Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland, Band 25, Nummer 85, 11. April 1901 IIIF issue linkLidgenossenschast. [SECTION]

Lidgenossenschast.

— Gesellschaft schweizerischer Landwirte. Die 161. Versammlung wird Freitag den 12. April 1901 im Zunfthaus zur „Waag" in Zürich stattfinden. Als Hauptverhandlungsgegenständ nennt das Einladungsschreiben: „lieber die Landwirtschaft Japans," Vortrag mit Demonstrationen und Projektionsbildern. Referent: Herr Professor Dr. C. Schröter, in Zürich. Zur Teilnahme an der allgemeinen Versammlung sind alle Landwirte und Gönner der Landwirtschaft eingeladen. — Zur Verhütung von Unglücksfällen, die sich durch vorschriftswidrige Abgabe von Munition an die Truppe ereignen können, hat das Militärdepartement, veranlaßt durch ein Vorkommnis des letzten Jahres, die Verfügung getrosten, daß von den Zeughaus- und Kriegsdepotverwaltungen an die Truppe sowohl blinde als scharfe Munition nur in reglementarischer, von der eidgenössischen Munitionsfabrik erstellter Verpackung abgegeben werden dürfe. Die Schul- und Kurskommandanten sind dafür verantwortlich, daß von der Truppe nur Munition gefaßt wird, welche sich in solcher Verpackung befindet. Die Annahme von offenen Ladern und einzelnen Patronen ist zu verweigern. Die Zeughaus, uud Kriegsdepotverwaltungen sind angewiesen, sämtliche nicht in reglementarijcher, intakter Verpackung zurückgelangenoe Munition am Schluffe eines jeden Dienstes unverzüglich an das Munitionsdepot in Thun zurückzusenden. Das Militärdepartement hat ferner neue, strengere Vorschriften für das Reinigen der Gewehre in allen Schulen und Kursen, wie auch bei den Uebungen der Schießvereine und des militärischen Vorunterrichtes erlassen. „Bund" — Vom Simplon. Vom Tunnel, welcher eine Gesamtlänge von 19,770 Metern erhalten wird, waren bis Mitte März 7325 ui gebohrt, wovon 3850 ui auf die italienische und 3455 ui auf die schweizerische Seite entfallen. — Begnadigungsgesuch Eichenberger. Jak. Eichenberger, Fabrikarbeiter in Niederwyl (Aargau), stellt bei der Bundesversammlung das Gesuch, daß ihm eine Bußrestanz von Fr. 113. 95 in Gnaden erlassen werden möge; diese Bußrestanz lastet aus verschiedenen in den Jahren 1898 und 1899 über ihn verhängten Polizeistrafen auf ihm, er wurde s. Z. in zwei Fällen wegen Störung der öffentlichen Ordnung, in zwei andern wegen Fischereivecgehens verurteilt. Die beiden ersten Fälle kommen im Begnadigungsverfahren vor der Bundesversammlung nicht in Betracht; für einen Erlaß der wegen Fischereivergehen verhängten Bußen aber sieht der Bundesrat keinen Grund, weshalb er Abweisung des Begnadigungsgesuches beantragt. (Bund). Bern. Die eidgen. Militärverwaltung bedarf für den diesjährigen Truppenzusammenzug — 1. bis 20. September — einer größer» Anzahl Zugpferde. Pferdebesitzer, welche geneigt sind, ihre Pferde in diesen Dienst zu geben, werden ersucht, sich bis zum 30. April nächsthin

