwo in der preußischen Hauplstadt Andere mit ähnlichem Klange ; , « ber uicht blos hier — in Magdeburg , in Bremen , in Königsberg , j . a übcr die deulschen Grenzen hinaus in ganz Europa kannst Du dies « in Conditurs « ud Zuckerbäckersuniform gckleidelcn schlichle » , meist kurzstämmigen und etwas wohlbeleibten Leu !« anlreffcn , wie sie ruhigen AutliHes sich hinter ihre » Ladentischen bewegen « nd vielleicht den , wachsenden Gewinn und die Zeit berechnen , wo er hinreichend sci , ihn , auch z ^ i gonießeli . Es sind willlderndc Zugvögel , wen » anch in langen Periodendiese stillen , ^ fleißig schaffenden Männer ; ihre Heimaih ist nicht die nordische Ebene , nicht der märkisch « Sand , wo ein Hügel » on einigen Hunden Fuß für einen Niest » gilt ; , sic liegt ferne Mfch eli ülifgeihürntten Gebirgswallen , zwischen

sitzung auf den e r st e n M o n t a g imIuni stattfinden solle ; daß dem Präsidenten das Recht eingeräumt sein sull , nöthigenfalls Appell Vornehmen zu lassen , wobei dic bcim Appell abwesenden Mitglieder ihres Taggeldes verlustig wcrden ; daß die großräthlichcn Traktanden nebst dem Berichte über die Landcsverwaltung und den Gefttzesvorschläßcn den Großralhomitgliedern vierzehn Tagt vor Zusammenwitt des Gr . Rathes mitgelheilt werden sollen .

B < mestui , gcn über einige uo » reu Hcrre n R c chnungsrevisorc » dcm ho ckl öb ! . O ro ßen N ath vorzuschlagende Ersparnisse . ( Eingesandt . ) Untcr den Ersparnissen , zu welchen die lrantoilsschuic Anlaß bieten soll , ist die Erhöhung des Schulgeldes von Fr . 35 auf Fr . 70 zuerst genannt . Das Schulgeld der Kantonsschule hat so zu sagen seine eigene Geschichte und läßl sich füglich als ei » Baiomeicr für die im höher « Luftraum herrschende » Strömungen a » fthe » . Früher in der evangelischen Kanlonsschule beirug es lange Zeit 4 ? si . ; als die kathol . Schule von Disenlis nach St . Luzi übcr » siedelte , wurde es , um cine Gleichheit herzustellen , auch für tie Reformilten auf l 0 st . heruntergesetzt , und blieb so nach der Vereinigung . Mit Beginn des laufenden Kursus wurde es nach Autrag dcs Erziehungsrathes aus Fr . 34 , für Ausländer auf Fr . 80 erhöht , uno nun , nach einen , Iahrc , sehen wir dem gewaltigen Sprung auf Fr . 70 entgegen , damit dcr Kreisund Rücklauf zum Allen rasch bcschioss . » werde . Es tritt in diesen verschiedenen Bestimmungen eine merkwürdige Konsequenz an den Tag , und der in Aussicht gestellte Ausatz von Fr . 70 ist von sehr zweifelhafter Zweckmäßigkeit , sogar in Bezug auf den dermaligen Standpunkt , das Sparen .

