Der Volksfreund, 1. Juli 1885 IIIF issue linkAbonnements-Ginlaoung [ARTICLE+ILLUSTRATION]

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Beim Semesterwechfel laden wir zu zahlreichen Abonnements auf den „ Volksfreun d fammt demillustrirtenUnterhaltungsblatt ein . Man abonnirt bei der Post oder bei der Expedition zu den am Kopfe des Blattes angegebenen Preifen . Da die Verbreitung bes „ Volksfreund in stetiger Zunahme begriffen ist , so eignet sich der selbe auch vortrefflich als Publikationsmittel und weiden Inserate billi gst berechnet . Es empfehlen sich bestens Zie Aerleger . Eine Bagatelle , — keine Bagatelle . ( Ziirch . Post . ) Kürzlich haben wir mitgetheilt , daß vom Bundes » rath der Termin zur Einlösung der alten Banknoten um ein halbes Jahr verlängert worden ist . Daran glauben wir heute die Erklärung schließen zu sollen , daß nach Art . 52 des Banknotengefetzes diefe Verlängerung als eine Gesetzesüberschreitung bezeichnet weiden muß . Letzterer Artikel einlach tigt nämlich den Bundesrath , die nöthigen Anordnungen für den Rückzug der alten Noten zu treffen , er fagt aber kein Wort davon , daß , wenn oer Termi . l einmal festgefetzt fei , eine Verlängerung Platz greifen dürfe .

Es heißt dort vielmehr ganz einfach ; „ Mi ! Ablauf des für den Austaufch festgefetzten Ter min es übergibt jede Bank , welche sich unter die Herrschaft des gegenwärtigen Gefetzes stellt , den Gegen werth der noch ausstehenden Noten nach einem spezifizirten Verzeichnisse derfelben der Vundeskasse , welche die nachträgliche Einlösung noch während eines Zeitraums von dreißig Jahren , vom Datum des oben ge nannten Termins an gerechnet , übernimmt . Nach Ablauf diefer Frist verfällt der Gegenwerth der nicht zur Einlüfung vorgewiesenen Noten d ^ m fchweizerifchen Inoalidenfonds . Es hätten hienach die Banken — eine Bestimmung , welche sie kannten , nnd eine Bedingung , welche sie seinerzeit bei Fortsetzung der Notenemission eingingen — die Nummern der noch nicht in ihrem Besitze befindlichen alten Noten am 1 . Juli dem Bundesrath « anzugeben und den Gegenwerth des Werthes derselben an die Bundeskasse abzuliefern . Diefer Gegenwerth beziffert sich wie wir in einer offiziösen Noti z des „ Bund lesen , auf 3 ^/ 2 Millionen Franken . Weshalb geschieht es nicht ? Weshalb verlängerte der Bundesrath den Termin um ein halbes Jahr ?

„ Da nun noch 3 i / 2 Millionen solcher Noten m Zirkulation sind — schreibt man zur Erläuterung des Beschlusses — „ so wurde im Interesse der Besitzer von der Generalversammlung der schweizerischen Emissionsbanken der Wunsch an den Bundesrath ausgedrückt , er möchte den Emissionsbanken gestatten , die Einlösung von solchen Noten noch bis Ende des Jahres fortzufetzen , damit nicht jeder einzelne Besitzer von alten Banknoten sich an die Bundeskasse wenden müsse . Von Ende des Jahres 1885 an wird dagegen letzteres geschehen müssen ; deshalb ist zu wünschen , daß alle

Diejenigen , welche noch lm Besitze von Noten stnd , sich diesen Termin zu nutze machen und solche rechtzeitig zur Einlösung bringen . Man sieht : es ist pure Höflichkeit der Banken und des Bundesrathes gegen das Publikum . So war es auch feinerzeit pure Höflichkeit gegen die Stadt Zürich , als man das Recht , Telephone zu errichten , zuerst auf 25 Jahre an Privaten vergab . Wir haben damals eine andere Auffassung vertreten und vertreten heute wiederum eine andere Auffassung . Es will uns nämlich nicht einleuchten , daß der Termin von drei Jahren nicht lange genug gewefen fei , um die alten Noten einzulüfen ; wir fehen auch nicht ein , daß es für ihre Besitzer soviel schwieriger wäre , diefelben bei der Bundeskasse einzulösen als bei den Banken , und in jedem Falle ist die Maßregel ungesetzlich , die Gesetze sind aber auch für den Bundesrath da , damit ste gehalten weiden .