beim Gemeindepräsidenten anzumelden. Die Bedingungen sind folgende: i) Nach Entgegennähme der Anmeldungen findet eine Vorschau der angemeldeten Pferde statt. 2) Mit der AnMeldung des Pferdes übernimmt der Anmeldende die Verpflichtung, das Pferd der MilitärVerwaltung für die Herbstmanöver zur Verfügung zu stellen, insofern dasselbe nicht in andere Hände übergegangen oder wegen Krankheit dienst, untauglich geworden ist. In letzterem Falle ist dem Pferdestellungsoffizier, Herrn Major Roher in Bern, sofort Anzeige zu erstatten. 3) Für die Vorschau wird keinerlei Vergütung bezahlt, ebensowenig für den Transport der Pferde auf die Einschatzungsplätze und von den Abschatzungsplätzen nach Hause, insofern der Abschatzuvgsort der gleiche bleibt wie der Einschatzungsort. 4) Sollten die AbschatzungSplätze mit den Einschatzungsplätzen nicht übereinstimmen und durch Verlegung des Abschatzungsortes dem Pferdebescher Mehrkosten verursacht werden, so ist demselben hiefür eine Entschädigung zu entrichten von 5 Rp. per Mann und 10 Rp. per Pferd für jeden Kilometer, abzüglich der ersten fünf Kilometer laut Verwaltungsreglement (Art. 119). 5) Das Mietgeld für die Korpsmanöver beträgt Fr. 5. 50 per Tag und per Pferd, ausgenommen für die Bespannung der Kavallerie-Fuhr-werke, für welche wegen der kürzeren Dienstzeit Fr. 6 per Pferd und per Tag vergütet werden. 6) Für die bei der Revision zurückgewiesenen Pferde wird das Mietgeld nur vergütet bis zum Tage, an welchem die Zurückweisung dem VerMieter des Pferdes zur Kenntnis gebracht wird, es sei denn, daß die Rücknahme des Pferdes nicht am gleichen Tage stattfinden könne. Die Herren Gemeindepräsidenten werden eingeladen, die Anmeldungen entgegenzunehmen und dieselben sofort nach Ablauf der Anmeldungsfrist dem kantonalen Kriegskommiffariat zu Händen des Pferdestellungs-OffizierS zu übermitteln. Der Militärdirektor: Fr. v. Wattenwyl. — Verein der Arbeitsschullehrerinnen. Eine Versammlung von ca. 50 Arbeitslehrerinnen in Münchenbuchsee beschloß Gründung eines kantonalen Verbandes zur Wahrung der gemeinsamen Interessen und Förderung des Arbeitsschulwesens im Kanton Bern. Den Anstoß zu diesem neuen Verein gab die Verwerfung des Antrages auf Erhöhung des Staatsbeitrages von Fr. 50 auf Fr. 70 durch den Großen Rat im Dezember letzlen Jahres. Durch eine Petition wollen die Arbeitslehrerinnen versuchen, das Herz unseres Finanzministers zu rühren; auch die Gemeinden sollen um Erhöhung der Gemeindebesoldung ersacht werben. 100 Fr. Minimum sind wirklich eine geringe Besoldung und ein Mehrerer dürfte gewiß geleistet werden. -r. — Die Schlußprüfung an der bernischen Molkereischule in Rütti-Zollikofen wird Donnerstag den 18. dies abgehalten. Die Aufnahmsprüfung für neu eintretende Schüler des Jahr.skurses und Sommer - Halbjahreskurses findet statt Montag den 22. ds. nächsthin, von morgens 10 Uhr an. Zur Teilnahme an diesen Prüfungen werden Behörden, Eltern der Schüler, Käser, Landwirte und andere Freunde der Molkereischule höflichst eingeladen. — Sängertag in Burgdorf, 12. Mai. Als Kampfrichter für die Wettgesänge sind folgende Herren bezeichnet worden: 1) Herr Rudolf Krenger, Sekundarlehrer in Jnterlaken; 2) Herr Hans (?) Schütz, Sekundarlehrer in Thun (Soll wohl heißen: Herr G. Schütz, Lehrer am Progymnasium. Red.); 3) Herr Musikdirektor Hoechle in Bern. — Der Männerchor Thun wird sich an diesem Feste auch beteiligen. — Oberland. Die Regierung hat Herrn Schulinspektor Jossi in Meiringen die Wasserkräfte des Dorf- und des Alpbaches zugesichert, um für den Betrieb der Drahtseilbahn auf den HaSliberg die nötige elektrische Kraft zu gewinnen. — Die Kirchgemeinde Gsteig ist auf nächsten Sonntag einberufen zur Beschlußfassung betreffend Errichtung einer zweiten Pfarrstelle. — Unglück im Jungfraubahntunnel. Berichtigung. Es handelt sich, um allsällige irrtümliche Meinung zu zerßreuen, nicht um eine am gleichen Tage stattgefundene zweite Explosion; als erste ist jene vor zwei Jahren beim Rotstock stattgefundene Explosion gedacht. — Wilderswyl. (L-Korr.) Es wird vielleicht noch manchem von unfern Lesern in Erinnerung sein, daß, wie wir seinerzeit berichteten, im Januar 1899 die Heimwesen der Ehr. Seiler, Hans Gertsch und Johann und Christian Häsler in Lütschenthal, durch Wasser, Ueberführung durch Geröll, Rutschungen usw., arg verheert worden sind. Mit unendlicher Mühe war seither ein Teil des so verwüsteten Landes wieder urbanisiert worden. Durch das außergewöhnliche Tau- und Regenwetter der letzten Tage und besonders des

