Bündner Nachrichten, 22 novembre 1887 IIIF issue linkGraubünden [ARTICLE]

Graubünden

Kantonsgericht . ** I . M . Bätfchler wurde der Brandstiftung fchuldig erklärt und zu 2 Jahren Zuchthaus mit Abzug von 6 Monaten der Unter » fuchungshaft , zu 5 jähriger Einstellung im Aktiobürgerrecht und in die Kosten verurtheilt . Heute , Montag , hat ein Appellationsfall aus dem Bezirk Imboden begonnen . Es handelt sich um Wasserrechte zwifchen Th . Beck und . IB . Burkhard ! , Wasserwerlbesitzer in Flims als Kläger und der Gemeinde Flims als Beklagte . Im Jahre 1885 beschloß die Gemeinde Flims , Hydranten zu erstellen und zu diefem Zwecke die in ihrer Alp Platta entfpringenden Quellen von „ Paleus zu fassen und abzuleiten . Diefer Befchluß wurde in der Folge auch ausgeführt . Gegen diefe Ableitung erhoben obgenannte Wasserwerlbesitzer Einspräche und klagten auf Anerlennung ihrer Wasserrechte und ihres ungeschmälerten Wasserbezugs , eventuell auf Ent

fchädigung unter folgender Motivirung . Seit unvordenklichen Zeiten bestunden in Flims 2 Mühlen und 1 Säge . Die gegenwärtigen Besitzer erwarben fich das Eigenthum derfelben mit den ihnen ausdrücklich im Kaufvertrag zugesicherten Wasserrechten . Diefe Verträge wurden regelrecht iu das Grundbuch der Gemeinde Flims eingetragen . Nun beziehen diese Werke ihr Wasser durch den Mühlebachkanal , welcher aus dem Flem- und Segnesbach abgeleitet wird . Der Flembach wird aber zum Theil von den Quellen in Paleus gcfpiefen . Zu ihrer Erwerbung durch Vertrag behaupten die Kläger auch stets Besitzeshandlungen bei Ableitung des Wassers ausgeübt zu haben und die Gemeinde andrerseits beruft sich auf ihr Eigenthumsrecht an den Quellen und darauf , daß sie an Privaten leine bezüglichen Konzessionen ertheilt habe , und daß ohne folche durch die Benutzung eines öffentlichen Gewässers keine Privatrechte entstehen konnten .

Das Bezirksgericht Imboden hat im Wesentlichen den Standpunkt der Gemeinde nach Maßgabe der § 224 und 225 des Pr .-R . anerkannt , jedoch den Wasserwerkbesitzern , die in guten Treuen und mit stillschweigender Zulassung Seitens der Gemeinde ihre Werke erstellt , erworben und benutzt haben , auf Grund von § 226 eine Entschädigung ( von Fr . 950 an Beck und Fr . 450 an Burkhard ) zugesprochen . Die Kosten wurden zu 2 / 3 den Klägern und zu V » den Beklagten zugetheilt . Gegen dieses Urtheil hat die Klägerpart appellirt . Interkantonale Armenverpflegung . Die Gemeinde Schuls hatte einen dort wohnhaften Mollifer längere Zeit verpflegt und verlangte dann von der Heimatgemeinde Erstattung der Kosten . Letztere weigerte sich , diefe zu bezahlen . Die Bündner Regierung nahm sich der Gemeinde Schuls an und wandte sich an die Glarner Regierung , doch ohne Erfolg . Sie relurrirte alsdann an den Bundesrath und erfuhr das gleiche Schickfal , freilich nicht aus materiellen Gründen , fondern wegen Mangels an Kompetenz . Die Sache wird wohl vor das Bundesgericht gehören .

Baron Loö . Aus Genf wird neuerdings von edelmüthigen Schenkungen des Hrn . Baron Los berichtet . So hat er jüngst einmal 16 , 000 und in den letzten Tagen wieder 19 , 000 Fr . für Wohlthätigkeits- und Armenzwecke bestimmt . Diese Hoch

herz igkeit verdient gewiß die höchste Anerkennung felbst von Seite Derjenigen , welchen dadurch das bekannte Vermüchtniß des Hrn . Los ler halte gleichzeitig mit der Schenkung feines Vermögens auch feine allfälligen Ersparnisse auf den Todesfall hin dem Kanton vermacht ) zum werthlofen Papier zu werden droht . Es zeigt sich immer mehr , daß die unselige Verschleppung der Irrenhausbaute uns der Sympathien des Hrn . r » . Los verlustig werden lieh und verhängnißvolle Folgen nach sich zieht . AusdemUnter-Engadin . (? .-Korr . v . 13 . ) Der 30 . Oktober hat uns die Bestätigung unferer bisherigen Repräsentanz im Nationalräthe gebracht und wird Männiglich wenigstens damit zufrieden sein , daß die Wahlurne wieder auf einige Jahre hinaus „ kaltgestellt werden kann ; auch die „ Mohren lönnen nunmehr gehen , nämlich die verfchiedenen Komite s oder Klubs unferer wohllöblichen Hruptstadt Chur , die ohne irgendwelches Mandat in oer Tafche , die Wählerfchaft in das fogenannte richtige

