Bündner Nachrichten, 26. Juni 1892 IIIF issue linkUnsere Feinlle m Kucke Mll Oauzslllll [ARTICLE]

Unsere Feinlle m Kucke Mll Oauzslllll

( Aus dem „ Schweiz , tzandelstourier . ) Feinde ringsum ! Der Eine ists dem Anderen , das bringt der allgemeine Kampf ums Dasein so mit sich . Indessen , welch tapferer Mann fürchtet einen ehrlichen Feind , der mit offenem Visir , Stirn gegen Stirn und mit Waffen uns gegenüber tritt , deren Streiche zu parircn in unserer Macht steht ? Unheimlich nur sind jene bösartigen Gesellen , die aus dem Hinterhalt uns beschleichen , deren Pfeile heimtückisch aus verborgenen Schlupfwinkeln uns umschwirren , deren Kampfesart und Kampfmittel wir erst mühsam , oft nicht ohne empfindliches Lehrgeld an Gesundheit und Leben , kennen lernen müssen , um uns wirksam schützen zn können . Und diesen hinterlistigen Burschen gerade haben wir in unserer Häuslichkeit ein gemüthliches Heim eingerichtet ; sorglos , weil ohne Kenntniß ihres gefährlichen Charakters , vertrauen wir ihnen fogar Gesundheit und Leben an und hätscheln damit ahnungslos uns eine Schlange am Busen , die gelegentlich dann wit ihrem Biß unfere Vertrauensseligkeit uns büßen läßt . Ja , oft sind es gerade unfere vertrautesten Hausgenossen , die , heuchlerifch , unter dem Mantel freundfchaftlichstcr Gesinnung für unfer Wohlergehen folch arge Tücken bergen .

Wer vermuthet z . B . in dem Wllffer , das mit der Luft unser Lcbenselement bildet und das seit Alters her doch als „ unschuldig sich des besten Rufes erfreut , einen büfen Feind , der unter Umständen unsere Gesundheit völlig untergraben kann , ja der zuweilen direkt uns ans Leben geht ? In der That , es ist so . Das unentbehrliche gesunde Getränt , der nothwendige Grundstoff aller unserer Speisen , der gütige Vermittler llller Kuchpruzesse . er kann zum verderbenbringenden Widersacher werden , wenn er in Folge gewisser Beimengungen seinen natürlichen „ reinen Charakter verloren hat . Unglaublich zahlreich und mannigfaltig aber sind diefe kleinen , das Wasser bevölkernden Gesundheitsfeinde . Mehr unschuldiger Natur sind noch die Nuß- und Erdtheilchen , Wollfäserchen . kleine Thieihärchen und ähnliche appetitliche Dinge , die

das Wasser mehr oder weniger stark trüben , aber bei längerem Stehen desfelben sich als Bodensatz von selbst abscheiden . Gefährlicher fchon sind die lebenden Organismen , die Bakterien , Infusorien , Amoeben , Monaden , Algen , und wie sie sonst alle heißen , von denen ein Tropfen Tausende enthält und die daher nur mittelst scharfer Mitrofkope erkennbar sind . Nur mit Siedehitze isi ihnen beizukommcn , und ein Wasser , das größere Mengen derselben aufweist , darf daher nur im abgekochten Zustande benutzt werden . Iene ersteren Verunreinigungen werden am sichersten durch einen Hausfiltrirapparat aufgefangen , etwa durch den bekannten Kohlenfilter oder noch besser durch den Bischoffschcn Eisenschwllmmfilter . Nicht immer indessen liegt die Sache , gerade infolge der „ Trübung des Wassers , vcrhältnißmäßig so „ klar , bezw . läßt sich durch so einfache Mitte ! orikommen .

Betrachten wir ein anderes Bild . In einer Familie hatte sich seit einiger Zeit cin unwillkommener Gast in Gestalt einer räthselhasten Krankheit eingenistet . Die Leute magern mehr und mehr ab , fühlen sich schwach und hinfällig , ihre Gesichtsfarbe wird wachsbleich , am Zahnfleifch bildet stch ein grauer Saum und häufige heftige Leibschmerzen gestalten das Dasein zu einem recht qualvollen . Wehe den Leidendcn , wenn sie in die unrechten Hände kommen ! Dann wird wohl eine Weile mit „ höllischen Latwergen planlos henimkurirt , während dic Äcdlluernswerthcn immer elender werden . Ein „ offener Blick aber erkennt bald , daß es sich um eine Bleivergiftung aus gemeinsamer Ursache handelt , di « in den häuslichen Verhältnissen gesuch : werden muß . Bald auch wird ihm offenbar , daß das Wasser der Attentäter ist . Zu Wasserleitungen werden nämlich vielfach wegen ihrer Biegsamkeit und leichter Löthungsfähiglei : Bleiröhren verwandt , von denen das durchfließende Wasser Theilchen aufnehmen kmn . Blei ist aber bekanntlich cin starkes Gift . Wird dasfelbe nun länaere

