Täglicher Anzeiger für Thun und das Berner Oberland, Volume 8, Numero 137, 11 giugno 1884 IIIF issue linkLidgenossenjchafL. [SECTION]

LidgenossenjchafL.

— N ati o n alr a t h. (Korresp. v. 7. Juni). Bei Erledigung des Geschäftsberichtes tadelte die Kommission beim Handels- und LandwirthschaftsDepartement die Verloosung an der Ausstellung in Zürich und fand, daß es unserm Erziehungswesen widerspreche, wenn von Oben herab das Volk zum Glücksrad eingeladen werde und es sollte künftig eine Subvention an die Bedingung geknüpft werden, daß keine Verloosung stattfinden dürfe. Wir erwähnen dies nachträglich. Als eine erfreuliche Erscheinung hebt die Kommission bei der Postverwaltung den neuen Armsbürgschaftrverein hervor, wodurch sich die betheiligten Angestellten solidarisch für die Amtsbürgschaft erklären; es erlaubt diese Neuerung auch armen, braven, aber ohne Bekanntschaft dastehenden Leuten, in den Postdienst zu treten. Beim Eisenbahnwesen tadelt die Kommission die Verzögerung der Linie Col de Roches von Seite Frankreich's und betrachtet es als eine Rücksichtslosigkeit von diesem Staate, dem Vertrage nicht nachgekommen zu sein. Ständerath. (Korresp.) Es ist ein neuer Rekurs eingegangen gegen einen bundesräthlichen

Entscheid, welcher der Kommission zur Begutachtung überwiesen wird. Peterelli und Romedi, von Graubünden, deren Amtsdauer abgelaufen war und die neu bestätigt find, werden beeidigt. Es wurde in der Berathung des Gesetzes für Förderung der Landwirthschaft fortgefahren. Das Gesetz wurde bis zum Schlußartikel 20 durchberathen, wo Zschokke den Antrag stellt, daß die Jnkrafttretnng des Gesetzes erst dann erfolgen solle, wenn der neue Zolltarif in Kraft trete. Dieser und andere Anträge sollen nächste Woche behandelt werden. Wir bedauern, daß der Raum uns nicht erlaubt, das ausführliche Gesetz vollständig mitzutheilen. — Der Bundesrath änderte seine Schlußnahme vom 15. September 1875 dahin ab, daß Veterinäroffiziere mit dem Grade eines Lieutenant in die Armee einzutreten haben. — Die Mehrheit des Bundesrathes soll mit besonderer Rücksicht darauf, daß das Bundesgesetz über das Rechnungswesen der Bahnen noch nicht anwendbar sei, sich für 2*/, pCt. Dividende der Gotthardbahn ausgesprochen haben. — Die Regierung von Zug hat dem Bundesralhe eine Eingabe etngesandt, worin sie mit Rücksicht auf Arth-Goldau gegen eine Dividendenausrichtung der Gotthardbahn Einsprache erhebt. — Postwesen. Taxbehandlung von Rechnungen (Fakturen) und Quittungen. In der Taxbehandlung der Rechnungen (Fakturen) und Quittungen treten Ungleichheiten zu Tage; einzelne Poststellen behandeln solche Sendungen als Drucksachen, andere als Geschäftspapiere und wieder andere als gewöhnliche Briefe. Die eidg. Postdirektiou verfügt nun, daß die Rechnungen (Fakturen) und Quittungen zur Geschäftspapiertaxe zu befördern sind, sofern sie auch in Bezug auf Verpackung rc. den für diese Taxkategorie ausgestellten Bedingungen entsprechen. — Der deutsche General st ab an der Schweizer Grenze. Von durchaus glaubwürdiger Seite wird dem „Bund" aus Berlin geschrieben: Als zufälliger Ohrenzeuge eines Gesprächs deutscher Offiziere erfuhr ich, daß die dießjährige llebungsreise des großen Generalstabes an unserer Grenze zwischen Basel und Schaffhausen sich abspielen soll. Diese Reise fand voriges Jahr am Main bei Bamberg und Würzburg statt, es ist deßhalb ein politischer Hintergedanke nicht nachweisbar. Ganz unzweifelhaft aber muß diese militärische Uebung in unseren benachbarten Kantonen Beunruhigung Hervorrufen und wird der Wiederhall derselben in der Lokalpresse auch in weitere Kreise getragen. Hat die Uebung also keinen politischen Hintergrund, so soll der Generalstab eine Gegend wählen, in welcher er ein Nachbarvolk, mit welchem das deutsche Reich im besten Einvernehmen leben zu wollen vorgtbt, nicht beunruhigt. Von diesem Gedanken ausgehend kann

