Bündner Nachrichten, 2. Dezember 1887 IIIF issue link — Page 1

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Ter BierzsU

-j- Nach den gestrigen „ Nachrichten will die ständeräthliche Zolltariflommifsion auch das Bier „ bluten lassen . Sie beantragt Erhöhung bes Vier « zolls auf 5 Fr . Ich bezweifle nicht , daß diefer Antrag den Beifall aller unferer inländifchen Vierbrauer hat . Ob auch der Konfumenten , das ist da « gegen eine andere Frage . Bestehen triftige Gründe für eine Erhöhung des Bierzolls auf diefen Ansatz ? Offen gestanden , ich bezweifle es . Unfere inländifche Nmuindustrie blüht , der Konfum von fchweizerifchem Bier hat enorm zugenommen . Die Produktion an Bier in fchweiz . Brauereien betrug 1840 etwa 50 , 000 Hektoliter , 1870 356 , 000 und 1883 waren es 996 , 000 Hektoliter . Seither wird die Produktion nicht stille gestanden fein , fondern sich noch mehr vermehrt haben . Das ist eine ganz respektable Entwicklung . Die Einfuhr von Bier hat zudem leine bedrohliche Di menston angenommen . Sie betrug anno 1880 80 , 499 Hektoliter und ging bis 1884 auf 75 , 259 Heltol . zurück , welcher Menge in jenem Jahre eine Ausfuhr von ca . 25 , 000 Heltol . gegenüberstand .

Man kann somit unmöglich von einem „ Nothftand unsere : Brauer reden . Diese fehen auch sonst nicht etwa wie Proletarier aus . In der Regel haben ste ein flottes Geschäft und ihre Sache nach einer Reihe von Jahren im Trocknen . Soll man ihnen nun noch einen befondern Schutz zuwenden ? Das wäre ein unmotivirtes Gefchml . Auch wer nicht Konsument von fremdem Bier ist , lann dies nicht wünfchen . Ein zu hoher Zoll auf fremdes Bier hieße die Konfumenten ganz in die Hände der heimifchen Brauer liefern und den Eifer der Letztern in Verbesserung ihres Produkts lähmen . Ist dies wünfchenswerth , wäre es gut ? Ich bestreite gar nicht , daß die fchweiz . Brauerei leistungsfähig ist . Sie produzirt im Allgemeinen einen Stoff , welcher sich mit dem fremdländischen messen kann . Das bezeugt ja gerade ihre bisherige Entwicklung . Sie hat diefe erlangt , trotz niederm Zoll . Nimmt man ihr aber den Sporn , auf der Höhe der Leistungstüchtigkeit zu bleiben , dadurch , daß die Ginfuhr des guten fremden Biers zu stark erfchwert wird , so ist es leicht möglich , daß die Brauer sich auf s Ruhe , lissen legen und einen Stoff brauen , der eben nicht mehr auf der Höhe ift . Im Interesse des Volles — das Bier ift ein

Nachdru « , erb ° . e « . F KzMszsZz

35 Zie einsame Infel . Roman nach dem Englifchen von Treucufels . Es ist unnöthig , die Geschichte , welcher Elisabeth in athemlosem Schweigen lauschte , zu wiederholen , — der Leser kennt dieselbe ohnehin . Als Harron von seinem Besuche auf der einsamen Insel und seiner Ueberraschung erzählte , die Verlassene dort mit einer Wärterin und eincm kleinen Kinde wiederzufinden , stieß sie einen kurzen Schrei aus . sprach jedoch kein Wort . Als er zu dem Schiffbruche kam , wurde ihr Gesicht wic versteinert und zeigte nicht das geringste Mitleid , doch runzelte sie ungeduldig die Stirn bei dcr Erzählung von der Rettung des Kindes . Harron beobachtete sie genau . „ Es ist etwas Schreckliches um eine eiferfüchiige Frau ! dachte er . „ Der Teufel soll mich holen , wenn es ihr nicht leid thut , daß das arme Kind gerettet ward ! Dann setzte er seine Erz ählung fort , wie es kam . daß Florio Vellize die Kleine als feine Nichte erkannte . „ So ist also Miß Vellize — das Kind ? „ Nichts ist sicherer ! Miß Vellize ist Archibald s

gesundes Vollsgelränk geworden — sollte dies verhütet werden . Deshalb möchte ich mich entschieden gegen diese Zollerhöhung aussprechen . Man muß wünschen , daß der Ständerath nicht über den vom Nationalrath beschlossenen Ansatz von 3 ^/ 2 Fr . hinausgehe . Es ist das gerade genug . 5 Fr . aber sinb zu viel .

