Tie Krankenverstcherungsfrage in Baselstadt .
-s- Nächsten Samstag und Sonntag erfolgt in Bafel die Volksabstimmung über ein G esetz betreffend obligatorische Krankenversicherung der Arbeiter . Ie nach dem Ausfall werden Bestrebungen , bie in Basel schon seit 20 Jahren Volk und Behörden beschäftigen , ihren vorläufigen Abfchluß sinden oder noch länger eine offene Frage bleiben . Ein orientirendes Wort dürfte daher auch den Lesern der „ Nachr . nicht unwillkommen sein . Das Gesetz , worüber Abstimmung erfolgt , ftatuirt das Obligatorium der Krankenversicherung nur in beschränkter Weise . Es sollen ihm unterstellt weiden die Fabrikarbeiter und sämmtliche Handarbeiter des Gewerbes , des Handels und des Handwerks . Ver » llntwortlich für die Versicherung sind die Inhaber ber betreffenden Gewerbe , Fabriken und Geschäfte . Die Versicherung hat bei einer der in Bafel bestehenden Krankenkassen zu geschehen , sosern solche
im Fall ber Erkrankung auf die Dauer von 90 Tagen entweder einen Geldbeitrag von wenigstens 1 Fr . 20 für jeden Krantentag , oder unentgeltliche Konsultation , ärztliche Hülfeleistung , unentgeltliche Arznei , eventuell unentgeltliche Spital « ervflegung leistet . Die Krankenkassen , welche diefen Bedingungen sich unterziehen , stehen unter staatlicher Kontrolle . Die Gefchäftsinhaber zahlen an die Versicherungsbeiträge ihrer Arbeiter einen Drittel der Iahresvrämie , im Maximum 4 Fr . Die Regierung kann zur Erleichterung der Fllmilienoerficherung Krankenkassen finanziell unterstützen ; die staatlichen Beiträge , welche bis auf Fr . 30 , 000 ansteigen können , müssen zur Reduktion der Versicherungsprämien verwendet weiden . Wenn die bestehenden freiwilligen Kassen dem Bedürfniß nicht genügen , so kann ber Regierungsrath eine allgemeine Versicherungskllsse gründen , welche auch nicht-ver-sicherungspflichtigen Perfonen zugänglich fein soll .
Gegenüber früher « Projekten ist die Vorlage sehr mager . Eine Großrathskommiffion , an deren Spitze der inzwifchen verstorbene Hr . Wackernagel , Redaktor der „ Basler Nachrichten , stand , poftulirte 1882 die Ausdehnung der Zwangsoeisicherung auf alle Einwohner des Kantons . Obwohl dies als zu weit gehend damals abgelehnt wurde , steht doch der heutige Entwurf auch hinter dem zurück , was bei der Ablehnung des allgemeinen Obligatoriums immerhin als unerläßli ch betrachtet wurde . Der Große Rath