Der Volksfreund, 27. September 1884 IIIF issue linkWir verwenfen das Pretzgeseh. Nls im Jah... [ARTICLE]

Wir verwenfen das Pretzgeseh . Nls im Jahre 1880 der verstorbene Regierungsrath Wassali im Großen Rathe eine Revision des seit 1839 bestehenden Preßgesetzes beantragte , da hatte er wohl nicht eine Verschlimmbesserung desfelben im Auge , fondeln eine Umgestaltung im Sinne ber Ineinklangsetzung bezüglicher Bestimmungen mit den freiern Unfchauungen der Ietzt zeit . Er mochte sich gesagt haben , daß ein Gesetz , welches die Presse nach antiquirlen Rechtsregeln behandelt , ein Gesetz , das auf der Auffassung einer längst zurückgelegten Zeit basirt , während seither Bundes- und Kantonsveifassung mehrfach revidirt und die Rechte des Volkes erweitert worden , nicht mehr passe . Und er hatte darin gewiß nicht fehr Uni cht . „ Aber der große Moment fand ein kleines Ge

fchlccht . Man kann dies Wort in gewissem Sinuc auch hier anwenden , denn das am kommenden ersten Oktobersonntag zur Volksabstimmung gelangende revidirte Preßgesetz hat dem alten wenig anderes voraus , als ^ das neue Datum . Ja , dei Große Nath von 1884 fand es für nöthig , den Gefetzgeber von 1839 iu puncto Neglementirung und eventueller Maßregelung der Presse noch zu überbieten ! Dazu ist das Gesetz von einer geradezu unverzeihlichen Oberflächlichkeit : es bedroh ! Preßvergehen und Prehinjurieu mit starken Strafen , statuirt , daß der Richter beim Strafausmaß gegen Prehsünder immer mit doppeltem Faden nähen müsse — die Preßvergehen und Injurien sind aber nirgends näher besinnt und präzisirt ; man ist auf s Errathen und Tappen cmgewiefen und — der Willkür des gestrengen Richters in die Hand gegeben . . .

Was man allenfalls darunter zu verstehen hat , muß man aus dem großiathlichen Abschied errathen . „ Wir führen noch an , heißt es da u . A ., daß de ,- Gefetzesuorfchlllg zwifchen eigentliche ! , Prehvergehen und Preßinjurien unterscheidet , erstere dem Straf- und Polizeigerichte zur Untersuchung und Nburtheilung vou Amtswegen zuweifend , und zwar mit der Vorschrift der Anwendung eines verfchärften Strafmaßes bis auf das Doppelte der im Straf- und Polizeigefetze angedrohten Strafen , wogegen Preßinjurien , d . ^ . Verleumdungen und Ehrenkränkungen nicht von Amtswegen , fondern nach bündnerifcher Nechtsanschauung nur auf Klage und als Privatangelegenheiten nach Maßgabe der Ziu .-Proz .-Oron . gerichtlich behandelt weiden follen . . . Neu ist auch die Bestimmung , daß Druckschriften , welche gegen die öffentliche Ordnung und Sittlichkeit verstoßen , zur Verhütung einer weitern Verbeitung derselben mit Beschlag belegt werden können .

Demnach kann man sich unter Preßvergehen etwa Verstöße gegen Ordnung und Sittlichkeit , unter Injurien Verleumdungen und Ehrenkränkungen vorstellen . Aber das sind ohne nähere Begrenzung alles vage Begriffe und wenn die Entscheidung darüber ganz und gar ins Ermessen des Richters gestellt ist , so besteht absolut keine Gewähr , daß die Presse nicht im einen Fall geschuhriegelt , im andern nachsichtig behandelt wird . Es kommt da ganz auf den Richter an und die Zeitung : was der einen erlaubt , wird der andern als strafbares

Vergehen und Injurie angerechnet ; wir kennen Beifpiele . Es braucht eine Zeitung nur die Po litik der herrfcheuden Partei zu vertreten ; sie wird in Injurienprozcssen , zumal wenn der Kläger keine per-Zona - Zrato . fein follte , in Berücksichtigung ! hres politifchen Wohlverhaltens , viel eher auf Nachsicht rechnen können als ein Blatt der Opposition . Und daß die Slrafartikel wegen „ Verstößen gegen die Ordnung einzig und allein gegen die oppositionelle Presse gerichtet sind , ist von vornherein klar . Für diefen Theil der Presse ist das Gesetz eine Art Maulkorb . Es braucht ein Blatt nur gegen gewisse Zustände energischen Krieg zu sühren , schneidig gewissen Maßnahmen der Behörden opponiren , die vielfach noch vorhandene Matadoren wirthschaft geißeln — es wird an Hand diefes Gesetzes nicht gar schwer sein , „ Prehvergehen zu entdecke » und ihm den Prozeß zu machen . Und wenn es auch nicht gleich gelingen sollte , einem solchem Blatte den Mund zu stopfen , fo sind die Strafmittel doch fcharf genug , um ihm die Existenz zu erfchwere » , weiß man ja , daß konfequente , furchtlose Opposilionsblätter ohnehin nicht am weichsten gebettet sind . Und was kann man überdies unler „ Verstößen gegen Ordnung und Sittlichkeit » icht Alles verstehen ?

