Eidgenössische Zeitung, Nummer 175, 27. Juni 1862 IIIF issue linkEidgenossenschaft. [ARTICLE]

Eidgenossenschaft.

Die schweizerische naturforschende Gesellschaft wird sich dieses Jahr den 23., 24. und 25. September in Luzern versammeln. Der Empfang der Gäste findet am 22. September AbendS statt. Daö Organisationökomite besteht aus folgenden Herren: Dr. Nager, Präsident; Dr. Jost Elmiger, Quästor; Dr. Jos. Elmiger; Verwalter Ludwig Meyer; Dr. Feierabend; Professor Kaufmann; Ingenieur Schwytzer; General von Schumacher; Otto Suidter; Stadtrathschreiber Schürmann und Eml. d'Orelli Corragioni, Sekretär der schweiz. naturforschenden Gesellschaft. — Neapo titanische Pensionen. Als Fortsetzung zu der gestern gebrachten Mittheilung vernehmen wir aus gleicher Quelle Folgendes: Turin, 24. Juni. Wir haben dieWefriedigung, bereits einige Erfolge unserer Bemühungen zu sehen, insofern nämlich, als am 22. dieß eine Liste von 35 liquidirten Pensionen dem König zur Unterschrift vorgelegt wurde. Am 24. ist eine zweite Liste abgegangen. Größere Schwierigkeiten liegen den noch nicht liquidirten Penfronen der im Jahre 1859 licenzirten Militärs der frühern Schweizerregimenter im Wege, da die Administration Miene macht, sie nicht anerkennen zu wollen, und sich darauf beruft, die gestürzte Regierung von Neapel und die Verwaltungsräthe der betreffenden Regimenter scheinen selbst diese Pensionsansprüche nicht als berechtigt angesehen zu haben, da sie dieselben ausnahmsweise nicht zur Liquidation und Dekretirung gelangen ließen (?). Näheres hoffe ich in Meinem nächsten Briefe mittheilen zu können. Wir gedenken einstweilen den weitern Verlauf der Angelegenheit hier abzuwarten.

