Bündner Nachrichten, 9 novembre 1887 IIIF issue linkGranbünden [ARTICLE]

Granbünden

Zürich . Der gestern gemeldete Gemeindebejchluß punkto Erweiterung des Limmalquai zieht eine Kostenfolge uon 400 , 000 Fr ., derjenige betr . die Frauenbäder eine folche von Fr . 155 , 000 ^ nach sich . Ilri . Das „ Urner Wochenbl . erwähnt der niedern Fleifchpreise in Ölten und rechnet aus , daß es den Altdorfern lonveniren würde , ihren Bedarf in Ölten zu decken , indem mit Hinzurechnung des Poflportos das Fleisch von Ölten immer noch 10 Cts . billiger zu stehen komme , als in Altdorf . Am Ende inszeniicn die Urner noch ein regelrechtes Bon cott gegen die Metzger . Solothurn . Das politische Leben in diefem Kanton fängt nachgerade an ungemülhlich zu werden und es sind bereits Anzeichen vorhanden , baß es angesichts dec maßlosen Agitation der beiden fast gleich starken Parteien bei den am 20 . ds . stattfindenden Wahlen zu argen Auftritten kommen könnte . Die Sprache der Presse beider Parteien ist schon lange mehr als kräftig , sie ist bereits ins Kurz darauf erschien er abermals und sagte ! » „ Dlls Schiff hat cin großes Leck , und » vir haben zu wenig Lcute zum Pumpen . Wenn cs schlimmer wird , werde ich Euch holen kommen , um die Boote zu besteigen . Nehmt Euch warme Tücher um . „ Mein Kind ! Mein armes , kleines Kind ! Archie wird seine kleine Tochter niemllls sehen ! stöhnte Bertha verzweifelt .

„ Stehen Sie auf , setzen Sie sich auf den Tisch , dcr Boden ist naß , rief Martha . Bald stand in der Kajüte das Waffer mehrere Zoll hoch ; alles schwamm umher . Bertha reichte Martha ihr Kind , llls eine Bewegung des Schiftes ihren Kopf gegen einen Pfosten schleuderte u » id sic bewußtlos über den Tisch siel . In diesen » Augenblick kam Illck , bei jedem Schritte wankend und sich ^ an allem , was er nur erfassen konnte , festhaltend , wieder zu ihnen . „ Wir muffen in die Boote , rief er heiser . „ Ich glaube zwar kaum , daß sie fünf Minuten aushalten bei fo hoher See , doch es ist unfere einzige Hoffnung . Kommt ! Es ist jetzt keine Zeit zu verlieren ! O mein Gott , welche Nacht ! , „ Nehmen Sie dic sunge Fran in Ihre Obhut ,

Kan tons ger icht . ** In Folge Rückschiebung des auf den 7 . diefes angesetzten Kliminalfalles versammelte sich das Kantonsgericht erst heute , den 8 „ und begann feine ordentliche Herbftsitzung mlt einer Appellation aus dem Bezirk Glenner in Sachen der Frau Bundesstatth . A . Demont in Laax gegen Hrn . Reg .-Rath Casura . Der im Jahre 1868 in Laax verstorbene Bundesftatlhalter Ioach . Demont hat aus erster Ehe eine Tochter , die gegenwärtige Frau Reg .-Rath Casura , hinterlassen , in zweiter Ehe war er mit der heutigen Klägerin , Frau Ursula geb . Henni , verehelicht , aus welcher Ehe zwei Töchter hervorgingen . Bei unvollständiger Inventarisirung des jeweilen in die Ehe gebrachten Vermögens und theilweise in Folge testamentarischer und anderer Verfügungen des Hrn . sagte Martha ; „ sie ist verletzt . Ich will , so viel ich kann , für unsern kleinen Engel sorgen . Sie war muthig und ruhig ; sie hatte schon einen Schiffbruch durchgemacht und war damals gerettet worden , — warum nicht dieses Mal auch . Sie küßte dic kleine Rosa , als sie dieselbe in ein Tuch einwickelte uud eilte , den Kapitän zu erreichen , welcher die Dame » nit einem Anne hielt , während er sich mühsam den Weg aus der Kajüte erkämpfte .

