Bündner Nachrichten, 25. November 1887 IIIF issue linkZnr eidg. Bantnotenfrage [ARTICLE]

Znr eidg . Bantnotenfrage

Der Vorort des „ Schweiz . Handels- und IndustrieVereins , dessen Präsident Hr . Nat . -Rath CramerFrey und dessen Sekretär Hr . Alfred Frey ist , hat foeben ein an das Schweiz . Finanzdepartement gerichtetes Gutachten über das fchweizerifche Banknotenwefen im Druck herausgegeben , welches bei genanntem Vorort ( Zürich ) für Fr . 1 bezogen werden kann . Der Vorort hat vorab den Vereinsfeltionen in einem Kreisschreiben folgende Fragen zur Beantwortung unterbreitet : 1 . Halten Sie m ^ dem h . Vundesrathe , ber sich hierauf bezüglich ^ n mehrfach in feinen jährlichen Geschäftsberichte «^ gesprochen hat und durch gewisse , in den . jüngsten Zeit zu Tage getretene Vorkommnisse in feiner Anfchauung bestärkt worden ift , dafür , es sei eine Verbesserung des gegenwärtigen Zuftandes wünfchbar ? 2 . Erachten M , eventuell , eine wirkliche und genügende VerbcssttWg des gegenwärtigen Zuftandes erreichbar s , ) durch die Revision einer Anzahl von Bestimmungen des eidg . Banlnolengefetzes vom 8 . März 1881 , oder aber blos i >) durch Errichtung einer Zentralbank , welcher das ausfchließliche Recht zur Ausgabe von Noten übertragen würde ?

In der Broschüre stnden sich die eingegangenen Meinungsäußerungen der Sektionen abgedruckt . Da deren selbst nur auszugsweise Wiedergabe — es sind ihrer 17 Sektionen — uns zu weit führen würde , fo beschränken wir uns auf den Abdruck des SchlußRefume und der daran geknüpften Bemerkungen des Vorstandes obgenannten Vereins . „ Es stnd zwei einzige Sektionen der Westschweiz , die eine baldige Verbesserung des bestehenden Zuftandes nicht für nöthig halten ; alle andern Sektionen empfehlen entweder eine weitgehende Revision des bestehenden Vanknotengefetzes , oder — in überwiegender Zahl — die Kreirung einer Landesbank mit dem Notenmonopol , unter Betheiligung der bisherigen Emissionsbanken ( bezw . Gewinnbetheiligung der Kantone ) und mit wirkfamem Aufsichtsiecht des Bundes .

Damit ist wohl die Frage , ob der 8 tg , w 3 yuo weiter zu erhalten , oder ob er zu verlassen fei , in letzterem Sinne als erledigt anzufehen : alle Sektionen , welche die bedeutenderen Handels- und Verlehrszentren unferes Landes vertreten , befürworten ausnahmslos tiefeiilfchneidende Aenderungen .

Nochdruck ° erb ° . ° n . FMU ^ SZz . 29 Zie etttfanrs Infel . Roman nach dem Englischen von Treucnfels . Derselbe war für Mrs . Ellerbn bestimmt — für die fchöne Frau , welche jetzt triumphirend vor ihrem Spiegel stand und der Worte gedachte , die Florio Belli ze ihr beim Scheiden gesagt — Worte , die selbst jeden Gedanken an die im Nebenzimmer liegende treue todte Gefährtin aus ihrer Scele trieben . Ja , an diese ist dic Botschaft , denn auf der ersten Seite ist ihr Name genannt , und es ist gleich Diebstahl von Mrs . Kent , die das Me Blatt festhält und mit gierigen Blicken dcsfen Inhalt verschlingt , ohne daran zu denken , ob sie recht oder unrecht handelt . Sie liest :

„ Ich muß Dir etwas gestchen , Elisabeth , das ich während aller dcr Monate , die ich mit Dir gelcbt , vor Dir verborgen hatte , ich habe mit mir gekämpft » — Du fülltest es nimmer — nimmer wissen — doch die Wahrheit läßt stch nicht zurückhalten . Sie ruft mich laut in dem schrecklichen Schweigen der Nacht !

