Bündner Nachrichten, 5 maggio 1887 IIIF issue linkSchule und Unterricht [ARTICLE]

Schule und Unterricht

Kenntnisse an und für sich ergreifen nicht den ganzen Menschen , heben noch nicht sittlich . Vieles Wissen macht die Leute noch nicht brav , sagt Pestalozzi . Darum muß die Schule dafür forgen , daß die Kenntnisse den Schülern zu lebenbringenden , lebenbeherrfchenden Erkenntnissen werden , daß sie durch dieselben innerlicher , gesitteter , besser werden . Das Wissen , das den Menschen nicht veredelt , bei dem er in Sinnen und Gedanken zuchtlos bleibt , ist für die wahre Bildung desselben werthlos . Der Unterricht soll erziehend wirken . Er verlangt mithin und schließt in stch eine Uebung , einen sittlichen Konflikt , einen Kampf , ein Ueberwindm . Erreicht er das nicht , fo hat er feinen H auptzweck verfehlt . Folgende Sätze , die wir dem „ Pädagogium entnehmen , mögen die Hauptforderungen in diefer Rückficht an Schule und Unterricht enthalten : 1 . Das Leinen fei nicht ein Spiel , fondern ernste Arbeit , die Anstrengung und Aufraffung erfordert .

Bloße Unterhaltung , Tändelei , immer nur leichte Vefchäftigung ohne ernste Anstrengung sind das Verderben der Jugend . Sie haben wohl Reiz , aber einen erschlaffenden . Schulen mit solchem Geist helfen ein mattherziges Gefchlecht erziehen , dem die Arbeit eine Last ift . Da fehlt die Schulung für das spätere Leben . Dieses verlangt ja auf jedem Schritt Ernst , Anstrengung , Kampf . Wer in der Jugend nicht darauf hingeleitet worden , lernt später das Leben selten mehr richtig anfassen , fällt , da es die angewöhnte Bequemlichkeit , den leichten Genuß nicht bietet , in Unfrieden mit sich und der Welt . Nur die Anstrengung weckt die geistigen und sittlichen Kräfte , nur sie stählt , und die Freude über den endlichen Sieg hat große sittliche Bedeutung . Nur durch Arbeit kann die Jugend zur Arbeitsfreude und Nrbeitstüchtigteit erzogen werden . Sie foll in die Ueberzeugung sich einleben , daß die Arbeit nicht ein Joch , eine Last , ein Fluch , sondern eine Zierde des Bürgers und Segen der Mühe Preis sei ; sie foll erfahren , daß das Köstlichste im Menfchenleben immer noch Mühe und Arbeit ist und daß der Schweiß , in dem der Menfch fein Brod ißt , den Krankheitsstoff aus Leib und Seele ausführt . Darum soll in der Schule der Geist der Arbeit herrschen . Der schönste Segen , den die Vorsehung uns zutheilen

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