Bündner Nachrichten, 8. März 1889 IIIF issue linkEh N^ [ARTICLE]

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Uatnrfor schenke HeseUchaft . G ^ Mrauf die ^ Mittwochssitzung in Äuisichi genommene VortrsZ des Herrn Pros . Dr . Boßhard über die Untersuchungen von Brunnenwasser findet wegen der noch zu vervollständigenden Analysen von Parpanerwasser erst später statt und wirb von besonderem lokalen Interesse sein . Stattdessen machte Herr Dr . Boßhard die Anwesenden in anschaulichster Weise mil einem Apparat sür die Beobachtungen der Luftelellrizität vertraut , wobei sehr interessante , von Prof . Schlier » in Baden-Baden gemachte Aeoiachi ungen zur Kenntniß gelangten . Hieran fchloß der Vortragende eine Mittheilung

über die neuesten Forfchungen , welche die Aufnahme , pheten , des Hr , l . Grafen Dillon , der das himmlische

des Stickstoffs durch die Pflanzen betreffen . Es wurde dabei namentlich geltend gemacht , daß die schon von Saussure vertheidlgte Ansicht , daß die Pflanzen aus der Luft direkt keinen Stickstoff aufnehmen , durch stichhaltige Versuche in ben letzten zwei Jahren widerlegt worden ift , indem besonders nachgewiesen wurde , daß die Papilionaceen Stckstoff direkt aufnehmen , wobei die im Boden enthaltenen Bakterien eine wichtige Rolle fpielen . Die diesbezüg » lichen Untersuchungen weiden für die Landwirthschast von großem Werthe sein . An der Diskussion betheiligten sich die Herren Dr . Kaiser und Stadtschr . Brüsch . Konsumverein . Nus dem Jahresbericht desselben ift noch nachzutragen , baß die Mitgliederzahl im verwichenen Jahre von 360 auf 437 gestiegen ist . In dessen Bäckerei sind in Jahresfrist 71 , 840 Kilo Mehl zu Brod verbacken und 99 , 426 Kilo Brod erzeugt worben im Werthe von Fr . 32 , 790 . 100 Kilo Mehl gaben 138 Kilo Brod . O-ramen . Hr . Julius Dedual , Sohn des Hrn . Reg .-Rath I . I . Dedual , hat an der Universität Heidelberg das juristlfche Doktorexamen wohl bestanden unb auf Grund desselben die Doktorwürde erhalten .

Fyeater . Die Theatergefellfchaft des Hrn . W . Möller hat sich am Mittwoch Abend mit der Darstellung des feinen Scribe I schen « triguen-Lustspiels „ Das Glas Wasser bel der hiesigen Bevö kerung in vorzüglicher Weise eingeführt . Der Bewch war eln über Erwarten guler und verdiente es zu fein . Das von Hrn . Möller zu feinem Debüt gewählte Stück fl sse t durch dle überraschenden Verwicklungen und Wendungen , und durch den geistreich-pikanten Dialog zwischen ben beiden unversöhnlichen Feinden , bem englischen Staatsmann Bolinbrole Mb der Gemahlin des beiühmten Feldherrn Marlborough , der Oberhofme sterin der schwachen , lenksamen Königin Anna . Das englische Hofleben am Anfang des 18 . Jahrhunderts mit feinen Intrigum , feinen Liebeleien und feiner Günstlingswirthfchaft zieht an unserm Auge vorüber . Und die Träger der betreffenden Rollen haben stch mit Erfolg bemüht , diefelben zur lebendigen Darstellung zu bringen . Dies gilt vor Allem von Hrn . Direkt . Möller , welcher die Rolle des Bolinbrole mit Meisterfchaft durchführte . Die Wa il der Kostüme verdient lobende Erwähnung ; diefelben waren fchön und reich . Diefes Lob hofft die Ge « se lschaft noch in erhöhtem Maße morgen Abend zu ernten , wenn das bekannte Shatespearesche Lustspiel „ Der Kau mann von Venedig über dle Bretter geht . Wir möchten auf dasfelbe besonders auf » merksam machen .

Mannah in Form von Banknoten austheilt , helfchenb und erbettelnd . Diese alten und jungen Schmarotzer , von denen keiner einen rothen Heller und noch weniger seine Haut für die Sache des Kaiserreichs geragt hat , machten sich um die Wette wichtig . Diese mlßathenen Journalisten , diese verdorbenen Politiker , diese Durchgefallenen des allgemeinen Stimmrechts strengten sich unendlich an , die Neulinge glauben zu machen , sie gehörten bere ts zum Hausgesinde . Ich bemerkte mehr als 20 künftige Kammerherren , 150 Präfelten , ebenso viele Geneialfteuereinnchm-r unb 7 oder 8 Botschafter ... in Erwartung . Der kleinste Zierbengel , der einen Namen des Kaiserreichs trägt oder in denSalons des Boulevards Malesherbes ^ getanzt hat , glaubte sich beieils am Ziele . Von den 2000 Gasten waren mindestens 1400 Vonapartlsten . — Boulanger hat in einem offenen Briefe gegen die Bemerkung dec Londoner „ Times , baß seine Mission der Krieg sei , proteftirt und versichert ,

Ongland . Der Ausspruch Pigotts , daß er , um seine Familie erhalten zu können , sich zum niedrigen Gewerbe der Schriftenfälschung herabgelassen habe , ist erlogen , wie alles , was er sonst noch behauptete . ES stellt sich heraus , daß er von der „ Times wöchentlich 20 Pfund ( 500 Fr . ) erhielt , dle er nicht etwa seiner Familie zukommen ließ , sondern bis auf den letzten Heller verpraßte . Er speiste in den vornehmsten Hotels , trank die köstlichsten Weine ic . Man behauptet , nach feiner Flucht habe ein diebischer Einbruchs in feiner Wohnung i , London sttttgefunden , wobei es auf das Entwenden von Schriften abgeschen war , welche mehrere hohe Lords tompromittlrt hätten . Dieses Vorgehen war jedenfalls nicht fo gründlich als die Herren es wünschen mußten , denn es sollen die Beweise vorliegen , daß sie Gelder einsandten mit der Aufforderung , den Parnelllten die Maske vomGesicht zu reißen . ^

Serbien . König Milan ist ernstlich krank und regierungsmübe . Er wünscht sich von den Regierungsgeschästen ganz zurückzuziehen und lm Ausland Aufenthalt zu nehmen . Nach einem neueren Tele « gramni hätte Milan fchon abgedankt und wäre der minderjährige Kronprinz Alexander zum König prollamirt worben . Als Regenten sind die Generäle Ristitsch , Protltsch und Belimarlowitsch eingesetzt . Bedenklich ift , daß durch diesen Thronwechsel die russische Partei Oberwasser gewinnt unb die Lage verwickeln könnte .

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