Das Pfeifen des Windes war schrecklich ; ohne sich festzuhalten , konnte Niemand auch nur einen Augenblick stehen . Martha erreichte den Mittelmast und fchlang einen Arm nm diesen ; sie sah , wie ber Kapitän Mrs . Ellerby in ein Boot hinabließ und dann nachsprang ; sie hörte einen Schrei , daß das Boot sinke , dann kam wieder eine große Sturzwelle . Sie hörte krachende Töne , drückte das Kind fest an ihre Brust und ging unter — unter — das Schiff sank — ein großer Wasscrwirbel — und Alles war vorüber ! Der Morgen graute über dem tobenden Wasser , als das unglückliche Schiff unterging . » . Kapitel . Florio Belli ze war ziemlich zeitig am Morgen des

Bundesstatth . Demont entstunden nach seinem Ableben zwischen der Wittwe und den Kindern erster und zweiter Ehe Differenzen in Bezug auf die Vermögensausscheidung und Erbtheilung . Im Jahre 1871 einigten stch die Parteien , ihre Differenzen durch ein Schiedsgericht entfchelden zu lassen , allein dieses kam nicht zu Stande und so gelangte der Anstand bereits 1874 vor Vermittlung resp . an den ordentlichen Richter . Inzwischen wurden wieder gütliche Versuche gemacht , die viel Zeit in Anspruch nahmen , ohne zum Ziele zu führen . Nur zwischen den mittlerweile majorenn gewordenen Kindern zweiter Ehe und der Mutter kam es zu einer Einigung und blieb hingegen der Prozeß mit Cafura anhängig . Nach Verlauf von 13 Jahren endlich gelangte derselbe am I . März l . I . vor elfter Instanz in Ilanz zur Aburtheilung . Der Fall ist sehr komplizirt und weitschichtig . Für den Leser kann es kaum von Interesse sein , in das Detail dieser Rechnungsdisserenzen einzutreten . Die Klägerin drang vor erster Instanz mit einem Theil ihrer Klage durch , der Beklagte hingegen war mit seiner Widerklage weniger glückli ch und mußte daher von den Fr . 1300 übersteigenden Gerichtskoften der ersten Instanz »/» , gegenüber 2 / 5 , die der Klägerin zufielen , übernehmen . Die außergerichtlichen Kosten wurden lompensirt .

Gegen dieses Unheil appellirte der Beklagte , Casum . Die Klägerin ift dur ch Advokat Brügger , der Beklagte durch Ndootat Hold vertreten . Das Gericht ift komponirt auS den HH . Raschein , Bezzola , Bühler , Petetelli . Könz , Albertini , Nett , Schmid und Walser , Letzterer für Toggenburg , der im Ausstand lst . Gebirgsrasse . ( . - .-Korr . ) Dem wissenschaft-lich-gebildeten Korrespondenten in Nr . 261 des „ Fr . Rh . ( Artikel „ Gebirgsrasse ) möchte der einer „ unedlen Sprache bezichtigte Korrespondent der „ B , N . vorerst bemerken , daß nach einem Sprichwort man vor der eigenen Thüre lehren soll . Wmn Ihr Korrespondent auch nur ein einfacher Bürger ist und Nch mit dem ihm unbekannten Gegner in wissenschaftlicher Beziehung , namentlich im Fache del Zoologie , natürlich gar nicht zu messen vermag , fo Hit er doch fo viel don ssn » , nicht gleich heftig zu werden und sich verletzender Phrasen zu bedienen .

Vorerst die Erklärung , daß Ihr Korrespondent mit der vom „ Rhätier -Korresponoenten angezogenen Abhandlung im „ Volksw . Bl . nichts zu thun hatte . Es gibt in Graubünden eben noch Viele , die nicht alle wissenschaftlichen Erörterungen über Gebirgs » viehiasse gutheißen und die Reinheit derfelben nlcht anerkennen lönnen , da es doch Thatsache ist , daß unser Vieh stetSsort mit solchem aus andern Gegenden vermischt wurde . Ihr Koiiesponbent wollte daher ausführen , daß es angemessen wäre , einzig zwischen „ gealptem und „ gestalltem Vieh einen Unterfchied zu machen und elfteres bei größern Ausstellungen in eine besondere Ablheilung zu vlaziren . Seine Ansicht wild man doch wohl aussprechen dürfen ! Ich habe indessen nicht Zeit , jedes Wort auf die Wage zu legen , wie gewisse Leute es konvenirendenfalls thun ; es mag daher die bezügl . Ausdrucksweife nicht ganz torielt gewefen sein . Immerhin wußte der Leser , was damit gemeint war , und weiß auch ein Jeder , daß man die Kälber , welche vom Unterland bezogen werden , zu Rindern auswachsen lassen muß , ehe man sie zur Kreuzung mit dem „ Gebirgivieh verwenden kann . Dazu bedarf eS