* Inland

Militärzentralislltion . Zürich folgt nun Bern : der Kantonsrath erklärte sich mit überwältigendem Mehr für Uebertragung des gefammten Militärwefens an den Bund . Der Befchluß hat freilich erst den Sinn einer Prüfung der Frage , aber es ist sicher , daß der Rath damit überhaupt schon materiell sich für bie Zentralifation aussprach . Der Antrag war von Stadtrath Pestalozzi , Oberst Meister nnd Nationalrath Scheuchzer empfohlen worden . Landsturm . Der Bundesrath beziffert die Zahl der alljährlich neu in die Kontrollen einzutragenden Landsturmpflichtigen auf ca . 30 , 000 Mann . Obst- und Weinbau . Für die projeltirte Obst- und Weinbauschule sind für Obst- und Wein < bau je 4 Kurfe ( Frühjahr , Sommer , Herbst und Winter ) in Aussicht genommen . In jedem Kurfe , die eine Dauer von 3 bis 5 Wochen haben , föll mit theoretischem Unterricht ^ praktische Anwendung durch Handarbeiten verbunden werden .

Die Verfuchsstation bezweckt „ ununterbrochene sorgfältige Beobachtungen und Versuche betreffend den Obst » und Weinbau unb die Verwerthung der Erträgnisse dieser Zweige der Landwirthschaft , Bekämpfung der dem Obstbäume und dem Weinstock schädlichen Einflüsse , und soll diefen Zweck durch praktische Versuche im Obst- und Weinbau , in der Kultur- und Kellerwirthschaft , im Dörren und Konserviren von Obst und Trauben , feiner durch ein physiologisches und chemisches Laboratorium , Witterungsbeobachtungen : c . zu erreichen fuchen . Die Kosten der Anlage ( Gründungsfond ) sind auf 100 , 000 Franken , die jährlichen Ausgaben auf 23 , 000 Franken veranschlagt . Gewehrkommiffion . Die Kommission , welche größere Verfuche mit lleinkalibrigen Gewehren vornehmen foll , besteht aus den HH , Oberst Feiß , Oberst Künzli , Oberst Bleuler , Oberst Greßly , Oberstl . Thelin , Nationalrath Vonmatt , Ständerath Blum er ,

Tochter und rechtmäßige Erbin , so gewiß als Sie athmen ! war feine vertrauliche Versicherung . Elisabeth zuckte zusammen . „ Und Kapitän Vellize weiß cs ! murmelte fic . „ Es ist kaum der Mühe werth . Sie so theuer für das zu bezahlen , was eigentlich kein Gehcimniß ist . Die , welche « 3 am meisten interessirt , wissen es ja . „ Ich habe Ihr Versprechen , Madame . „ Welches war der Tag des Schiffbruchs ? „ Der 20 . Juni 1857 . „ Sechs Monate , bevor ich heirathete ! „ O ja , gewiß . Ich erreichte Kanton innerhalb vier Wochen und schrieb sogleich an Ellerbn , um ihm den Tod seiner Frau mitzutheilen , Elisabeths Gedanken flohen zu der Zcit zurück ; sie erinnerte sich an den fremden Brief und die Veränderung , die derselbe bei dem Mannc hervorgebracht , den sic liebte , sowie , daß cr bald nach dcm Empfang desselben gesagt , daß er sie heirathen wolle .