DieVorbere » tnugsschule oder Präparandenklasse , deren Aufhebung zunächst beanli-agt werden will , wurde bekanntlich aus der katholischen Kantonsschule in die vereinigte herübergenommen . Als der letzijährigc Gr . Ralh die Frage über Aufhebung derselben an dcn Erziehungsrath zur Begutachtung wies , entschied dieser für einstweilige Beibehaltung , so lange das Bedürfniß einer solchen Klaffe sich in demselben Grade zeige wie bisher . Denn im lausende » Iahrc sind von dcn 23 Präparandc » l 9 Bündner , und untcr letzten , 15 Katholiken aus dem Oberland , aus Ober » halbste !» u » d Poschiavo . Der Erzi .-Hungsraih glaubte die Er » halluug dieser Klaffe insbesondere dcn katholischen Landcethcilen schuldig zu ftin , so lange nicht tie Volksschulen derselben im Stande fticn , ihre Schüler auch im Deutschen gehörig vorbereitet zu entlassen . Wenn man behufs solcher Vorbereitung im Deutschen auf die da und dort bestehende » Privatanstalten hinweist , so ist nur zu bemerke » , daß der einjährige PräparandenKurs mit Benutzung des Konvikts weit billiger zu stehen kommt als der Vesuch irgend welcher Privatanstallc » , mit Ausnahme von Disentis . Mit einem Antrag aus Schließung der Präparandenklasse würde dcr Eiziehungsrath übrigens in einen merkwürdigen Widerspruch mit sich ftlbst gerathen ftin , insofern cr

Nlpeuslöcken , zwischen lausend wilden und kahlen Felseustisten in der Müle eisiger Gletscher und Schnecfeider , Wie der Wasserschatz ihrer Nishöhen aus zerrissenen Schluchtt » gewalliger Gebirgsslöcke dcm Rhein , der Donan , der Elsch uud dcm Po zueilt und so z » e !! llegc » c » Meeren auseinander läuft , so bat diese Bewohner eines stillen Hocbtbalcs von jc die Wanderlust ergriffen , und sie tragen ihre emsig fammeindc Nilbrigkeil , ihren sparenden Fleiß von der einsamen Hcimall , hincius in das Gewühl belebter Siädte , an die Ställen des Comforls und des Lur , ns , wo ihnen eine reiche Ernle entgegenwinkt . Ihnen verwandelt stch das Hcimweb » nr zu einer lreiben--Ven Klaf ! des Elringens und Eiweibens , der Gedanke an das Thal der Geburt und seine großartige Umgebung zum Sporne eiuer rastlosen Thätigleit . Denn der » is Jüngling binaus in die Weil gezogen , sich gemübt und geplagt , kehr ! belm Habende » Abend des Lebens , wenn die duukeln Haar « zu bleiche » beginnen in daß nie vergessene Vaieliaud zniiick , nachdem el das blühende Geschäft einem Sohn « « Per jünger » nachgekommene » LandsMann überlassen , un , mit dcm Ertrage seiner Arbeit sich im Heimathsdorf « ein stattliches Haus zu bauen « nd die letzlen Jahre , di « sonst „ den Menschen nicbt gefallen , in achlbarer Nnb « zu genießen .

Die meisten diefer industriöscn Wandelci bring » das Eng ad in hervor , dieses eigenihümliche « nd noch so wenig gekannie Läng « n ! ha > , die Wiege des In ,, « bis zu seinem Austritt ans der Schweiz bei Martinsbruck . Es

i > t ein merkwürdiges Landchen dieses Engadin ! Wie eine still « heimliche Alpeumatte liegt es zwischen seinen beiden Gebilgszügen ; der zahlreiche Fremdenzug , den die velschicdensten Triebfedern , Erholung vou anstrengender Arbeit , Stärkung , Ucberdruß städtische » Getümmels , Langeweile und Mod « , dazwischen auch Frende an einer reichen großarligen Nalur und wissenschaftlicher Drang , in und durch die Schweiz locke » , und der , wie die Ameise stets dem Wege folgt , den ibrc Vorgängen , ! betrele » , meist den Vorschriflen des Reisehandbuchs folgl , läßt gewöhnlich scine liefe Einsamkeit zur Seite liegen , dringt nicht in die verborgenen Thaler dieses Landestheils . Und doch findet für unsere Phantasie , unser Verstand , unsere Wihbegieide , uusei Gemüth so reichen Sloff wi « irgendwo ; web ! die friscbe Berglufi so rein , glänzen die bohcn Fclsziune » mit ihrem Firnenschne « , mit ihien Glelscherstiömen lvsig im Abcndlichtc , baben Natnr und Geschichte der Bevölke , rnlig eine »» so cigenihümlichen Tlempel aufgeprägl ! Aber bis zu 6000 Fuß erheb ! sich dieses in solcher Ausdehnung höchste bewohnte Thal der Alpe » , eine der höchsten Gegenden Eniopas überhaupt , die nock in großen zusammenhängenden Dörfern bewohnt werden ; und da schreckt vielleicht des Engadiners eigen « elwas nbeliriebene Aeußerung von seinem Klima : „ Nenn Mona !« Winter , drei Monate kalt . Freilich fehlt auch mit wenigen Ausnahmen der Komfort der vielgefeierteu Punkte , wo die Reiseindustrie ihre Bil llhe geliiebc !! : keine mit allen Beaneinlichlcilen des veiwdhnleu Ge . »