Was , st Ordnung ? Die Herrfchaft des Unrechts , der Gewalt , der Geldmacht , wie sie heutzulage vielfach besteht ?! Was isi sittlich ? Die Ausbeutung des Schwächern durch den Startern , des Aermern durch den Reichen , Ueberoorthcilung und Betrug im Handel und Wandel ? Sind die Härten des sozialen Lebens , die Ungerechtigkeiten , unter denen die Armuth so vielfach leiden muß , in der Ordnung , ist die kapitalistische Mihiuirthschast in Produktion und Konsumtion sittlich ? Wir müssen diele Fragen stellen , weil sie zu unferm Pretzgefetztapitel gehören ; weil sie die Gefahr zeigen , welche das Gesetz für denjenige » Theil der Presse enthält , der sich zum Ziele fetzt , die heutige gesellschaftliche Ordnung auf audere Grundlagen zu bringen . Werden doch Viele stets geneigt fein , in solchem Streben strafbare Verstöße gegen Ordnung und Sittlichkeit zu erblicken und dafür Handhabe ft . iden in einem Gefetz , das allen möglichen Deutungen Spieli aum gewährt !

Wir verwerfen das Preßgefetz . Dasfelbe ist eine Gefahr für die freie Presse , ein Maulkorb für die oppositionellen und nach sozialen Neu gestaltungen ringenden Blätter und Preßerzcugnisse . Den Einwurf , daß wir zu schwarz sehen , lassen wir nicht gelten : möglich , daß unter der Aera verständige ,,, freisinniger und oilligdenkeioer Behörden die Anwendung des Gesetzes derPreßfrciheit nicht zu nahe treten würde , aber es kann auch andere Zeiten und andere BeHürden geben , welchen wir lieber nicht eine folch zweifchneidige Waffe in die Hand drücken . Im Grunde bedürfen wir überhaupt keines Ausnahmegefetzes . Die Preßfreiheit ist ein Grundrecht , das in der Verfassung garantirt ist ; daß man diefes Necht durch ein Gesetz wieder einschränken , reglemenliren oder gar aufheben müsse , dazu besteht gar keine Noth und so konnte es nie gemeint sein . Gegen Ueber griffe und Ausschreitungen der Presse schützen die gewöhnlichen Gesetze .

Wir fprechen damit nicht bloß pro äom « , fondern im Interesse eines Prinzips , das alle freien Völker heilig halten , eines Prinzips , das den Matadoren und folchen , die das Licht der öffentlichen Meinung zu scheuen haben , oft lästig erscheinen mag , das aber eine Hauptbedingung für ein gefundes freies Volks- und Staatslcben ist . Die Preßfreiheit kommt dem Volke insgesammt zu gut ; wenn es nicht mehr erlaubt sein sollte , bestehende Ungerechtigkeiten un ) Un . ^ Hörigkeiten im öffentlichen Leben und in der Staats- und Gemeindeverwaltung auszudecken , in der Zeitung beim wahsen Namen zu nennen uno mit schneidigem , rücksichtslosem Wort zu bekämpfen , dann hätte den Schaden die Allgemeinheit . Darum Bündnervolk , fei auf der Hut ! Mir stimmen Nein !

Goldentwertllllug und Arbeitsiöllue . 8 . In der Voraussetzung , viele Ihrer Leser werden ihre Aufmerksamkeit nerne der Mittheilung einer interessanten Lesefrucht zuwenden , welche über die Enlwerthung des Goldes folgenden Nachweis gibt , ersuchen wir Sie um Aufnahme des Nachstehenden . Nachdem die „ Neue Zeit in einem längern Artikel das in letzter Ze , t in Nordamerika erfundene Verfahren der Goldgewinnung dargelegt , wonach eine ungeheure Ausbeute m . t verminderten Kosten erreicht wird , weil die Aufwendung menfchlicher Arbeitskraft auf cin Minimum reouzirt ist , berechnet der Verfasser jenes Artikels die Erhöhung der Ausbeute auf 25 bis 30 Prozent . Das neue Verfahren für die Gewinnung der edlen Melalle werde ebenfo rasch Epoche machen , wie das Verfahren für die Behandlung des Eisens epochemachend geworden ist . Dic Zunahme der Goloproouktion ermögliche den Uebergang der reinen