Bern. An die Dienstags den 1. Juli l. I. im Bundesrathhause stattfindende Konferenz von Abgeordneten derjenigen industriellen Kantone, welche sich an der schweizerischen Erpedition nach Japan betheiligen, hat der Regierungsrath als Abgeordneten des Kantons Bern bezeichnet: Hrn. Großrath und Handelsmann Ganguillet in Bern, Mitglied der Handelskommission. — Da in dem französischen Departement du Doubs die Maul- und Klauenseuche in beträchtlichem Grave herrscht und diese Seuche bereits in den Kanton Bern eingeschleppt worden ist, so hat der Regierungsrath in Anwendung des Konkordats gegen Viehfeuchen vom 2. Juni 1853 die nöthigen Schutzmaßregeln angeordnet. • — Der Regierungsrath hat den Hrn. August Wildbolz von Bern zum Unterlieutenant der Guiden ernannt. — Gestern (26. Juni ) wurde eine geisteskranke Weibsperson, Namens Jaggi, circa 22 Jahre alt, die bei Dr. Lory in Münsrngen in Verpflegung war und seit einigen Tagen vermißt wurde, im Schwellenmätteli als Leiche aus der Aare gezogen. — Für Sign ort sind als Bezirksbeamte in erster Linie die bisherigen, Regierungsstatthalter Frank und Gerichtspräsident Jngold, vorgeschlagen. — O b e r h a s l e. (Korr.) Bei den Wahlversammlungen vom letzten Sonntag waren Stimmende 1170. Absolutes Mehr 586. Als RegierungsstattHalter erhielt Hr. Otth, der bisherige 1100 Stimmen. Als Gerichtspräsident: Hr. Schild, der bisherige, 589 Stimmen. Ferner erhielt Hr. Notar Kaspar Brügger, gewes. Regiernngsstatlhalter, als Gerichtspräsident 537 Stimmen. Wegen unvollständiger Bezeichnung der Person, da drei Notarien Brügger und zwei alt-Re-gierungsstatthalter gleichen Familiennamens waren, fielen ihm circa 100 Stimmen weg. Bei vollständiger Bezeichnung hätte derselbe also 637 Stimmen, und wäre im ersten Vorschlag. Zürich. Die gemeinnützige Gesellschaft des Kantons Zürich wurde den 23. Juni von Hrn. Diakon Hirzel mit einer gediegenen Anrede eröffnet , worin (r in eingehender Weise die Geschichte der Gesellschaft zeichnete. Nach der Eröffnungsrede schritt die Versammlung zur Erledigung ihres HaupttraktandumS, zur Frage über Organisation der Auswanderung, insbesondere über das von Dr. Ivos der schweizer!scheu gemeinnützigen Gesellschaft vorgelegte Projekt, nach welchem letztere durch die Regierung von Costa Rica in Mittelamerika sich ein Stück Regierungsland von 10 Stunden Länge und 10 Stunden Breite schenken ließe und dagegen die Verpflichtung übernähme, innerhalb einer gewissen Zeit für die Bebauung dieses Landstriches durch eine Anzahl von Schweizerfamilien besorgt zu sein. Herr Direktor Widmer referirte über diese Frage in ausgezeichneter, ungemein ansprechender Weise. Das Joossche Projekt wurde der eingehendsten Prüfung unterworfen, Costa Ricca mit all seinen Reizen und Widerwärtigkeiten geschildert. Das Referat gelangte zu dem Ergebniß, daß das Joossche Projekt nicht unbedingt zu verwerfen, die Frage nach seiner Zuträglichkeit nicht unbedingt zu verneinen fei, daß aber gewisse im Speziellen angeführte Punkte noch nicht genug ins Klare gesetzt seien und daher weiterer Erforschung und Untersuchung bedürfen. An der darauf folgenden Diskussion nahmen die Herren Dr. Wille, Direktor Wcgmann, Bundesrath DubS, Dekan Häfelin, Dr. Ivos und Andere Theit. Während man von einer Seite sich dem JooS'schen Projekte nicht ungünstig zeigte, wurde von anderer alle und jede Organisation der Auswanderung und das Dirigiren derselben auf einen bestimmten Punkt hin, zumal nach Costa Rica, bekämpft. Das Rcferat, ergänzt durch die verschiedenen Voten, wird der schweizerischen gemeinnützigen Gesellschaft als Gutachten der zürcherschen Kantonalgesellschaft eingereicht werden. Die Versammlung wählte dann wieder zu ihrem Präsidenten den Herrn Diakon Hirzel Und zu einem Aktuar Hrn. Krauer-Widmer , nachdem Hr. Prokurator Spyri zu großem Bedauern der Versammlung bestimmt erklärt hatte, daö Aktuariat der Gesellschaft nicht ferner mehr besorgen zu können.

