Bündner Nachrichten, 11 August 1887 IIIF issue link — Page 2

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Wir wünfchen und werden stets mit aller Energie dazu mitwiiken , daß aller politische Parteigeist von unserer Armee fernbleibe und wir werden nie abstehen , Verstöße gegen biesen Grundfatz , kommen sie von konfervativer oder von radikaler Seite , zu mißbilligen . Das Ziel aber , welches wir im Auge haben : eine übcr den Parteien stehende , starke , einige Armee , geführt von den Fähigsten und Tüchtigsten , werden wir nur erreichen bei voller Uebernahme des Militärwefens durch den Bund , fagt „ Berner Ztg . Erziehung . Das weit im Lande gut aktreditirte Institut Wiget in Rorschach schloß kürzlich sein 60 . Schuljahr . Die Anstalt zählte 58 Zöglinge , die von 8 Haupt- und 4 Hülfslehrern , fowie 2 Religionslehrern unterrichtet wurden . Nach dem Befund der HH . Professoren Schletti in Chur und Wild in St . Gallen , welche als Experten den Prüfungen beigewohnt , sind die Leistungen dcr Schüler in den verschiedenen Zweigen des Unterrichts ganz vorzügliche . Für die körperliche Ausbildung wird turch Tum--, Schwimm- und Tanzunterricht , fowie durch öftere Reifen und Ausflüge bestens gesorgt . P iusverein . Die diesjährige Iahresverfammlung des schweiz . Piusvereins findet am 30 . und 31 . August und 1 . September in Sachfeln statt , Es wird eine Wallfahrt zum Grabe von Bruder Klaus , Niklaus von der Flue , damit verbunden .

Gesundheitspflege . In der Verfammlung der fchweiz . nalurforfchenden Gefellfchaft in Frauenfeld fprach Dr . Custer aus Zürich der Gründung von Museen für Gesundheitspflege das Wort . Man lhut so viel für die Bildung , aber oft zu wenig für die Gesundheit , und da sollten der Bund oder die einzelnen Kantone eingreifen und ein Institut schaffen , das , ähnlich wie die hygieinischen Museen in Berlin oder London , Jedermann zugänglich . Allen verständlich und nützlich , Jedem zur Belehrung und bem Gesammtm zum Wohl gereichen würde . Gleichsam als Muster hatte Custer im Turnfaal eine solche hygieinische Ausstellung arrangirt . Man sah da recht nett die „ Folgen der Trunksucht illuftrirt , Normalfühe und Normalschuh-Modelle gaben einen Begriff davon , wie es wäre , wenn wir uns vernünftig kleideten ; an einer Wand hing sodann eine Mahnung an unser weibliches Geschlecht , in der Darstellung eines durch Schnüren total verengten und entstellten Brustkorbes bestehend : c . : c . „ Th , Ztg . sagt , diese Probe von Ausstellung habe die Anregung Custers vollauf gerechtfertigt . Forstwesen . Der schweiz . Forstverein wird in seiner nächsten Jahresversammlung die Frage der Ausdehnung des eidg . Forstgesetzes auf die ganze Schweiz behandeln . Der Referent , Forstinsvektor Frer , in Delsberg , bejaht dieselbe , d . h . er verlangt Revision des Gesetzes .

Aus der eidg . Zone , sagt Hr . Frei ) , ertönen Klagen über allzugroße Strenge unb durch die periodischen Jahresberichte des eidg . Departements zieht sich wie ein rother Faden das Bedauern über mangelhafte Durchführung , Versäumung der Fristen und Nichtbeachtung ertheilter Weisungen . Die Kantonsverwaltungen , welche sich mit Ernst der Sache angenommen haben , rügen , daß ihnen für dm bedeutenden Arbeitszuwachs keine Entschädigung geboten weide . Die Schweiz braucht ein eidg . Festgesetz und zwar ein solches , dessen wichtigste Bestimmungen schon im jetzigen Gesetze enthalten sind ; dem Bund ist jedoch gegenwärtig zu wenig Kompetenz zu wirksamem Gingreifen vorbehalten , um vorkommende Renitenz zu bekämpfen .

