Eidgenössische Zeitung, Nummer 218, 10. August 1847 IIIF issue linkZug. Nach dem „Freien Schweizer" hätten die sämmt... [ARTICLE]

Zug. Nach dem „Freien Schweizer" hätten die sämmt...

lichen eidgenossischen Stabsoffiziere des Kantons Zug auf die bekannte Anfrage des Vorortes geantwortet, daß sie sich in keiner Stellung zum Sonderbund befänden, welche ihre besondern Pflichten gegen die Eidgenossenschaft unmöglich mache oder trübe. S o l o t h u r n. Wie es scheint, soll auch in Solothurn ein Volksverein als Sektion des „allgemeinen schweizerischen Nationalvereins" gegründet werden. In welchem Sinne, deutet ein langer Artikel des Solothurner Volksblattes an", dem wir Folgendes entheben : „Das Solothurnerblatt" spricht sich fortwährend gegen das Volksvereinswesen aus, und meint, „es schade dieß nur der guten Sache". Sonderbar! Unsere Regierung verdankt ihr Entstehen — den Volksvereinen. Und jetzt will sie nichts mehr von Volksvereinen wissen ; sie hält sie nicht mehr für nöthig und dünkt sich klug und weise genug; sie scheint nichts Neues, nichts Besseres, nichts Volksthümlicheres mehr zu wollen .... Die Regierungen leben vom Zutrauen des Volkes. Fällt eine Regierung vom Volke ab, so wird auch das Volk von ihr abfallen, und sie geht alsdann raschen Schrittes ihrem Untergange entgegen. Den Beweis hiefür lieferre vor zwei Jahren die Berner Regierung Unsere Regierung hüte sich daher wohl ; sie baue nicht zu sehr auf das Beamtennetz (es gibt der Stockfische immer weniger; die Leute werden immer klüger ; sie traue auch nicht den Felber'schen Trugschlüssen , weil diese ja nur aus individuellen, von Quartalzapfen influirten und präokkupirten Ansichten hervorgehen. Wenn unsere Regierung früher oder später einmal Schiffbruch leiden sollte, was jedoch Gott verhüteü möge, so betrachte sie das „Solothurnerblatt" ja nicht als ihr Rothbrett ; denn so wenig der Landbote die Berner Regierung retten konnte , ebenso wenig würde es das „Solothurnerblatt" Vermögen. Wenn dasselbe so fortfährt, so wird die Kluft zwischen Volk und Regierung immer größer. Zuletzt müßten Volksvereine entstehen und die Regierung an ihre Pflicht erinnern, oder sie durch eine bessere substituiren. Aber warum fürchtet sich das „Solothurnerblatt", warum fürchten sich Regierungen vor Volksvereinen ? Die Antwort hierauf liegt

