Tagblatt der Stadt Biel, Band 22, Nummer 283, 28. November 1884 IIIF issue linkEidgenossenschaft. [ARTICLE]

Eidgenossenschaft.

— Bofttaxengefeß. &83 fommen von allen Seiten Klagen über die allzuhohen Anjäße für die Beförderung KNeiner Pakete. GefHäft8leute, welche oft in den Fall Kommen, ihre Sendungen vom Sand nach der Stadt zu jpediven, müffen beifpiel8weije Pakete von 2'/2-5 Kılogramm, welche früher im Sokalrayın 20. Ct3. Porto Kofteten, nunmehr mit 45 Ct3. frankiren, eine ganz empfind= liche Differenz. Die BundeSverjammlıng wird Hoffentlich in ihrer nächften Seffion die Härten des Gefege8 mildern. Bern. Wie das Staatzjeminar in Mündenbuchfee in die hellen und geräumigen Lehrfäle des Großen Haufes auf Hofwyl übergeführt wurde, wünfcht nun auch die franzöfifche Lehrerbil-= dungsanftalt in Pruntrut eine Dislozirung und zwar aus guten Gründen. Seit dem Beftehen de8 dortigen Seminar3 war das: jelbe in den Kokalitäten des ci-devant Jefuiten-Nollegiums auf ber Südfeite der Stadt einlogirt, und zwar gemeinjam mit der Franzöfijden Kantonfjhule. Beide Anftalten find derart eingeengt, daß eine Lokalveränderung nur wünfchbar fein muß. Am Beften würde fi das Amtagebäude, ehHemaliger Safthof zum Bären, eignen und e3 Handelt fi wirklich ernftlich darum, diejes geränmige und gutgebaute Zoka: für das Seminar zu erwerben. — Mit 15 gegen 9 Stimmen befchloß die Verfaffungsfom: miffion, heute Donnerftag dem Verfafjungsrath gen pre orte Ab= ftimmung durch das Volk vorzufdlagen, nämlich: 1. Initiative und Partialrevifion, 2. Gemeinde und; Armenwefen, "8. alle übrigen VBerfaffungsartikel. — In Sangenthal hat fihH eine Sektion des Vereins fHweizerifjdher Gefchäftzreijender gebildet, welche bereit 31 Mitglieder 3ä0lt. — aut „Berner Poft"" find die in Bern wegen Verbreitung des Stelmacher-Plakates angeflagten Anardhijften freigefprochen worden, da Sich nidht3 Beftimmte3 gegen fie nachweijen ließ. ] — Jura, Der Lebenzmittel-Borfichtsverein von BreuTeux hat die leßten Kartoffeln der 60,000 Kilo3, weldhe er ange fauft Hatte, zur Bertheilung gelangen Iajfjen. Diejer Berein erfreut fich eine3 {teten Gedeihen3 ; im legten Fahre von einigen Arbeitern ‚gegründet, erreicgten die Beiträge für denjelben die Summe von Sr. 050, Jür leßte& Jahr Hatte er ein Vermögen von Fr. 3629 in der Kaffe. Ueber 100 Mitglieder gehören demfelben an. Ale dort. Arbeiterfamilien, bi8 zu den bedürftigften hinunter, find nun mit Kartoffeln verfehen, mas ohne die Hülfe diefes BVerein8 nicht Hätte gefchehen Können. — Gin gewifjer Hr. Rai, Jäger in Soyhiere8, hat diefer Tage im Mettemberg-Walde eine prächtige Wildkage erlegt. Diefjes Naubthier, das jihH HauptjächlihH von jungen Hafen und anderm ernährt, wird in unjern Gegenden immer fel: tener, wa3 namentlich die Jäger nicht ungern fehen. — SVerflofjenen Sonntag wurde zwijchen den Dörfern Courtelary und Cortebert ein auS der RMicdHtung von Tramlingen her fommenbdes: Reh gejehen, welche fich, von zwei Jagdhunden ver= folgt, nad) dem Chafferal flüchtete, Man will auch zwei Jäger gejehen Haben, die der Jagd gefolgt Jeien. €3 ift zu befürchten, diefeS Hier fehr feltene hier nicdergejchofjen wird, wa3 auch um fo leichter gefhehen kann, da bei dem frijch gefallenen ScHnee die Fährte verfolgt werden kann. Huzern. Leßten Sonntag Wbends3 ijt auf Waijenvogt Kronenberg in gefhofjen worden. Die Kugel durchbohrte ihm einen Singer. Ari. In dem Gotthardftraße=-Prozeß zwijden Uri und Luzern, der jüngit von Bundesgerichte zu Ungunften des erftern Kantonz entjchieden wurde, Hatte die Eagende Partei, Yuzern, ihre Horderungen an Uri Jahr für Jahr (1831- 1875) aufgeführt und eine Summe von Fr. 148,170. 