Der Grund , warum sich die Banken für ihr Publikum fo beforgt zeigten , und der Effekt der bundeSräthlichen Fristverlängerung kann nur fol gender fein : Es z iehen die Banken von den 3 ^/ 2 Millionen lieber noch ein halbes Jahr lang die Zinsen , als daß sie dieselben in die Bundeskasse legen , welche dann felbst den Zinfengenuh davon hätte . Nimmt man an , es verzinse sich die Summe im Bankgeschäft zu vier Prozent , fo macht ein Halbjahreszins 70 , 000 Franken aus . Der Bundesrath hat den Notenbanken alfo 70 , 000 Franken geschenkt . Vielleicht wendet man ein , daran partizivilen die Kantonalbanken ja ebenfalls . Aber erstens ist , was der Bund einnimmt , für die Kantone nicht verloren ; zweitens haben den gleichen Vorzug die Notenbanken der Privaten und es ist durchaus unnöthig , daß diesen , zum Lohne für die Gefahren , welche sie dem Vaterlaude bereiten , zu andern Hafen auch noch diefer in die Küche gejagt werde , — und drittens , es verstößt , sei dem wie ihm wolle , die Ertheilung eines solchen Douceurs , wie wir gezeigt haben , gegen das Gefetz .

Lelder wissen nnr nicht , wle wir s anfangen mühten , um den Bundesrath zur Beobachtung des Banknotengefetzes anzuhalten . Wir müssen uns damit bescheiden , von ihm zu verlangen , daß er feinen Beschluß zurücknehme und das Recht säuberlich auch da respektire , wo es sich nur um einige Zehntausend Franken handelt . Eine Bagatelle vielleicht und doch keine Bagatelle . Wir sehen den Bundesrath , den höchsten Magistrat unserer alten Republik , nicht gerne an Handlungen theilnehmen , welche fo ausgelegt wer den könnten , als sei er der Anwalt von Sonderinteressen ; wir möchten ihn stolz und groß sehen . Aber allerdings befürchten wir , daß er feinen Befchluß nicht zurücknehme , daß er sich eine folche „ Blöße , wie man es gerne nennt , nicht geben wird .

Und fo wollen wir uns fchließlich damit befcheiden , diefer Verkürzung der Bundeskasse eine heitere statt einer ernsten Seite abzugewinnen , indem wir den Bundesrath mit Friedrich den «

Großen vergleichen , welcher einst Demjenigen , welcher in feinem Schlosse eine Uhr stehlen wollte , die Leiter zum Einsteigen hielt . Ein Gedicht erzählt dies launig , und es sagt am Schlüsse des » felben der berühmte König : Nun still von der Gefchichte , fönst machen sie sich groß : Der alte Fritz hilft stehlen in feinem eignen Schloß .

Graubünven . In einer Gemeinde , wo der Amtszwang besteht , wurde ein Einwohner zum ersten Vorsteher ge > wählt , da derselbe aber die Hälfte des Jahres als Lehrer auswärts wohnen muh , fo hielt er sich weder zur Wahlannahme noch zur Zahlung des bezüglichen Loskaufs verpflichtet . Der Kl . Rath , an den die Frage gelangte , fand , daß der Amtszwang zwar keineswegs eine fo weit gehende Anwendung finden dürse , daß dadurch die Ausübung des Berufes unmöglich gemacht würbe , die Wahl aber doch für diejenige Zeit bindend sei , während welcher der Betreffende in ber Wahlgemeinde wohnt und in der Lage ist , das Amt besorgen zu können . — Einer in Unterhaltung einer Kommunalstraße saumseligen Prättigauergemeinde ließ der Kl . Ralh die Weisung zugehen , tünstig den Anordnungen desBezirksingenieurs nachzukommen , unter Androhung weiterer Mahnahmen im Unterlassungsfälle . — Eine Anmeldung für Bundesfubsidien an Fohlenweiden ist einzig von Maienfeld ein » gegangen und vom Kl . Nath beim eidg . Landwirthschaftsdepartement zur Berücksichtigung empfohlen worden .

— Die Generalverfammlung der V e r „ S ch w eizerbllhnen hat die HH . F . A . Sprecher und P . C . Planta in Chur wieder in den Vllwaltungsrath gewählt und den Antrag auf Ausrichtung einer Dividende von 1—2 o / o an die Stammaktionäre mit großer Mehrheit abgelehnt .

