Eidgenössische Zeitung, Nummer 80, 22. März 1861 IIIF issue linkEidgenossenschaft. [ARTICLE]

Eidgenossenschaft.

Bei Anlaß der Beseitigung des Hrn. Romedi als eidgen. Postkursinspektor bringt der „Bund" die von dieser Seite her interessante Notiz, daß nach der Meinung Einiger, die in dieser Maßregel eine Hausintrigue wittern, „ein harmloser Bürger im Bundesrathhaus kaum drei Schritte thun könne, ohne auf irgend eine unterirdische Mine zu stoßen!" NachAndern soll der Beseitigte der ' Rivalität zwischen Gotthardt und Lukmanier zum Opfer gefallen sein. Hr. Romedi soll nämlich bei seiner Anwesenheit in Turin von den Aeußerungen und Umtrieben des Hrn. Tourte gegen das Lukmanierprojekt Wind bekommen und als Graubünvner die Sache bekannt gemacht haben, was zu den daherigen Mittheilungen In der Presse Anlaß gegeben haben mag. " Dieses Vergehen habe ihm die Ungnade und den Zorn der Protektoren der Gotthardtbahn zugezogen, die er bei diesem Anlaß fühlen mußte. Bern. Am 18. Mgrz wurde unfern des rathen Hauses beim Einlaufen aus der Zihl in den Neuen* burgersee die Barke des Charles Chipot von Nivau von einem starken Bergluftsturm ^überfallen, so daß sie untersank. Kein Menschenleben verloren, dagegen ging die Ladung zu Grunde, 200 Fässer Salz und 460 Fässer Gyps'. 100 Zentner Pottasche, die auf der Kammer lagen, konnten gerettet werden. Schon die vorige Wochen hatte man ein ähnliches Unglück

zu beklagen, indem ein sogenannter Bock, dem Schiffführer Ochsenbein in Nidau angehörend, infolge eines heftigen Windstoßes gegen G'erlafingen getrieben wurde und mit einer Ladung von 1200 Zentner Steinkohlen auf den Grund fuhr. — Eine Einsendung im Jntelligenzblatt klagt bitterlich über die trostlose Lage des hiesigen Theaterdirektors^ welchem im Laufe der letzten zwei Jahre ein Defizit von Fr. 16,000 zur Last fallen soll. Es werden bann Mittel und' Wege besprochen, den Mann aus der Klemme zu ziehen. Von einer Subscription freiwilliger Beiträge wird abstrahirt, dagegen das Publikum zum fleißigern Theaterbesuch aufgemahnt. Es ist zu bezweifeln, daß dieses Mittel zum Ziel führen werde, denn es ist eine durch die Erfahrung nun hinlänglich konstatirte Thatsache, daß das Theater sich durch , seine eigenen Hülfömittel, b; h. durch den Besuch des Publikunis allein, nicht zu erhalten vermag. Will man dessen ungeachtet ein gutes Theafer haben, so scheint uns der natürlichste Weg, die Regierung und insbesondere auch den Bundesrath um einen Beitrag anzugehen. Es schiene dieß um so mehr gerechtfertigt, als wie allgemein bekannt, auch in andern Städten das Theater nur dann eristiren kann, wenn ihm von Stadt- und Staatsbehörden mit sehr bedeutenden Subventionen unter die Arme gegriffen wird. Auch wäre es wahrlich nicht zu viel verlangt, daß der Bundesrat!) für eine Anstalt etwas leiste, die gerade für die eivg. Behörden zu den Annehmlichkeiten ihres Aufenthaltes Vieles beiträgt. — Die Stadt Bern hat ihrerseits für den Bundessitz bereits immense Opfer gebracht und wird fort und fort mit daherigen neuen Zumuthungen behelligt. Dagegen ist von den Bundeöbehörden auch noch nicht das Geringste gethan worden , um etwas zur Bestiedigung der Forderungen beizutragen, welche an die Stadt Bern als Bundessitz gestellt werden. Jedenfalls nürden wir eine solche direkte Unterstützung lieber sehen, als die indirekte, welche dem Theaterdirektor von der Regierung entgegen den Anträgen des Gemeinderathes durch die Bewilligung zur AbHaltung von. Maskenbällen ertheilt "wurde. Es hat sich nun also herausgestellt, baß die sieben in den letzten .zwei Jahren abgehaltenen Maskenballe den Theaterbirektor nicht vor einem Defizit zu retten vermochten, der vorgebliche Zweck also, welcher diese Bewilligung moliviren sollte , nicht erreicht wurde. Als eben so sicheres und weit traurigeres Resultat hingegen stellt sich heraus , daß durch diese Bälle der Jmmoralität und Liederlichkeit bis in die untersten Schichten des Proletariats hinab auf entsetzliche Weise Vorschub geleistet wird. Mag man diese Behauptung als eine engherzige, veraltete uyd unzeitgemäße zops- und spießoürgerüche oder p teuflische Ansicht belächeln, — mag man sich auf die angeblichen Erfahrungen anderer Städte, wo die Verhältnisse ganz andere sind, als hier, für die Unschuld dieser Vergnügungen berufen, — < es ist dieß eine Thalsache, über welche 'die Kirchenvorstände, Sittenaertcht und Armenbehörden lüizweifelhafte, schreiende Zeugnisse ablegen könnten. ' Bedenkt man, daß die Ausgaben einer solchen durchschwärmten Nacht gering angeschlagen sich durchschnittlich auf Fr. 15 für eine Person belaufen mögen, daß dabei viele Leute. sich betheiligen, die Nur kümmerlich aus ihrem Verdienste leben können und oft den ganzen Lohn eines Zahltages mit einem Male in Saus und Braus durchbringen, während die JhrigeN im Elend darben, so mag man ermessen, welchen Schaden nur in ökonomischer Hinsicht diese Vergnügungen anrichten, und wenn dem Theater wenigstens aus dieser Quelle kein Glück erblüht, so vermögen wir das nicht im Geringsten zu bedauern. — Der Große Rath soll nun, wie es heißt, nicht am 3., sondern am 4 • April zusammentreten. Dagegen findet am 3. die Versammlung der Aktionäre der Ostwestbahn statt. — Nach einer Korrespondenz des Baslerpolkssteundes herrscht in der Regierung nun doch Geneigtheit, die ausgeführten Bauten der Ostwestbahn zun SchatzungSwerth anzukaufen. In diesem Sinn soll gegenüber dem Kommissionsantrag ein .Borschlag ar den Großen Rath zu erwarten sein. Unverkennbai