4 - in diesem gleichen Jahre beschlossen hat , künftighin von den neu eintretenden Schülern eine größere Vorbildung als bisher zu fordern . Vei den , dermaligen Stande der Volksschulen i » vielen romanischen Gemeinden müßte die erste und natürliche Folge dieses Beschlusses ftin , cine Voibereitnngskici ssc zu errichten , falls sie noch nicht bestünde . Wenn nun der Gr . Nath die Aufhebung beschließt , ß « wird der Erziehungsrath in folgende höchst unangenehme Wernaliye v « setzt ; entweder er hält an dem Ent « fchlusse die Kaiüonsschulc zu heben , beharrlich fest und sieh ! sich zugleich genöthigt , vielleicht die Mehrzahl der romanischen Kna » ben , dic sich zur Aufnahme melden , abzuweisen ; oder um dieses zu vermeiden und um nicht den natürlichen vernünftigen Zu » sammenhang der Volksschule mii der öffentlichen Landesanstalt aufzuheben , geht er mit seinen Forderungen an die » eueintrcten » den Schüler noch unter die bisherigen zurück uud nimmt die Knaben auf ohne alle Rücksicht auf Vorkenntnisse .

Die Konvikte haben sich in ihrer bisherigen Einrichtung und Leitung so segensreich in Bezug auf Sittlichkeit und Fori « schritte der Schüler bewiesen , daß die Aufhebung derselben als ein haiicr Schlag und cine durchaus feindliche Maßrege ! empfunden werden müßtc . Dieses Lob des genannten Instituts ist nicht eine Phrase , sondern läßt sich zu völliger Genüge beweisen . Vei dem scit jeher gefühlten und beklagten Mangel an hinreichender Gelegenheit , die Knaben in Privathäuftrn unterzubringen , mit voller Sicherheit , daß sie leiblich und geistig wohl aufgehoben seien , sollle der Wunsch , das Konvikt möglichst auszudehnen , vicl näher liegen , als ter , es aufzuheben . Für lie Beibehaltung desselben in dem gegenwärtigen Umfang aber dürfte doch auch der Umstand ein gewisses Argument ftin , daß das Konvikt einer ziemlichen Anzahl weniger bemittelten Eltern die Gelegenheit bietet , ihren Söhnen mit bedeutend geringeren Kosten , als es sonst möglich wäre , die große Wohlthat weiterer Ausbil tunq zu Theil werden zu lassen .