— Am st . gallischen Kantonalturnfest in Rorschach , das von 46 Sektionen besucht war , nahm auch dcr Turnverein Davos-Platz theil und vom hiesigen Bürgerturnverein die HH . Louis Brodbeck und Franz Ällemann ; Hr . Brodbeck erhielt den 5 . Kranz im Kunstturnen mit Preis , Hr . Allemann einen solchen im Nationalturnen . — Der Telegraph durch s Schanfigg wird fleißig benutzt . In Arofa z . B . betrug der Depeschenverkehr in den ersten zwei Tagen etwa 200 Telegramme . — In Roischach ertrank beim Baden Kondukteur Ieremias Gred ig von Sllvien , erst 25 Jahre alt . — Die naturforfchendeGefellfchaft Graubündens zählte laut Jahresbericht auf Ende 1884 223 Mitglieder , wovon 108 in Chur . Ehrenmitglieder sind 16 , korrefpondirende 48 .

— Piättig au . ( Korr . ) Auf d , e eidg . Alkoholoorlage , d . h . die famofe Schnapssteuer ist unsere Bevölkerung schlecht zu sprechen . Das Machwerk , dem temperenzlerische Heuchelei und soziales Unrecht riesengroß an der Stirne

geschrieben stehen , wirb bei uns eine en ergische , ber Vürgerrath verlieren ihren langjährigen , ein

Opposition finden ; es rumort schon jetzt . Fort mit Schaden ! — Die Fremdensaison läßt sich auch im Prättigau ordentlich an . Bad Fideris und Hotel Aquasana beherbergen Gäste schon in größerer Zahl . — Bei der Churer Alp fahrt foll sich ein prächtiges Intermezzo abgefpielt haben . Nach alter Kuhsitte fand nämlich auf dem Stafel oder in dessen Nähe die erste Begrüßung der gehörnten , aus dem Stallbann entronnenen Exemplare durch Stoßen und Ringen statt . Diefe Tätlichkeiten gelten zugleich als Kraftprobe und haben in diefer Beziehung die Bedeutung eines Rangstreites . Es ist eine Art Landsgemeinde , die am ersten Alptag unter dem Vieh gehalten wird . Die stärkste Kuh erhält den Titel „ Heerkuh , und und ist dann den ganzen Sommer über groß angejehen unter dem Viehoolke , bis eine stärkere sie wieder in den Schatten oder , wie die Appenzeller sagen , in den Ruhestand stellt . Heuer fand alfo wieder jenes obligate Ringen statt . Plötzlich fah sich Seppli G ., der gewaltige dicke Mann , uon der Gabel eines mächtigen Hörnerpaars von hinten erfaßt und wie ein Luftballon in die Höhe geschleudert , wo er prächtig voltigirte und ohne den gering st enSchaden mit dem Schrecken davon kam . Die Freude über das glücklich verlaufene Schaufpiel war groß im ganzen Quellenlande der Plessur . („ Tagblatt . )

— Oberland . Man schreibt uns aus Carrara : Der Stand der Feldflüchte in unferer Gegend ist wie anderwärts nichl der beste . Die anhaltend trockene Witterung hat natürlich auch uns geschadet , doch vielleicht nicht in dem Grade wie mancherorts . Die größte Enttäuschung bereiten uns die Obstbäume . Trotz einem prachtvollen Blühet werden wir nur wenig Obst erhalten . — Ueber unser Land zog Freitags ein gewaltiges Gewitter . In Chur floß oer Regen in Strömen , leider nicht lange , immerhin hat er aus die Vegetation erfrischend gewirkt . Im Lürlibad schlug der Blitz in einen Nußbaum . In den Ienatzer Alpen und Heubergen fiel Hagel , boch ohne gerade viel zu schaden . Mehrere Blitzschläge ohne erhebliche Folgen . In St . AntonienAschllrina dagegen entzündete der Blitz das Haus von Christ . Luck , welches mit dem angebauten Stall in Flammen aufging . Verfichert war nichts , wie uns gefchrieben wird . Auch im Oberland ist das Gewitter nicht ohne Schaden abgelaufen . Man fchreibt uns : Ein furchtbares ca . 1 Stunde dauerndes Hagelwetter hat im Hofe Brün ( bei Valendas ) fast sämmtliche Feldsrüchte vernichtet . Die ältesten Leute daselbst können sich eines solchen Unwetters nichl erinnern . Die Hagelkörner lagen stellenweise 2—3 Fuß hoch . Traurig für den Landmann !

sichtigen und tüchtigen Präsidenten . Ursprünglich Metzger widmete er sich später der Landwirthschaft und bekleidete daneben während nahezu 60 Jahren öffentliche Aemter , als Zunftmeister , Oberzunftmeister , Bürgermeister : c . Dabei war er stets ein Mann des Friedens . In welch hocher Achtung er stllnd , j bewies das außerordentliche große Leichengeleite . Am Grabe widmete ihm Hr . Pfarrer Grubenmann einen fchönen Nachruf .