Gewitters und der wolkenbruchartigen Regengüsse der Nacht vom 7. auf 8. dies ist der gefürchtete Fallbach neuerdings zum Zerstörer geworden. Im Einzugsgebiet desselben, in der sogenannten Schiltrieseten, wo die in Angriff genommene Verbauung noch nicht zu Ende geführt werden konnte, haben sich neue Rutschungen gebildet und führen große Schuttmassen zu Thal. Die oben genannten Heimwesen sind neuerdings verwüstet. Nicht nur früher verschüttetes, wieder in Stand gesetztes, sondern dazu ganze Flächen vorher verschontes Land sind ein Opfer des zerstörenden Elementes geworden. Wirklich eine bange Zukunft für diese strebsamen, mit zahlreichen Familien gesegneten Bürger. — Adelboden. (Korresp.) Am Ostersonntag hatten wir hier zum erstenmal in diesem Jahr mehrere heftige Gewitter mit Donner und Blitz wie im Hochsommer. Am stärksten und unheimlichsten kam es abends 10 Uhr. Da folgten eine Zeit lang Blitz auf Blitz und Donnerschlag auf Donnerschlag. Früher meinte man, auf solche vorzeitige Gewitter folge noch ein strenger Nachwinter. Wer leben wird, wird sehen. Basel» Eine nützliche Erfindung. (-8-Korresp.) In der am 15. Mai hier eröffnet werdenden Gewerbeausstellung auf der Schützenmatte wird eine von Ehr. Palmer, Hausvater der Herberge zur Heimat, verbunden mit Hospitz, Gasthof zum „Engelhof" genannt, Stiftsgasfe 1, Großbasel, gemachte Erfindung sehr wahrscheinlich installiert sein und funktionieren, welche es verdient, öffentlich auch anderwärts bekannt gemacht zu werden, da ihre Verbreitung eine Wohlfahrtseinrichtung ersten Ranges bedeuten wird. Sie betrifft eine automatische Vor- und Nachspülung von Wasserclosets und Pissoirs. Reinlichkeit ist eine Zier und wer gut erzogen wurde, übt sie beständig, um selbst ein schön gebildetes Wesen der Natur darzustellen und gleichzeitig andern nicht nachteilig zu werden. Es gibt aber auch schlecht erzogene, faule Menschen, welche trotz allen in den Bedürfnisanstalten angebrachten Äffischen ihrer Gewohnheit alle Zügel lassen und dadurch eine Gefahr für die Oeffentlichkeit werden. Die Erfindung des Herrn Palmer vollsührt einfach maschinell, durch eine Vorrichtung an Thürpfosten und Thüre, was der Mensch thun sollte. Durch das Oeffnen der Thüre wird das Closet vorgespült und gleichzeitig eine, auf ein kleines Flämmchen reduzierte, Gasflamme zur vollen Lichtstärke gebracht. Beim Verlassen des Cabinetts wird das Closet nachgespült und die Gasflamme wieder auf ein Flämmchen reduziert. Auf die gleiche Weise funktioniert die Erfindung in Pissoirs, und elektrische Flammen werden ebenfalls reguliert. Herr Palmer hat seine Erfindung in Belgien, Frankreich, Deutschland und in der Schweiz patentieren lassen. Er gedenkt, das schweizerische Patent nicht zu verkaufen. In eigener Werkstätte hat er schon viele Einrichtungen erstellen lassen, und verschiedene Etablissemente in Basel sind im Besitze von solchen und sehr zufrieden damit. Da indessen seine Stelle seine Zeit ganz

