Bündner Nachrichten, 20 December 1887 IIIF issue linkViNMttZchtes [ARTICLE]

ViNMttZchtes

Die Kaiserin von Oesterreich hat an die Ernchtung eines Denkmals von Heinrich Heine in Düsseldorf 50 , 000 Marl gespendet . Nun ift die ganze hiezu nöthige Summe beisammen . — Wie Carnot Politiker wurde , davon weiß der „ Siecle Folgende « zu berichten : Vor einigen Jahren leote in Nolay ein braver , liebenswürdiger Greis , der die Bewohner von Nolay und Umgebung durch sein Spiel auf der Klarinette unterhielt . Carnot , der in Nolay lebte uns der Politik ganz fern stand , wollte ben beliebten Musiker kennen lernen und lud ihn zu sich . Der Greis kam mit feiner geliebten Klarinette unter dem Arm . Crrnot bot ihm einen Stuhl , sagte ihm einige Schmeicheleien un » beglück « wünschte ihn zu seinem trefflichen Humor und seinem ausgezeichneten Rufe . Ermuthigt durch diefen wohl » wollenden Empfang , begann der Musiker folgendes G , sprach : „ Herr Carnot , warum wollen Sie nicht unser Abgeordneter werden ? Sie würden Allen hoch willkommen sein . „ Mein lieber Freund , ich beschäftige mich nicht mit Politik und denke an lein Mandat . „ Lass n Sie dies meine Sorge sein . Man hat nlcht vergessm , daß der große Ca « not hier geboren ift , und wenn sein Enkel Luft hat , sich mit unseren Interessen zu beschäftigen , werden wir Alle glücklich sein . Erlauben Sie , daß ich den Leuten nur ein Wort sage . „ Nein , nein , unter keiner Bedingung . .. „ Ja , ja , wir werdenSie trotz Ihres WiderftrebenS wählen .

Der Musikant entfernte fich mlt feiner Klarinette . Er machte eine Rundreise in ber ganzen Gegend und wiederholte in jedem Hause , in jeder Hütte sein « Idee und machte die Sache so vortrefflich , daß der Name Carnot bald auf allen Lippen war . Herr Carnot wurde in den Generalrath gewählt , man wählte ihn einstimmig zum Abgeordneten , und heute ist er Prä » fident der Republik . — In Bordeaux fand diefer Tage ein Wohlthlltigleitsbazar statt , bei welchem dte Damen der dortigen Gefellfchaft als Verkäuferinnen fungiiten . Unter denselben befand sich auch die jugendliche unb fchöne Gattin eines Kaufmanns , die , in der Gefellfchaft noch ziemlich unbekannt , fehr schlechte Geschäfte machte . Bei der Ablieferung des Erlöses hatte die Frau nur o 5 Fr . vorzuweisen uud es schien ihr , als wenn stch die Augen ihrer Konkurrentinnen mit höhnischem Ausdrucke aus sie richteten . Sie eilte nach Haufe , fchloß sich ein und erstach sich mit einem kleinen spanischen Dolche . Der vom Feste heimkehrende Gatte fand fie als Leiche .

Previous issue

Browse all issues of this publication

Next issue

Previous search result

Back to search result list

Next search result

Maximize / Unmaximize

Right-click on an article to see options menu

Enable QA mode

Start clip

Zoom in

Zoom out