Bündner Nachrichten, 19. November 1887 — Ghur [ARTICLE]

Ghur

Großer Stadtrath . * Dem Großen Stadtrath wurde heute zunächst der Bericht der Obst- und Weinbaukommifston über die ftiidlifche Belheiligung an der fchweiz . landwnthfchaftlichen Ausstellung in Neuenburg vorgelegt . Der Kleine Stadtrath hat der Kommiffion ihre umsichlige und erfolgreiche Thätigkeit bereits verdankt und die erweiterte Behörde nimmt mit Befriedigung von dem interessanten Bericht , welcher für die Presse zur Einsicht und Benutzung aufgelegt werden foll . Alt . An die Kosten der Ausstellung bewilligte die Regierung einen Beitrag von 200 Fr ., fo daß die Stadt nur noch 316 Fr . zu tragen hat . Die übrige Zeit der Sitzung wurde der Berathung des Antrags 26 der Evallommiffion gewidmet . Derfelbe will aus den jetzigen Aktuarialen der Vor

mundfchaftsbehörde , des Bürgerrathes und der bürgerlichen Armenkommiffion und dem ftiidtifchen Nrchivariat eine einzige Stelle fchaffen , fo eine Art bürgerlicher Stadtfchreiber , dem auch die Befolgung des städlifchen Archivs zustände . Muthmaßliche Erfparniß 1000 Fr . Im Stadtrath hielt man diefe Kumulation unthunlich und da dazu auch die Einwilligung des Bürgerrathes und der Vormundfchaftsbehörde nöthig wäre , aussichtslos . Zudem wurde aus der Nothwendigkeit , das städtische Archiv einmal gründlich in Stand zu stellen , gefolgert , daß dafür eine eigene tüchtige Kraft absolut erforderlich fei . Es erfolgte Ablehnung des Antrags . Dle Archivarstelle foll ausgefchrieben werden mit einer Befoldung von 2000 bis 2500 Fr . Bisher wurde sie mit 1800 bis 2200 Fr . bezahlt . AuS der „ Ersparniß ward somit unversehens eine „ Mehrausgabe .

Bürgerliches . Der Nürgerrath hat an die Bürgerschaft soeben ein Ausschreiben erlassen , in welchem die Ertheilung bes Bürgerrechtes an die Familien C . Kuoni von Jelzins und Cottinelli von Grossotto um die Summe von Fr . 1900 ( Kuoni ) unb 1275 ( Cottinelli ) beantragt wird . Ein dritter Punkt betrifft dle Bewilligung zum Verkauf einer Bodenparzelle oon ca . 1000 Quadratmeter an der Arofergrenze um ben Preis von Fr . 3000 , unter ber Bedingung , daß der Erlös für die Arofaftraß « oder welter für Zufahrlswege in dieselbe verwenvet werden soll . Eisenbahnverbindung . ( : ) Da die Bestrebungen um bessere Zugsverbindunnen zwischen St . Gallen , dem Rheinthal und dem Oberland erfolglos geblieben , rufen hervorragende gemeinnützige Männer aus Allstätten , Grabs und Buchs auf Sonntag , den 27 . ds .. Mittags , eine Volts verfammlung nach Altfititien zur Befprechung diefer Angelegenheit ein . Wie wäre es , wenn Chur sich dabei ebenfalls vertreten ließe , jene Bestrebungen unterstützen und auch für sich das Gleiche zu erreichen suchen würde . Gasbeleuchtung . ( Eingesandt , ) Eine Einsendung in Nr . 268 dieses Blattes über Gasbeleuch

tung m Chur veranlaßt uns zu folgenden Bemerkungen . 1 . Das Gas in hiesiger Stadt ift in Bezug auf Qualität demjenigen von Zürich , Bern , Bafel n . ebenbürtig , was wir jederzeit auf Verlargen zu beweifen im Stande sind . H . WaS die Preise des hiesigen Gases anbelangt , so gehören dieselben zu den billigsten in der ganzen Schweiz , einzig Zürich , Basel und Luzern ausgenommen . 3 . Der betreffende Einsender wolle sich Folgendes merken : Es ist reiner Unverstand , die Gasfabtil für die mangelhafte Straßenbeleuchtung verantwortlich machen zu wollen . Die Stadtbehörde bl stimmt täglich , welche Straßenlaternen angezündtt werden sollen , und da aus Gründen der Sparsamkeit bie Beleuchtung im Ganzen um V ^ verringert worden ist , so ist die Folge davon eine außerordentlich dürftige Straßenbeleuchtung , an welcher die Gasfabril nicht die geringste Schuld trägt . Für die übrigen , theils einfältigen , theils gehiissigen Auslassungen des Einsenders haben wir leine Antwort .

Verwaltung der Gasfabiil Chur , den 17 . November 1887 .