41 zufjammengeftellt. Diefe Bufjammenftelung wurde weder von einer Partei noch vom Bun: desgericht beanftandet, da fi Niemand die Mühe nachzurechnen genomnmen Hatte. Nun entdedt der „Urner BolkSfrd." und belegt c& mit BZahlen, daß in diefer Zufjammenftellung 3zu Ungunften Uri8 faljch addirt worden, indem die AWdbition Fr. 110,768. 99 und nicht 148,170 Franken 41 Ct3, ergibt. Da3Z macht einen Unterfchied von 28,401 Hrankfen 41 Ct, Der „Urner Boltsjrd." Hofft, daß eine Korrektur des Rechnungsfekler38 erfolgen werde, Schmwnz. Wie man au guter Quelle erfährt, Kind nicht nur die Prioritäts:Hypothekargläubiger II. Stelle der Arth-Rigi-bahn mit dem Stundungsvorjchlage nicht einverftanden, jondern auch die Emifjionabanfen jollen auf volljtändiger Zahlung des fälligen Coupon8 beftehen. Wir können diefes Vorgehen im Fnterefje der Hypothekar:-@läubiger nur begrüßen, denn das Stunden fann einer Maren Sachelegung nicht förderlich fein. Solothurn. In Winznau wurde legten Samftag der ca. 72 Jahre alte Gypjer Fidel Eng von Stüßlingen ın einem Stalle todt aufgefunden ; Kälte, AlterSjhwäche, Nahrungzmangel und Alcoholmißbrauch Hatten den Tod Herbeigeführt, — Bei Anlaß der aljährlidhHen Feier zur Wiederherftelung der Univerfität Heidelberg verthHeilte die juriftijhe Fakultät zwei Preije. Beide erhielt der Schweizer Hr. Frik Affolter auZ dem | Kanton Solothurn, fo daß fi der feltene Fall ereignete, daß ein | Kandidat Sieger von zwei verfchiedenen Fakultäten wurde. Bafel. Auch in Bafel geftaltete fi die Novemberfeier {der Grütlianer bei Betheiligung 'börn ca. 200 Perfonen fehr gehalt: voll in Ernft und Scherz Die Feftredner gedachten der Kämpfe der Gegenwart, Redaktor Brändlin kam auf den famofjen Preßprozeß der „Basl. Nachr." (wegen Beleidigung der Katholifhen Religion) zu reden und bezeichnete ihn als einen Schandfleck in | unferer aufgellärten Beit. Lehrer Gaß gab dem Wunfche Raum, daß der Grütliverein ftet3 weitere reife umfajje. Er erwähnte, das fiherfte Mittel zum Emporfommen des Grütlivereins, zur Befreiung au8 fozialen und religiöjen Banden jet, der Devije des Verein: Bolksbildung ijt Bolksbefreiung, nacdhzuleben afelland. Der LandrathH hat auf eine weitere Amt3: dauer Hrn. Birrmann als Ständerath beftätigt. — MMNebit Landfjchreiber Dr. Glafer wird audH Fürfpreck Löw alz Candidat für die vakante Regierungsrathäftelle auf: geftellt. St. Gallert. Der Große Rath ftellt in feiner Sigg von 22. d8. da3 Budget nach defini:iver Bereinigung fejt mit 2,172,50C Hranken Einnahmen und Fr. 2,167,500 Auzgaben. E83 ergibt fic jomit ein muthHmaßlicher AWftivjaldo von Fr. 5000. Sodann wurd | beiten, eine Staatesfteuer von 2 vom Taufend zu erheben. Mit Einftimmigkeit wurde dus Gefeg betr. Unterftühung