auf der Hand .... Die Furcht des „Solothurnerblattes" ist wirklich gegründet; es gibt auch in unserem Ländchen aar Viel aufzuräumen , manche Beamtenstube ist zu fegen, und es wundert mich je länger, je weniger, warum unserm Landammann Munzinger der Großrathssaal so düster und unheimlich erschien. Hiebei leistet ein Kantonalvolksverem die vortrefflichsten Dienste; denn die freie Presse ist geknechtet; durch Achtungsprozesse wollen sich die Beamten Respekt Verschaffen und die Liebe des Volkes gewinnen. So will man die gegnerische Presse vernichten, die Opposition ertödten; aber desto kräftiger wird und muß sie in den Volksvereinen erwachsen, bis die Regierungen wieder mit dem Volke einig gehen oder durch bessere ersetzt werden." — Das „Echo vom Jura" meldet: „Auch bei uns zeigt sich seit einigen Tagen die Kartoffelkrankheit. jedoch nicht in dem nämlichen hohen Grade wie die verflossenen Jahre. Die Kornernte hingegen ist über alle Maßen günstig abgelaufen; man schätzt den dießjährigen Ertrag auf das Doppelte des vorjährigen " Graubünden. (K.v.ö.d.) Wird Graubünden am Ende doch noch zu einem Erekutionsbeschluß sich herbeilassen oder nicht? So mag sich wohl mancher Radikale in der westlichen Schweiz fragen. Die Antwort ist einfach. Es ist sehr, sehr unwahrscheinlich, aber doch unter Umständen nicht ganz unmöglich. Denn etwas Merkwürdigeres und Unbestimmbareres dürste es wohl in der politischen Zoologie kaum geben als den bündmischen Großen Rath. Er beschämt das Chamäleon.^ Jedes Jahr ein Anderer, und doch jedes Jahr dasselbe Gemische der größten Zuversicht und der bedauerlichsten Unsicherheit. Jedes Jahr derselbe Mangel an wahrhaft gediegenen Rathschlägen und dieselbe Erbschleichartige Vermehrung der sogenannten Staatsmänner. Dürfte man ein spezifisches Merkmal dieser unvergleichlichen Staatsmaschine etwa hervorheben, so wäre anzuführen, daß er die Sippschaft der Advokaten zu GeneralPächtern des Bundsstatthalteramtes gemacht zu haben scheint. Es ist dieß in gewisser Beziehung staatsklug , denn die Sippe der Advokaten ist der reisige Zeug unsers Landes, vor welchem jede andere Macht zu Schanden wird ; sie find die Maulwürfe der Gerichtsstuben , die Gewohnheitsrechte, statutarisches Recht, römisches Recht, alles durch einander werfen; sie sind die Grillen, die Jahr aus , Jahr ein hinter dem Ofen des Kleinen Rathes zirpen. Man muß sich mit diesen Gästen eben abfinden, und darum ist es so holdselig , daß die Herren Advokaten von den Regenten empfohlen, von den Landammännern auf den Schild gehoben und als die Väter des Vaterlandes, als das personifizirte „Volk" ausgejubelt werden. Es ist vor einigen Jahren ein Advokatophage im Großen Rathe aufgestanden, der den Antrag stellte, keinen der Advokaten mehr in den Großen Rath zuzulassen. Natürlich konnte man die formellen Gründe gegen diesen Antrag auch außerhalb des Großen Rathes an den Fingern abzählen; aber es bleibt darum doch richtig , daß der Antragsteller einen sehr gesunden Widerwillen hatte. Genug, wird einer Advokatenweisheit das bescheidene Glück zu Theil, in den Großen Rath gewählt zu werden, so hat sie natürlich ein gutes Jahr, und weil sie nicht weiß, ob sie es in ihrem kurzen Menschenleben noch einmal so weit bringen wird, so ist das Gefühl der Dankbarkeit, so wie die Kompression von LuftPatriotismus in den engsten Raum nahe daran, tropfbar zu werden. Würde bringt Bürde. Bei dem Ueberdrange von Vaterlandsliebe ist es gewiß ein ganz unbehagliches Gefühl, daß das Vaterland nicht so freigebig gegen seine Sachwalter sein kann, wie sich bedrängte Klienten sonst pflichtig fühlen. Doch man ist vom Danke des Volkes so fest zum voraus überzeugt, daß man sichs auch bei den Großrathsdiäten wohlsein lassen kann. Dieß um so mehr, da gerade der Große Rath den Advokaten reichlichen Anlaß bietet, sich von einer neuer Seite dem Volke darzustellen. Gemeiniglich hält nämlich das Volk die Advokaten für die leibhaftigen Buchstabenklauber,