Ich schlafe nicht mehr ; Wochen , Monate sind vergangen , feitdcm ich mich in ruhigem Schlafe verloren . Habe ich Dir schon gesagt , wlls dieses Geheimniß ist , das Dir das Herz brechen wird ? — Erschrickst Du ? — Und doch ist es wahr — wahr ; und ich gehe um sie zu suchen ! Du hast es immer gewußt , daß ich nur sie liebe , — es kann Dich nicht verletzen , es hier wieder zu hören . O , wenn es möglich wäre , nach all dem Schmerz und Kummer noch einmal ihre Arme um meinen Hals geschlungen zu fühlen ! — Und das Schlimmste ist , sie kam zur Zeit — eine Stunde vor unserer Trauung — Eine Stnnde . O , wenn ich daran denke , wie mein armer Liebling unter meinem Fenster nach mir rief ! Ich blickte hinaus und sah sie ! Denke nur ! Damals warst Du noch nicht meine Frau ! Wäre ich nur nicht ohnmächtig umgefallen , — Jakob war zu dumm , sie zu finden . Jede Nllcht gehe ich ans Ufer hinunter ; wenn Du mich ruhig fchlllfend im Bette glaubst , bin ich dort , suchend , horchend , und die Wellen flüstern mir seltsame Dinge zu . Ich habe ihre Sprache verstehen gelernt , ste sagcn : Gehe und suche sie ! Den Stimmen des Windes und der Wogen will ich gehorchen : deshalb darfst Du Dich nicht wundern , wenn ich einmal fortsegle und nicht

wiederkehre . Du bist meine Cousine , und ich liebe Dich als solche — doch niemals habe ich Dir eine andere Liebe geheuchelt — denke daran ! — Ich habe nie einc andere als meine Bertha geliebt , und als sie mir lebendig wiederkehrte , wurde ich Deiner überdrüssig , Elisllbcth ! Kannst Du mir dlls verdcnkcn ? In derselben Nacht — oder war es in einer andern ? — sagte mir ihr Bruder alles ! Hättest Du gewußt , daß es ihr Bruder war , würdest Du sic sicher nicht bei mir verleumdet haben ! „ Und doch sagen die Wellen , Du hättest alles gewußt ! — Aber sie lügen ! Ich will ihnen nicht glauben . Das wäre eine Schlechtigkeit für einen Auswurf der Hölle , doch nicht für ein schönes , süßes Weib , wie meine Cousine . Doch ich muß fort — die Wellen trennen uns . Ich weiß nicht , Elisabeth , ob ich Dir schon sagte , dllß Berthll am Leben sei . Meine Illcht ist fertig ; ich will fort , sobald cin Sturm ini Anzüge ist , dann können die Leute , wenn ich nicht zurückkehrc , glauben , ich sei zu Grunde gegangen . Das ist das Beste für Dich , Cousine , ich habe lange darüber nachgedacht ; cs ist doch besser , als wenn ich mich tödte — oder Dich ! Denkst Du noch an die Nllcht , in welcher ich Dich fast erwürgte ? — Wcnn ich fortgehe , bist Du

Es bleibt demnach blos noch zu entscheiden , ob die als nothwendig anerkannte Reform des fchweiz . Banknolenwefens in zweckmäßiger Weife mittelst einer Revision des Gesetzes von 1881 , oder nur mittelst der Zentralisirung des Notenwesens möglich sei . Unter Berücksichtigung aller in Betracht kommenden Verhältnisse setzen wir starken Zweifel darein , ob die in Vorfchlag gebrachten , eingreifenden Aenderungen des geltenden Vanknotengefetzes in den Kantonen und in der Bundesverfammlung je Anklang finden können . Es dürfte dies um fo weniger wahrfcheinlich fein , als bei dem grundfätzlichen Beharren auf dem bisherigen Boden der Vielheit der Notenbanken und bei der gleichzeitig als nothwendig erachteten Abänderung verschiedener Bestimmungen des jetzigen Gefetzes die Unmöglichkeit klar am Tage liegt , den wichtigen Interessen der bestehenden Notenbanken und der betheiligten Kantone gebührend Rechnung zu tragen . Letzteres ist offenbar nur gedenkbar bei einer Organifation , welche die vollständige Zentralisirung des Notenwefens zur Voraussetzung hat . Hoffen wir , daß die überwiegende Mehrzahl der Sektionen des „ Schweiz . Handels- und IndustrieVereins auch in den eidgenössischen Rathen eine überwiegende Mehrzahl von Deputirte « finben werde , welche entschlossen stnd , eine gründliche Regelung dcs fchweizerifchen Banknotenwesens — oder Unwefens — herbeizuführen !