26 . Inni aufgewacht ; eigentlich war sein Lager in den letzten drei Nächten nichts weniger als bequem gewesen , denn das gute Schiff „ Ho-ang-ho war von « günstigen Winden jämmerlich herumgeschleudert worden , doch war ihm kein ernstlicher Schaden geschehen . „ Das Schlimmste ist vorüber , Belli ze ; gegen Mittag werden wir uns nicht mehr denken können , was wir alles durchgemacht haben , sagte der Kapitän , als Florio auf dem Deck erschien . „ Der Wind legt stch schon und — sehen Sie , wie die Sonne sich durch die Wolken kämpft . „ Gott sei Dank ! Ich gab uns mehr als einmal verloren , Kapitän . Und weit davon waren wir wohl nicht entfernt ? „ Das kann fchon fein . Ich habe noch niemals einen Wimmern Sturm erlebt , und ich muß sagen , ich bi » , jetzt noch mehr in mein Schiff verliebt , als früher . Es ist wie eine Ente . — Großer Gott was ist das ? Er blickte scharf aus . „ Ich glaube Stücke eines Wracks zu sehen , meinte ßlorio .

Rohe , ia sogar inS Gemeine übergegangen und man wirft sich gegenseitig Insulten und Uebernamen aller Art an den Kopf . Masel . Der Grohe Rath hat neulich 43 Bürger und Bürgerinnen , worunter 24 Verheirathete mit 79 Kindern ins Siadtbürgerrecht aufgenommen . Die bürgerliche Stadtbevölkerung erhält dadurch einen Zuwachs von 146 Seelen . Unter den 43 Aufgenommen sind 28 deutsche Reichibürger , 2 Franzosen und 13 Schweizerbürger . — Der Große Rath hat Dr . Göttisheim sür eine neue Amtsbauer mit 51 Stimmen als Ständerath bestätigt . Der konservative Gegenkandidat Dr . Karl Burckhardt-Burckhardt erhielt 33 Stimmen . Appenzell Z .-Ky . Ein Appenzeller LandwehrInsanterist wußte sich eine lange Reihe von Jahren , in und außer diesem Kanton sich unstät aufhaltend , dem Dienste zu entziehen und hatte auch feine ganze Ausrüstung , sowie fein Gewehr vollständig zu Grunde gelichtet . Hiefür bekam er neunundfünfzig Tage Arrest , wurde als Soldat oom Waffenchef der Infanterie ausgefchlossen und hatte 122 Fr . Kosten , Militärsteuern : c . zu bezahlen . Aargau . H > Der Krankenanstalt Aarau ist ein erstes Legat von Fr . 1500 zugefallen .

Es wird planirt , die ehemalige Klosterkirche in Königsselden , die von der Königin Agnes erbaut wurde und noch veihältnißmäßig gut erhalten ist , zu restauriren und als schweizerisches Nationalmuseum für römische Alterthümer zu verwenden . Die Kosten für die Restauration werden auf 100 , 000 Fr . geschätzt . — In Spreitenbach ( Bezirk Baden ) ist die Baumwollspinnerei niedergebrannt . Das Gebäude und das Mobiliar waren zu 800 , 000 Fr . versichert ; 250 Arbeiter stnd brodlos . Die Brandurfache ist noch unermittelt . Fesstn . In Muralto bei Locarno kam ein Schuster auf die tolle Idee , das Ende des St . Lorenz nachzuahmen , um sicher ins Paradies zu gehen . Er goß Petroleum auf seinen langen Bart und auf die Kleider und zündete dann sich selbft an . Es scheint aber , baß ihm der Märtyrergeist des St . Laurentius fehlte , da er beim Brennen entsetzlich schrie . Seine Verwandten liefen zu ihm und konnten das Feuer löschen , aber ^ es war zu spät . Der arme Imitator 8 lmoti I ^ ui-Lntii erlag seinen Wunden .

Genf . Eine sehr zahlreiche Voruerfammlung des radikal-liberalen Komite s bezeichnete an Stelle der zurücktretenden Slaatsräthe Persard und Violey Roy Fleutet und Klein als Kandidaten sür den Staatsrath .

keiner gelehrten Abhandlungen ; Wortklaubereien und Spötteleien dürften ebenfalls unterlassen werden , mit folchen ist der Sache fchon gar nicht gedient . Dies hoffentlich meine letzte Neußerung über diefes abgedrofchene und doch nicht aufgeklärte Kapitel ; denn ich wünfche keine Zeitungsfehdm . Raufchbrand . Nach der „ schweiz . landwirthe schaftllchen Zeitfchrift sind in Granbünden im Jahre 1886 6031 Iungrinder geimpft und während des Sommers davon 40 Stück oder 0 , 66 o / o ( 2 / 30 / 0 ) an Rauschbrand verendet . Auf den gleichen Weiden weideten 7111 Slück ungeimpstes Jungvieh . Von diesen sind 111 Stück odcr 1 , 56 0 / 0 gefallen . Alte Münzen . Bei einer Versteigerung alter Münzen in Frankfurt wurden für ein Siebendukatenstück vom Bisthum Chur von 1613 465 Mark bezahlt ; für eine gleich ? Goldmünze oon Thomas I ,. Herrn von Haldenstein , 760 Mark ; für einen Dukaten von Freiburg von 1599 580 Marl : c .