Zeit dem Organismus einverleibt , so führt es schwere Gesuiidhcitsschädigungcn oben erwähnter Ari herbei — indesim nicht unbedingt in allen Fällen . Das Blei verhält sich nämlich gcgcn das Wasser je nach dessen Beschaffenheit ganz verschieden . Mäßige Mengen uon Kohlensäure im Wasser verhindern die Aufnahme oon Blei , ein Neberfchuß abcr begünstigt dieselbe . Ic geringer ferner der Gehalt des Wassers an festen Bestandtheilen ( Salzen ) und jc größer cr au Luft und an organifchen Substanzen ( oben erwähnten pflanzlichen und thierifchen Gebilden ) ist , desto leichter wird Blei aufgenommen . Da diese Bedingungen sehr wechselnoller Natur sind , so schwebt über dem Haupte der auf Leitungswasser angewiefenen Menschheit andauernd das Damoklesschwert einer gelegentlichen Vergiftung . Indessen ist die Sache nicht ganz gefährlich , da derartige Fälle immerhin sich nicht all zu häufig ereignen . Nichtsdestoweniger müssen vom radikalen hygieinifchen Standpunkte aus Bleiröhren zu Wafferleitungszweckcn gänzlich verworfen , bezw . nur solche mit innerer Zinnfütterung verwendet werden . ( Fortsetzung folgt . )

Al 5 Hts UOMichtM 3 , Bundesstadt , 25 . jj Der Nationalrath hält an der Nichtsuboentioni ^ ung der Frauenabtheilung an der Weltausstellung in Chicago fest . Für das Zollgebäude in Basel wcrden 346 000 Fr . bewilligt . Die Session ist geschlossen . Der Ständerath stimmt bezüglich der Differenzen ( Weltausstellung in Chicrgo , Unterstützung der Etickereiindustrie ) dem Nationalrath bei . Die Sessionwird geschlossen . Die radikal-demokratische Gruppe der Bundesversammlung hat auch deu soz ialpolitischen Theil des Programms angenommen und durch die Forderung eines Lebens mittelpolizeigesetzes erweitert . Alle Anwefenden außer Curti nahmen das Programm an . Curti enthielt fich . Luzern , 25 . i Die heutige Generalversammlung der Gotthardbahn-Gefcllschllft genehmigte die Rechnungen und setzte die Dividende auf 6 Prozent fest . München , 24 . Beim Empfang der Stadtdeputation antwortete Bismarck : Er habe keine Machtimeressen zu befriedigen . „ Ich halte die deutfche Einigung als ein nom Wechfel der Zeiten und Verhältnisse unantastbares Werk .

Berlin , 24 . Der deutsche Botschafter in Madrid , Baron Stumm , ist zurückgetreten . Anscheinend sind die durch denselben gemeinsam mit seinem Bruder , Baron Stumm angestellten Versuche , eine Aussöhnung zwischen dem Kaiser und Bismllick herMtnlH ren , dem Botz schafter verhängnißvoll geworden . Paris , 25 . * Ravachol unterzeichnete eine Eingabe für Kassation des Urtheils . Madrid , 25 . Der Streik der Telegraphisten ist beendet und der Verkehr wieber vollständig . Aus Nr . 25 Ves Kanw » K » U-W-Mlü « -k « .. Konkurs : Wilhelm Schey , Schneider und Kaufmann in Thusis , erste Gläubigerverfammlung 1 . Juli 1 Uhr im Rathhaus Thusis . Gerichtliche Liquidation über den Nachlaß des Ioh . Safier sel . von Avers , - Rechnungsempfänger Konkursamt Avers . St llhlun a sruf über das Vermögen der Frau Maria Moder in Zernez , Ehefrau des N uolf Ioh . Moder in Vlllcava : Rechnungsempfänger Schulinspektor Nicolin Bezzola in Zernez . Benefizium inventarii über den Nachlaß des in Chur uerstorb . Ioh . Ioos , vulgo Schaffner von Üntervaz , Rechnungsempfänger Landa . Ioh . Klättli in Üntervaz .

Gheve-rtünvungew i « Vhur . Plattner . Samuel . Regierungsselretar , von Üntervaz . in Chur , und Ap 0 ert , Luise , von Steinen ( Schwyz ) , in Chur OeerdignNH-en tn Ghur . 2 ? . Juni . Margreth Wehrli geb . Reich von Saas , 64 I . 11 Mon . Iillillin Mlim » gzberi < Kl fn « ll «» Zß . Juni . Ziemlich warm , zeitweise bewölkt , zu lokalen Gewittern gcneiqt .

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