Goldwährung ohne Opfer ; sie werde die industrielle Entwickeung von Amerika , Australien , I „ bi > n und Südafrika mächtig fördern und deren Kontunenz iür die Industrie und Landwirthschaft Europa s noch vernichtender gestalten . Und fchließlich müsse die zunehmende Entwelchung des Goldes ein Steigen der Preise aller andern Waare » zur Folge haben , und daduich die Arbeiter zwingen , auch die verhällnihmäßige Erhöhung der Löhne zu fmoein . Die Löhne folgen jedoch nur widerNrebmd den Preiserhöhungen der Waaren . Weiter behauptet der Verfass- r : i » manchen Arbeits-z-neigen , in denen die Maschine den Arbeiter endgültig verdrängt , ist an Steigen des Lohnes überhaupt nicht mehr zu denke , » . In allen Arbeilszweiigen aber wird die Entwerlhung des Goldes heftige und erbitterte Lohntampfe zur Folge haben ; den » mö ^ en die Waarenpreife noch fo fehr steigen , die Kapitalisten lasse » sich die geringfügigsten Lohnet höhungen fast nie ohne Kampf abringen .

So gefeilt stch zu den Faktoren der Unruhe und des Unbehagens in der gegenwärtigen Gefellfchaft , zu der Ueberproduktiun , der überfeeifchen Ledensmittel-Konkurrenz , der Zersetzung des Kleinbürger und KleinbllUernthums u . f . w . cin neue ! Faktor : die Entwerlhung des Goldes .

Graubünden . — Vom Lande . ( Korr . ) Mit Vergnügen entnimmt man dem „ Noo äolla , ? roviu 2 in , und — etwas Hintenach ^ - dcm „ Fr . Rhätier die Thatsache , daß sich unfere hohe Regierung um das wieder aufgetauchte Splügenprojelt in angelegentlicher Weife interefsirt . Gewiß hat fchon diefer erste Schritt in der Sache beim größten Theil des Nündnervolkes die lebhaftesten Gefühle des Dankes und der Anerkennung wachgerufen . Es ist dies aber auch fehr natürlich ; denn kein klar denkender Menfch , dessen Blick nicht durch Sonderinteressen oder kleinlichen Egoismus geblendet ist , vermag stch der Einsicht zu verschließen , daß cs sich um eine Frage von eminentester Bedeutung für unser Land und Volk , ja , um eine eigentliche grau bü udnerischeLeben sfrage handelt . Für diefen Satz liehen sich eine Reihe der stichhaltigsten Gründe anführen , wozu uns heute leider die erforderliche Zeil fehlt ; indessen glauben wir vorausfetzen zu dürfen , daß die hohe Wichtigkeit der Sache ohne weitere Begründung allgemein gefühlt wird . Ebenfo wird man auch erkennen , daß nur etwas Rechtes , etwas Ganzes , d . h . eine nach besten Regeln technischer Kunst ungelegte , in hohem Maße leistungsund konkurrenzfähige Eifenbahn den Gefammtintereffen wirksam dienen kann .

Es ist daher nicht recht verständlich , wie der „ Fr . Rhätier dazu kommt , das Projekt einer schmalspurigen Lunghinerbahn mit demjenigen einer Normalbahn durch den Splügen gleichsam auf die nämliche Stufe zu stellen und jenes ebenso wann ( oder kalt !) zu empfehlen wie diefes . Doch wir beabsichtigen heute nichts Anders , als der hohen Regierung den verdienten Dank auszusprechen und der Hoffnung Ausdruck zu geben , dieselbe werde fortsahren , diefer hochwichtigen Angelegenheit die gebührende Beachtung und Unterstützung zu gewähren . — Betreffend die Nalionalrathswahlen wird mitgetheilt , daß die Liberalen alle bisherigen liberalen Vertreter wieder zu portiren gedenken . Im 34 . Kreiie werden sie eine weitere Stelle zu gewinnen versuchen . Im 35 . Kreise soll Hrn . Bezzola konservativerseits Hr . Könz gegenühergestellt werden . Im 33 . Kreise haben wir als konservativen Kandidaten Hrn . Stadtpräsioent Th . Sprecher in Mayensild nennen hören .