Alles gäbe ich darum , werm ich dir That nicht ausgeführt hätte . Huren Sie mir zu , ich will Ih . len sa : en , » oie Alles zuging . Und er begann feine Erzählung , augenfcheinlich nicht fo fehr , um mir den Vorgang » nitzutheilen , als um fein Gemüth , feine Seele zu erleichecn , „ Wir waren im Juli 1877 auf dcr Donau , wie Sie sich entsinnen werden , und lagen g-mz in der Nähe der tu kischen Flotille , nur durch oie Krümmungen des Flusses vor einander verborgen . Das Manövriren ist dort schwer , wegen der Sandbä nke , und ein Ueberfall war kaum zu befürchtet » . Wir erwlllteten jedoch mit Bestimintheit einen Angriff von Seiten der Türken , welch- zahlreicher und b . sser bewaffnet waren als wir . Sie kamen » icht . So wurde denn ter Entschluß gefaßt , sie mit Torpedos anzu greisen , und ich el hielt das Kommando des Bootes , weiches den ersten Vorstoß machen sollte . Damals waren die Torpedos viel einfacher als heute , dafür war aber ihre Anwendung bedeutend schwieriger . Der Torpedo mußte noch dicht an die Seite des Schiffes gedrängt und angezündet werden , während die Angreifer dabei ihr eigenes Leben gleichfalls r s-

ktricn und fich zu retten v . rsuchen » nutzten , fo gut sie eben körnten . „ Ich brach um Mitternacht auf , es war eine ruhig ? , aber dunkle Nacht , — meine Leute waren fämmtlich mch . fach e-probt , und ich konnte » nich auf fie verlassen . Ich felber -nar voll Hoffnung , obgleich das Unternehmen fchwlerig und hüch ^ gefahrvoll war . Der K . mmandeur drückte mir noch zum Abschied die Hand und sprach : „ Ich empfehle Sie ter Gnade Gottes , wobei er feine Bewegung nicht verbürgen lonnte . Ich empfand kaum etwas Anderes als Veranügen . Es hand lte sich darum , ein neu s EiMm zu probiren , vielleicht eine vollkommene Umwälzung in dcr Mariue herbeizuführen ! Was für ein Resultat ! „ Die Ruder waren mit Tllu . il umwick lt und mach . cn nicht das geringste Geräusch , so daß wir unsere Fahrt in . bemeckl vollbrachten und das türkische Gefch-aader lwld vor uns log . Das Admiralfchiff war das erste , und seine Masse warf einen großen schwarzen Schalten auf das stille Wasser . Ich hatte mir das Flaggschiff zum Angriff auMsehen , und wir näherten uus demselb . n , ohne daß man uns bemerkte . Sie h 2 t : en fast gar seine Lichter , denn wer

von dem Gefchniader dachte wohl an irgend eine Geführ ? Sie lagen alle fo friedlich vor Anker . Ich fühlte » nein H . rz hoch aufklopfen , doch war ich des Erfolges ja sicher . Meine Leute ruderten fast ohne Achem , und ihre Bewegungen wurden durch das herrschtnde Dunkel , verdeckt . Jetzt waren wir dicht vor dem Schiff . Ich stieß ihm den Torpdo in die Seite » in ? empfand cine fast berauschende Freude , als es geschehen war ! Am liebsten hätte ich laut aufgeschrieen ; ober meine Aufgabe war noch nicht zu Ende . Wir wendeten . Die Matrosen beugten sich auf ihre Ruder und brachten uns mit einigen starken Schlägen weit ab von . de , » Türken . Da erhob sich plötzlich ein mächtiger Tumult an Bord des Schiffes — die Wachen stieß . n mit Entsetzen den Nuf aus : „ Torpedo ! Torpedo ! „ Die Türken wußten damals noch wenig über die Torpedos , nur eines war ihnen klar , daß sie gleichbedeutend waren mit Tod und Zerstörung . Sie hatten nicht einmal die Geistesgegenwart , auf unser Boot zu feuern , so lange sie uns noch erreichen koni . ten .