Was den Kostenpunkt der Konvikte betrifft , so ist erstlich die Meinung durchaus unrichtig , daß von , Kanton irgend etwas an das Kostgeld bezahlt werde . Die Nichtbündner haben in diesem laufendl-n Schuljahre sür Wohnung und Bett Fr . 22 bezahlt ; die Bündner , mit Ausnahme einiger Gratuiten und Stipendiaten , Fr . 5 für da « Bett . Damit sind freilich dic Kosien nicht ge » deckt worden . Indessen wird man doch gclrost behaupten dürfen , die Mehrausgabe von z irka Fr . 1000 , mit welcher einer Anzahl von 60 bis 70 Knaben eine sorgfältige Aufsicht und eine gute und zugleich billige Kost verschafft wird , fti vom Kanton nicht schlecht , sondern so zweckmäßig als nur irgend eine andere Ausgabe angewendet . Findet sich nun , daß für einen solchen Zweck nicht so viel Geld übrig ist , so würde ein jährlicher Beitrag von z V . Fr . l 0 für den Kantonsbürger die Grenzen der Billigkeit nicht überschreiten , und die Kosten bedeutend reduziren . Mit der Aufhebung des Konviktes wird aber nicht blos auf

— 2 das Ersparniß von Fr . 1000 , sondern auch auf den Erlös , der aus dem alten Schulgebäure zu z iehen wäre , spekulirt . Diese Hoffnung ist doch etwas all zu sanguinisch . Zwar könnte man , nach der Maxime : es gchcn viel geduldige Schafe in einen Stall — z iemlich allen Unierricht , und das Schullehrer-Semi » „ ar fammt dcm Zubehör von Studie » -, Speise- und Schlafsaal auf St . Luzi unterbringen und einpferchen . Auch die Kantons » bibliothek würde endlich aus dem ehemaligen Refektorium von St . Nicolaus erlöst und hinaufwandern , etwa in einen leerge « wordene » Echlafsaal , um daselbst wo möglich noch schlechter pla » z irt zu sein als bisher . Einee ist aber dabei vergessen . Bei der neuern Einrichtung des Schullehrerseminars wurde namentlich auch darauf gesehen , cin Zusammenleben der Zöglinge mit Vcm Seminardirektor herzustellen , und wic man zum Voraus schon bei der Berathung diesem ununterbrochenen Verkehr , die

sem Familienleben und dem fortwährenden Einfluß einer dazu geeigneten Persönlichkeit auf die künftigen Volksschullehrer mi ! Recht ein Hauptgewicht beilegte und daran die größten Hoffnungen knüpfte , so hat nun auch wirklich dieser Verkehr und Einstuß in der kurzen Zeit von zwei Jahren sich in einer so durchaus befriedigenden Weise dewährt , daß jeder Beobachter seine Freude daran haben mußte . Keiner , ler von dieser Entwicklung des Seminars Zeuge ist , und keiner , dem das Volkschulwesen wirklich eine Herzenssache ist , keiner von diesen wird es , trotz aller Lust am Sparen , billigen können , daß man an der bisherigen Einrichtung des Seminars rüttle und sie störe . Man wird sie aber stören und wiro durch Aufhebung des innigen familiären Ver » kehres das Seminar in seinem innersten Leben angreifen , wenn man es mit Allem andern in das Schulgebäude auf St . Luzi einpferchte , während dasselbe für den Seminardireklor keine auch nur für ihn allein ausreichende Wohnung , sondern nur ein einz iges Wartezimmer erübrigen wird .

An allcs dieses schließt sich nun noch folgende Betrachtung an . Wird das Schulgeld auf Fr . 70 erhöht , wird die Prü pa « randenklasse , werben die Konvikte aufaehoben oder ein beträchtlicher Beitrag von Pen Konviktualen gefordert , so ist der eigent « liche Sin » dieser Maßregel der : man macht die vor wenigen Jahren ausgesprochene Vereinigung der beiden Kantonsschulen illusorisch und hebt sie faktisch auf . Daran hat nun wahrscheinlich kein Mitglied der Kommission , von welcher diese Vorschlage ausgehe » , gedach !; oder es hat etwa der oder jener daran gedacht , sich aber damit getiöstet , daß für diesen Schaden die Hülfe bereit sei . Die katholischen Knabe » , die für Chur zu unwissend oder zu arm seien , hätten ja Disentis , allwo das Schulgeld niedrig sei , einc Präparandenklassc bestehe und ein Konvikt blühe ; und so sei dann allen geholfen , der überfüllten Kantonsschule , dcr lecren Staatskasse , der Schule von Disentis und den Freun » ren und Gönnern des ächt-katholischen Schulwesens .

