Bündner Nachrichten, 20. November 1887 IIIF issue link — Page 2

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Kraft . Gegen den weiter « Befchluß des Bundes- Hektoliter Fr . 190 : c ., woraus hervorgeht , daß auch rathes , daß es ben Kantonen freistehe , die Beschränk- hier das Progrefstvsystem Anwendung findet .

ungen des Kleinverlaufs von Branntwein noch weiter auszudehnen , als Art . ? des Alkoholgesetzes fordert , erhebt sich da und dort Widerfpruch . Durch diefen Befchluh ist z . B . die Bestimmung des neuen baslerifchen Wirthschaftsgefetzes , welche den Ausfchanl oon Branntwein auf die Wirthfchaften beschränkt , indirekt zum Voraus bestätigt , obwohl noch ein Pro » lest der Basler Apotheker gegen genannte Bestimmung anhängig ist .

B « n . Am Freitag hat bie Hauptverhandlung gegen den Soldaten Hülst vom 32 . Bataillon unter Vorsitz von Grohrichter Schatzmann , Major , und unter Zuziehung einer militärischen Jury von 12 Mann begonnen . Den ganzen Tag über wurden Zeugen verhört , von welchen über 50 vorgeladen sind . Alle sind darin einig , ben Angeklagten , als störrischen , beschrankten und daher untauglichen Soldaten zu bezeichnen . — Notar F . in Delsberg , früherer Sekretär auf dem Regierungsstatlhalteramt , hat mit Hinterlassung einer leeren Kasse das Witte gesucht . Ilreiburg . Wer bei einer „ Konversion viel gewinnen will , der muh auch wacker Schulden haben , so z . B . wie der Kanton Freiburg . Diefer profitirt bei der beabsichtigten Konversion der Staatsschuld die Bagatelle von Fr . 2 , 500 , 000 . Der frciburgische Steuerzahler hat aber nichts davon , obgleich ihm schon lange Steuererleichterungen in Aussicht gestellt worden stnd . Die ganze Summe wird dem Fond zur Gründung der lange angestrebten katholischen Universität zugewiesen . Für das Jahr 1888 werden , wie bisher , die Liegenschaften für 1000 Fr . mit Fr . 2 . 30 , bie Kapitalien mit Fr . 2 . 50 Steuer belastet . Die Einkommensteuer wird 3 l / 4 <>/ o und bie Handels- und Gewerbesteuer 3 l / 2 »/ o betragen . Daß hier keine „ Steuerflucht beobachtet wird !

St . Hallen . Letzten Donnerstag ist der berühmte Musiker Greith , Kapellmeister an der Liebfrauenkirche in München , an einem Gehirnleiden gestorben . Greith war Neffi des sei . Bifchof Greith und ein fehr verdienter Kirchenmufiler . Eln feltenes Zusammentreffm , fagt dle „ Ostfchweiz : „ Fast zur gleichen Stunde , da feine Werke von St . Gallen aus den Weg nach Nom zur vatikanischen Ausstellung nahmen , trat ihr Schöpfer den noch viel weitern ins Jenseits an .

— Als des Mordes an Gaftwirth Saluz in St . Gallen verdächtig wurde ein gewisser Debrunner aus dem Thurgau , der unter Hinterlassung seines Koffers und seiner Schriften und ohne Kündung in jener Unglücksnacht leinen Dienst in St . Gallen verließ , verhaftet . Der Mann wurde durch die Zürcher Polizei in Zürich aufgegriffen und stellte sich sehr erstaunt , konnte aber nicht umhin , die verfängliche Frage zu stellen , ob er vielleicht wegen der Saluz Affäre verhaftet werde . A « ga « . Auch die aargauifche Regierung hat eine Verordnung über den Schnavsvertauf erlassen . Darin hat sie bestimmt , daß auf je 300 Einwohner einem Kleinoertäufer und in Gemeinden von über 1000 Seelen auf je 500 Einwohner einem solchen das Verkaufspatent ertheilt werden soll . Außerdem sind sämmtliche palentirte Wirlhe zum Ausschank berechtigt . Die Steuer richtet sich nach ber Gröhe des vom Staate ohnehin kontrollirte « Umsatzes und zwar beträgt dieselbe für 1 Hektoliter Fr . 10 , für 4—5 Hektoliter Fr . 90 , für den Umsatz von 10