Fahrwasser zu leiten vorforglicherweife sich bemühten ; uns auf dem Lande geht überhaupt das Verständniß für ihre politisch-kulturelle Mission gänzlich ab , weil wir sie gewöhnlich nur dann auf den Plan treten fehen , wenn man ihrer am Allerwenigsten bedarf , So war es wirklich rührend anzufehen , mit welcher Wärme der einzige von den Wahlmannen des 35 , Kreises aufgestellte Kandidat auch von Chur aus empfohlen wurde , als ob eS ohne das nicht auch gegangen wäre . Mehr als rührend , fogar ergötzlich war das liberal-lonferoative „ Kompromißchen in ben beiden andern Kreifen , wobei die heilige Angst vor einem gesunden , erfrischenden Wahlkampf , wie er eben Republikanern aller Parteifchattirungen ansteht , den Gedanken nahe legte , die Väterchen des Kompromisses halten mit Falstaff gedacht : „ Wir wollten , die Gefchichte wäre vorüber , und es wäre Mittagessenszeit ! Basta ; die Gefchichte ist vorüber , die Wahlurne hübsch fein abgestäubt und in die Ecke gestellt , unb der Mohr fchliift wieder auf drei Jahre hinaus den Schlaf des Gerechten .

Um Letzteren wäre es vielleicht ganz anders be » stellt , wenn er die schöne lange Zeit , die jeweilen zwischen den Wahlkampagnen liegt , dazu benutzen würde , offenen Auges und mit ruhiger , vorurtheilS « loser Ueberlegung die Postulat « des Zeitgeistes , auf die wir heutzutage Schritt für Schritt stoßen , zu studiren , und folche dem gesunden Kriterium des feine Ge « fchicke felbftbestimmenben Volles zu unterbreiten ? Steht ihm da nicht die Presse , stehen ihm nicht Vollsversammlungen unb wohlgesinnte Bundesgenossen zur Seite , falls es ihm Ernst wäre mit dem Wohl des Volles , mit ber Aufklärung desfelben in Fragen , die von heute auf morgen , vielleicht früher als Viele es vermuthen , an den Entscheid des Souveräns herantreten werden ? Geht uns denn die Verstaall-chung der Eisenbahnen , das Arbeiterunfall Versicherungsgesetz in seinen weitgehenden Konsequenzen , die Unentgeltlichteit der Lehrmittel , gehen uns die neuen Zolltarife und die dadurch zu fchaffenden neuen Positionen nichts an ? Sollen wir durch alle diefe nationalökonomischen und sozialpolitischen Postulate wie burch Diebe in der Nacht überrascht werden ? Nein , das wollen wir allerdings nicht ; wir erwarten deshalb , daß die H erren Wahlklubisten stch nicht nur dann in dle Nähe des Volkes machen , wenn in Bern Sessel zu besetzen sind , fondein in der Zwifchen » zeit auch dann , wenn , wie oben gefagt , Fragen tiefgehender Bedeutung ventilirt und der Reife entgegen gebracht werden müssen . Dann braucht es kein

Kompromisse mehr , und werden diefe Herren weder sich selbst noch unsere schönen freien Institutionen mehr zu kompromittiren brauchen , um jeweilen den richtigen Mann an den richtigen Platz stellen zu tonnen . Zuz . Nachdem das Kreisamt Oberengabin die erste Versteigerung des „ Hotel Concordia um 75 , 000 Fr . nicht genehmigt hatte ( ein bezüglicher Vorbehalt war ausdrücklich gemacht worden ) , fand am 16 . d . die zweite Gant statt und es wurde das ganze Effekt fammt Mobiliar definitiv Hrn . H . Gilly von Zuz als dem Meistbietenden um Fr , 86 , 000 zugefchlagen . Oberengabin . Hier ist der Winter früh ein » gekehrt und mit ihm die Kälte . Am 16 . d . M . zeigte das Thermometer fchon 20 Grad unter Null . Dafür hat man prächtige Schlittbahn , die fleißig

benutzt wird . Bei Hrn . Babrutt zum „ Kulm in St . Moritz befinden sich gegenwärtig 120 Gäste . Derfelbe wird feine Madonna von Rafael , wovon in diefem Blatte neulich die Nede war , in oerschie » denen Städten , in München , Berlin , Bafel : c ., ausstellen , um Kennern Gelegenheit zu geben , Nch üb . r den Kllnstwerth des Gemäldes auszusprechen . Das „ Fögl dEngiad . gibt sich der Hoffnung hin , daß Hr . Badrutt dasselbe auch im Engadin zur Aus stellung bringen werde und prophezeit ihm auch dort eine ganze Wallfahrt von einheimifchen und fremden Kunftpilgern . Sollte dieser Wunsch in Erfüllung gehen , fo möchten wir Hrn . Badrutt in gefällige Erinnerung rufen , daß die rhätifche Kapitale ebenfalls viele Kunstfreunde birgt , welche ihm dankbar wären , wenn er sich entschlösse , daS werlhvolle Gemälde auch hier auszustellen .

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