von Hydranteneinrichtungen und Ddadjenige betr. Beiträge der HeuerverficherungSgejellfchaften zu Feuerlöfchzweden angenommen, | — Der Große Rath Hat eine Subventionirung der Mufter» fäjerei und Molkereianftalt in Sornthal befchloffen. — Die „OftfjhHtweiz" berichtet: Au3Z dem Zoggenburg kommen Klagen über die Trodenheit de3 Boden und dem Hieraus ent]prin: genden Wafjjermangel, Die ThHur ift zu einem Mühlebach zujammengefchrumpft und Hat die großen CEtablifjement3 fchon feit Wochen in VerlegenhHeit gebracht, fie trocknet vielleicht bald ganz aus, Hält der Schnee auf der trockenen, gefrorenen Erde an und fommt nicht bald Regen, jo wird die Kalamität da und dort zum Clend. — Die Stabt St. Gallen i{t in bedeutendem WachHszthHum begriffen. Nächfte3 Jahr werden mehrere Sffentlide Gebäude ent= {tehen : Boft und Telegraph, Bahnhof, St. Seonhardskirche, Schul= Hau8 auf der Davidableidhe, zufammen im Koftenbetrage von über zwei Millionen Franken, Ueberdie8 werden im Often und Weften der Stadt noch mehrere große Privatbauten in Angriff genommen. Au die UnterhHandlungen betreffend Erftellung eines Zramway, welcher die Hauptfiraßen der Stadt mit St. Fiden:Neudorf und Langgafje im Often und St. Leonhard-Ladhen im Weften verbinden Joll, find in beftem Gange und vom Großen Rathe dem Ziele nahe gebracht worden, — Kurz, in St. Gallen wird in den nächften Jahren eine fo großartige Bauthätigkeit hHerr]hen, wie noch nie, und zwar um jo mehr, als der bereit3 füihlbare WohHnungszmangel au lebhaft zu Privatbauunternehmungen anjpornt. Die Koftens Jumme der zur Ausführung gelangenden Bauten aller Art wird ohne Uebertreibung auf 3'/2 Mil. Fr. veranfehlagt. } Oraubünden. Davos. Der SonnenjdhHein = Autograp ergab fitr den Monat Oktober eine Gejammtdauer des Sonnen: IcdheinZ von 10214 Stunden, oder 3 Stunden 19 Minuten durch: JAQnNittlidh per ag, während in ZürihH nur 76!/2 Stunden, oder 2 St. 29 Min. per Tag regiftrirt wurden. ; — MMuf einem Spaziergang von Sil8 nad Pontrefina wollen Engländer 220 Semjen und auf der Rückfehr noch weitere 20 gezählt haben. Aargau. Das Bezirkögeriht Zofingen verurtheilte zwei Mormonen-Apoftel, einen Schweizer und einen Deutjchen, 3zu je Hr. 100 Buße, event. 25 Tagen Gefängniß und mehrjähriger Kanz tongberweifjung. Die Beiden Hatten fih in Niedermwyl bereit3 ziem» lien Anhang verjchafft. 683 Joll fi in der geführten Unterfucdhung ergeben Haben, daß in Bern ein eigentliches Werbebureau für die „Mormonenkircdhe in Utah" etablirt fei., Zwei ältere Jungfrauen au3Z N. foNen die Reije nad der Salzjeejftadt ebenfall8 angetreten Haben, jeien aber in Bajel von Mormonenfendlingen wieder in ihre Heimat gefandt worden, weil fie „noch nicht genug erleuchtet". WVhurgau. Der Große Rath lehnt feinerfeitZ die Aufs Hebung des Impfatvanges mit 79 gegen 7 Stimmen ab, Ladet aber den RegierungSrath ein, die Jmpfordnung derart zu revidiren, daß die Impfung ausjdhHließlidh mit anymaler LXymphe und auf Staatafoften gejdhehe. Die Frage der AbjhHaffung des Impfzwange8 ift nod) dem Volke vorzulegen. NMerutenbuxg. Montag Morgen hat man bei der botani: jen Brauerei den Leichnam eine8 Ertrunkenen aus dem Waffer gezogen; ev ijt Ch. $. P., Uhrmacher, 51 Jahre alt. Er war jeit einiger Zeit Witttwer. BVerfchiedene Familien-Papiere fand man in feinem Befiß. Man glaubt an einen Selbfimord. -- Die Wafjerhöhe des See'8 beträgt augenbliclich 428 m 80 cm über ber Mee:eSfläche. Seit Menjcdhengedenken hat man den See nicht jo tief gefunken gefehen. — Heute, Donnerftag, ift die SoHlittjhuhbahn in Chauz-de-Fond3, welche vor einigen Wintern Künftlich angelegt worden, dem Publikum geöffnet worden. Das Eis ijt jehr [Hön. — Die Budgetfommijfion zeigte dem Großen Rathe an, daß das Kantonale Budget für 1885 an Einnahmen Fr. 2,352517, an Ausgaben Fr. 2,358,727. 