Ichmocks » nsgestaitele Hotels und Pensionen nehmen uns auf ; keine in allen Zunge » redende » Kellner umkreisen uns ; aber auch der Schwor »! zudringlicher Führer , lie wandernde Virlnosenschaft , tie Verfolgung mit gemalten Aussichten , mit gescbnitzlen tausenderlei Kleinigkeilcn , mi ! dem Gesteine der Aipenwel ! ist zurückgeblieben . ( Fortsetzung folgt , ) Mt i s z e l l e . Aus dem Lebe » Sir Charles Napiers . Palmerston erzählte beim Festessen , das mau dem alten Admiral zum Abschiede gab , folgende Thatfachen aus dem porlugicsische » Kriege : „ Als unser tapferer Freund hier beim Enlern eines porrngiesische » Schiffs sich in ein Segel « erwickelle « nd sich anstrengte , anf « Deck des feindlichen Schiffs hinüberzuspringen , rannte ein poringicsischer Offizier mit geschwungenem Messer in voller Hast gcgen ihn , um ihn zu durchbobreu . Er parirte d « n Stich , stolperte aufs Deck , und rannte den Offizier mit einem tüchtigen Fußtritte eiue steile Kajüttentreppe hinuutei , — Lord William Rüssel hörte eines Tages , daß unser Freund Sir Cbarlcs Napier sich in die Näh « der Festung Valenza , mehrere Meilen von unserm Hauptquarüere , begeben habe . Rüssel hatte ihm einc uothwcudige Mittheilung zu mache » , und so mach !« er sich auf den Weg , um ihn allfznsnch « ,,, Endlich fand er zwei Menschen , von denen der

Hr . Landr . Phil . Hößli ist gestern Mittags nach kurzem Krankenlager an einer Gehirnkrankheit gestorben , an welcher der » selbe schon seit einer Reihe von Jahren litt und durch welche er leider verhindert wurde , seine reichen Geistes- und Herzensgaben für das Vaterland in dem Maße fruchtbar zu machen , wie es ihm sonst möglich gewesen wäre . Bern . Die Fusion trägt bereits ihre Früchte . Die Regierung will den Konflikt mit dem Bundesrath in Sachen des Preßgesctzes fallen lassen , und Hr . Blösch übernimmt , die Redaktionsänderungen anzubringen ! Auch die Aufhebung des Griittlivereins dürfte nächstens zurückgenommen werden . RR . Fischer , der schon unpäßlich Bern verließ , soll in Zürich ernstlich erkrankt sein .

Ausland . Frankreich . In Toulon werden alle Vorbereitungen getroffen , um die 5 . Division der orientalischen Armee abzusenden , und bereits ist die Rede von der Bildung der 6 . Division , welche jene in Toulon als Reserve ersetzen soll . Deutschland . Die verbündeten Monarchen von Oesterreich und Preußen haben nach der Zusammenkunft in Tetschen persönliche Schreiben an den Czaren abgesandt ; wohl zu keinem andern Zweck , als um die offiz ielle Aufforderung zu Räumung der Fürstentümer auf dem Wege freundschaftlicher Ueberredung zu unterstützen . Berliner Briefe setzen es ferner außer Zweifel , daß der König von Preußen , und zwar mit Wissen und Billigung des Kaisers von Oesterreich , an der Grenze beider Staaten eine Zusammenkunft mit seinem kaiserlichen Schwager halten wird , um einen letzten Versuch zur Herbeiführung einer friedlichen Ausgleichung zu machen . — Pieußen soll 150 , 000 Mann mobil machen .