es also den Vertreter der Eidgenoffenschaft nur ein Wort kosten, um die Abänderung des Programms zu veranlassen und (wenn dich auch nicht seine Sache ist) cs kann ihm doch auch von einer andern Seite der Dank nicht fehlen — ich meine von unfern badischen Nachbarn, die durch die Militärkonveutton und daS verwandtschaftliche Verhältntß ihres Fürsten der preußischen Soldatenwirthschaft machtlos überantwortet sind. Bern. Regierungsrathsverhandlungen. Es weiden bestätigt: 1) Die letztwtllige Verfügung der Jgfr. Barbara Tschopp von Mauensce (Luzern), gew. Dienstmagd in Bern, wodurch sie dem Jnselspital in Bern die Hälfte ihres Vermögens zuwendet; 2) das Legat von Fr. 500 der Frln. Charlotte Luise Fueter von Bern für das Armengut der Gesellschaft zu Pfistern in Bern. An das Freischtcßen zu Reistswyl wird eine Ehrengabe von 50 Fr. bewilligt. Es werden genehmigt: 1) Die Wiederwahl des Hrn. Karl Vollenweider zum Lehrer der Mathematik am Gymnasium und des Hrn. Frtedr. Flück zum Turn- und Schreiblehrer am Gymnasium und an der Mädchensekundarschule in Burgdorf; 2) die Wahl der Frln. Laura Eberhard zur Lehrerin der III. Klasse und der Frln. Adele Bernstecher zur Lehrerin des Englischen an der Mädchensekundarschule in Neuenstadt; 3) die Wiederwahl der KH. Joh. Bertschen von Reichenbach und Joh. Mühlethaler von Bletenbach als Lehrer an der Sekundarschule in Frutigen. — Das „Pays" verhöhnt die Anträge des Regiernngsrathes Stockmar in der Bisthumsfrage, wonach die katholische Synode eingeladen wird, dem Großen Rathe Vorschläge zur Regelung der Diözesanbeziehungen der römisch-katholischen Kirchgemeinden, d. h. also zum Anschluß an irgend eine andere Diözese als die von Basel, von deren Verband der Kanton Bern definitiv zurücktritt, zur Genehmigung zu unterbreiten. DaS Blatt fragt, wie man denn in Bern nur glauben könne, daß solche Vorschläge den Konflikt lösen werden. — In Bern starb in seinem 70. Altersjahr nach langen Leiden Herr Lütharbt, der langjährige Chef der ehemaligen Berner Stadtmusik. — Pferde-Versicherung. Ueber die Geschäftsgebahrung der „Union", Viehverstcherungsgesellschast in Berlin, der die Konzession im Ktn. Bern wieder entzogen ist, lesen wir in den „B. B. f. Landwirthsch.": „Im Jahre 1882 haben die Vorprämien (für Pferde 4 Proz. der Versicherungssumme) ein Total von Fr. 122,824. 35 ergeben, währenddem die Verwaltungskosten (Aufnahme- und sonstige Verwaltungskosten, Provision der Agenten, Reise- und Organisationskosten, Tantieme(I) des Verwaltmigsrathes und des Direktors) 112,456 Fr. 89 Rp., mithin über 91 Proz. der Vorprämien verschlungen haben. Die Versicherten