Ferner hält es Hr . Freu ungerecht — und wir stimmen ihm zu — daß der durch die Verwaltung der Schutz Waldungen entstehende Aufwand an Arbeit und Kosten nur auf dm Kantonen lastet , während die ganze bezügliche Gesetzgebung vom Bunde ausgeht .

Mern . Dle kantonale gemeinnützige Gesellschaft hörte ein Referat an von Pfarrer Marthaler , welches sich zu Gunsten der obligatorifchen Krankenversicherung ausspricht , und wies die Frage zu weiterer Behandlung an eine Spezialkommifsion . Hr . Marthaler will die Versicherung immerhin nur auf die Arbeiterbevöllerung beschränken und berechnet deren Zahl , wohl zu niedrig , im Kanton Bern auf 100 , 000 Personen . Gegenwärtig zählt Bern 111 Krankenkassen . Fuzern . Nationalrath Segesser soll schwer erkrankt fein . Zng . Daß sich politischer Parteihader der Katastrophe vom 5 . Juli bemächtigt hat , macht nicht den besten Eindruck . In der Gemeindeversammlung vom Sonntag war es der Sprecher der Ultramontanen , der aus dem Unglück derart politisches Kapital zu machen suchte , daß er den liberal-demokratischen Stadtrath beschuldigte , er trage als Befürworter

der Quaibllute die Schuld an der Katastrophe . Hr . Stadtpräsident Zürcher wies an der Hand der Gememdsprotokolle die Unwahrheit solcher Behauptungen nach , ebenso Hr . Stadtrath Spillmann . Der Stadtrath betonte in seiner Vertheidigung , wenn es nothwendig sei , die Behörde zu verstärken , so werde er von sich aus sich ergänzen , aber eine Bevogtigungskommission dulde er nicht . Umsonst ! Die ultramontane Partei wollte dm liberalen Stadtrath sprengen und siegte , der Stadtrath gab seine Entlassung . Dem Winterthurer „ Landb . , dem wir dieses entnehmen , wird im Fernern geschrieben : Wie gut cs übrigens die Bürgerfchaft meint , mag daraus ersehen werden , daß die Korporationsgemeinde Zug ein Vermögen von ca . 6 Millionen besitzt , ohne daß sie bis jetzt einen Rappen an den Unglücksfall bewilligte . Die einzige Gabe besteht in ewigen Tannen , die zur Sicherung des Umgeländes in den See geworfen wurden !

Aaset . Seit letzten Samstag ist hier ein fünf und ein halb Jahr altes Mädchen verschwunden , das ein junger Mann an sich gelockt hatte . St . Galle « Vermittlungsverfuche von Seite der Arbeiter-Reservelassekommission blieben sowohl in Uzwyl ( Gebrüder Viinninger ) als in St . Gallen ( Glaser ) ohne Erfolg , weshalb an beiden Orten Streiks ausgebrochen sind resp . fortdauern . In Uzwyl sind die Gießer wegen Lohnreduktion und Maßregelung , in St . Gallen die Glaser wegen einer einseitig aufgestellten und willkürlich eingeführten Werkftätteordnung in Ausstand . Tessin . Das Schützenfest der konservativen Tessiner in Faido beginnt am 13 . August und dauert bis zum 15 . An Gaben sind 5000 Fr . beisammen . Die kantonalen Behörden werden auch theilnehmen .