Oesterreich . Briefe aus Wien und Verlin stimmen dahin überein , daß Oesterreich nunmehr ganz entschieden zur Wahrung seiner eigenen und der deutschen Interessen überhaupt gegen Rußland vorschreiten werde . „ Das kaiserl . Kabinet — so schreibt man aus Wien — soll der klar ausgesprochenen Ueberzeugung sein , es lönne so wenig eine Festsetzung der nordischen Großmacht an der untern Donau , als die Fortdauer eines beherrschenden russischen Ein » flusse s in den Donaugebieten vom österreichischen Standpunkt aus geduldet werdcn . Die alte Mettcrnichsche Politik der gemeinsamen Garantie aller Großmächte für die Integrität und Unabhängigkeit des tinkischen Reiche « scheint in Wien mehr wie

eine sehr ungeschickt zwei Musketen trug . Er hielt den Andern für eine Art von Robinson , als er ihn aber be ! Licht « besah , war es Napier mit einem Soldaten hinter sich . „ Nun Napier , was machen Sie hier ? ,, I na , ich will Valenz » nehmen . „ So ! Aber Valenz ., ist eine Festung , mein lieber Karl , di « man mit Soldaten und Blutvergießen nehmen muß . Und welche Vorbereitungen gehören dazu !? ,, O , ich habe nicht Zeit zu Vorbereitungen und Blutvergießen , ant- » wortete unser tapferer Freund , „ ich habe bier eine von meinen „ Blaujacken , nnd zwei Musketen mi » ge , lommen , und ich denke fo die Festung zn nehmen . Und so nahm er sie . Er schick !« dem Gouverneur einen Brief und bewies ihm , daß es besser sei , ihm die Festung gutwillig zu g « b « n . ohne guten Willen incommodire es auf beiden Seiten . Der Gouveineur war ein vernünftiger Mann und so sah er das ein und so gab er die Festung dem Napier und dem MarinesoldcUen mit zwei Musketen . Nachdem er Valenz « sich so gekauft , machte er fie der Königin von Portugal zum Präsent „ nd so bernack auch ganz Portugal . Könnt « Karlchen mit zwei Musketen eine Festung nehmen , wie » iel muß er nun » ach der Rege ! de Tri mit 4 M 0 Kanonen an sich bringen ? Er weih es selbst nicht , weih er doch selbst nicht , was er morgen thnn muß . Er hat für jeden Tagen versiegelt « Briefe von „ zu Hause , die er jeden Molgen offnen muß , um zu schen , wie Freunh Aberdeen auch „ heule scine Friedens- und Fremidesgefnhle zeigen will ,

— 296 je wieder in Aufnahme zu kommen . Von einer nachgiebigeren Stimmung Oesterreichs gegen Nußland ist gar keine Rede . Nußland . Russische Blätter und Korrespondenzen berichten viel von den persönlichen Opfern , mit welchen dic Rüstungen der Regierung unterstützt werden . Einzelne Privaten stellen ihr ganzes Vermögen zur Disposition des Kaisers ; andere übernehmen dic Ausrüstung von Bataillonen und Regimentern auf ihre Kosten . Dic Stadt Moskau anerbietet sich , einen Telegraphen bis nach Odessa auf ihre Kosten herzustellen ; es werde » dazu etwa 300 , 000 Rubel nöthig ftin . Das Land vermag den angeordneten Rekrutenaus Hebungen nicht mehr zu entsprechen ; dcr Verbrauch von Menschenleben ist zu groß ! In Petersburg soll es wahrhaft grausig aussehen . Die Paläste sind in Kaserne » verwandelt , Brücken abgebrochen , die Straßen mit Zelten bcdcckt , denn über 40 , 000 Baschkiren sollen aus den orenburgischen und permschen Gouvcrnements aus ihren Steppen und Nomadenlagern in Petersburg zum Schutz der Stadt eingerückt ftin und einen schauerlichen Eindruck machen . Die höher » Klassen der Geftllschaft sollen sehr mißftimmt ftin , das gemeine Volk aber ist fanatisiit .