ihre Mußestunden mit Malerei , eine Kunst , in dcr sie mehr als Dilettantin ist . Maude setzte sich auf die kalten Steinstufen und erwartet sie ; einige Augenblicke spater erschien bie Dame mit einen , Lächeln auf ihrem traurigen Gesichte . Die Zuneigung zwischen Lehrerin und Schülerin ist tief und gegenseitig . Mrs . Kent hat niemals viel Verdruß mit dem sonderbaren , eigenwilligen Kinde gehabt ; sie versteht ihren Zögling . „ Es ist zu schön , u » , drinnen zu bleiben , liebe MrZ . Kent , nnd noch nicht zu spät für einen kleinen Spaziergang , rief Maude . „ Wie gut Ihnen der spanische Spitzenschleier steht ! — Und wie sich das Mondlicht in Ihren schönen Augen spiegelt ! „ Das scheint Deiner poetischen Einbildung „ ur so , mein Kind . „ Nein , nein , Sie sehen ganz wie eine Spanierin aus mit Ihrer dunklen Gesichtsfarbe , den dunklen Haaren und Augenbraue » und den blauen Augen . Ach , ich liebe blaue Augen !

S , e schritten langsam den Fahrweg , über den die riesigen Bäume ihre langen Schatten warfen , entlang und erreichten das Einganqsthor .

Graubünden

Atzungswesen . ( Einges . ) Gegenwärtig kann sich eine Gemeinde burch nichts besser berühmt machen , als wenn sie irgend einen Befchluß mit Bezug quf die Atzung faßt . Sofort bemächtigen fich dte Zeitungsreporter der Neuigkeit und loben oder tcktisiren um die Wette , ohne fich die Mühe zu geben , die vorhandenen Verhältnisse zu unterfuchen und die Gründe zu diefen oder jenen Beschlüssen näher zu prüfen . Die Aufhebung der Atzung , damit sind auch wir einverstanden , ist für den Gutsbesitzer von großem Vortheil , sie ermöglicht , einen gröhern Nutzen vom Grundstücke zu erzielen und zwar , das ist ebenfo unbestreitbar , auf Kosten der Atzungsberechtigten . Da , wo Eigenthümer und Atzungsberechtigte in einer Person zusammentreffen ,

gleichen sich Nachtheil und Vortheil aus . In den unzähligen Fallen , wo dies nicht der Fall ist , ifi eS gerecht , daß für die Ablösung des Servituts ein billiges Entgelt dem nutzungsberechtigten Gemein » wefen geleistet werde . Wo letzteres gefchehen ist oder geschieht , ist die Aufhebung der Atzung möglich und leicht zu erzielen . Ein bloses Verzichten auf das Weidrecht oder ein Preisgeben desselben gegen zu niederes Entgelt ist eine Ungerechtigkeit . Aus letzter « Gründen macht sich eben eine heftige Opposition gegen bie Aufhebung der Atzung geltend . Suche man dahin zu wirken , dah das Servitut zum richtigen Werthe abgelöst und der Ertrag zum Nutzen des Allgemeinen , nicht direkt zur Steuererleichterung für bie Güterbesitzer , verwendet wird , und die Opposition verfchwindet in kurzer Zeit .

Hlstorifches . Im Historischen Verein St . Gallen referirte Dr . Wartmann über die Walser Kolonie in Bünden und Vorarlberg . Aus dessen Ausführungen ist zu entnehmen , daß die deutfch sprechenden Siedler in den oberitalienifchen Nlpenlhälern ( ihre Zahl ist ca . 8000 ) aus dem Oberwallis dahin gekommen sind . Dies erklärt sich wohl auch daraus , bah der Verkehr über die Walliser Pässe nach diefen Gegenden früher größer und leichter war als jetzt . Der Urfprung der Walfer in Bünden : im Rheinthal , im Walser- unb Kalfeuserthal , am Walseiberg zwischen Azmoos unb Wartau , und im Vorarlberg : in Montafun , Pagnau und um Flims herum ist fchwerer zu erklären . Indessen stehen auch ste den Oberwallisern nahe und find , wenn nicht von dorther direkt eingewandert , fo doch sicher einem verwandten Stamm enlfprossen .

