Eidgenössische Zeitung, Nummer 332, 1. Dezember 1859 IIIF issue linkSchweizerische Eidgenossenschaft. [ARTICLE]

Schweizerische Eidgenossenschaft.

Bundesstadt, 29. Nov. (Korr.) Der Beschluß in der Tesfiner Frage lautet wörtlich: „Der schweizerische Bundesrath — nach Einsicht der Akten über die streitigen Wahlen der Tesfiner Bürger vom 13. Februar 1859, nach Anhörung und Prüfung eines Berichtes und Antrages des Justizdepartementes; in Anwendung der Art. 5, 90, Z. 2 und 3 der BundesVerfassung und des Art. 32, der Kantonsversassung von Tesfin — beschließt: 1. Das erste Rechtsbegchren der Rekurrenten um Aushebung aller Wahlen vom 13. Februar 1859 wegen Verletzung deS Wahlgesetzes vom 30. November 1843 wird abgewiesen. 2. DaS zweite Rechtsdegehren um Aufhebung der Beschlüsse deS Großen RatheS über die Wahlen vom 13. Februar in den Kreisen Faids, Giornieo, Castro, Malvaglia, Breno, Sessa, Magliafina, Carona, Sonvico, Tesserete und Maggia wegen Inkompetenz des Großen RatheS wird abgewiesen. 8. Auf die neuen Wahlen vom 29. Mai und 12. Juni 1859 in den Kreisen Carona, Breno, Maggia, Giornieo und Sonvico und deren Genehmigung durch den Großen Rath ist nicht einzutreten. 4. Die nom Großen Rathe kasfirten Wahlen in den Kreisen Faido, Castro, Malvaglia, Tesserete, Sessa und Magliafina bleiben ausgehoben. 5. Die -von dieser Behörde anerkannten Wahlen in den Kreisen Faido, Castro, Malvaglia, Tesserete *jtb Magliafina werden ebenfalls kassirt mit AuS«ahme derjenigen, welche in beiden Versammlungen dieser Kreise auf die gleichen Personen fielen; dagegen wird die Beschwerde betreffend den KreiS Sessa abgewiesen. 6. Ueber das Begehren, zu den neuen Wahlverhandlungen eidgenössische Kommissarien abzuordnen, behält fich der BundeSrath spätere Entscheidung vor." Bisthum Basel. Da die Bisthumskonferenz am 20. Sept. beschlossen, das Priestersemtnar in Solothurn auch ohne die Stände Aargau und Baselland ins Leben zu rufen, und der Bischof zur AbÄnderung der von beiden genannten Kantonen nicht genehmigten Ueber«einkunft nicht geneigt sein soll, so glaubt fich die aargauische Regierung

