Eidgenössische Zeitung, Nummer 319, 18. November 1859 IIIF issue linkSchweizerische Eidgenossenschaft. [ARTICLE]

Schweizerische Eidgenossenschaft.

** Bern, 16. Nov. Gestern Abends 6 Uhr fand das diploma tische Diner statt, welches der Bundesrath den Mitgliedern der Zürcher Konferenz gab. Dieselbe hatten alle die Einladung angenomwen. Der Ständerathssaal im Bundesrathshause war zum Speisesaal umgeschafft worden und gewährte einen großartigen Anblick. Das Essen, von den Gastwirthen zum Falken geliefert, war vortrefflich, und unter Ebels Leitung spielte eine vortreffliche Tafelmusik. Der BundesrathsPräsident Stämpfli brachte folgenden Toast aus, wie er aus der Erinnerung nachgeschrieben worden ist: „Vor wenigen Monaten noch tobte der Kampf an unfern Grenzen; drei der Schweiz befreundete Mächte befanden sich in ernstestem Krieg. Alle drei wetteiferten, die Rechte und das Gebiet der Schweiz zu achten, welches freundnachbarliche Bestreben dieselbe im vollsten Maße anerkennt. Der Kampf endete

und die nämlichen Mächte wählten eine der ersten Städte der Schweiz zum Friedensorte. Auch diese Ehre erkennt die Schweiz im vollsten Maße an. Seit Monaten befinden sich die Vertreter der drei hohen Mächte, des Friedenswerkes pflegend, in unserm Lande. Es ist ihnen du einfache schweizerische Gastfreundschaft geboten worden; mögen fie mit ihrem Aufenthalte zufrieden sein. Mögen fie Volk, Behörden und Zustande kennen gelernt und sich überzeugt haben, daß dieselben nicht so schlimm sind, wie man sie. leider! übelwollender Weise hin und wieder bezeichnet. Ich bringe vor Allem den drei Souveränen, deren Vertreter heute unsere Ehrengäste find, sowie allen Souveränen und obersten Behörden der Staaten, welche mit der Schweiz in freundlichen Beziehungen stehen, im Namen der Eidgenossenschaft ein Hoch." Bourqueney antwortete (ebenfalls aus der Erinnerung aufgeschrieben): „Ich freue mich, im Namen meiner Kollegen sagen zu können, daß unser Werk, das Werk des Friedens, mehr noch die Pazifitation der Gemüthei gelungen ist, und anerkennend aussprechen zu können, daß das heutige schöne Fest nur der Schluß des schönen und freundlichen Entgegenkommens ist, welches wir in der Schweiz gefunden und wofür wir sehr dankbar sind. Möge die Schweiz die freundliche Abficht erkennen, welche bei der Wahl von Zürich zum Konferenzorte obwaltete, und daß das Friedenswerk auch auf alles Bezug habe, waS im Verlaufe der Zeiten störendes zwischen den Mächten und der Schweiz vorgefallen sein mochte, und daß die Haltung derselben überall volle Anerkennung gefunden. Ich bringe der Wohlfahrt und dem Gedeihen der schweizerischen Eidgenossenschaft und ihren obersten Behörden ein Hoch." Das Essen war heiter, aber wie natürlich diplomatisch reservirt. Als der Dessauer Marsch gespielt wurde, wurde das Gesicht des preußischeu Gesandten sichtbar erfreuter und den Tönen des Rütli.Liedes lauschten die Schweizer mit vermehrter und freudiger Aufmerksamkeit. Die ernste, über freundliche Physiognomie des englischen Gesandten nahm einen fast unbemerkbaren Zug größeren Lebens an, als »god save the queen!