Bündner Nachrichten, 28. April 1887 IIIF issue link* Inland [ARTICLE]

* Inland

Bundesversammlung . Eln Rekurs gegen Unterstellung der Siigemühlen unter das Fabrikgesetz wurde vom Nationalrath abgewiesen , da der Bundesrath innerhalb seiner Kompetenz gehandelt . Den ständeräthlichen Beschlüssen betreffend Haftpflicht g e f e tz ward vollständig beigepflichtet . Nur das vom Ständerath gestrichene Postulat betr . Förderung von Genossenschaften wurde , auf Befürworten durch Brunner , Curti und Lachenal , mit 57 gegen 47 Stimmen festgehalten . Bei der Behandlung der Kriegsmaterialanschasfung wurden nach dem Antrag der Kommission 3 , 034 , 79 l Fr . bewilligt ( 50 , 000 Fr . mehr für Mannschaftsdecken als verlangt worden ) . Auf Anregung von Müller ( Bern ) gelangte auch ein Postulat zur Annahme , nach welchem der Bundesrath in der nächsten Sefsion über die Frage , ob der Infanteriesoldat nicht mit einem zweiten Oberkleid zu versehen se » , Be

lchs über Mich gebracht , ste in ihrer Noth zu verlassen , davon zu gehen , « ie ein felger Hund , und Verralh zu üben an meinem Kapitän , der mich behandelte , wie ein Gmtlemen erster Klasse , und mir ohne Furcht fein Liebstes anvertraute . Ja , Dick , ich starrte auf Iuana , daß sie sich vor mir entsetzte . Die Gedanken flogen mir durch den Kopf , wie eine schlecht gestaute Ladung auf der See , die ein dreitägiger Sturm aufwühlte . Doch keine halbe Minute , da war Alles wieder klar ; eine Sturzsee unter einem Eisberg hervor hätte mich nicht schneller abgekühlt , als , der furchtsame Blick aus ihren Augen . „„ Nein , nicht schreiben noch lesen , sprach ich abermals , als sie mich noch immer beschämt anschaute , „„ es trieb mich aufs Meer hinaus , bevor ich eine Schule besuchte . „„ Das ist freilich böse , antwortete sie sanft , und ich fah leicht , daß ihr Mitleid nichts mit mir oder weiner Unwissenheit zu fchaffen hatte , dagegen mit dem Umstand , daß sie glaubte , ihre Flucht möchte deßhalb erschwert werden .

Und als ich beobachtete , wie sie sich mühte , einen Ausweg zu sinden , da schoß es mir durch den Kopf wie Wetterleuchten . Ich kalkuiirle , die Erinnerung

an das Binsenfeld hatte es mir angethan , daß plötzlich die Fevern mir vorschwebten , welche Enten und Reiher verloren hatten und die auf dem gelben Wasser schwammen . Denn ich sprach mit einem Muth , daß es mich selber erstaunte : „„ Ist s mit bem Schreiben nichts , gibts noch andere Mittel , mich zu signalisireu . Gin Papier kann gefunden werden . Jedermann liest , was darauf steht , und der Verrath ist fertig . Federn mag Einer ein Dutzend sinden und er achtet sie nicht , weil er nicht weiß , was es bedeutet . „ Verwundert betrachtete mich Juan « . Da rieth ich , ste möchte sich Taubenfedern fuchen auf dem Hühnerhofe , folche aus den Flügeln und den Schweifen , jeboch nicht allzu groß , die eine Hälfte fch ivarj , die andere weiß . Wenn dann der Kapitän den Tag bestimmt habe , an welchem er mit Ladung auslaufe , mochte sie da , wo ich arbeite und während ich abwesend , so viele Federn nicht recht auffällig und nicht zu dicht bei einander in die Erde stecken , wie es Tage bis zur Stunde der Flucht dauere . Immer eine weiße und eine schwarze zusammen , das bedeute einen Tag unb eine Nacht . Die letzte schwarze Feder möchte sie einknicken , elfmal , zwölfmal oder nur

richt erstatten soll . Hertenstein stellte einen Antrag in Aussicht , den Landsturm mit leichterem Kaput zu versehen . Schützenwesen . Die „ Schweiz . Schützenztg . ist nun vom eidg . Schützenuerein angekauft worden unb erscheint fortan unter der Redaktion des Hrn , Major Tritten in Bern . Die Petition um Herabsetzung des Munitionspreises von 60 aus 50 Rp . ist von 16 Kantonalschützengesellschaften unterstützt und dem Nationalrath jüngst eingereicht worden ,