— Eine Zufchiift aus Graubünden an die „ Zur . Post ( vermuthlich von Hrn . Nationalrath Dr . Decurtins ) befpricht die Nolh wendigkeit einer gesetzlichen Regelung der Bürgergüterbenützung und plädirl für die Auffassung , daß die Weiden und Alpen — darin bestehen die Bürgergüter dcr Hauptsache nach — Annexe der Thalgüter feien , worauf das im Thal gewinterte Vieh wo nicht unentgeltlich doch wohlfeil Anrecht auf Sommerung habe . Eine Aufhebung diefes Rechisfatzes würde für unser Kleinbauerthum sehr unheilvoll wirken . — Es ist der Einzug der Kant onsfteuer pro 1884 angeordnet . — Auf Antrag der kantonalen Militärdirektion wurden folgende Graubündner zum Befuche der nächsten eidg . Offiziers bildungs fch ul e bezeichnet : Arguint Herrmann von Süs . Caflifch Chr . Arnold von Chur . Christoffel Christ , in Trins . Conzetti Theodor in Poschiaoa . Dedual Julius in Chur . Giooanoli Andr . in Stampa . Planta Robert m Fürstenau . Rascheln Paul in Malix . Schmid Eduard in Arvigo . — In Folge des bekannten Unfalls bei Tarafp ( Sturz eines Tramomnibus über das Strahenbord ) haben verfchiedene Kurgäste nnd

Hotelbesitzer v . Tarasp-Schuls bei ber Bundesbehörde , und bei 8 Monaten 5 <>/ a bezahlt werden . In

über zu geringe Breite und schlechten Zu st and der Straße Klage eingereicht . Der Kleine Rath , zur Vernehmlassung eingeladen , antwortet auf Grund eingeholter Berichte des kantonalen Vauamtes und des Vezirksingenieurs , daß der Zustand der Straße an jener Stelle ganz tadelfrei gewefen und durchaus keine Schuld an dem Unglück trage . Nuch eine etwas größere Straßenbreite würde fehr wahrscheinlich das Unglück nicht verhütet haben , da das Handpferd an dem über Bord gestürzten Tramway . Wagen fehr fcheu und furchtfam mit großer Gewalt gegen die Geländer angerannt fei . — Zur Bettagsfeier . Im „ F r . Rh . lasen wir einige Einsendungen , welche mit Recht die Hochhaltung dieses einzigen allen Konfefsionen gemeinsamen national-schweizerischen Festtages betonten . In schlechter Übereinstimmung damit war es , daß am Nachmittag des letzten eidg . Bettags in der Stadt Chur verschiedene Kegelbahnen ihren lärmenden Netrieb eröffnet halten . Wie uns mitgetheilt , mar es dies Jahr zum ersten Mal so , wir wollen aber auch hoffen zum letzten Mal . Denn an einem solchen , der geistigen Sammlung und Erhebung gewidmeten Tag liegt Vermeidung unnöthiger Störung und Lärmerei im entschiedenen Willen der großen Mehrheit der Bevölkerung .

Von diesem Standpunkt wäre es auch geboten , den Betrieb lärmender Berufe , wie Schmieden u . dgl . und das massenhafte Herumfahren von Bierwagen , an Sonntags Vormittagen polizeilich zu verhindern . Wir haben das noch in keiner Schweizerstadt in solchem Maße beobachtet . -o- — Der Viehhandel hat sich gut angelassen . Die letzten Märkte in Thusis , Klosters , Ilanz : c . waren sehr stark befahren und fand viel Vieh zu hohen Preifen Absatz . — Im Prätigau erwerbe » sich arme Familien einen hübfchen Nebenverdienst mit derSchnecken zucht . Der Reisende , welcher den Weg macht von Landquart gegen Davos , sieht in einigen Dörfern eingezäunte Gärten , deren Beete von verfchiedenen Gesträuchen bedeckt sind und in welchen es von Schnecken wimmelt . Diefe Beete sind mit Sägespänen umgeben , um die Kriecher am Entweichen zu verhindern . Im Spätherbste , wenn sich die Thiere eingedeckelt haben , werden dieselben gesammelt uno sinden guten Absatz , namentlich nach Italien , wo per Zentner 17 — 20 Fr . bezahlt wird . — Chur . Die Stickerei am Neubach wird mit Oktober ihren Betrieb beginnen , vorläufig jedoch nur mit einer bescheidenen Maschinenzahl .