die am tobten Buchstaben hängen bleiben , sollte auch der Geist der Gesetze darüber ganz verpuffen. Vermöge dieser Eigenschaft sollte man glauben , gerade die Herren Advokaten seien die felsenfesten Vorkämpfer für das geschriebene Recht und werden keine Linie weiter zu bringen sein, als der Buchstabe sie treibt. Allein weit gefehlt! Die Herren Advokaten kennen mitunter noch ein anderes Recht, für welches das Volk viel zu dumm ist, das sie in ihrer eigenen Bürgerbrust tragen, so eine Art Windbüchse, die losgeht ohne zu knallen. Es gibt nämlich auch ein ungeschriebenes Gesetz, vermöge dessen jeder Volksfreund von ächtem Schrot und Korn den „Jesuiten" Tod und Mord geschworen haben muß , wobei unter diesem Namen natürlich nicht bloß die wirklichen Jesuiten zu verstehen sind. Das Volk sollte den Advokaten danken, daß sie ihm aus diese Weise auch ihren inwendigen Menschen zeigen. Freilich möchte man heutzutage oft glauben, das Volk habe Augen, um nicht zu sehen, und Ohren, um nicht zu hören. Thurgau. Wir lesen in der Thurg. Ztg.: „Einen merkwürdigen Anblick gewährt in diesem Augenblicke die Stimmung des thurgauischen Volkes. Wer, nach Antezedentien zu urtheilen, mit der Erwartung zu uns käme, ein überschwänglich radikales Volk zu treffen, würde sich sehr bald getäuscht sehen. Auffallend ist es immerhin hier, wie mehr oder wemger in den meisten radikalen Gegenden der Schweiz , daß die Partei, die seit Jahren mit rücksichtsloser Heftigkeit gewisse Ziele angestrebt, nun am Vorabend des festlichen Sieges vor demselben so kalt und theilnahmslos steht. Zu ernstem Nachdenken fordert es auf, wenn man bemerkt, wie die Partei, die in kleinen Dingen stets durch Vereine und Vereinsdemonstrationen vor dm Regierungen die Initiative ergreifen zu müssen glaubte, nun im kritischen Momente das unbedingteste Vertrauen auf die schwächste aller Behörden setzt. Gestehe man's nur: dieser Zustand ist ein durchaus unnatürlicher. Eine Unbehaglichkeit macht sich geltend, welcher Viele bei jeder Gelegenheit durch die Flucht auf unpolitische Gebiete zu entrinnen suchen; und wenn man ja einmal bei dem schwerverdaulichen Thema des Sonderbundes festgehalten ist, so wird die leidige Diskusston durchwegs mit dem Ausspruche abgeschnitten : „Es kommt doch nicht zum Kriege." Das ist wahrlich die Stimmung nicht, in welcher ein Volk Großes zu schaffen im Begriffe steht. Das ist wahrlich die Stimmung nicht, in welcher der warme Republikaner sein Vaterland retten will! Und beides soll doch, so macht man das Volk glauben, durch die Erekution geschehen. Die Sache erklärt sich einfach so: So wie unsere Gesandtschaft, von Natur etwas konservativ, in der Regel nicht zuerst in das Vordertreffen der Radikalen sich stellt, sondern zuvor den Zug der Winde abzuwarten pflegt, um sich im geeigneten Momente auf den stärksten zu setzen und dann, von Allen gesehen, das höchste Schlachtroß zu tummeln — so ist auch unser Volk von vorneherein den radikalen Stürmen nicht gar zu hold und verdankt es meist nur äußern Einflüssen, dem Drange der Ereignisse und der Demagogen, wenn ihm nachher die unverdiente Ehre zu Theil wird, als eine Hauptstütze des Radikalismus zu gelten. Allein einmal bleibt der Moment nicht aus, wo die wahrhaft liberalen Sympathieen mit radikaleu Präzedentien und daraus entspringenden Pflichten in Konflikt gerathen und die sonderbare Unbehaglichkeit erzeugen, in welcher sich unsere Gesandtschaft schon mehr als einmal befunden hat und in der zur Zeit auch das Volk gebannt ist. Das ist aber keine natürliche, keine gesunde Politik, die solche Zustände herbeiführt. Die Früchte schmecken dem Volke nicht, vor welchen es Eckel kriegt, je näher sie der Reife entgegengehen. Nun, und dießmal sind das radikale Früchte, die nicht recht schmecken wollen ! Wird man es aber auch einzusehen den Muth haben?" Wir brauchen kaum hinzuzufügen, daß das, was die Thurg. Ztg. in diesem Artikel über die Haltung des thurgauischen Volkes gegenüber der radikalen Politik und unter den gegenwärtigen, so oder so entscheidenden Umständen

bemerkt , so ziemlich auch auf eine Reihe anderer Kantone paßt, wie man dieß vielfach trotz aller großen Phrasen aus den radikalen Blättern selbst entnehmen kann. — Nach einer Korrespondenz der N. Z. Z. zeigen sich auch hier Spuren der Kartoffelkrankheit, doch hält man auch hier dafür, daß zu ernsten Besorgnissen kein Grund sei. W a a d t. Letzten Mitwoch hat in Laufanne und der nachsten Umgegend ein furchtbarer Sturm gewüthet; in der Stadt stürzten Mauern um und standen Viele Magazine unter Wasser, auf dem Lande beklagt man große Verheerungen. In Folge dieses Unglücks wurden Petitionen an den Staatsrath gerichtet, es möchte das auf gestern (Sonntags) angesetzte Bürgerfest zu Ehren der jetzigen Verfassung für dieß Jahr unterbleiben und die dafür vom Staate ausgesetzte Summe zur Unterstützung der am meisten Geschädigten verwandt werden. Es ist indeß sehr zu bezweifeln, daß der Staatsrath solchen Bitten Gehör schenke. Bekanntlich sind voriges Jahr mehrere Beamtete in Lausanne, Vevey :c. einzig aus dem Grunde oder Vorwand abgesetzt worden, weil sie an diesem Feste nicht Theil genommen hätten. Genf. Gestern werden in sämmtlichen Gemeinden des Kantons die Gemeinderathswahlen stattgefunden haben. Das Konnte der Abbaye der alten Bürgerschaft hat ein offenes Schreiben an sämmtliche Wähler der Stadt Genf erlassen, und schlägt denselben in Übereinstimmung mit einer großen Anzahl anderer

Burger eine Liste von 41 Kandidaten für diese Wahlen vor Der sogenannte Nationalverein des Herrn James Fazy hat eine Gegenliste aufgestellt , und beide Vereine werden sich also bei dieser Gelegenheit noch einmal mit einander messen. Der Siea der Abbaye dürfte dießmal etwas zweifelhaft sein, zumal die Radikalen sicherlich alle Kräfte aufbieten werden, um diesen Gegner, der immer mehr zum Zentrum aller Opposition gegen das glorreiche Oktoberregiment zu werden droht, noch nt redbter Zeit aus dem Felde zu schlagen.

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