— Die eoangeufche Synode in Klafters beschloß , je den 3 . Adventsonntag als Missionssonntag zu bezeichnen , an welchem in allen evangelischen Kirchen eine Predigt über die äußere Mission zu halten und damit eine Kollekte für die Missionsgefellschaften zu verbinden fei . Ueber die feit Erlaß der neuen Kantonsoerfassung in Frage gestellte Kirch enverfllffung referirte Dekan Herold und zwar im Sinne der Belasfung im Alten , da weder Behörden noch Volk eine Trennung von Kirche und Staat wünfchen . Ein Gegenantrag ward nicht gestellt Die Pfarrer Bär , Cobelt und Rühling wurden in die Synode aufgenommen , ebenfo nach erfolgter Prüfung auch Kandidat Sprecher . — Chur . Der letzten Samstag Abend hier verstorbene Hr . Bürgermeister Jakob Rifch , Vater des Hrn . Oberstl . M . Risch , erreichte ein Alter von 82 Jahren . Mit ihm ist ein um das öffentliche Gemeinwefen vielverdienter Mann in die Gruft gestiegen . Speziell die Bürgemeinde und

Inland . Die Frage , ob die Verordnung über allmeine Einführung bes zum Militärdienst vorbereitenden Turnunterrichts für 16 —20jährige Jünglinge ausgeführt oder einstweilen noch verschoben werden folle , veranlaßt « , im Nationalrath wiederholt lebhafte Debatten . Der Ständerath verlangte , daß man in der Sache nicht prefstre und im Nationalrath vertrat Namens der Minderheit der Geschäftsprüsungskommifsion Hr . Dr . Deeurtins dasselbe , spe z iell mit Rücksicht auf die Schwierigkeiten , welche der Sache in Gebirgskantonen entgegenstehen ; wenn man im Volke die Militärorganifation nicht noch mehr unpopulär machen wolle , fo folle man die Leute mit der Verordnung verfchonen . Die Befürworter des allgemeinen Turnens ap pellirten dann aber an den Patriotismus und gingen damit Meister , sintemalen ja Niemand gern „ unpatriotisch scheinen möchte . Immerhin lief es nicht ohne Prife ab , indem Hr . Deeurtins bemerkte , daß , wie es unter anständigen Leuten Brauch fei , die Ehrlichkeit Dritter nicht ohne Grund zu bemängeln , es ebenfalls angezeigt wäre , den Patriotismus nicht immer mit

dem Militarismus zu verquicken und und ihn bei Denen zu bezweifeln , welche auch in Militärfragen sich eine nüchterne Prüfung der Verhältnisse erlauben . Jedenfalls werde dies kaum Patriotismus fein und unferer Armee nicht zu befonderer Stärkung dienen , daß gewisse in monarchischen Armeen eingewurzelte Korporalsgewohnheiten auch bei uns da und dort Platz greifen und das Lob des Militarismus zum Schlagwort in Presse und Rathen gemacht wird . Von anderer Seite wurde ferner bemerlt , was man mit dem Turnen erzielen wolle , das erwerben unfere Jünglinge , wenn sie bei häuslichen und landwirthschaftlichen Arbeiten tüchtig helfen . Wer mähtund ackert , heuet oder holzt , übe feineMuskeln genugsam , da bleibe kein Glied müssig . Die Erfahrungen fprechen für diefe Anschauungen , indem der Prozentsatz der Militärtüchtigen in den Gebirgskantonen größer ist als anderwärts . Nun , man kann ein Freund des Turnens und uon dessen Werth überzeugt sein und doch in dieser Frage , eben mit Rücksicht auf die thatfäch lichen Verhältnisse , sich kühl verhalten . Jedenfalls wird sich die Einführung der Verordnung nicht uon heut auf morgeu machen .

— s ^ s Halt , Bauer , das lst was anders ! „ Motion oder „ Postulat . Weil Hr . Nationalrath Ioos von feinem Rechte Gebrauch machte und eine Motion stellte , die ja sogar von Hrn . Bundesrath Hammer befürwortet wurde , wird nun in einigen Blättern über den Motionssteller losgedonnert , als ob er eine große Sünde begangen hätte . Nun scheint aber bei einer Anzahl Bundesväter die I „ P o stulatenw uth eingekehrt zu sein , denn deren schneite es . Und was für welche ? Die oft gar keinen Werth hatten , jedenfalls nicht das werth sind , was sie die eidg . Kasse kosteten . Aber es gibt zu allen Zeiten Leute , welche den Splitter in den Augen des Andern sehen , den Balken im eignen aber nicht . Wenn man die Resultate unserer Bundesversammlung prüft , wird Einem fast fchwarz vor den Augeu . In zwei Sessionen das Abstim