— ( Mitg . ) Bezugnehmend auf den Artikel in der letzten Nr . des „ Volksfrd . über „ das offizielle Division sbankett in Ragaz ist mit Genugthuung zu konstatiren , daß die h . Kantonsregierung anoemselbennichtTheil genommen hat . Auch der Tit . Stadtrath war , wie man vernimmt , dabei einzig durch den Hrn . Stadtprllsidenten Wassali vertreten . — Heute ( Freitag ) stnd die Teilnehmer der

gleicher Weife hat auch die Aarg . Bank den Zinsfuß für Gültdarleihen auf 4 / 4 ° / o ermäßigt . Es ist alle Wahrscheinlichkeit vorhanden , daß im Laufe der Zeit der Geldmarkt noch eine weitere Reduktion der Zinfen überall erlaubt . Die Herren Kapitalisten haben lange genug gute Zeiten gehabt und sich an zu hohen Zinsen erwärmt . — Unter den in Liestal wegen Verbreitung der Stellmacherplakate verhafteten Anarchisten befindet sich auch ein preußischer Polizeispion ! — Die Kartoffelernte ist im Kanton Schaffhaufen nach Quantität wie nach Qualität ausgezeichnet . Weinkäufe sind dort bereits ergangen zu 45 Fr . per Saum weißes Gewächs .

Offiz ier s-Afpirantenfchule ( Infanterie ) hier eingerückt . Der Kurs dauert 6 Wochen . — Die Gewerbe fchule wird Sonntags wieder eröffnet . Die Meister werden ersucht , ihre Lehrlinge zu pünktlichem Befuche zu verhallen . — An die Festaktien des eidg . Turnfestes werden 30 ° / o zurückbezahlt . Die andern 70 nimmt Jeder auf den patriotischen Nuckel . Inland . — ^ Vom Geldmarkt . Die aargauifche Negierung hat den Geld z ins vom 1 . Oktober an von 41 / 2 auf 4 i / jU / o ermäßigt . Bei einer Verfpätung von 4—8 Monaten erst müssen 41 / 2 «/ o

— Die 58 . Rechnung der schweiz . Mobiliarverficherungsgefellfchaft ( 30 . Juni 1884 ) weist die höchste Frequenz von ^ randfällen feit Gründung der Anstalt auf , nämlich 386 welche eine Entschädigung oon 1 , 373 , 473 Fr . beanfpruchen . Dagegen ist auch das versicherte Kapital um zirka 24 Millionen auf 1 , 184 , 360 , 968 Fr . gestiegen . — Von bisherigen Nationalräthen verzichten , fo weit bis jetzt bekannt , auf eine Wiederwahl : Gonzenbach und Hilly ( St . Gallen ) , Battaglini ( Tefsin ) , Marmier ( Freiburg ) , Sch . iyder und Kai , ser ( Bern ) , Joris ( Wallis ) , Colomb ( Wandt ) : c . Es dürften noch mehr gehen ! — Nächsten Montag findet in Stein a . / NH . bie Erinnerungsfeier des Eintritts ber Stadt in den Bund der Eidgenossen ( 1484 ) statt . Es wird ein historifcher Festzug veranstaltet werden . — Der „ Bund theilt mit , daß dieBunde sräthe sich wieder in den Nationalrath portiren lassen wollen ; die Herren verstanden also die Winke nicht , welche die Presse ihnen gab . — Bischof Lachat foll vom Papst zum Erzbischof in i ) 3 , rtidn 8 ernannt werden .

— Der Schluhbericht über die fchweiz . Landessl ellung von 1883 ist erfchienen , ein umfangreiches Werk , das bleibenden Werth hat . — In der „ g . P . tritt ein fremder Offizier der Anschauung entgegen , als ob für die Arlillerie das beste Rekrutenmaterial herbeigezogen werden müsse . Die tüchtigste Mannschaft follte vielmehr für die Kavallerie und die zweitbeste für die Infanterie , die Hauptwaffe des Heeres , verwendet werden . Der Dienst des Kaualleristen , der nicht nur ein gewandter Reiter , fondern auch in Handhabung des Gewehres und im Felddienste wohl bewandert sein müsse , sei viel wichtiger und schwerer , als derjenige des Trainsoldaten . — In den letzten Wochen stnd dem fchweiz . Geschäftsrcifendenoerein eine Neihe neuer Sektionen beigetreten , worunter Langenthal Amrisweil , Toggenburg , Menzikon . Bis Neujahr dürste die Mitgliederzahl 1000 überschritten haben . — Ueber die Stro hinbustrie hat Herr Othmar Isl er in Wildegg einen interessanten Bericht abgefaßt . Namentlich hebt er hervor , daß gegenwärtig gewisse Artikel fabri z irt werden , bei denen der Flechter oder Weber bei angestreng ° lest er Arbeit nicht mehr als 30 — 40 Cts . per Tag verdient !!