s Inland . Weltausstellung . Die vorläufigen Anmeldungen zur Theilnahme an der Parifer Weltausstellung von 1889 stnd bis Ende November an den „ Vorort des fchweiz . Handels- und Industrieverems in . Jülich zu richten . Formulare können von gleicher Stelle unentgeltlich bezogen werden . Kondenfirte Milch . Die Ausfuhr londensirter Milch nimmt stetig zu . 1875 wurden 42 , 618 Doppelzentner exporlirt , jetzt um die 150—160 , 000 . Handelspolitisch ist das erfreulich , ob auch vom Standpunkt der Vollsernährung ist eine andere Frage . Arbeitsnachweis . Der Zentralvorstand des fchweiz . Gewerbevereins beschäftigt sich mit der Frage des Arbeitsnachweises für junge Handwerker . Der leitende Ausfchuß erhielt Auftrag , die Sache in dem Sinne durchzuführen , daß vorläufig der Arbeitsnachweis den Sektionsvorständen mit Zuhülfenahme der Fachpresse überlassen würde ; jeder Seltionsvorftand

hätte zu Händen eines Zentralbureau einen Korrespondenten zu bezeichnen , welcher die Auslunftertheilung für die jungen Handwerker feines Seltionsbezirkes übernähme ; vor allem follten diejenigen Sektionen , welche Lehrlingsprüfungen organisirt haben , einen Arbeitsnachweis damit verbinden . Wirth fch aften . Dle Zahl der Wirthfchaften muß eingeschränkt werden , sie ift am Alkoholismus schuld , sagte im Zürcher Kantonsrath ein Pfarrer , indem er gleichzeitig forderte , daß die Ertheilung von Wirthfchaftspatenten künftig an die Bedürfnißfrage geknüpft werde . Der Rath lehnte jedoch den bezüglichen Antrag mit allen gegen etwa 10 Stimmen ab . Die Bedürfnißfrage , fo argumentirte man , öffnet der Willkür , der Entscheidung nach Gunst oder Ungunst das Thor . Das Uebel liegt überdies nicht in der Zahl , fondern in der Qualität der Wirthfchaften ; da ist einzusetzen .

Zn « ch . Im Kantonsrath waltete eine lebhafte Debatte über die Frage , in welchem Maße die Gemeinden am Bruttoertrag der Wirthfchaftsfteuer theilnehmen follen . Befchlossen wurde , den Gemeinden 25 o / o zu überlassen . Mern . Die Berner Regierung hatte f . Z . den Art . 22 des Gemeindegefetzes , welcher felbftständigen Frcmensperfonen , Korporationen , Bevormundeten Stimmrecht in Gemeindeangelegenheiten einräumt , durch Kreisschreiben von sich aus als aufgehoben erklärt . Die Frage kam auf dem Motionswege vor den Großen Ratb , da von einer Seite behauptet wurde , daß die Negierung dabei sich eine Kompetenz des Großen Rathes refp . des Volkes anqemaßt habe . Nach fchneidiger D . batte zwifchen dem Moiionssteller , Elsäher , und Scheurer wurde das Vorgehen der Regierung von der großen Mehrheit des Rathes gutgeheißen . — Die durch Erdrutschungen schwer bedrohte Gemeinde Schwanden bei Brienz wandte sich an den Regierungsrath behufs Prüfung der Sachlage durch eine Experlenkommifsion . « Iöwalde « . Die bis jetzt eingelaufenen Liebesgaben für Lungern betragen laut der letzten Gaben » liste 101 , 870 Fr . 14 Cts .

