Tagblatt der Stadt Biel, Band 22, Nummer 249, 19. Oktober 1884 IIIF issue linkEidgenossenschaft. [ARTICLE]

Eidgenossenschaft.

— Der Bundesrath Hat den Bundesbhefchluß vom 27. Juni abhin betreffend die Förderung der gewerblichen und indufjtriellen Berufsbildung durh den Bund in Kraft und auf 1. Nov. 1884 ‚al8 vollziehbar erklärt, — DMDie italienifhe Regierung hat dem Bundesrath offiziell mitgetheilt, daß fie den Konful Grechi proviforijh durch de Rege di Donato erfeßt Habe. Der BundesrathH Hat in feiner Sigung vom 17. d. da8 Antmwortjchreiben fejtgeftellt und dabei entfchieden, daß nad internationalem Brauch der Nachfolger von Grecdhi ein Erequatur nicht nöthig habe, da defjen Funktionen nur proviforijdh find; ein Crequatur wird erft bei definitiver Befegung erforderlich. Dem BVernehmen nach liegt gegen den ital, Gejandten Grafen Fe in Bern nicht? Pofitives vor, daß er mit Grecdhi unter einer Decke gefpielt Habe, mie berichtet wurde ; wie e8 jHeint, wird der Bundesrath dieje Angelegenheit nicht einmal unterfuchen, — Die eidgen. Oberpoftdirektion Hat unterm 17. Oktober folgende Verfügung erlaffen : Sendungen von Pflanzen 20. nah DeutjHland und weiter. Borverzolung. Die Aufgeber von Sendungen mit Pflanzen nach Deutfhfand und weiter (vergl. Verfügungen Nr. 156, 215 und 246 von 1883) find darauf aufmerkfjam zu madhen, daß foldge Sendungen Mae bei ihrem Eintritt in Deutjchland vorverzollt werden müljen. Dieje VBorverzoNlung, welche bisher an Stelle der Aufgeber durch deutfhes Pofjtperjonal beforgt werben mußte, womit — ohne Berjhulden jenes Perjonals — nicht felten erhebliche Verfpätungen in der Weiterleitung fragliher Sendungen verbunden waren, wird nunmehr im Fntereffe einer möglihjt ungehinderten Spedition dur Fürjorge de8 betr. Jchweiz. Poftperfonaigs bewirkt‘ und zwar, bi3a auf Weiteres, ohne Berechnung von Spefen für die daherige Mübewalt, vorbehalten immerhin die etwaigen Uu8lagen für Bers padfungsSmaterial 2C. Der vorfhußweije von der TO weizerifhen Boftverwaltung au8gelegte deutfce Eingangszoll, jowie die allfälligen Auslagen für Berpadung 2c. werden mit den betreffenden Sendungen auf die Übrefjaten nadgenommen, e8 jei denn, daß der Yufgeber ausdrücklichH verlange, daß Zoll und Auslagen auf ihn zurücgerechnet