Zur Hebung der Stiohindustrie empfiehlt er d , e Einführung eines andern Flechtstrohs , namentlich Ersetzung des Noggenstrohs durch englisches Weizenstroh . In zweiter Linie füllte Errichtung von fpeziellen Anstalten , die sich ausschließlich mit mö glichst exaktem Sortiren und Spalten des Strohs befassen , eine Besserung des Flechtmaterials und des Geflechts herbeigeführt werden . Endlich wären Flechtschulen zu etabliren , wo tüchtige und nur Vorzügliches leistende Slrohflechter herangebildet werden könnten . — Die Auswanderung nimmt wieder zu ; ab Bern und Basel gehen große Züge ab .

Der finanzielle Schaden des Eisenbahn IHältnissen ist bie Wiederbestätigung entschieden der

Unglücks beiMorteau wird auf 100 , 000 Fr . beziffert . Die Iura- und die Paris-Lyon-Mediterannee-Nahn tragen ihn zu gleichen Theilen . — Die aarglluifche Revisionskommission hat eine Mindestbefoldung der Lehrer im Betrage von l 200 Fr . postulirt . — Am Vierwaldstättersee gibt es gegenwärtig 105 größere und kleinere Gasthöfe . Rechnet man die vielen kleinern Gasthäufer in der Zugerseegegend hinzu , so darf man füglich annehmen , die Zentralfchweiz fei für die Aufnahme von 10 , 000 Fremden eingerichtet . — Unfere Mittheilung betr . die Arlberg » fei er in Bregenz ( in letzter Nummer ) bedarf infofern der Berichtigung , als es heißen muß , längs der vom Bahnhof nach dem österreichifchen Hotel führenden Straßen wehten auch manche Schweizerflaggen , wogegen in den Sladtstraßen wenige zu fehen waren .

Die Betheiligung war kolossal ; in Bregenz waren am Sonntag mindestens 30 , 000 Fremde . — Aus Bern wirb dem „ Vaterl . geschrieben : Der Verkauf der diesjährigen Sommerkäse ging fchnell vorüber . Innert acht Tagen wurden fast alle Molchen verkauft zum Preife von 78 bis 85 Fr . die 50 Kilo . An einen Milchauffchlag ist kaum zu denken : alle Häuser und Scheunen sind voll des besten Futters , Frucht- und Karloffelpreise niedrig , fo daß anzu nehmen ist , diese Produkte können wieder reichlich dem Vieh gefüttert werde » . Das hätte eine bedeutend größere Milchprobuktion und dann auch eine vermehrte Käsefabrikation zur Folge . Es ift daher ganz bestimmt auf einen Preisabfchlag zu rechnen . Der Winterkäfe wirb sicher um 20 ° / o niedriger stehen , als letzten Winter , ebenfo der Futterpreis .

Zürich . Was kürzlich die Zeitungen meldeten , Dr . Sulzer wolle sich nicht mehr als Nationalrath portiren lassen , ist vorläufig bloßes Geschwätz und auch die Ablehnung Kellers wird bestritten . In Zürich werden die Demokraten namentlich gegen Dr . Riss Front machen , der allerdings auch nicht eine einzige demokratische Stimme verdient . — Geschäftsagent Leutenegger in Zürich ist vom Schwurgericht wegen Betrug zu Arbeitshaus und Zubehörde verurtheilt worden . Ueberdies wurde ihm die Ausübung des Gefchäftsagentenberufs auf Lebenszeit verboten . Kern . Am Markt in Reichenbach wurden 2500 Stück Vieh aufgeführt . Gute Kühe und Rinder galten 500 bis 600 , mittlere Waare 360 bis 500 Fr ., Zuchtstiele 200 bis 400 Fr . — Die Verfassungskommifsion hat wieder den Krebsgang angetreten : die Wahl der Regierung , der Bezirlsstatihalter und Ständeräthe durch das Volk wurde gestrichen und dem Großen Rathe übertragen . ^