67 verzeichne; daZ muthHmaßliche Defizit beträgt daher Fr. 6210, 67, — Mu8 Balengin wird folgender Unfall gemeldet : Schmied Dardel war mit dem Abladen eine Fuder3 Stroh bejdHäftigt, that dabei einen Miktritt, ftürzte zu Boden, brach daz Genie und jtarb auf der Stelle, ' Senf. Der Staat8rath Hat ein Bureau für da3Z Jahr 1885 gebildet. Carteret ijft zum Präfidenten und Gavard zum Bize= präfidenten ernannt worden; ihr Eintritt fand Heute (DYonner{tag) ftatt. ' — Gin junger Genfer erlegte bei Onex eine Trappe (otis tetrax). Dies fol da3Z erfte im Kanton getödtete Thier diejer Gattung Jein, welche jJonjt nur dıe Ufer des Mittelmeeres bewohnen, jagt da3z „Journ. de Gen." — Der neue GroßrathH wird in feiner Samftag den 29. d. ftattfindenden außerordentliden Sigung unter anderm zur Wahl der zwei Deputirten für den Ständerath fAHreiten. Montag, den 1. Dezember findet dann die erfte ordentliche Sigung ftatt. — Mehrere Genfer Elätter 1hHeilen folgende interefjante TageSneuigkeit ihren Lejern mit: Bor einigen Monaten kam die Gräfin Rubido-Zihy, Defterreicherin von Geburt, von ihHrem Mann getrennt, mit ihren drei Kindern in Genf an. Geftern Nachmittag 3 Uhr begaben fih auf Befehl des General-Proturator8 und des Polizei-Departement$ die HH. Ritjhel, Subftitut desjelben, Cuenoud, Polizeidirektor, die Advokaten Lachenal und Karcher, von mehreren Polizeiagenten bes gleitet nac) dem Hötel Metropole, um die drei Kinder in Befiß zu nehinen, welche Hın. Cercowig, Wdvokat in Agram und Bevoll= mächtigter des Bater3 der Kinder, überliefert werden jollten. Bei Ankunft der Magiftraten protejtirte Hr. Pierre Moriaud, Advokat |von Madame Ruhido-Zihy im Namen derfelben gegen,die Berords nungen des Parquet3 von Genf, die er für gejeßwidrig und will | fürliche HauSverleBung erklärte, indem er fi auf verfit,iedene Ars tifel der Genfer Conftitution ftüßte, ; Nach verfchiedenen Bemerkungen des Advokat Lachenal {AOritt. der Subftitnt zur Ausführung feiner Befehle, Da die Thüre der | WoHnung von Mad. Rubido-Zichy gefchloffen war, jo wurde -]felbige, da man dem mehrmaligen Verlangen, zu Öffnen; nicht ent» Iprochen, auf Befehl des Polizeidirektor8 durch einen Schlofjer mit Gewalt geöffnet. Die Polizei befand fig nun in Gegenwart des Abdvokaten Raifin, weldher die von Herrn Pierre Moriaud geäußerten Pros teftationen erneuerte, Mad. RN. erklärte nur der Gewalt Folge zu Jeilten. Die Herbeigeholten Wagen führten dann alle Anwefjenden ı nad) dem Bahnhof, wo Mad. N. mit ihren Kindern in einem SS A

Maggon mit Hrn. und Frau Cercowig, dem Polizei-Fnfpekto: Soulin (?), Agent Kohlenberger, ein croatijcdher Detechive und eine Souvernante Pla nahmen, um fiH nad Aqgram zu begeben. Diefe Angelegenheit Hatte, wie man fcdhon glauben darf, ein gewifje Aufregung unter den Gäften de3 Hotel Metropole hervor gerufen und die Neugierde Hatte ziemlich viel Leute nach den Bahnhof gelockt. Wir Haben vielleicht Gelegenheit unfjern Lefern über den Aus gang diefes Familiendramaz ]päter Nähere3 zu Jagen.

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