mungsgesetz berathen — um dasselbe selbst wieder zu verwerfen , alfo ein todtgebornes Kind von Anfang an ! Wie die Saat , fo die Frucht . Unb nun gar die AIkoholvorlage , die den Herren in Bern droben so viel zu schwitzen machte . Da gehts nach dem Sprüchwort : Wer viel hat , dem wird gegeben und wer nichts hat , dem wird auch das Wenige noch — verteuert ! — Der „ Bund spricht der Einfuhr leichter italienischer Weißweine das Wort . Italien vroduzire deren treffliche . — Die Geneialveifammlung der Gotthardbahn hat die Dividende pro 1884 auf 2- ^ 2 o / o festgefetzt und Erhöhung des Aktienkapitals oon 34 auf 39 Mill . Fr . beschlossen . — Die Generalversammlung des schweiz . kauf « männischen Vereins in Burgdorf faßte folgende Resolution : „ Der Verein sympathisirt mit den Bestrebungen für Einführung obligatorischer Fortbildungsschulen überall da , wo folche noch nicht bestehen . Als Festolt für nächstes Jahr wurde Bein gewählt .

— Der fchweiz . Militärfanitalsverein zählt jetzt 9 Sektionen mit 177 Mitgliedern . Der Vorstand klagt , daß die Sanitätsinstruttoren die Sache des Vereins eher hemmen als fördern .

— Der Famüie des verstorbenen Postillon Frey in Zezwyl ließ der Bundesrath eine Unter » stützung von 1000 Fr . verabfolgen . — ^ DieTabakkultur gewinnt im Flachlande immer mehr an Ausdehnung . Die Bauern fehen ein , daß der Tabakbau als Ersatz für den niedergehenden Getreidebau momentan sich trefflich eignet und wenn der Bedarf an Tabak im eigenen Lande gedeckt werden kann , fo wäre es ja unklug , wenn man dies nicht thäte . Einen mächtigen Faktor zur Ausbreitung des Tabakbaus bietet die Thätigkeit der aarg . Tabakbaugenossenschaft , die sich alle Mühe gibt , die Kultur zu lehren und zu diesem BeHufe auch diefes Jahr Tabakbau-Lehrkurse abhält . Gelernt muß die Tabakkultur eben sein , wenn man rationell Tabak bauen und sich einen Ertrag sichern will . Man hat s . Z . den Getreide- und Kartoffelbau ebenfalls erlernen müssen . Nachdem die Tabakkultur in der Westfchwei z bereits heimisch ist , in den Kantonen Bllfelland , Aargau und Thurgau fchon bedeutend Tabak gebaut wird , foll nun diefe Kultur auch im Kanton Zürich eingeführt und durch Gründung einer Tabakbau-Genossenschaft gefördert werden . Der größte Fehler sind noch die vielen Vorurtheile , die ein großer Theil der Vauernfame gegen neue Kulturzweige hat und diefe müssen eben auf dem Wege der Belehrung beseitigt werden .

— Im Laufe des Juli foll in Feldkirch eine internationale Kommifsion ( Schweiz und Oesterreich ) zusammentreten , um die technische Frage betr . Durchführung ber Rheinkorrektion zu berathen . — Die Stelle eines Buchhalters auf dem eidg . Finanzdepartement mit 4000 bis 4800 Fr . Gehalt ist zur Wiederbesetzung ausgeschrieben . — Man spricht bereits von einer Verlängerung des eidg . Schützenfestes , da fönst die Schützen ( es follen 220 Sektionen , die 35 , 000 Schützen repräfentiren , angemeldet fein ) nicht alle zum Schießen kämen . So vermehrt die Scheiben . — Vom Feuerwehrfest in Glarus fagen die dortigen „ Nachr . , es fei in allen Theilen gelungen . „ Es war ein wahrhaft freudiges F est , wie man es nur in unfern sreien Alpenthälern findet . Die Stadt hatte Alles gethan , um die Gäste , deren über 2000 eintrafen , würdig zu empfangen . Die Begrüßungsrede hielt Gemeinospräsident Schul er ; die Uebungen fanden

bei der Fabrik Heer statt . „ Dieselben wurden kühn und glücklich in Gegenwart einer großen Zuschauermenge durchgeführt und legten Zeugniß von wackern Fortschritten ab . Nach dem Mittagessen Ausflug nach dem prächtig gelegenen Bergli . Bei der Rückkehr hielt der Abgeordnete des fchweiz . Feuerwehroereins , Herr Aeschlimann oon Burgdorf , auf dem Rathhausplatz noch eine kräftige Rede . Er rühmte die zu Tage getretenen Lei stungen , er habe noch fetten folche gefehen . Für die ausgezeichnete Organifation des Festes dankte er den Glarnern . Hier noch eine Inschrift : Rauh wie der Felsen sei der Mulh Und stark im rettenden Schalten , Gilt es zu sichern des Nächsten Gut , Zu dämmen des Feuers Gewalten .