Zllrgau . s ^ Die Diskussion in der Presse über die Veifasfungsarbeit hat nun die Kommifsion bestimmt , betr . das Stimmrecht der Falliten mildere Saiten aufzuziehen , indem der Artikel nu » folgende Fassung erhielt : „ Vergeldstagte , welche den Nachweis leisten , daß sie durch direktes Verschulden in den Geldstag gefallen sind , dürfen nur bis auf die Dauer von höchstens 10 Jahren m ihren bürgerlichen Nechten eingestellt werden . D , e bezüglichen Entfcheide können an das Obergericht gezogen werden . Ferner foll für Betläge bis 200 Fr . die Pfändung eingeführt werden und der Gläubiger , der den Geldstag eines Schuldners verlangt , die Kosten deponiren . Für unsere Lehrer ist wichtig , daß die Wiederbestäti gung grundsätzlich beschlossen wurde . Das Abberufnngsverfahren wird durch das Gesetz festgestellt . Es wurde betont , daß die Wiederwahl ein Nachlheil für die Schule wäre . Offen gestanden , die Wiederwahl wäre demokratischer , allein bei unsern Ver

direkten Mederwahl vorzuziehen . Die Minontätenuertretung bei der Regierung wurde also formulirt : „ Bei Bestellung des Regierungsrathes ist die Minderheit zu berücksichtigen . Das Gesetz wirb Bestimmungen aufstellen , welche geeignet sind , die Vertretung der Minderheil zusichern . Der Anfang , den die Kommifsion mit den Verbesserungen des Verfassungsentwurfes gemacht , wäre nicht übel . Hlasel . Eine 500 Köpfe starke Frauenversammlung in Basel beschloß , ihre Kinder unter keinen Umständen in den sog . konfessionslosen Religionsunterricht , wie derselbe in den Staatsschuld ertheilt wird , zu schicken . An der Versammlung ging es sehr hitzig her . Es wurde u . N . beantragt , da die Männer nicht energisch genug seien , eine Deputation an den Erziehungsdirektor zu senden , damit er eine Privatschule gestatte ; weigere er sich , so sollen alle katholischen Frauen in Masse vor das Rathhaus ziehen und ihr Recht verlangen . Wenn die Weiber einmal rabiat stnd , dann sind die Männer nur Stümper dagegen . Zur Erklärung , daß sie ihre Kinder nicht in die Ncligionsstunde schicken , haben bie Leute natürlich ein Recht , laut Bundesverfassung .

Kt . Gallen . Laut „ Ostfchweiz hat nicht Hr . Lehrer Hidber in Mels , fondern Hr . Kaplan Brändli in Sargans die Redaktion des „ Sarganferlander übernommen . — Im „ Stadlanz . werden als neue Nationalrathskandidaten genannt : Wirth Sand , Fürfprech Suter , Fürfprech Fäßler , alle drei in St . Gallen , und Oberst Berlinger in Ganterswyl . Maadt . Der Leichtsinn der Kinder , die Treppengeländer zu einer kleinen amüfanten Rutschpartie zu benützen , hat in Chailly abermals ein beklagenswerthes Opfer gefunden . Ein Knabe sie ! über ein Treppengeländer etwa fechs Meter tief in einen Hof und erlitt lebenigefährliche Verwundungen .

Ausland . Deutsch land . Um die Sozialdemokraten über die Wahlkampagne lahm zu legen , ist beabsichtigt , die Führer , insbesondere fämmtliche fozialistischen Reichstagsmitglieder zu verhaften und gegen sie einen Hochverrathsvrozeß anzustrengen — wegen Theilnahme amKopenhagener Kongreß ! Schlecht genug ist die Polizei schon dazu . Die Reichstagswahlen finden am 28 . Oktober statt . Die sozialdemokratische Partei ist indeß mit ihren Wahlvorbereitungen bereits fertig . Sie wird in ganz Deutschland , wie aus der eben herausgegebenen Parteiliste hervorgeht , 144 Kandidaten aufstellen ; hievon entfallen auf Preußen 68 , auf Baiern 16 , auf Sachfen , indem alle Wahlkreise befetzt sind , 23 und auf die andern Staaten 37 . Fast alle Parteiführer werden in mehreren Wahlkreisen kandidiren . — Im Neichsgesundheitsamt wird gegen Ende Oktober eine Sachverständigen Kommission zusammentreten , um über die allgemeine Einführung der Impfung mit animaler Lymphe und die zweckmäßigste Einrichtung des Impfgefchäfts zu berathen . Anch grundfätzliche Impfgegner sind in diese Kommission berufen worden . — Beim Augsburger Landgericht sind 42 Bierbrauer wegen Bierpantscherei eingeklagt .