Küblis . ( Eingef . ) f Letzten Freitag Molgens früh verschied nach kurzer Krankheit im Alter von 72 ^/ 2 Jahren , infolge einer akuten Lungenentzündung , der auch in weiteren Kreisen bekannte und um seines gerechten Sinnes und seines biederen Wesens willen sehr beliebte Hr . Peter Clavadetscher , Wirth in hier . Er wurde heute ( Sonntags ) unter sehr großem Trauergeleite zu seiner letzten Ruhestätte gebracht . In der hiesigen engeren Gesellschaft wird man den aufgeräumten , lebhaften alten Herrn vermissen ; ei luhe im Frieden , der gute alte Freund ! Typographie . Die Sektion Chur des schweiz . Typographenbundes umfaßt die Druckorte Chur , Davos , Difenlis , Flums , Maloja , Mels , Ragaz , Samaden , St . Moritz , Thusis und Wallenstadt mlt zusammen 37 Mitgliedern . ( Der schweiz . Typographenbund zählt dermalen 1050 Mitglieder . )

ßyur . ( Korr . ) Eine den vielen Arbeitern in der hiesigen Reparaturwerkstatt ! : sehr willkommene Arbeit wird von den Vereinigten Schweizer Bahnen ausgeführt . Sie lassen nämlich den Boden des großen Werlstattraumes neu el stellen und zwar nach einem neuen , versuchsweise in Zürich auch für öffentliche Fahrstraßen angewandten Verfahren , das darin besteht , die Fläche mit Holzklötzen zu besetzen . Nls Material werben schadhafte , aber noch gefunde alte Schwellen verwendet . Diese werden zu cin Fuß langen Klötzen zersägt , letztere darauf mittelst einer Flüssigkeit imprägnirt , welche das Holz vor Fäulniß und Annahme der Feuchtigkeit schützt . Das Legen dieses Holzpflasters erfolgt in gleicher Weife wie beim Steinpflaster und die Klötze kommen dabei senkrecht zu stehen . Zu dieser Arbeit sind mehrere Tausend Schwellen nöthig . Ferner haben in der gleichen Werkstälte die Arbeiten zur Erstellung einer weitläufigen Dampfheizung begonnen , nachdem in einzelnen Ablheilungen , wie in der Malerwerlftätte , eine folche fchon im Betriebe ist . Ueberhaupt ist feit einigen Jahren für Erweiterungen der Räumlichkeiten und zweckmäßige Einrichtung derselben viel geleistet worden . Das ganze Effekt macht auch von außen einen gefälliger « Eindruck , als die früher » budenartigen Schuppen .

Beim Begehen des Bahnhofes stnd uns auch zwei in Chur früher nicht beobachtete Arten von Wagen aufgefallen . Der eine derfelben ist ein neuer Postwagen , in sehr praktischer und gefälliger Form konftruirt . Er ist geräumiger als die frühern und in mehrere Abtheilungen getheilt ; auf der einen Langseite läuft eine nett eingefriedete Veranda und bildet so eine Art Vorplatz für das kleine wandernde Wohnhaus . Die eidg . Post verdient viel Geld und es ift billig und löblich , daß sie den geplagten A « gestellten der Fahrpost ihre anstrengende Arbeit durch Einführung prallifchcr Neuerungen erleichtert . Ganz eigenartige Wagen sind die neuen PetroleumWagen . Bisher wurde das Steinöl von Rußland und Amerika her in dcn bekannten grünblauen Fässern transporlirt und biese mußten von Land zu Land von einem Wagen auf den andern umgeladen werden . Nun wird je eine Wagenladung , also circa 200 Zentner , in einen einzigen Behälter gefaßt und auf eigens hiezu lonftruirten Wagen bis an die Bestimmungsstation geführt . Den Seeweg machen diefe Ladungen bekanntlich sammt den Wagen auf sog . TraMschiffen . Nm Ziele angelangt , wird das Petroleum in ähnlicher Weife „ abgezapft und in kleinere Fässer gebracht , wie der Wein . Man will behaupten , daß trotz der Feuer-Gefährlichkeit des Petroleums dabei weit weniger „ Brände vorkommen , als beim Wein-Ab z iehen .

— Ertrag der Kirchenkollekte zu Gunsten der Silfer : St . Martin Fr . 326 . 67 , St . Regula Fr . 102 . 37 , Hoflirche Fr . 58 . 80 , Masans Fr . 17 . 41 , Stadtkassa Fr . 5 . Total Fr . 510 . 25 .

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