„ So ist also meine Heirath rechtsgültig . fagte sic fest . „ Sie erschreckten mich , Mr . Harron ! Ich fürchtete , daß Sie mir beweisen würden , Bertha sei nur aus dem Wege geräumt . — - nicht todt . Er lächelte und strich sich , sie sonderbar anblickend ,

den Bart . „ Solche Nachrichten würde ich Ihnen uicht gerne bringen , erwiderte er . Es war fast elf Uhr , als Mrs . Ellerbn sich unter Kapitän Bellizes Gasten einfand . Sie erschien strahlend schön und lächelnd , und fand Miß Vellize von einem Kreise von Bewunderern umgeben und unbeschreiblich glücklich aussehend . Ihre Wangen waren sanft geröthet und ihrc veilchenblauen Augen strahlten in sonnigem Lächeln . „ O . Mrs . Ellerbn , ich freue mich so sehr , daß Sie gekommen sind , ich hatte schon fast ganz daran verzweifelt , sagte sie . „ Ich wurde uon einem Besucher , den ich nicht fortschicken konnte , zurückgehalten . — Doch hier sieht es aus , wie in einem Feenschlosse ! — Und diese köstliche Musik ! „ Ja . es ist einc herrliche Nacht ; ich habe immer Wetterglück .

„ Ich glaube , Sic haben in allem Glück , Miß Vellize , entgegnete Mrs . Ellerbn mit einem scharfen Blick in das reizende Gesicht . — O , wie sie dieses schöne , junge Geschöpf— Vertha s Kind — haßt ! Unwillkürlich hat sie sic nie geliebt , heute haßt fie sic ! Die

Ständerath Muheim , Konstruktor Amsler , Oberst v . Mechel und Oberstl . Veillon . Fischerei . Die betr . Ständerathslommission schloß stch im Allgemeinen der bundesräthliche « Vorlage für ein neues Fifchereigefetz an , unter Anbringung unwesentlicher Modifikationen betr . Schonzeit und Minimallänge der Bachforellen , welche sie um 2 Ctm . herabsetzte . Die Strafbestimmungen sollen verschärft werden . Von Eggli wurden einige Anregungen betreffend die Jagd auf die ben Fischen schädlichen Thiere gebracht . Uhrenindustrie . Es ist gelungen , elne Metall « komposition herzustellen , welche das Gold in seinen Farben unb Eigenschaften vollständig nachahmt . Ein Uhrenfabrikant im Neuenburgischen bringt bereits aus diesem Metall gefertigte Uhren in den Handel , die fehr billig zu stehen kommen .

Nordoftbahn . Laut „ Basl . Nachr . follen die Unterhandlungen betr . Rücklauf der . Nordoftbahn wieder aufgenommen werden .

Zürich . Im Jahr 1886 hatte der Kanton Zürich 417 Pockenkranke , welche bis auf einen im Pocken » spital Zürich untergebracht waren . Davon waren 234 almofengenöfsig und ganz arm , 143 unbemittelt oder solche , die bis auf 2000 Fr . Vermögen oder bis auf 1000 Fr . Einkommen versteuern ; nur 28 von allen 417 versteuerten 3500—13 , 000 Fr . Vermögen oder 1500—3500 Einkommen , Vermögliche waren gar nicht pockenkrank . Aus diefer Thatfache zieht Dr . Scheuchzer , der bekannte Impfgegner , den Schluß , daß eben diejenigen Vollsllassen , welche besser essen , besser wohnen und sich besser bekleiden , vor ansteckenden Krankheiten und speziell vor den Pocken erfolgreicher geschützt sind , als die unbemittelten ; er reibt den Impffreunden die träfe Bemerkung unter die Nafe : „ Es ist natürlich eher möglich und viel billiger , diese armen Volkskassen mit Kälber lymphe abzuspeisen , als mit Kalbsbraten und sie in den Pockenspital zu stecken , als in gesunde Kleider und Wohnungen .

Mer » . Zu den Verhandlungen der resormirten Gefammlkirchgemeinde Bern haben sich letzten Sonntag von ca . 6000 Stimmberechtigten ganze 21 Mann eingefunden . Glarus . Als Vizepräsident des Organifationslomite für das Grütli-Zentralfest wurde gewählt : Hr . Iost Heer . Ifeli , Vizechzf der freiwilligen Feuer-

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