| werben, in weldem Falle den betreffenden Sendungen ein Frankos zeddel mit dem Üblidhen Vermert „Franko. Fracht und Zoll" bet Yaugeben wäre, Bei dem VBerzolungsgefchäft fubftituirt fich die Poftverwaltung in jeder Hinficht dem Aufgeber, wobei fie {ih felbftverftändlich in Fällen von Anftänden (bei ZoNübertretungen z2C.) den vollen Rückgriff auf leßtern wahren muß. Von den deutfchen ZoNbehör» den etwa verhängte ZoNlbußen würden demnach von den: betr. JOmweiz. Auswedhslungspoftbureaux ohne Weitere auf den Abfender nacdhgenommen werden. VBorftehende Beftimmungen gelten für diejenigen Sendungen von Pflanzen 2C., welche über Bajel geleitet werden, wojelbft die Borverzolung auZfchließlih dem Filialbureau im badifchen Bahns hof übertragen ift. Für die Über andere Auswechslungsbureaux geleiteten Sendungen bleibt e3 einftweilen beim bisherigen Bere Jahren, 8 [Liegt im Interefje der Aufgeber, daß die ZoNdeklarationen: zu Sendungen genannter Art Überhaupt richtig und vollftändig ausgefüllt und daß diejen Sendungen die benöthigten Urfprungszeugnijfje beigegeben feien. Speziell bei Traubenjendungen muß in der Deklaration angegeben fein, ob auch I/Rebblätter mitenthalten find, in weldem Falle eine Befcheinigung der Gemeindsbehörde, daß im betr. Gemeindahezirt die Reblaus nicht erxiftive, erforder» Lich wäre. ; — Man foOhreibt aus Rom: Diejer Tage wird im Batican die Commijffion für außerordentliche Kirchliche Angelegenheiten dem in Bern durch Mgr. Ferrata abgejHlojjenen Uebereinfommen ihre Genehmigung ertheilen. Al3 Dank für die erfolgreich durchgeführte Mifjjion fteht, beiläufig bemerkt, dem jungen päpftlihen Diplomaten ein demnächfjtiges Avancement in Ausficht. Um 27. Oktober oder 10. November jodann wird Leo XIM. den Domprobijt Fiala feierlich zum Bijhof von Bafjel und Mar. Lachat zum ErzbijhHof in part. inf, (ift JHon gefhehHen. Red.) und apoftolijdhen Adminiftrator des Teffin erklären und bei diefem An» [aß eine Iateinijcdhe Anfprache Halten, worin er u. A. feiner Genug: thHuung über das Zuftandelommen des Berner Vertrage& und die WiederHerfiellung diplomatijher Beziehungen mit Belgien Ausdruck verleihen wird. Daneben behält fihH S. H. vor, im geeigneten Moment die Frage bett. die Zulajfjung Mermilod3 im Kanton Genf fowie diejenige betr. die Sendung eine8 päpftligen Bevollmächtigten nad) Luzern wieder in Fluß zu bringen. Bern. Hr. 8. Perrin bringt in mehreren Berner Zlättern folgenden Widerruf : In Sachen des im hiefigen „FIntelligenzblatt" Nr. 279 und in der „Schweiz. Grenzpoft" Nr. 239, beide vom 8. Oktober, er: {Hienenen Artikel „Anarchiftijhes" erklärt der Unterzeichnete, daß er auf angeblich offizielle, bei jpäterer Information jedoch fih al8 grundlo8 hHerausftellende Angaben Hin in die ihm fehr bedauerliche Sage gerathen ijt, den bisher in Bern tHätig gewefjenen, gänzlich unbejcdholtenen und in allgemeiner Achtung ftehenden Ajffiftenten am äußern Krankenhaus, Hrn. Schopen, Cand, med., in einer Weife zu verbächtigen, für weldde nach näherer. Erkundigung durchaus nicht die mindeften Anhaltspunkte vorhanden find, fo daß er fich veranlaßt ficht, mit größter Bereitwilligkeit die Unbegründetheit der in gedachtem Artikel enthaltenen Berdächtigungen hHiemit aus: zujpredhen. Bugleich erfucht der Unterzeichnete diejenigen Blätter, welche befagten Artikel reproduzirten, von vorliegender Erklärung gefälligit Notiz nehmen zu wollen. | Bern, 15. Oktober 1884. &. Herrin Auf fpezielle8 Anfuchen des Hrn, X. Perrin erklärt. fid im Namen und Auftrag des Hrn. Cand. med. €. Schopen der unter« zeidhnete BevoNlmächtigte desfelben bereit, in Rücficht auf vor» ftehende Revokation die gerichtliHe Klage zurücdzunehmen. Bern, 15. Oktober 1884. ; Carl Moor. — Montag den 10. November nächlthin tritt der Vers fallungsrath wieder zufjammen zur zweiten Berathung des Vers Jajjungsentmwurfes. — Die Vorbverfammlung der Vereinigten Freifinnigen der Stabt Bern vom lekten Freitag Abend3 war fehr zahlreich befucht und Hat alz Kandidaten in den Nationalrath für den Wahlkreis