Ostsee . Admii-al Plumridge hat gegen zwei Städte am botanischen Meerbusen , Brahestad uud Uleaborg , einen Handstreich ausgeführt . Vor Brahestad wurden am 31 . Mai Nachlnittags 200 Mann an s Land gesetzt , welche die Schiffswerften anzündeten , sowie die Planken-, Segel-, Tauwerk , Theer-- und Pechmagazine und fünf im Hafen liegende Schiffe ^ darunter eine schwedische Biigg ) . Der Schaden wird aus 350 , 000 Silber-lubel ( nahe an 1 ^« Mill . Fr . ) geschätzt . — In Uleaborg wurden am l . Juni Abends zuerst nur 50 Mann lln sL . and gesetzt , welche ebenfalls die dort liegenden 8 neuen und 4 altern Schiffe , vie Theer » und Bauholz-Magazine in Brand stectlen . Hicr wird der Veilust verschieden , von 300 , 000 bis über 800 , 000 Silberrubel ( von über 1 bis über 3 Mill . Fr . ) , geschätzt . .. ^ . « » ,.,

— Kaiser Nikolaus wird in Kiew ( am Dnieper ) erwartet , — Vom asiatischen Kriegsschauplatz werden verschiedene Erfolge der Tscherkeffen berichtet . Dieselben sollen am ( l 4 . Mai ) zwei russische Forl « im Innern genommen , ferner die Russen au « dem Foit Kheri « Khane ( unweit Anapa ) vertrieben und dasselbe hem Boden gleich gemacht haben . Türkei . Es heißt , daß in Konstantinopel zwischen Oesterreich und dcr Pforte ein Einverständniß wegen eventueller Okupation der Moldau und Walachei durch ein österreichisches Ärmelkorlls wirklich abgeschlossen worden . — Die Russen haben am 10 . d . abermals einen ftuchlloftn

Angriff auf Silistria gemacht . Der Tod Mussa Pascha s scheint sich leider doch zu bestätigen . Ghina , In Peking herrschte bei Abgang der letzten Berichte eine schreckliche Hungersnoth und das Gcld war fo selten , daß durch die Regierung bestempelte Stückchen Bambus an seine Stelle gesetzt wurden . Inhaltsanzeige des KantonSamtsblattes Nr . 23 . Rllfe . Kreis Chnr , Auswallderiingsluf über den niedergelassenen Schneidermeister Mach . Heller mit Familie , Nechnungsempfr .: Hr , Advokat G . W . Christ . Kreis Ilanz . Da . der Hr . Lieutenant N . Brau » in Ilanz und seine Ehefrau Nnu . i Psistcr in ihren InterreHsachen sich gellen »! baben , wurde Letztere famml ihrer Schwester « ud Mutter , duich Hl » , Landamm . I , Steinhäuser von Sagens bcvogtet . Kleis Schiers , Die Vormnudschaflsbehörde hal folgende Persone » bevoglel : 1 ) Fnr Daniel Schmid von Schiers , Vogl , Andr . Nliesch sDorf ) 2 ) Für Mar .,. Keßler an die Slclle les verstorbene ,, Oesibw , Valcnlü , Pll--schi , Slalib . Simon Iecklin . 3 ) Für Frau Anna Pilschi ,. Vogl , Kaspar Mark , Werg enstein . Todtenruf über den unlängst in Eorrcgio ( Modena )

« verstorbenen Hr . Ninmann Christ , Tön !) vo » Zillis , Nechnnngstmpir ,, Hr Landannii , I , Oondini in Andeer . Kleinlälhl . Bewilligung : den , 5 , Juni 1854 . KiediloieuVcrsanimlung über Michael Sutter sel , auf den 22 . d , M , in Malhon , Krediloren ^ Versammlung über Jak , Icbli , .- ! , nnd Fran Rostna Corai ld . 23 . d . iu Laar-. > Anzeige n .

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