Zürich . In Unterfchlatt eistach beim Heuen Einer seinen Mitarbeiter . Mit der „ Abschreckung der Todesstrafe ist s halt nichts ; wenn der Menfch in der Wuth , ist er nicht mehr feiner felbst Herr ! — Die Generalversammlung der Nordostbahn genehmigte die Ausrichtung einer Dividende von » 8 u / o , lehnte die Uebernahme der Linie EffretikonHinweil ab , Sulgen-Gohau dagegen wurde über

nommen . — Die Anstalt für fchwachfinnige Kinder in Negensberg zählte pro 1884 40 Zöglinge . Der Unterricht umfaßt eine sog . Vorschule , der sich 3 Elementarklassen anreihen . Außerdem weroen die Knaben auch in Handarbeiten geübt . Die Kosten ber Haushaltung für die 40 Knaben betrugen 15 , 000 Fr ., wozu für Besoldungen : c . 6500 Fr . kommen . — Der Große Stadtrath von Zürich sprach sich für Kündigung des Vertrags mit der dortigen GllsaklilMgesellschaft und Uebernahme der Gasanstalt durch die Stadt aus . — In Zürich fand Sonntags , veranstaltet vom Verein freisinniger Luzerner , eine Steigelfeier statt zur Erinnerung an die Befreiung des zum Tode Verurtheilten Freischaarenführers Dr . Robert Steiger aus dem Kesselthurm zu Luzern ( anno 1845 ) . Dr . Weibel hielt eine 2 stündige Festrede . — Die Heilsarmee hat nicht gut debütirt . Es gab Lärm und früher als den Salutisten lieb war , muhte die Vorstellung gefchlosfen werden . Mer « . Herr Nationalrath Müller tritt von dei Redaktion der „ Berner Nachrichten zurück , jedoch ohne daß an der demokratifch-freisinnigen Richtung des Blattes eine Aenderung eintritt .

Wenn polilische Führer jeweilen glauben , so ein Blättchen en passant redigiren zu wollen und zu können , so sino sie in der Regel bald von dem „ Spaß kurirt und ziehen sich mit Respekt ins Hintere Glied zurück . Zwischen dem Morgenkaffee und dem Abendschoppen eines Redaktors liegt ein Stück Arbeit , das stch der Zeitungslejer , wenn er sein Nlätlchen zum Dessert konsumirt , nicht vorstellt , bemerkt mit Necht der „ St . G . Stlldtanz . — Beim Erbbeerenfuchen stürzte ein 11 jähriger Knabe von Albligen über eine 50 Fuß hohe Felswand hinunter , ebenfo im Lütfchenthal ein Geißbub . Neide sind todt . Aargau . llü Momentan steht es bei uns in Feld und Flur prachtvoll , daß man es kaum besser wünfchen könnte . Die Qualität des Heues ist ausgezeichnet , nur läßt eben die Quantität zu wünfchen übrig . Solothurn . Das Gefuch um Auslieferung des Raubmörders Voll , der nach erfolgter That nach Lindau reiste , ist von Bayern abschlägig befchieden worden . Bayern wird ihn felbst veruriheilen , vermuthlich zum Tode . St . « Kassen . Ein Schüler der vierten GymNllsilllklasse in St . Gallen , Custer von Rheines , schoß sich in einem Anfall von Schwermuth eine Kugel in die Stirn . — In fchr bewegter Gemeindeversammlung in St . Gallen wurde Staatsanwalt Gmür mit 1009

gegen 841 Stimmen in das Bezirksgericht gewählt ; fein Gegner war Oberstl . Lämmlin . Es ist das erste Mal , daß in der Stadt ein Katholik siegte . — Der gewöhnliche Unterhalt der Staatsstraßen kostet den Kanton St . Gallen jährlich über Fr . 200 , 000 . — Den 16 , 368 dienstthuenden Militärs des Kts . St . Gallen stehen 19 , 571 wurmstichige Bürger gegenüber , welche dem Vaterland in der Form einer Ersatzsteuer gute Dienste leisten . — In St . Gallen wurde Pächter Kamm von seinem Stier plötzlich angefallen und mit kolossaler Gewalt in die Höhe gefchleudert . Schwer verletzt mußte er in den Spital gebracht werden . — Laut „ Ostfchweiz ist im Kanton St . Gallen das Beerenpstücken im Walde unterfagt . Preußifch ! — Die Zahl der Wirthschaften in diefem Kanton betragt 1710 , worunter 1292 Tavernen . Auf je 123 Seelen kommt eine Kneipe . Appenzell A .-Uy . Letzter Tage siedelte eine Anzahl Appenzeller Stickerinnen in ihrer kleidfamen Tracht mit den Stickrahmen nach England über , wo sie von einem Schweizerhause beschäftigt werden .