Zürich . Die Schützengesellschaft Wilhelm Tell in Zürich veranstaltet diesen Sommer im Sihlhölzli ein achttägiges Freischießen , wahrscheinlich vom 19 . bis 26 . Juni . — Die Sekundarschulgemeinbe Enge hat Sonntags beinahe einstimmig bie Unentgeltlichkeit sämmtlicher Lehrmittel , Bücher , Schreib- und Zeichnungsmaterialien beschlossen . Und doch ist Enge nicht etwa eine demokratische , oder gar sozialistische , sondern eine sehr liberal konservative Gemeinde ! — Die Kandidatur Wipf in Marthalen ( demokratische Regierungswahlliste ) wird als eine glückliche bezeichnet , da Major Wipf namentlich bei den Bauern gut angeschrieben ist . Bern . In der Kaserne auf dem Beundenfelb fiel ein Korporal vom 3 . Stock herunter und blieb auf der Stelle todt . Ein Dragoner , der vom Pferde gestürzt , ist feinen Verletzungen ebenfalls erlegen . Kolsthurn . Die Direktoren der Kantonalbank , Heutfchi und Kaufmann , haben oemissionirt . Eine von den Arbeitern in Solothurn einberufene Volks - versammlung vom Montag Abend war ca . 2000 Mann stark und beschloß , auf Abberufung der Behörden und Totalrevision der Verfassung zu dringen . Appenzell A .-Ml ) . Das Refultat der Regierungsrathswahlen an der Landsgemeinde bedeutet eine Verschiebung nach links .

Appenzell I . -Hll ) . Der neugewählte Landammann Dähler ist liberal , doch lein eigentlicher Parteimann , Er übernahm das Landessiegel mit der Erklärung , es liege wohl ein charakteristischer Wink darin , daß das Volk gerade ihn , der sowohl der liberalen wie der konservativen Parleipolitil fern stehe , zum Landammann wähle . In der That ist das Appenzeller Volk der Parteihetzen müde . Aarga « . sD Die aargauischen Kurorte werden nach und nach eröffnet . In Baden ist die offizielle

Eröffnung auf den 1 . Mai vorgesehen , auf welchen Zeitpunkt die Kurkapelle einberufen ist . Von ben im Jahre 1886 dafelbst weilenden Kurgästen waren fast 72 /«^ Schweizer , fo daß man nicht fagen kann , der Prophet gelte hier nichts im Vaterlande ! Nach der am 24 . April erschienenen Nr . 1 der „ Fremdenliste waren , ! in den hiesigen Bädern während der Wintersaison 1154 Gäste anwesend und befinden sich deren zur Stunde über 200 daselbst . ZHnrgau . Die Abstimmung vom letzten Sonntag über das neue Wuchergesetz ergab ein überwiegendes Mehr sür dasselbe . Das Gesetz soll und wird Handwerker und Landwirthe uor beschnittenen und unbeschnittenen Blutsaugern , Wucherern und Winkelagenten schützen . Maadt . Seit 1865 hat in Vivis kein Winzerfest mehr stattgesunden , um so großartiger wird das von

1889 weiden . Zw « Jahre stnd vollauf nöthig für die Vorbereitungen . Es sind das ganz eigenartige Feste . Es handelt sich da nicht blos um eine Art Fllstnachtzug , der flüchtig die Straßen durcheilt , sondern um eine umfassende Darstellung aller ländlichen Arbeiten in den Straßen und auf den öffentlichen Plätzen der Stadt . Die Gottheiten , welche diefelben repräsentiren , thronen dabei , umgeben von einem reichen Hofstaat unb werden von den Priestern und Priestennnen in harmonischen Bitt- und Preisgesängen angefleht und gepriesen . Zugleich ist damit eine Preiskonkurrenz mit Medaillen und Kränzen für forgfällige Bebauung der Weinberge verbunden . Bei dem Zug weiden etwa 1400 Perfonen mitwirken und die Kosten sind daher sehr bedeutend ; man spricht von Fr . 150 , 000 , welche durch 3000 Aktien zu Fr . 50 aufgebracht werden follen . Beim letzten Feste erlitt die Aktie einen Verlust von Fr . 6 . 50 .

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