Eidgenössische Zeitung, Nummer 243, 2. September 1851 IIIF issue linkSchweizerische Eidgenossenschaft. [ARTICLE]

Schweizerische Eidgenossenschaft.

Zürich. Gestern war die zürcherischeSchulsynode zum 18ten Mal in Zürich versammelt. Trotz des zahlreichen Besuches — es mögen sich über 300 Lehrer, die fast ausschließlich der Volksschule angehören, eingefunden haben — waren die Verhandlungen sehr unbedeutend und wenig lebHaft. Offenbar find auch die Herren Lehrer zahmer geworden, und fast alleAeußerungen der dießjährigen Synode halten einen sehr gouvernementalen Charakter. Die Sitzung wurde durch Absingung des „Schweizerpsalms" Von Zwysfig und durch ein kurzes Gebet des Präfidenten, Herrn Seminardirektor Zollinger, würdig eröffnet. Hierauf hielt der letztere eine Rede, worin er einen anziehenden Rückblick über die Erlebnisse der Schule während des letzten Jahres im engern und weitern Vaterlande gab: mit Freude wurde der Schulfeste im Mai und des Kadetlenfestes in Baden, mit Vertrauen der im Gange sich befindlichen Revision der gesammten VolkSschulgrsrtzgebung, mit Hoffnung der eidgenössischen Hochschule und mit BesorgNiß der angeblichen Reaktion im Kanton Bern gedacht. — Einige neu aufgenommene Mitglieder wurden in herzlicher Ansprache willkpmmen geheißen. Einer sehr unerquicklichen Diskussion betreffend die Einführung einer Alters», Wittwen- UNd Waifenkasse der Lehrer machte der Erziehungs« direktor Dr. Esch er ein zeitgemäßes Ende. Man vereinigte sich allgemein auf den Antrag der Profynode, daß man die Prüfung der Frage, ob die Einführung dieses Instituts wünschbar sei, den Staatsbehörden bei Anlaß der oben berührten Totalrevifion überlassen wolle. Dagegen stritt man sich noch darüber, ob man die Lehrer — fei es alle oder nur diejenigen, welche nach allfälliger Einführung des Instituts als solche kreirt würden — zur Theilnahme an demselben Verpflichten, oder ob Man den Beitritt dem freien Willen überlassen wolle. Herr Dr. Esch er demonstrirte nun dem „Herrn Präsidenten und Herren Synodalen", daß, wenn Man nur eine freiwillige Wittwen- und Waisenkasse errichten wolle, dabei die Betheiligung des Staates in keiner Weise erforderlich wäre, daß aber auf der andern Seite die Verbindlichkeit der Theilnahme rechtsgültig nur auf die Lehrer ausgedehnt werden könnte, welche nach Einführung des Instituts als solche erwählt würden. In Folge dessen vereinigte man sich endlich darauf, in der Petition an die Staatsbehörden auf eine für alle neuen Lehrer obligatorische Alters-, Wittwen- und Waisenkasse zu dringen ; um übrigens ihren guten Willen zu zeigen, erklärten sich alle Anwesenden bereit, an dem wohlthätigen Institute, wenn es sich realksiren sollte, ebenfalls Theil zu nehmen. Eine Frage, auf welche die Lehrer offenbar am meisten gespannt waren und die eine lebhafte Debatte veranlaßt hätte, wurde ebenfalls durch Herrn Dr. E scher beseitigt. Es war nämlich das Gerücht gegangen, daß Man sogenannte Ergänzungskurse einführen wolle, welche sämmtliche Lehrer nach

der Reihe nach und nach zu besuchen hätten. Zwei Schulkapitel opponirten daher lebhaft gegen eine solche „Bevormunvung", und vermuthlich wäre diese Opposition nicht Vereinzelt geblieben. Allein Herr Dr. Escher erklärte einfach, daß in den Behörden dieser Gedanke noch in keiner Weise zur Sprache gebracht worden sei, und damit hatte die Sache ein Ende. Eine sehr verdankenswerthe Arbeit lieferte Herr Sekundärlehrer Ott in Männedorf. Mit großer Freimüthigkeit setzte er die Gebrechen der Realschule aus einander und führte dadurch einen unerwarteten Streich gegen dag Scherr'sche System. Natürlich fand die Arbeit manchen Gegner, aber auch Viele Freunde; die Diskussion, die sich an sie knüpfte, führte zu keinem Resultate, aber die geschehene Anregung wird nicht ohne Wirkung bleiben. Ein gemeinsames Mittagessen auf der Platte schloß die Sitzung. Auch daS sonst hellbrennende Toastfieber war erloschen. Nur dem Großen Rathe wurde für seine Erhöhung der Lehrerbesoldungen ein Hoch gebracht. Nächstes Jahr versammelt sich die Synode in Winterthur. Freiburg. Der Conföderö berichtet, daß dem Komite für Errichtung eines Monuments zu Ehren des Pater Girard weitere Pläne und Entwürfe von Seite verschiedener Künstler eingegangen find. Herr Volmac in Bern schlägt eine bronzirie eiserne Statue vor, deren Kosten die Mittel des Komite nicht überschreiten würden, und Herr Hirschgartner, ebenfalls in Bern, eine Pyramide von griechischer Form aus Habkernthaler Granit (weiß, roth und schwarz). Wie es scheint, sieht das Komite noch weiteren Plänen entgegen, zumal in den letzten Tagen auch noch mehrere neue Gaben eingegangen seien. — Nach demselben Blatte ist das Wettpflügen in Bourgillon am 28. v. M. Vortrefflich ausgefallen. Bon 44 angezeichneten Parzellen wurden 43 durch Konkurrenten besetzt. Die Theilnahme des Publikums sei ebenfalls sehr erfreulich gewesen. Die Preisvertheilung wurde verschoben. Genf. Der sogenannte Nationalverein war nach dem „Journal de Geneve" a»f den 30. v M. Von seinem Prästdeuten, Herrn Duchosal, zu einer Versammlung einberufen worden, und zwar auf das Verlangen von 34 Mitgliedern. Als Verhandlungsgegenstand wird die Trennung von Staat und Kirche angegeben.

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