OVaubünden

3 Zm « Fände herum . « - « Unser Weg führt jetzt unter dem Schlachtfeld von Aquafana vorbei , und wir erinnern uns unwillkürli ch an die beiden vorzüglichen Italiener , die wir gestern im Hotel gleichen Namens getroffen und mit denen die Unterhaltung so „ fließend gewesen . Das schöngelegene Mezzasalva wird nicht besucht , dagegen schwenken wir rechts ab , um dem Serneuferbad

„ Einen zu entführen . Auch hier wieder viele Gäste , fogar bekannte Churer-Physiognomien . Im Serneuferbad trinkt man ein vom Fiderifer ganz verschiedenes Wasser , nämlich „ geschwefeltes , dagegen findet man auch hier einen vorzüglichen Veltliner . Vier aneinander geklebte Zwergbrödchen werden „ Schilt genannt , und ein leidender Kulantenmagen wird sich an einem folchen Schilt wohl satt essen können , aber so Zwei , wie wir Zwei ? Doch weiter . Der rauschenden Lanquart entlang führt ein angenehmer Fußweg Anfangs durch Laubwald , dann durch Wiesen zu dem prachtvoll gelegenen Klosters . Wieder überall nichts als Fremde , unb nur Fremde . Wüßte man nicht , daß im Verborgenen so liebe Gesichter wohnen , man würde sich ganz verlassen fühlen . Zu unserer Freude lacht Gott Bacchus aus einem Parterrefenster dcs Hotel Silvretta heraus , und seinem bezwingenden Lächeln ist nicht gut wideistehen . Seine Gabe stärkt unS auch merklich , und frisch „ gefeift gehts über Laret und Wolfgang weiter nach Davos .

Hier begegnen uns zuerst nicht Fremde , nein , das sind wirkliche Davofer , mit der Heuernte beschäftigt . Während im Thale über fchlechte Ernte geklagt wurde , rühmen die Davofer sowohl Quantum als Qualität . Ja , vor vierzehn Tagen , fugten sie , da hätten wir auch klagen müssen , aber während der unvergleichlichen Witterung der letzten zwei Wochen ist unser Heu so gewachsen , daß wir nur zufrieden sein können mit unseim Ertrag . Melkts Euch , Ihr Schllnfigger , die Ihr immer die Ersten sein wollt , die Ihr , einander zum Trotz , das unreife Heu abmäht ! Auch Davos beherbergt viele Sommergäste und einige Hotels sind ganz angefüllt . Davos sorgt wie wenige unserer bündnerischen Kurorte für Bequemlichkeit der Gäste , sür angenehme Spaziergänge , für Verbesserung der sanitarischen Verhältnisse . Und wenn erst noch die Eisenbahn gebaut wird ? Aber man hört verzweifelt wenig mehr von dieser Zukunftsbahn . Die bezüglichen Luftschlösser sind etwas kleiner , auch etwas irdischer geworden .

Seitdem man im Verwaltungsralh der Vereinigten Schweizerbahnen , der die Frage eingehend vmtilirte , herausdividirt hat , daß nur zur Vollendung der Baustudien und Pläne noch eine runde Million a tonä xsräu aufgebracht werden müsse , sind sowohl die Malanser ( die nämlich den großem Nutzen von der Bahn zu ziehen gedenken ) als auch die Präti « gauer und Davoser etwas ernüchtert . Seis drum : nur Geduld bringt Roien und Ueberstürzung Dornen ! Wir glouben , daß , wenn auch Filifur-Davos dem Projekte Lanquart-Davos keine gefährliche Konkurrenz machen wird , doch noch viele Jahre ins Land gehen , ehe die Lokomotive in den Prütigauer und Davoser Kutschern mit ihrem Pfeifen wehmüthige Erinnerungen wachruft .

Alp- und Forstwirthschast . Hr . Oberst Risch theilt uns mit , daß die Wiedergabe seines Votums an der Versammlung des schweiz . landwirthschaftlichen Vereins in Stans im betreffenden Protokoll unrichtig und eine bezügliche Berichtigung an den Protokollführer abgegangen sei . Im Speziellen habe er nicht gesagt , daß die „ Forstleute es waren , welche früher die Schützlinge gegm Abrutschungen entfernen ließen . Landwirthfchaft . Das schweizerische Land » wirlhschaftsdepartemmt hat an die Erstellungslosten für Bewässerungsanlagen in Surava Fr . 900 ,

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