wird von oben auf Alles eingewirkt, was zur Clique gehört und von ihr abhängig ist, um eine Wendung in der ungünstigen Sachlage herbeizuführen. Indessen haben sämmtliche letzthin vom Verwaltungsrathe der Ostwestbahn in die Direktion Gewählten die Wahl abgelehnt, mit Ausnahme von Fürsprech Mathys, der sich darüber noch nicht erklärt hat. — In Zäziwyl hat eine Versammlung von Ostwestbahnfreunden stattgefunden, welche die Einreichung einer Petition gegen die Liquidation betreiben soll. Zu diesem BeHufe wurde eine Kommission niedergesetzt, bestehend aus den Herren. Nationalrath Gfeller, Fürsprech Bühlmann in Höchstetten, den Großräthen Dan. Lehmann und Probst in Langnau und Hammerschmied Ott, Vater, in Worb. Infolge dessen wird im Amtsbezirk Konolfingen auf's Neue v bei den Gemeinderäthen geweibelt, um Petitionen zu Stande zu bringen. Auch in Bern soll eine ähnliche Besprechung stattgefunden haben. Zürich, -i- (Korr. v. 20. März.) Gestern ist die Nachricht hier eingelaufen, daß das versunkene Dampfschiff „Ludwig" aufgefunden worden und nach einer vorgenommenen Untersuchung sich ergebe, daß' dasselbe auf dem Hintertheile stehe, und das Bugspriet kaum 50 Fuß unter dem Wasserspiegel liege. Man hat in der hiesigen Maschinenwerkstätte von Escher, Wyß und Comp. Arbeiter und Werkzeuge requirirt, um die Hebung desselben in Angriff zu nehmen. Der größere Stadtrath hat gestern vom Morgen bis am Abend die ihm vorgelegten Traktanden behandelt, unter denen die Petition an den Großen Rath über Einführung eines gemeinsamen Kirchenstillstandes für die Stadt die ganze Vormittagssitzung in Anspruch genommen. Die vorgängigen Konferenzen des Stadtrathes mit den vier Kirch enstillständen, und die Eingabe besonderer Gutachten derselben hatten einen Antrag zur Folge, nach welchem die Kornpetenz dieser Centralbehörde strenge auf die allgemeinen kirchlichen Angelegenheiten der Stadt beschränkt, und diese Beschränkung so ausschließend gefaßt wurde, daß der Entwurf dieser Behörde ausdrücklich jede in demselben nicht benannte Thätigkeit untersagte. Auch in der Organisation derselben wurde der Einfluß der Einzelnstillstände durch die Wahlart auf's äußerste gewahrt, und namentlich die Bildung einer Kirchgemeindeverfammlung der Stadt sorgsam ausgewichen. Die Opposition im größeren Stadtrathe mußte daher nothwendig aufl diese Punkte sich werfen, eine freiere Bewegung der neuen Centralbehörde anstreben, und war auch bemüht, neben der unbeanstandeten Ver-' tretung der einzelnen Kirchenstillstände der Gcsarnmtheit der städtischen Kirchgenossen einen passenden Einfluß zu sichern. In beiden Richtungen war jedoch l keine Mehrheit erreichbar; somit schlägt auch der größere Stadtrath der Gemeindeversammlung die Petition vollständig in dem Sinne vor, wie ich Ihnen unter'm 17. dieß denselben mitgetheilt habe. Neben dieser Verhandlung nahm der Antrag zur Ratifikation eines Kaufvertrages über esn Grundeigenthum unterhalb der Neumühle zur Translokation ' des Schlachthauses das meiste Interesse' in Anspruch. Es ist dasselbe zum bezeichneten Zwecke sehr gut gelegen, ' und auch mit Rücksicht auf Eigenthum von Quellwasser sehr geeignet, von der Limmal und der Hauptstraße begränzt, und umfaßt einen Fläch cnraum von 137,140 Quadratfuß. Die Kaufsumme beträgt Franken 260,000. Der größere Stadtrath unterstützt nun den Antrag des engern Stadtrathes an die Bürgergemeinde zur Ratifikation, unter der Bedingung, daß die Uebertragung dieser Liegenschaft, welche zwar cm der Stadtgrenze aber im Gemeindsbanne Unterstrckß liegt, in den Stadtbann durch Verhandlungen mit der dortigen Gemeinde und dem Regierungsrathe ermöglicht werde. Der Antrag zu einer durchgreifenden Ergänzung der Löschgeräthschaften, welcher eine Ausgabe von Fr. 35,000 zur Folge haben wird, die in den nächsten zwei Jahren durch besondere Steuer gedeckt werden soll, wurde ebenfalls von der Behörde genehmigt und ein weiterer Kredit von Fr. 2500 -für Legung eines neuen Fußbodens in der Waisenhauskirche beantragt wie auch eine fährliche lebenslängliche Penston vbn