Glarus . Unter dem Einflüsse der eingetretenen Geschäftsstockung haben verschiedene Spinn- und Webereien des Hinterlandes eine Reduktion dei Arbeitszeit theils vollzogen , theils in Aussicht ge

nommen . Schwyz . Dem „ Bote der Urfchweiz wird mitgetheilt , es feien in Schwyz jüngst einige Partien Magerkäse zu den Spottpreisen von 23—25 Fr . per 50 Kilo verkauft worden . Dagegen mache sich der Handel mit dem Spalenkäfe immer besser und es zeige sich wieder der auffallende Umstand , daß die Preise für gute Spalenkäfe und Gmmenthlllertäfe fast gleich hoch stehen , da von letzterer Sorte fast überall sich ein zu großer Vorrath in den Magazine zeige . — Der gefährliche Schelm Lipp ( er hat über 60 Diebstähle auf dem Gewissen ) ist aus dem Unterfuchungsgefängniß Schwyz entwichen . Lipp ist 34 Jahre alt , mittelgroß , hat ein kränkliches Aussehen , schwarzen Bart , etwas gebückten Gang uud , was ihn befonders kennzeichnet , eine Warze seitwärts ob der Nasenwurzel . Art . Der Gotthardpaß ist nun auch für Näderfuhrwerke geöffnet . Die Wirthe haben auf ihre Kosten , ohne Unterstützung von der Tefsiner Negieiung , den Paß geöffnet .

Maadt . Ein Arbeiter in Rennaz legte stch betrunken auf einen Haufen Lifche zum Schlafen . Wahrfcheinlich durch die Pfeife gerieth das Lager in Brand ; halbtodt warf sich der Bursche in den oorbeifliehenden Bach , um sich zu löschen . Die Feuerwehr kam dazu , als er eben den letzten Athemzug that . Er war verbrannt und ertrunken .

Ausland . Deutschland . Zur Feier des fünfundsiebzigjährigen Bestehens der Berliner Universität , die in diesem Jahre stattfindet , werden von der Studentenschaft großartige Veranstaltungen beabsichtigt . — Hofprediger Stöcker soll entschlossen fein , Berlin zu verlassen ; er habe sich um die Stelle eines Pfarrers an der Lutherifchen Kirche in Kassel beworben . — In Konstanz tagt vom 5 . bis 9 . Juli die Generalmrfllmmlung des Verbandes der gewerbetreibenden Bäcker Badens zur Feststellung der Statuten ihres Innungsverbandes und Berathung über Lehrbrief und Arbeitsbuch , fowie über Lehrlinqsprüfungen .

— Ein Schöffengericht in Oberfchlesien hat 3 Kegeljungen zu 16 Tagen und den Gastwirth zu 3 Wochen Gefängniß verurtheilt , weil sie beim

Schieben von Kugeln bestimmter Perfonen die Kegeln , von denen zwei an einer Schnur befestigt waren , mittelst diefer zum Fall brachten . — In Utzenfeld im Wiefenthal brannten infolge Blitzschlags sechs große Wohnhäuser nieder . Ein 25 jähriger Mann blieb in den Flammen , ein Greis erhielt fchwere Verletzungen . — Dem Streik der Maurergefellen in Berlin haben fich auch die Steinträger angefchlossen . Frankreich . Olivier Pain , der sich im Sudan erst als Kriegsberichterstatter des „ Figaro , dann als Minister des Mahdi zu schaffen machte , eine abenteuernde Natur , ist gestorben . « Zesterreich . Der Nrbeiterstreik in Brunn hat einer Untersuchung gerufen und der bezügliche Bericht legt wieder einmal zur Evidenz dar , wie im frommen Lande Oesterreich die Arbeitskraft der Arbeiter ausgebeutet wird . In Webereien war die Arbeitszeit 14—16 Stunden , in Appretur