in die Notwendigkeit versetzt, auf die Errichtung eines eigenen Semipars für den Kanton zu denken. Sie hat daher dem Großen Rathe ein bezügliches Dekret vorgelegt. Die Anstalt soll danach auf Grundläge der vom Bischof genehmigten Organisation des bisher proviforischen Seminars in Zurzach, und wie eS die Bisthumsverträge vorschreiben, im Einverständnisse mit dem Bischof eingerichtet werden. — — — — Die schweizerische Mobiliarverficherungsgesellschaft , die nun 33 Jahre besteht, zeigt in der letzten Jahrrechnung einen Aktivsaldo von 674,024 Fr. Der Gesammtbetrag der versicherten Summen beträgt nunmehr 358,392,805 Fr. Dabei find alle Kantone bis an Tesfin und Waadt betheiligt; am meisten Zürich, mit 91,685,935, Bern 66.576,972, Neuenburg 45,129,963, StGallen 42,082,233. Im letzten Jahre wurden für 109 Brandunglücke bloß 136,370 Fr. ausbezahlt. Die Verwaltungskosten betrugen 21,586 Fr. Zürich. Die N. Zürcher-Z. meldet in höchst gereiztem Tone, daß Hin Professor Griefinger „den ihm zugedachten ehrenvollen Ruf an die Universität Zürich abgelehnt hat". Zu der „Clique", welcher der Erziehungsdirektor angeblich unterlegen ist, gehören die medizinische Fakultät, ein Mitglied ausgenommen, so zu sagen alle Studenten der Medizin und fast alle hiefigen Aerzte, also so ziemlich Alles, waS in Sachen ein Urtheil hat. Der Ausdruck „Clique" scheint daher jedenfalls sehr übe! gewählt zu sein. — Von dem gehaltvollen Werke der „Schweizerischen Volksbibliothek" find so eben die 31— 33ste Lieferung erschienen; die 32ste enthält Hallers interessanten „Versuch schweizerischer Gedichte". ** Bern. (Korr.) Die Gemeindrechnung der Stadt Bern vom Jahr 1858 ergibt folgendes Resultat: Das Ausgeben beträgt 438,714 Fr. (worunter an Bundesfitz-Koflen 121,165 Fr.). Das Einnehmen gewährte einen Ueberschuß von 82,481 Fr. über diese Autlagen, welches seltene Ereigniß wesentlich von dem vermehrten Ertrage der Reben am Bielersee, von Vergütungen für Expropriationen ;e., von dem Erlös aus verkauften Effekten u. dgl. herrührt und bloß geeignet ist, frühere Defizite einigermaßen verschmerzen zu machen. — Das Kapitalvermögen der Gemeinde Bern beträgt: an Aktiven 5,788,749 Fr., an Passiven 1,500,000 Fr. ReineS Vermögen 4,288,749 Fr. — Die Gemeindsanlagen (Telle, Jlluminationsbeiträge und Hundetaxe) werfen 104,404 Fr. ab. — Die Berner-Z. rechnet auS, daß der bernische Landmann durchschnittlich mit 3^/^ per Mille Alles bestreitet, waS die direkte Staatssteuer und die Gemeindslasten von ihm fordern; daß er ferner auf indirekte Weise ungefähr gleich viel leistet, als die Staatssteuer, somit, wenn Alles zusammen , direkte Staatssteuer, Gemeindslasten, in Einer Zahl soll ausgedrückt werden, der bemische Landmann 47/10 per Mille seines Besitzes bezahlt. — Das jurassische Eisenbahnkomite ist von seinem Präfidenten, Herrn Stvckmar, auf den 11. Dezember nach Delsberg einberufen. In seinem Zirkular erkennt Herr Stvckmar ausdrücklich die guten Absichten der Regierung für das jurassische Eisenbahnnetz an, dessen Verspätung, hinsichtlich der Vorstudien , nur den verwickelten Formalitäten zuzuschreiben sei. Ein ausgezeichnerer Ingenieur mache fich verbindlich, diese Vorstudien nun bis Ende nächsten Sommers auszuführen. Die Bedingungen seien festgesetzt, ein Vertragsentwurf werde der Prüfung und Bestätigung des Komite's vorgelegt werden. Bafel. Der in der Nacht vom 28. auf 29. November von Basel durch» Birsihal nach Bern fahrende Postwagen hat in der Nähe von DelSberg »mgeleert, so daß mehrere Reisende verletzt zurück bleiben mußten. St.Galle«. Man vernimmt aus dem StGaller Tagblatt, daß Herr Philip Weidmann und alt Vorsteher Engwiller eine Wahl in den Verfaffungsrath abgelehnt haben. Ein Gleiches sei von Herrn Verhörlichter Gonzenbach zu erwarten. Aarga«. Am Sonntag war die aargauische Militärgesellschaft in ganz außergewöhnlicher Anzahl —es waren nämlich über 80 Offiziere anwesend — versammelt. Herr StabSmajor Frei berichtete über die im Juli ausgeführte RekognoSzirung der südwestlichen Schweiz. Der Vortrag de» Herrn Oberstlt. Schädler über das Zielschießen der Jäger gab Anlaß zu einem Gesuch an die Militärdirektion , und der Schluß der Vorträge, ein Bericht deS Herrn Oberstlt. Herzog über die Belagerung von Sebastopel und das dabei zur Verwendung gekommene Artilleriepersonal und Material hielt die Versammlung bis zum Schluß lautlos beisammen. Tesfin. Den 21. d. starb im Dorfe Arquarossa, erst 49 Jahre alt, ein Mann, der ein seltsam bewegtes Soldatenleben führte. Anton Areioni von Corzonesco im Blegnothale. Von Jugend auf den Militärstand als seinen Lebensberuf erkennend, diente er noch als sehr jung mit Auszeichnung in Spanien, wo er fich ein Ehrenkreuz und. eine Pension erwarb. Nachdem er in sein Vaterland zurückgekehrt war,

widmete er einige Zahre dem Tesfiner Milizwesen seine Dienste detheiligte sich schann im Zahre 1848 an der politischen Bewegung Italiens und befehligte dort neben Manara und Andern eine Freiwilligenschaar im Tyrol. Während der Belagerung Roms kommandirte er mit Generalsrang unter Garibaldi. Die Einnahme der Stadt durch die Franzosen machte hier seiner militärischen Thätigkeit ein Ende; er zog sich in seinen Heimatkanton zurück, wo er einige Zahre Mitglied des Großen Rathes war, bis ihn seine von Strapazen untergrabene Gesundheit zu refigniren zwang. Senf. Der erneuerte Staatsrath hat dem Großen Rathe den Eid geleistet. I. Fazy, abermals als Präsident gewählt, hat die Ziviljurtz und keine neuen Abgaben oder Anleihen versprochen. Herr Vuy übernahm für Herrn Duchosal die Justiz und Polizei, sonst bleibt Alles beim Alten.

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