Zsreivnlg . Nach dem „ Journal de Fribourg rühren die Millionen , welche zur Gründung der katholischen Universität nöthig sind , nicht von den französifchen Legitimisten her , denn diefe feien nicht

im Stande , ihre eigenen Universitäten in Frankreich zu erhalten , fondern von den Iefuiten , die ihren großen Reichthum benützen , um dadurch wilder unter irgend einer Gestalt in die Schweiz zu kommen . Die katholische Universität werde nichts anderes sein als das 1848 awgehobene Iefuitenkollcgium in neuer Auflage . St . « Kalke » . Der Schiffsverkehr auf dem Bodenfee wird immer gefährlicher . Nm 16 . ds . fuhr in Friedrichshafen der östeneichifche Salondampfer „ Elifabeth in ein im dortigen Hafen liegendes Trajektfchiss und verfetzte demfelbm einen fchr bedeutenden Leck . — Der Grohe Rath befchloß für Unterstützung der 1888 in Goßau abzuhaltNden lanlonalen land wirthfchafllichen Ausstellung einen Kredit von Fr . 7000 ins Budget auszunehmen . Der Antrag , auch für die projektirte Obst- und Wcinbaufchule einen Posten von Fr . 6000 aus »» ... < ni » Nl , wurde abgelehnt . Dabei wurde auf das Fiasko dcr tb / rum Molkereifchule in Sornthal hingewiesen . Letzteres wurde dadurch erklärt , daß nicht die rich igen leitenden Perfonen für jenes Nntt-rnehmen gewählt worden feien . Die bäuerliche Bevölkerung habe leinen Antheil an Sornthal genommen , weil sie die dortigen theuren Einrichtungen zu Haufe dann nicht Habs .

— In der Affäre des ermordeten Saluz fchreibt die „ Arbeitersllmme , man habe mit Dedrunner nicht den Rechten ; denn Saluz habe diefen gekannt und hätte ihn wohl auch genannt , wenn derfelbe sich an dem Ueberfüll betheiligt hätte . Zargau . Wie verfchiedene andere Kantone , ift auch der Aargau im Begriffe , eine Pflege-Anstalt für Irren resp . eine Abtheilung für Unheilbare und Idioten zu erstellen . Hiezu beabsichtigt man die Gebäulichkeiten des Klosters Bellelan zu verwenden . Die Einrichtung desselben zu gedachtem Zwecke käme per Bett auf nicht mehr als Fr . 1200 . K . sstn . Im Großen Rathe ist der Vizepräsident GianeÜa zum Präsidenten vorgerückt , Vizepräsident wurde Advokat Giuseppe Rossi . Maadt . Gin nachahmungswürdiges Beisplel der Anerkennung gegenüber Erziehern des Volkes hat

neulich der Gemeinderath von Orbe gegeben , indem er dem dvrtigen , nach vollen fünfunddreißig Amtsjahren zurücktretenden Primarlehrer Candaux außer einem fchmeichelhaften Zeugniß der allgemeinen Befriedigung ein hübsches Gefchenk , bestehend in einem silbernen Tafelgefchirr , überreichte . Dies hat in ber ganzen Gegend einen vortrefflichen Eindruck gemacht . Genf , Nat .-Rath Favon bemüht stch in feinem Organ „ Genevois den Katholiken plausibel zu machen , oaß sie ohne ihre Prinzipien preiszugeben , sich doli igen Kirchengesetzen fügen könnten . Diefe wollen es aber nicht einfehen , weil jenes Gefetz sie dem llllkaiholischen Nationalbisthum und fomit dem Dl . Herzog unterstellt , « üoiläitio « ins c ^ ua , rrou eines Friedensschlusses mit den Katholiken müßte also fein : Befeiligung dieser Gesetze . — Der Stäatsrath hat Hrn . Carteret ersucht ,

sein Entlassungsgefuch zurückzunehmen und es ist Aussicht vorhanden , daß er diesem Begehren ent > sprechen werde .

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