Anstalten und Färbereien 12—16 , in den Spinnereien herrschte gänzliche Regellosigkeit in d ^ r Arbeitszeit , so daß oft 18 Stunden gearbeitet werden mußte . In einer großen Wollwaarenfabrit waren die Arbeiter also befchäftigt : am Montag früh 6 Uhr tritt der Spinner mit einem Bindejungen an die Mafchine , fpäter , etwa Abends , tritt der zweite Bindejunge ein , während sich der erste hinter die Maschine auf einigen Wollfäcken fchlafen legt ; nach sechs bis 8 Stunden wird er geweckt und es begibt stch der Spinner auf diefelbe Lagerstätte zur Ruhe , und fo wechfeln sie die ganze Woche mit einander ab bis Sonntag früh um 4 Uhr , wo die Arbeit unterbrochen wild . Diefe Leute kommen alfo die ganze Woche nicht aus der Fabrik und die Zeit der effektiven Arbeit betrug vom Montag früh bis zum Schlüsse am Sonntag früh 96 Stunden , für den Spinner wohl noch mehr .

Und da foll man stch wundern , wenn der alfo gefchundene Arbeiter endlich zur Selbhülfe greift und der Anarchismus überhand nimmt ?! Ongland . Gordon s Tagebücher in Khartum sind im Druck erschienen ; die erste Auflage von 10 , 000 Exemplaren war in wenigen Stunden ausverkauft . — Der neue Ministerpräsident Salisbury ist ciner der reichsten Edelleute Englands . Er besitzt ein Jahreseinkommen von 6 ^/ 4 Mill . Fr . ( meist Grundrenten ) . Wie der für das arme Voll folgen wird , läßt sich denken . Belgien . Eine reiche Mitgist erhält die Braut des Prinzen Norghese , die Tochter des Brüsseler Bankiers Brugniann . Die Tochter bringt die Kleinigkeit von 15 Millionen in die Ehe . Amerika . Nach dem neuesten Verzeichmß haben während des großen Bürgerkrieges Anfangs der 60 er Jahre die verfchiedenen Staaten der Union im Ganzen 2 / 2 Millionen Soldaten ins Feld gestellt , von welchen nicht weniger als 359 , 496 gefallen stnd . — Eine elektrische Nähmaschine soll die neueste amerikanische Erfindung sein . Sie wurde erstellt von den Fabrikanten Schaffer und Polk in Philadelphia . Die Elektrizität regulirt das Spiel der einzelnen Maschinentheile . Aus Nr . 2 « des Kantonsamtsblattes .

Beneficillm inpentarii . Ueber den Nachlaß der unlängst in Katzis verstorbenen Fran Barbara Dengel geb . Ried « . Rechnungsempfänger : Kreisamt Thusis . Vormundschllftlicher Rechniingsiuf über : Den Wittwer Bartholome Hnßler in Maladers . Rechnungsempfänger : HH . Gantrichter Albert Häßler jgr . und Zacharias Sprecher , in Maladers . Falliterklärung über : Peter Hemmi in Saus , Schiffsnachrichten . Kabeltelegramm von der Auswanderungsagentur Andreas Zwilchenbart in Chur . Der franz . Postdamvfer „ Normandie ist am 29 . Juni glücklich in New . York angelangt .

^^^^^ , Von und iM ! löM 1 ll ? s wahrhaft überraschen den Erfolg ^ ^ v ^ M , gegen Appetitlosigkeit , DerdouM ungsbeschwerden » Verstopfung , w « 5 > tl Aufstoßen . ZlebelKeiten . Kopfweh -I ^ ^ ( Migräne ) , Magen- und Zlnter- ^ ilii . Ms «^ leibsleiden , bieten diefe Tropfen , dank ihrer vorzüglichen Eigen- « haften jeder Familie vollstän2 « 5 ^ ^ ständigen Ersatz einer Haus-WelK-B ^ apotheke . > wMM Sie beförderu ebenfalls die A ^ M . ^ g > Gallen- und Zchleimabsonderung , . - ^ ^ lMlN ^ l » reinigen das Geblüt , und werden gegen Gicht und Meuma- «^ lW , tismus , besonders aber gegen die so mllniqfach vorkommenden

Hlltmoillioidnlleioen als ebenfo sicher wirkendes , wie angenehmes Mittel allseitig anerkannt , und von medizinifchen Autoritäten empfohlen . Alleiniger Fabrikant 5 . X «« t in üinsisäoln . In Chur erhältlich 5 Fr . 1 . 50 bei Apotheker » U . I « nlir . — Man achte stets auf meine Fabrikmarke und Namenszug . KupferMl » ?^ U 3 ° « Ioh . Prell , unterm Bogen am Gansplatz .

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