Fr. 1000 und freier Wohnung an den bisherigen seit 50 Jahren im städtischen Dienste stehenden Gassenbesetzermeister ertheilt. 'Die Erbauung einer Holzsäge im Sihlwald zur besseren Verwerthung des Bauholzes wurde ebenfalls beschlossen. Unter den begutachteten Bürgerrechtsbegehren , erwähne ich desjenigen des Herrn Joh. Wislicenus aus Halle, Privatdozenten am Polytechnikum. Luzern. (Korr. vom 20. März.) Heute haben sich die hochw. Dekane der drei Ruralkapitel Luzern, Hochdorf und Willisau in Luzern zusammengefunden, um der Regierung die Zuschrift in der Eckardt Angelegenheit zu überreichen. Sie wurden vom Schultheißen im Regierungsrathssaale empfangen. — Hohenrain. Letzter Tage fand man auf dem Landgute des Herrn B. KaufmaUn in der obern „Jllau", Gmde. Hohenrain, unter einem Ungeheuern Steine fünfundzwanzig zweischneidige Schwerter oder Spieße. Diese Waffen' sind von Bronze (korinthischem Erze) und haben eine Länge von 2— 2V2 Fuß. Aus der Form und dem Material zu schließen, sind diese Waffen keltischen Ursprungs, mithin 1500 — 2000 Jahre alt. Wandt. Der Verfassungsrath hat nach fünf Wahlgängen mit 117 Stimmen zu seinem Präsidenten Herrn Wenger gewählt; der Kandidat der oppofitionellen Fraktionen, Hr. Pidou, blieb mit 76 Stimmen in der Minderheit; zu einem ersten. Vizepräsidenten wurde Nationalrath Ruffy, zu einem zweiten Herr Müret von Lausanne gewählt. — Die Eröffnung der Bahnstrecke LausanneVilleneuve, die für den 1. März angekündigt war, wird den 2. April stattfinden. Das Kurstableau weist täglich fünf Züge zwischen Lausanne und Bex hin und zurück auf; diese Strecke von 10 Wegstunden wird in einer Fahtt von 1% Stunden zurückgelegt werden. Zwischen Lausanne und Villeneuve sind siePen Stationen, nämlich: Lutry, Cully, Rivaz (St. Saphorin), Vevey, Clarens, Bernez (Montreux), Veytaur (Chillon), Neuenburg. Die Burgergemeinde Locle hat einmüthig Hrn. H. Moser, der sich an die Spitze der patriotischen Snbscription gestellt hat, das Bürgerrecht ertheilt. Der Antrag eines Mitgliedes, der Munizipalität von Seiten der Burgergemeinde ein Geschenk von 7000 Fr. für Tilgung der Gemeindeschuld zu machen, wurde beifällig aufgenommen und auf's Neue dem Burgerrathe zur Begutachtung überwiesen; namentlich soll diese Behörde in Betracht ziehen, ob die vorhandenen Hülföquellen der Burgergemeinde nicht gestatten, bis auf 10,000 Franken zu gehen. — Sonntag wurde in Neuenburg eine Versammlung von etwa 20 Abgeordneten der Helvetia abgehalten. Beschlossen wurde, sich in einer Petition an den Großen Rath zu wenden, und die Zurücknahme des Gesetzes, welches die Wirthschaften der Patentstener unterwirft, zu verlangen.

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