Bündner in anderen Kantonen . Zum Rektor der lantonalen Lehranstalt in Sarnen wurde an Stelle des zum Abt von Muri-Gries gewählten Rektor Grüniger Hr . Superior P . Carl Prevost aus Münster gewählt . Derselbe wirkte in den letztverflossenen Jahren an dieser Anstalt als Präfekt .

Chur

Das Abkommniß mit Churwalden . Während gestern im Stadtrath die Mittheilung erfolgte , dah das Abkommniß mit Churwalden unterschrieben und besiegelt Hieher gelangt sei , berichtet ein Churwaldener Einsender im heuligen „ Tagblatt , daß die Gemeinde nie Anlaß gehabt habe , fragliches Einoerftändniß anzunehmen oder zu verwerfen . Letzteres fei blos das Werk einzelner zwingherrfchaftlicher Rathsherren und Dorfmagnaten gewesen ,

„ Gehen wir nach der Richtung , bat Maude . „ Nissen Sie , wo Mama heute Abend ist ? Bei Mrs . Lood , auf einer Soiree zu Ehren dieser gefeierten Fremden ; habe ich Ihnen „ och nichts von diesen erz ählt ? „ Ich glaube nicht . ? „ Sic kommen von Ostindien ; er ist müglichcrwcise ein reicher Kaufmann , und die schöne junge Dame ist seine Nichte . Auch cr ist eiu schöner Mann . Die Leute sind ganz vernarrt i » sie ; Mama wird heute ihre Bekanntschaft machen und wcnn sie ihr gefallen , sic „ ach Ellerbu einladen . Ich sah sie Dienstag , als ich mit Mama ausfuhr ; sic sind entzückend . Abcr ich möchte sic so gern heute Abend sehen , was sic tragen und wie sic sich bmehmcn — Sie nicht auch , Mrs . Kent ? Diese lächelte . „ Wir können uus doch nicht vor die Thür hinstellen , um sie cin- und aussteigen zu sehen , oder uns in den Garten einschleiche ,, und durch die Fenster gucken ? „ Ach nein ! — aber ich möchte es so gern ! „ Bezwinge Deine Neugierde , bis Du in schicklicher Weise ihre Bekanntschaft machen kannst . Wie heißt denn dieser Mann ? ,, Florio Bellize ,

„ Velllze ! rief die Gouvernante , stehen bleibend und heftig Maude s Arm ergreifend , so daß diese erschreckt zu dem bleichen Gesichte aufblickte , dessen Aufr gung das helle Mondlicht verrieth . „ Mrs . Kcnt , kennen Sic sie ? „ Ick , ? — Wie könnte ich sic kennen ? — Ich habe plötzlich solches Herzklopfen bekommen ; Du wirst einen Augenblick wartcn müssen , bis ich frei athmen kann . » 2 , c sah wirklich aus , als habe sie heftige Schmerzen . Maude streichelte ihr z ärtlich die Hand und wunderie sich , daß dieselbe so kalt sei . Doch bald war der Krampf vorüber , und sie „ ahmen ihren Spaziergang wieder auf . Der Zufall wollte es , daß sie sich gerade in dcm Augenblicke der Villa näherten , als dcr Wagen der Belli ze vorfuhr . Der Vollmond und die Lampen an , Thore schienen in das offene Fuhrwerk » Maude fühlte auf s neue ihre Hand ergriffen und krampfhaft gedrückt , doch sie war selbst so in Anspruch genomme » , daß sie cs kaum merktc . Da war die reizende juuge Dame , ganz in eine duftige blaue Wolke gehüllt , mit dem „ Kaiser der Blumeninseln , wie sic ihn nannte ; und auf de » , Vordersitz dcr junge Herr , welcher die schönen Fremden stets begleitete .