Mittelland bezeidhnet die Herren Regierungs3rath Rohr mit 306, Fürfpreh Brunner mit 303 und Haujer mit 302 von 310 Stimmen, Al8 neue Kandidaten wurden aufgeftellt BuchHdrucer Stämpfli mit 293 und Fürfpreh Müller mit 287 Stimmen. Die definitive Lifte wird erft nächften Dienftag gemeinjam mit den Delegirten der Landgemeinden in einer Verjammlung im großen Kafınofjaal Tejtgeftellt. Die Vorlagen an die nächfte GemeindeverJammlung betr. die Kanalijation der Länggajje und den „Gemeindeanzeiger" wurden einjtimmig zur Annahme empfohlen. — Der Verein der Unabhängigen Hat als Kandidaten de» finitiv aufgeftellt die HH. v. Büren, Burren und Ballif. Die beiden andern Kandidaten werden gemeinjam mit der Volkspartei in einer Berjammlung von Heute (Sonntag) fejtgeftellt. In Au8: ficht genommen find in erfier Linie die HH. Steiger und v. Sinner, Die Allianz der fogen. „Unabhängigen" mit der „Volkspartei" ift Jomit auch in der bevorftehenden Wahlkampagne befiegelt. — Montag den 27. d. wird in Thun der Winterkur8 der dort. Handıderkerfchule mieder beginnen. — Im Thuner Blatt erklären die HH. I. Scherz und Bürdher, daß fie einzig die Kandidatur der freifinnigen Wimmifjer VBerjammlung annehmen, eine folge der Bolkspartei jedoch ent» jchieden ablehnen, — Die Moftproben am ZhHunerfee ergaben nach Yechölin : Klävyner und Sylvaner 86 Grad, Portugiejer 78 und weiß Wein, vorherrjhend Sutedel 66 -72 Grad. — Die liberalen Wähler im Bezirk Neuenftadt find auf nädhften Montag Abend Hiejelbft zu einer BerJammlung zujammenberufen, um über die Nationalrathaäwahlen fich zu befprecdhen, Jowie über die Kandidaten der Gejchwornen. — Sura Nächften Sonntag findet in Münfter eine libe« rale Berfammlung ftatt zur Befprechung der Berfaffungs-Revifion. Erziehungsdirektor Dr. Gobat und Folijjaint werden in Sachen rapboriiren. Forftinjpektor Frei wird deutjdh referiven. . Bürich. Ein am Dienftag Mittag in Zürich via Arlberg angelangter Güterzug führte unter Anderm wieder 14 mur mit Schafen beladene, fjämmtlid nach Paris beftimmte Güterwagen ; der ganze Zug beftand aus 29 Güterwagen, — Qeßten Dienftag erreichte der Kantonale Arbeitslehrerinnens £ur3 jein Ende. Die TheilnehHmerinnen mögen froh gewefen fein, al Wbend3 Halb fünf Uhr die Prüfung überftanden war; von 36 Afbivantinnen Haben ale biz auf eine dazZ Patent erhalten und zwar die meiften mit recht guten Noten, welche beweijen, wie fleißig die Kurze Lehrzeit benußt worden war. Die Prüfung erftreckte fich auf folgende Fächer: Strien, Nähen, Zlicken, Formenlehre, mündTicher und JOriftlidher AuZdruck, — Die feierliche Eröffnung des neuen Schulkurfe8 am Polytednifum wird Montag3 den 20. Oktober um 10 Uhr in der Aura jtattfinden. Bei diefem AYnlafje wird das nun vollendete CulmanıDenkmal im Polytedhnikumgebäude enthüllt werden und daraufhin im Anfjchluffe an die Eröffnung des Schuljahres eine Meine FeierTichteit in der Aula ftattfinden. Die Borlefungen beginnen am 21. Oktober. — Die zürch. Winkelriedjliftung Hat von einem unbekannten Geber 40 Fr. erhalten. — Der Verein des Rothen Kreuze3 ernannte Prof. Klebs zum Ehrenmitgliede. Bei dem ihm zu Chren abgehaltenen ZFelt= banfette in Genua toaftirte General Canzio, der Schwiegerfohn Saribaldis, auf den deutjhen Gelehrten und Zor]Her. — Der neugegründete zürdhH. Hochfchulverein wird fich Heute Sonntag in Winterthur verjammeln und um 11 U9r Vormittags im Saale des Stadthaufes einen Vortrag des Philologen Hug entgegennehmen, der die Hochfchule Jelbit zu feinem SGegenfiande Hat. Dann folgt gemeinfchaftlidhes Mittagefjen im „Yöwen", die Befichtigung der WintertHurer Sammlungen und endlich cin Spazier= gang nach DBeltheim. Suzern. Das „Luz. Tagbl." protejtirkt gegen ba3Z neue, wieder in den Vordergrund geftellte Projekt, die Berbindung zwijdhen dem BahHnhHofe und der zu erftelenden Zufahrtälinie nad JmmenJee durch den Bau eine Seedammes Herbeizuführen, weil dadurch das herrliche Zandfchajt8bild, dazZ der JKremde von den fchattigen Ufern der Stadt au8Z bewundert, zerftört würde. — Die Betriebseinnahmen der SGotthHardbahn im Monat September betragen 770,000 Franken, die Ausgaben 378,000 Zranken. Solofburn. In Seewen Herrfcht eine fehr intenfive ZypHusepidemie ; innert act Tagen kamen nicht weniger al8 37 Erfrankfungen, zum Theil jHıverer Art, und 2 Todesfälle vor. Die Direktion des Basler Gas- und Wafjerwerk3 Hat, nachdem fie Jhon jeit Montag Wbends Berichte über auffallend zahlreiche Erkrankungen | im Dorfe Seewen erhalten und nachdem die hei den behandelnden YNerzten eingezogenen Erkundigungen die Thatjache einer Krankheits ebidemie beftätigt, im Einverftändnif mit dem Sanitätsdepartement das Wajjer der Belzmühle-Quellen von der Stadtleitung abgejperrt. G3 gelangt fjomit nunmehr fein Wajjer au dem ZhHalbefen von Seewen in die Grellingerleitung. afel. Die Schuhmachernzunft in Bafel Hat für ver= jchiedene wohlthätige Zwede ca. 2000 Fr. ausgefebt. . Appenzell Z.:R6. Die Sektion „Säntis" de8 jHweiz. Mpenklub3 beabfichtigt eine gründlidhe Reform de8 appenzellifdhen Führerwefens, daS noch ziemlich im Argen Kiegt; vor allen Dingen Jollen Tarife aufgeftellt und FühHrerkuırje veranftaltet werden, Si. Gallen. Der St. Galler Stickerei-Cxport nach der Nordamerikanifchen Union betrug im Monat September d. I. die Summe von Zr. 1,612,446, und im dritten Quartal d. F. bei« nahe 51 Min. Fr. — In Krinau ift eine Sprigenprobe ettwa8 tragikomijch verlaufen. Man fuhr mit einer alten Sprige, von welcher fehr wenig Leute mehr wifjen, wanı fie den Einzug in Krinau gehalten, zum Dorfiveiher. Nun wird feft gepumpt; aber — 0 weh! — Jon beim Commando 2 fällt fie rätfch auseinander und liegt zerftreut am Boden. ‚Die Krienauer verfdeuchten dann ihren Gram hierüber beim guten Wallijer Saufer, Wburgau, Bei Balteraweil wurde am 9. d. Hr. Zimmermeiftec Brüfchweiler von einem feiner Gejellen mit offenem Mefferx angefallen und verwundet. Der ThHäter ift verhaftet. — Der KRegierungsrath ift auf daz Erfurchen der Lehrer= Jjynode, er möchte den fchweizerijdhen Bundesrath veranlaßen, eine Konferenz aller Staaten Deutjdhland3 und der Nachbarftaaten deutfcher Zunge zur Bereinbarung einer einheitliden deutfchen Orthographie anzuregen, nicht eingetreten, weil er den Schritt al8 kaum durchführbar betrachtet. — Der Große Rath wird zur ordentlichen Winterfikung