® gespielt wurde, welche herrliche Melodie die Schweizer mit Takt und Recht nicht auf sich bezogen, sondern dem Engländer ließen. Gerne wäre auch die Melodie von »Partant pour la Syrie® gehört worden. Um 9 Uhr wurde die Tafel aufgehoben und in einem Nebensaale der Kaffe eingenommen. Vor 10 Uhr verließen die Diplomaten das Lokal gänzlich. Die Schweizer von Haus aus undiplomatische „Hocker" (nach Postheiri'S Ausdruck) blieben aber noch längere Zeit bei einander, traulich schwatzend und bescheiden trinkend. Bundesstadt, 16. Nov. (Korr.) Gestern Abend von 7 Uhr an hat also im Saale des Ständerathes im Bundesrathhaus das viel erwähnte Diner des Bundesrathes zu Ehren der Gesandten bei der Zürcher Konferenz stattgefunden. Es waren etwa 40 Gedecke. Außer den Konserenzabgeordneten und ihrem Personale waren geladen die hier akkreditirten Gesandtschaften und Generalkonsule , so wie eine Abordnung der Regierung von Zürich und die der Konferenz beigegebenen zwei Ordonnanzoffiziete, eine Abordnung der Regierung von Bern, der Großrathspräfident des Kantons Bern, der Regierungsstatthalter des Amtes Bern und die Präsidenten des Burger- und EinwohnerratheS der Stadt Bern. Die Einladungen find also nicht in der Ausdehnung erfolgt , wie sie bei den sonst üblichen diplomatischen Diners zu geschehen pflegen. Es herrschte ein ungezwungener, heiterer Ton. Nur zwei Toaste wurden ausgebracht. Herr Bundespräsident Stämpfli brachte sein Hoch den Souveränen der Konferenzmächte und überhaupt allen Souveränen, die der Schweiz wohlgewogen find. Herr v. Bourqueney trank in verbindlichen, wohlgesetzten Worten auf das Wohl der ganzen Schweiz. Die Mufik, welche asfistirte, bemühte sich auch ihrerseits, die Neutralität zu behaupten, indem fie gleichmäßig die Nationalhymnen von Frankreich, Oesterreich, England, Rußland und für die Schweiz das „Von ferne sei herzlich gegrüßet" spielte. Aurich. Die gestrige Jubelfeier des 50jährigen Bestehens der Blinden- und Taubstummenanstalt, zugleich das 50jährige Jubiläum des verdienten Präfidenten der Anstalt, Herrn v. Orelli, war eine schöne und erhebende. ES hatten sich dazu Abordnungen der Regierung, deS StadtratHes, der Hülfsgesellschaft, und ein zahlreiches Publikum eingefunden, im Vordergrunde des großen Kasinosaales die jetzigen und viele frühere Zöglinge der Anstalt. Letztere eröffneten die Feier mit seelenvollem Gesang, worauf von dem Jubilar ein umfassender Bericht von den ersten, durch den sel. Dr. Hirzel angeregten kleinen Anfängen der Anstalt an bis auf den heutigen Tag gegeben und gezeigt wurde, wie durch gemeinnütziges und liebevolles Zusammenwirken die zarte, anfangs nichts weniger als gesicherte Pflanze — unter dem Segen von Oben — zum gute Früchte tragenden Baum aufwuchs, der die frühere bedauernswürdige Lage der Blinden und Taubstummen viel freundlicher und heiterer gestaltete. Er schloß den inhaltreichen Vortrag mit der sichern Hoffnung, daß sein durch hohes Alter bedingter Rücktritt der Anstalt keine

Gefährde bringen und rüstigere Arme das Wer? fortführen werden. — j Im höchsten Grade rührend war es, wie der Direktor der Anstalt, Herr Schidel, dann einer der ältesten noch lebenden weiblichen Zöglinge, ein Blin- ! der und ein Taubstummer, dem Jubilar ihren Dank darbrachten und sinnige Geschenke überreichten. — Herr Antistes Brunner begrüßte den Jubilar im Namen der Vorsteherschaft der Anstalt, Herr Diakon Pestalozzi im Namen der Hülftgesellschaft, Herr Professor Hottinger im Namen der Freunde und Herr Stadtrathspräsident Heß im Namen des StadtratheS , der dem verdienten Manne eine Dankurkunde und die Verdienstmedaille überreichte. Damit schloß die ernste Feier, die alle Anwesenden tief erfreute und erbaute. Genf. Der alte Staatsrath ist wieder gewählt, mit Ausnahme von Duchosal, der durch Vuy ersetz! wurde. 1 1,000 Bürger (darunter die Opposition) enthielten sich der Abstimmung.

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