Mit dem Quästorate wurde wieder Hr. v. Schwerzenbach betraut und zu Kommissionsmitgliedern gewählt die Herren Direktor Widmer, Seminardirektor FrieS und Kantonsralh Kägi. — Den 25. wurde in Zürich ein frecher Dieb arretirt. Seit einigen Tagen logirte im Hirschen ein auS Altona gebürtiger, aber seit längerer Zeit in Frankreich wohnhafter Jude. Diesen Morgen früh begab er sich in den Gasthof zum Schwanen, ging in ein Zimmer und stahl dem Bewohner desselben, der noch schlief, Uhr und Geld. Der Bestohlene aber erwachte, sah den Dieb noch und machte Lärm. Dieser flüchtete gegen den Rennweg zu und wurde dort verhaftet, nachdem es ihm vorher noch gelungen, die gestohlenen Gegenstände in einen Brunnen zu werfen. Schwyz. Der Kantonsrath hat zu seinem Präsidenten Vizepräsident Düggelin, zu einem Vizepräsidenten Kantonsrichter v. Heitlingen, zu Mitgliedern des Regierungsrathes die Herren Styger, Aufdermaur, v. Heitlingen und Steinegger gewählt. Landammann wurde Regierungsrath Styger , Kantonsstatthalter Regierungsrath Steinegger, Präsident des KantonsgerichteS Altlandammann Nazar v. Reding. Zug. (Korr ) Der den 23. Juni versammelte Große Rath hat da6 revidirte Militärgesetz in erster Berathung zu Ende geführt. Ein ebenfalls zur Berathung vorliegender revidirter Straßengesctzentwurf wurde von der zur Vorprüfung niedergesetzten Großrathskommission zu lückenhaft und den Zeitbedürfnissen allzuwenig entsprechend befunden, und deßwegen zur erneuerten Durchberathung an den Regierungsrath zurückgewiesen. Gleichzeitig wurde auf die Nothwendigkeit und Dringlichkeit eines Landeserpropriationsgesetzes aufmerksam gemacht und der Entwurf und Vorläge eines solchen dekretirt. Als S tä n d er ä t h e wurden die bisherigen Herren Gerichtspräsident L a n d w i n g und Stadtrath Dr. Kaiser so zu sagen einmülhig wieder gewählt. Baselland. Der patriotische Verein erläßt einen Aufruf an alle Männer Basellands, welche mit der neuen Aera nicht zufrieden sind und die Ehre des Kantons wahren wollen, sich nächsten Sonntag im Gasthof zum Engel in Liestal einzufinden, um dort sich definitiv als patriotischer Verein zu konstituiren. — Der Verfassungsrath wird auf Montag, den 7. Juli, zu seiner ersten Sitzung einberufen werden. Appenzell A. - Rh. Das Obergericht hat letzten Montag den Metzger Schläpfer wegen Raubmordes zum Tode vmmheilt. Nächsten Montag wird der Große Rath zusammentreten, um über das Begnadigungsgefuch zu entscheiden. Appenzell Z. - Rh. Herr Broger ist als Ständerathsmitglied für Appenzell J.-Rh. bestätigt worden. Graubünden. C h u r. Letzter Tage ist die Tochter einer armen Wittwe in der Zwirnerei am Neubach in das Triebwerk gerathen und von demselben derart zugerichtet worden, daß sie augenblicklich starb. Aargau. Der Große Rath hat gegenüber der Abberufungsagitation mit großer Mehrheit (Minderheit etwa 30) Eintreten in die VersassungSrevision beschlossen. Genf. Gestern fanden in den Wahlbezirken der Stadt und des linken Ufers die Ergänzungswahlen in den Verfassungsrath statt. 'In beiden Wahlbezirken ist die Liste der unabhängigen Partei mit großer Mehrheit durchgedrungen. In der Stadt sind gewählt worden die Herren Amberny, Revaclier, Goudet-Duval, Al. Martin, Bremond » Bordier und Legrandroy mit durchschnittlich 2100 Stimmen, während von der radikalen Liste Herr Badollet, Großrathspräsident, der noch die meiste Stimmenzahl auf sich vereinigte, es nur auf 1182 brachte. Auf dem linken Ufer wurde Herr Friedensrichter Burdallet mit 645 Stimmen gewählt, während der radikale Staatsrath M. Vautier nur 334 Stimmen erhielt. Auf den Kandidaten einer sogenannten liberalen Liste, welche hier auch dieses Mal wieder auftrat, fielen bloß 78 Stimmen. Diese neue und entschiedene Kundgebung des Volkswillens und die Namen der Neugewählten sind eine weitere Gewähr dafür, daß der Kanton Genf mit dem neuen VerfassungSwcrke auch in politisch -administrativer Beziehung wieder jene achtung-

gebietende Stellung einnehmen werde,. die ihm in so manchen andern Beziehungen in der Eidgenossenschaft gebührt.

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