auf Montag den 24. November, Mittags 12 Uhr, nach Frauenfeli einberufen. Teflin. Um Dienftag Konnten die Züge auf der Mont Beneri-Linie wieder pajfiren, nadhdem fajft 30 Stunden umnunter brocdhen mit fo viel Leuten alz zu placiren. möglich war gearbeite worden war. Die NKutfchitelle befindet fichH zwijchen dem erfier fleinern und dem großen Monte Ceneri-Tunnel. Waadt. Im Kanton Waadt fcheint e3 keinem Hahnemanı erlaubt zu fein, voranzugehen. Wir lefen folgende waadtländijch Korrefpondenz: „Cin nur zu eifriger Pietift, der am Sonntac von der Kanzel herab daz Signal zur Spaltung unferer deut]cher evbangelifjden Nationaltirde und zugleich zur Gründung einer neuer Sekte geben wollte, erhielt jofort die verdiente Rüge. Auf An: zeige de3 neuerwählten Kirchenrathe3 hin tadelte nämlich dazZ Kul: tußbepartement dieje3 ungebüihrliche Beneymen und ermahnte den Schuldigen Cand. theol. Hahnemann, in Zukunft Derartiges nicht mehr zu predigen; eS theilte ihHın außerdem mit, daß bis auf Wei: tereS ihm unterfagt jei, in ber iwaadtl. NationalfirchHe geiftlich! Funktionen zu verrichten, Genf. Nationalrath Arthur Cheneviere Lehnt eine neuerlich Kandidatur in den Nationalrath ab.

Vorherige Ausgabe

Alle Ausgaben dieser Publikation durchblättern.

Nächste Ausgabe

Vorherige Suchergebnis

Zurück zur Ergebnisliste

Nächste Suchergebnis

Vergrössern / Verkleinern

Rechtsklick auf einen Artikel um weitere Optionen anzuzeigen

Qualitätskontrollmodus aktivieren

Ausschneiden starten

Vergrössern

Verkleinern