in Anspruch nimmt, so würde er Lisenzverträge mit mechanischen Werkstätten in der Schweiz unter überaus günstigen Bedingungen ür die letztem abschließen. Den Werkstätten aber würde ein lukratives Arbeitsfeld erstehen und ihnen gleichzeitig die Genugthuung zu teil, >m Gefühle schwelgen zu können, der Menschheit im wahrsten Sinne des Wortes nützlich zu sein. Man wende sich an Herrn Palmer selbst, welcher bereitwilligst sofort Auskunft erteilt. Im „EngelHof" spielt die Erfindung vorzüglich, überhaupt überall, wo sie angebracht wurde. — (Korr.) Der Ostermontag, der 8. April, wurde zwischen 5 — 6 Uhr mit einem Gewitter eingeleitet. Blitz und Donner sekundierten die Niederschläge, welche schon geraume Zeit angedauert hatten. Im Verlaufe des Vormittags standen stets viele Menschen bei der alten Rheindrücke, die zur Hälsie noch auf hölzernen Pfeilern, durch eiserne II Balken verstärkt, ruht, um den Wogen des hochangeschwollenen Rheines zuzuschauen. Samstags zeigte der Strom 3 m, Ufertiefe, Sonntags 2 in 50, und Montags um 10 Uhr stieg er bis auf 3 in 60. Die Fähre durfte nicht mehr fahren. Was brachte nicht alles der Strom daher! Seine Bezugsquellen mußten unerschöpflich sein. Am Ostermontag befanden sich, wir mir ein Arbeiter mitteilte, beim Elektrizitätswerk in Rheinfelden ca. 80 Mann auf dem großen „Rechen", um das heranschwimmende Holz wegzuräumen. Der Damm des Turbinenkanals mußte durchbrochen werden, um die Wassermenge zn reduzieren. In Basel war am nachmittag des Ostermontags schönes Wetter, welches fast von der sämtlichen Bewohnerschaft zum spazieren benutzt wurde; denn überall war ja Feiertag. Einen Hauptanziehungspunkt bildete der zoologische Garten, in welchem eine Verlosung von nachfolgenden Objekten stattfinden sollte: 1. Gewinn: 1 Damhirsch oder 40 Fr. in bar; 2. Gewinn: 1 Hausziege; 3. G.winn: 1 Paar Wellensittiche; 4.5. und 6. Gewinn: je 1 Osterhase; 7. bis und mit 15 Gewinn: je ein Körbchen Ostereier; 16. Gewinn: 1 Maikäfer. Um 5 Uhr sollte die Ziehung stattfinden, welche indessen auf den nächsten Sonntag verschoben wurde. Um 5 Uhr 50 verließ ich Basel, um über Delemont nach Montier zu fahren. Auch die Birs war sehr angeschwollen. Von Delemont bis Basel war dieselbe sozusagen überall über ihre Ufer getreten. Im Coupö u:d auch in Moutier erzählte man mir, daß die ganze Nacht vom 7. auf den 8. April im Berner-Jura sehr gewitterhaft war. Z. Grarrbünden. Am Albulatunnel ereignete sich ein Unglücksfall, diesmal auf der Südseite (Blvers). In der Nacht vom 3./4. ds. ging unerwarteterweise eine Mine los und verletzte zwei Arbeiter aus Brescm schwer. Dem Masse« ro!i Giov. wurden beide Beine zersplittert; auch erlitt er andere Verletzungen. Ec starb bald nach der Ueberführung ins Spital. Sein Gefährte Finini erlitt ebenfalls so schwere Verletzungen, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Die Mine soll von der vorhergehenden Abteilung geladen worden sein.

Vorherige Ausgabe

Alle Ausgaben dieser Publikation durchblättern.

Nächste Ausgabe

Vorherige Suchergebnis

Zurück zur Ergebnisliste

Nächste Suchergebnis

Vergrössern / Verkleinern

Rechtsklick auf einen Artikel um weitere Optionen anzuzeigen

Qualitätskontrollmodus aktivieren

Ausschneiden starten

Vergrössern

Verkleinern