Bündner Nachrichten, 10. Juni 1887 IIIF issue linkII [ARTICLE]

II

Bei diesem rapid steigenden Exporte überseeischer Länder , speziell Amerika s , nahm der Nachstand in der Landwirthschaft immer mehr zu und man gewann die Ueberzeugung , daß eine Besserung der wirthschaftlichen Verhältnisse im Allgemeinen selbst von einer guten Einte nicht mehr zu erwarten sei . Diese Ueberzeugung hat sich zum größten Theile auch schon unserer Landwirthe bemächtigt , benn so große Freude ihnen eine gute Ernte auf der einen Seite bereitet , so sagen sie doch , daß sie eigentlich für ihre Einnahmen nicht besser ist , als eine mittelmäßige ; denn wenn viel gewachfen ist und viel in die Stadt gefahren wird , fo fallen die Preise und ihr Erlös ift darum doch kein größerer , wohl aber haben sie auf der andern Seite viel mehr Arbeit mit der Ernte und was damit zusammenhängt . Diese Verhältnisse sind nunmehr überall die gleichen und so war es leicht möglich , der Zollgesetzgebung in den landwirthschaftlichen Kreisen aufrichtige Sumpathieen zu erwerben . Die Bauern hatten den Worten der Herren Glauben gefchenkt , daß die Zölle die Preise der landwirthschaftlichen Produkte steigern werden und gingen daher mit ihnen Hand in Hand . Nun haben sich aber diefe Versprechungen als eitel Trug erwiesen ; allein nichtsdestoweniger sind inzwischen , durch das Vorgehen Deutschlands genöthigt , in allen feinen Nachbarstaaten , alfo im größten Theile von Europa , die Zölle erhöht oder eingeführt worden und Arbeiter und Bauern warten auf ihre Erfolge , auf bessere Zeiten .

Doch diefe bleiben aus und wenn man auch aus moralischer und ftaatswirthfchastlicher Nothwehr gezwungen ift , den Iollreigen mitzutanzen , so muß man sich doch unbedingt mit dem Gedanken vertraut machen , daß auf diesem Wege weder unseren allgemeinen wirthschaftlichen Verhältnissen noch der Landwirthschaft aufgeholfen weiden kann . Alle Zollfchranten werden nicht verhindern können , daß große überseeische Länder wie bisher enorme Getreidemassen und andere landwirthschastliche Produkte auf den euroväifchen Markt werfen und daß diefe trotz aller Entfernung noch billiger zu kaufen sind , als das Eigengebaute ben Selbstkosten nach zu stehen kommt . Wenn diefe Thatsache feststeht , fo ist es verfehlt , gegen sie mit wirkungslosen Mitteln anzukämpfen ;

Noch ^ ck v ° rb ° ttn Attiüetou . 13 Aathleen . Roman aus dem amerikanischen Leben von ssrances H . Burnett .

Nls sie die Klippen , das Ziel ihrer Wandernng , erreicht hatten , stellte es sich heraus , daß sie die einz igen Besucher waren ; Karl lehnte sich an einen überhängenden Felsen und schaute Miß Davenant in das schöne Gesicht . „ Warum haben Sie es mir nicht gleich gesagt ? nahm er die Unterhaltung wieder auf . Käthe erröthete . „ Es war nur die Eingebung eines flüchti gen Augenblicks , dllß ich es Ihnen überhaupt gestanden habe , weil ich der Ansicht war , daß Sie es bereits hcrausaesunden hätten . „ Aber das ist keinc Antwort auf meine Frage ! Ans welchem Grunde geschah es ? Gin kaum zu unterdrückender Wunsch , stieg in der Seele des Mädchens auf , — ein Wunsch , der das Ergebniß der Wahrheitsliebe war , die in ihrer neele

etwas aber noch mit vieler Mühe und Arbeit zu bauen , was man billiger zu taufen erhält , wäre ein Unding . Freilich drängt sich da die Frage auf , was soll nun aber die Landwirthschaft beginnen ? Die nächste Antwort darauf müßte die sein , es den Amerikanern nach zu machen , ihnen mit den gleichen Waffen gegenüber zu treten . Die Hauptvorlheile der amerikanischen Landwirthschaft gegenüber der europäischen sind aber : Geringe Steuern »» zweckmäßiger Transport , billge Frachtsätze , Benutzung aller technischen Fortschritte d . h . aller Maschinen , ausgedehnter Großbetrieb unb die Spezialisirung ber Betriebe . Dieselben Vortheile möglichst in allen ihren Einzelheiten der europäischen Landwirthschaft zuzuwenden , müßte

die Aufgabe jeder Bauernpolttlk sein , das Ziel eines jeden Staatsmannes . In den europäischen Staaten Abschaffung der stehenden Heere , Reduktion oder gänzliche Aufhebung der Grundsteuern , Verstaatlichung aller Eisenbahnen und Ginführung billigster Frachtfätze , Erbauung von Wasserstraßen , Uebernahme aller Hypotheken durch den Staat und Herabfetzung des Zinsfußes auf eine niedrige Ziffer , Förderung des genossenschaftlichen Betriebes und der gemeindeweifen Zufammenlegung der parzellirten Grundstücke , rationelle Bebauung und gleichfalls mö » glichste , Spezialisirung der Fruchtgattung . Hand in Hand damit mühte die Wiederaufforstung der leichtsinnig deva » ftirten Wälder gefördert werden , um in ihnen einen Schutz gegen die vielen verheerenden Überschwemmungen zu besitzen .

Solche Aufgaben bildeten allerdings ein Programm der ernsten Arbeit , sie machten mehr Kopfzerbrechen als eine bequeme Zollpolitik , bei der doch Alles beim Alten bleibt , aber sie eröffneten auch der Landwirth » schüft in Europa eine tröstliche belebende Aussicht in die Zukunft , die unter den gegenwärtigen Umstanden ein wenig erfreuliches Bild verspricht .

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