— Der in Berlin verstorbene Balletttänzer Böhme hat ein 2 / 4 Mill . Mark betragendes Vermögen hinterlassen , das er zu einem Drittel ertanzt , zu zweien an der Börfe erfpielt hat . — In Berlin ist zur Zeit eine Kannibalentruppe — Menfchenfresser — mit Kind und Kegel ausgestellt . IsranKreich . Das Parifer Zuchtpolizeigericht verurtheilte Direktor und Vcrwaltungsräthe eines

Schwindelgefchäfts zu 1 / 2 bis 5 Jahren Gefängniß und je 1000 bis 5000 Fr . Buße . Zwei Parlamentsmitglieder , welche sich in das fchmutzige Geschäft eingelassen , erhielten 3 und 8 Monate Gefängniß und 5000 Fr . Buhe . Recht so ! Belgien . In ihrem Unmuthe über das neue klerikale Schulgesetz schont die demokratische Presse selbst den König nicht . „ Die Hand , sagt eines der Hauptjournale diefer Partei , die „ Reform , die das Schulgesetz unterzeichnet , wird sich bald mit Blut beflecken ! Der „ National bezeichnet den König als „ eine gewöhnliche Unterzeichnungs « Maschine , am Besten wäre es , ihn mit seinen Ministern , Soldaten und Pfarrern nach dem Kongo zu den Negern zu fenden ! Auch fehlt es nicht an Drohungen ! Uebrigens thut in diesem Artikel das Ihrige auch die unter dem direkten Einfluß des Klerus stehende Provinzial-Presse , die einmüthig Kampf und Krieg predigt . Das Journal von Nivelles fagt offenherz ig : „ Wir marfchiren auf den Bürgerkrieg los . Wir wallen alle Freiwillige fein , Keiner wird zurückweichen . Wir werden alle bewaffnet sein ; wir müssen gut zielen und gut löoten . Wir wollen uns nicht mehr überfallen lassen ; wir sind auf die Barrikaden vorbereitet .

Ongland . Die fchottifche Walsifchfängerflotte in der Davisstraße war dies Jahr fehr glücklich . Sie hat bis Mitte August nicht weniger als 77 Walfifche gefangen , die auf einen Ertrag an Oel und Fischbein im Werthe von 113 , 910 Pf . Sterl . rechnen lassen . — In Castlewellan ( Irland ) kam es am Sonntag anläßlich einer großen Kundgebung der Nationalpartei zu einem ernsthaften Krawall . Die Polizei fchritt ein , wobei mehrere Perfonen verwundet wurden . — In England erfolgen jährlich ca . 600 Uebertritte zum Katholizismus . Oesterreich . Dem „ Nemzet zufolge stände eine Tarifermäßigung für die Getreideausfuhr aus Ungarn und zwar um etwa 41 / 2 Cts . per Tonne und Kilometer für Oesterreich und Böhmen und um 4 Cts . per Tonne und Kilometer für das Ausland demnächst bevor . — Im niederösterreichifchen Landtage wurde die Regierung interpellirt , ob sie geneigt fei , angesichts der eröffneten Arlbergbcchn die Frachtentarife für die Naturprodukte herabzufetzen , damit bie Konkurrenz mit Ungarn nicht unmöglich werde . Uußland » In Nowno kam es anläßlich des letzten Jahrmarkts zu einer kolossalen Schlägerei zwischen deutschen Kolonisten und rufsifchen Bauern . Man fpricht von 10 Todten und 30 Schwerverwundeten .

GNtna . Einer Depefche aus Hongkong zufolge zerstörten die Chinefen in Canton die katholischen Kapellen und verfolgen die Christen ; 6000 derfelben sind obdachlos . — Der Streit mit China bedroht die Französinnen mit einer „ Haarnoth . Jährlich werden durchschnittlich 2000 Kilo Haare in Frankreich eingeführt , von welchen bei Weitem die meisten aus China kommen . Die Chinesen haben also in gewissem Sinne Recht , wenn sie behaupten , Frankreich müsse im Kampf mit ihnen „ Haare lassen . Alts Nr . 38 des Kantonsamtsblattes . Beneficium inventarii . Ueber die Verlafsenschaft der unlängst verstorbenen Anna Mitzbnch in Tamins . Rechnungsemvfänger : Hr . Präs . Lconhard Schneller in Tamins . Ueber die Verlaffenschaft der verstorbenen Salome Schröttenthlller in Knzis . Rechnungsempfänger : Hr . Ioh . Christ . Christoffel in Katzis .

LlnuldlltionBruf über : Die Hinterlassenschaft des unlängst in Zizers verstorbenen Schuhmachers Mathias Ruf von Seebingen , Würtemberg . Liquidator : Hr . Gemeindskassier Matheus Meier in Zizers .

Godesanzeige . Freunden und Bekannten widmen wir die traurige Anzeige , daß es dem Allmächtigen gefallen hat , gestern Mittags 12 Uhr unfere liebe Mutter , Schwester und Schwägerin

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