die keine diesfallsige Kompetenz gehabt hätten . Es sei auch nicht richtig , was in den Blättern berichtet wurde , daß der Vorstand von Churwalden die Hälfte der Gerichtskosten persönlich übernommen habe ; bie Gemeinde habe das nie beschloffen und angenommen , müßte im Gegentheil solch Anerbieten , wenn es ernst gemeint wäre , zurückweisen . Die allgemeine Stimmung gehe in Churwalden dahin , daß Chur das WasserproM nie ausführen und feine 12 , 000 Fr . behalten möge . Steht die „ unterfchriebene und besiegelte Abmachung auf fo schwachen Füßen ? Dann lasse man sie lieber fahren und bringe die Sache zum gerichtlichen Austrug . Andreasmartt . Derselbe ist auf die Tage vom 12 . bis 19 . Dez . angefetzt worden . Evangelifche Gemeinde . Morgen ( Sonntag ) hat diefe Gemeinde ihren Vorstand für eine neue zweijährige Nmlsdauer zu wählen . Bürgerverfammlung . Die Abstimmung über die drei gestern mitgetheilten Rekapitulationspunkte findet am 27 . d . M . statt . Gleichzeitig wird auch über die bürgerliche Verwaltung der Jahre 1884 und 1885 Rechnung abgelegt .

Ornithologifches . § In der neulichen Sitzung des ornithol . Vereins hielt Hr . Oberst H . v . Salis einen fehr interessanten Vortrag über die Vogelwelt Graubündens mit Berücksichtigung von Chur und Umgebung hinsichtlich Verminderung unb Vermehrung einzelner Arten . Der Lämmergeier , der in den 20 er unb 30 er Jahren noch oft vorkam und nunmehr als ausgerottet anzusehen ist , hat wohl aus Mangel an Jagdbeute , burch die Abnahme der kleinen Vögel , wegen feiner geringen Flugfähigkeit und befonders wegen der starken Verfolgung mit den Verbesserten Feuergewehren sich nicht mehr erhalten und vermehren können . Auch der Umstand , baß er jährlich nur ein Ei legt und dieses häufig durch die Frühjahrsfröste verdorben wurde , mag sein Aussterben beschleunigt haben . Der Steinadler , dieser viel gewandtere , kräftigere und muthigere Räuber dagegen hat sich noch in ziemlicher Anzahl erhalten . Die Abnahme des nützlichen Mäusebussards ist dadurch herbeigeführt wor . den , daß er oft für den Habicht gehalten und er , barmungslos verfolgt und niedergeschossen wurde . Die Schneehühner , Pernisen , Birl- und Haselhühner , bie Zierde unserer Vorberge , leiden während der Brutzeit von den Frösten und werden durch das immer zahlreicher auftretende Wild , namemlich die Füchfe , dezimirt .

Von den lleinen Vögeln haben die nützlichen Spechtarten und Meifen in Folge des starken Aushauens ganz alter winddürrer und morscher Bäume , an welchen sie ihre besten Nähr- und Brutstellen hatten , abgenommen . Die Amseln , Singdrosseln , Schwarzlöpfe und Rothlehlchen 2 c . haben durch Ausreutung der Hecken gelitten . Schwarzlöpfe und Amfeln treten in der Nähe Churs immer zahlreicher auf . Befonders feit die Fütterung an verschiedenen Orten erfolgt , haben sich die Singvögel hier starl vermehrt . Die Vermehrung der Schwalben leidet unier dem Umstände , daß sie an den Neubauten nur schwer ihre Nester anbringen können . Der Storch ist fast ganz verschwunden . Das Trockenlegen der Churer Au und des Zizerser Riedes hat dies herbeigeführt ; dagegen haben sich sämmtliche Finlenarten vermehrt . Es wurde sodann noch des grausamen Hinwegfangens und Hinmordens ber lleinen Viwl durch

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