Hatten bann dar Vergnügen, einander den Schaden zu decken durch die sogen. NachprÄnieo, oder den Nachschuß, welcher nahezu den Betrag der Vorprämie erreichte." — s Langnau. (Korresp, vom 8. Juni.) Hiesige Kirchgemeinde hatte heute an der Urne ihre Pfarrwahl zu treffen. Vom Kirchgemeinderath war einstimmig vorgeschlagen: Herr Pfarrer Möller in Reichenbach, und eine große Anzahl angesehener Männer, den verschiedensten Richtungen angehörend, empfahl den Vorgeschlagenen im Amtsanzeiger. Nur die Anhänger der „evangelischen Partei" glaubten, nicht mitmachen zu können, sie gaben das Losungswort „Enthaltung" aus. An der Abstimmung betheiligten sich 665, und mit 583 Stimmen ging Herr Müller aus der Urne hervor. Die übrigen Stimmen zersplitterten sich, und eine n'cht unbeträchliche Anzahl von Stimmzetteln war mit „Ja" oder „Nein" beschrieben. Es läßt sich dies in vorliegendem Falle einigermaßen begreifen, da eben keine Gegenkandidatur aufgestellt war, so konnten viele meinen, sie brauchen einfach zu schreiben, ob sie den Vorgeschlagencn wollen (Ja) oder nicht (Nein). Bedenklicher ist es, daß auch Herr „Bucheneckern" Stimmen erhielt. Dieses Wort stand vom Anschauungsunterrichte her an der Wandtafel und wurde Buchstabe für Buchstabe auf den Zettel hingeschrieben. da dieß ja nichts anderes sein konnte, als der Name des Vorgeschlagenen I Solche Erscheinungen sind ein Hohn auf unsere „erweiterten Volksrechte", sie zeigen, wie wenig bei vielen Stimmberechtigten von einer freien Willensäußerung gesprochen werden kann, und wie wahr Zschokke's Wort ist: Nur „Volksbildung ist Volksbefreiung". Im Uebrigen beweist die heutige Abstimmung, daß unsere Gemeinde, trotz der religiösen Vielgestaltigkeit in übergroßem Mehr dem Gewählten das entschiedenste Vertrauen entgegenbringt, was ihm eine gesegnete Wirksamkeit verspricht. — Oberland. Brüntgbahn. Das „Schweizer-Fremdenblatt" enthält einen längern, Artikel über die Brünigbahn und zwar in empfehlendem Sinne. Der Schluß des Artikels lautet: „Es geht etwas in Sachen „Brünigbahn". Die Zeit der Vorbesprechungen ist vorüber. Die Pläne liegen vor, die Kostenanschläge sind bekannt. Die Zeit des Handelns ist gekommen. Das „Wie" bleibe einstweilen unerörtcrt. Sicher ist, daß die Brünigbahn-Unternehmung in eine neue Phase getreten ist. Es gibt sich allenthalben im Oberlande Begeisterung und OpferWilligkeit für dieselbe kund. Man ist fest entschlossen, die Erstellung der für das Oberland wichtigsten aller Verkehrsarterien kräftig zu poussiren. Das Eisen muß geschmiedet werden, nachdem es so prächtig glühend geworden ist." Wir gestehen offen, daß uns von der erwähnten ollseitigen und Opferwilligkeit noch wenig bekannt wnrde. Ist sie jedoch vorhanden, so kann sie mit Freuden begrüßt werden. — Haslithal. Gründung einer Schnitzlerschule. Der „Oberhasler" sagt: Nach angestellten Berechnungen sollen dem Haslithal noch jetzt für seine Holzwaarenindustrie jährlich gegen Fr. 400,000 zufließen, und da ist es doch wohl angezetgt, das Möglichste zu thun, diesen Industriezweig nicht finken zu lassen, sondern allen Ernstes durch geeignete Bestrebungen zu fördern. Ein solches Mittel ist ganz entschieden eine eigentliche Schnitzlerschule, worin junge Leute theoretisch und praktisch zu tüchtigen Arbeitern herangebildct werden können. Die Anstalt sollte bestehen aus: 1. einer Lehrwerkstätte zur Heranbildung von tüchtigen Schnitzlern durch Unterricht im Zeichnen, Modelliren und Schnitzen; 2. einer Zeichnen- und Modellirschule für Schnitzler und Handwerker außer der Anstalt, in welcher auch die Zöglinge der Lehrwerkstätte unterrichtet würden, und 3 einer Sammlung von Modellen in Ghpft Thon. Holz u. s. w. Um diesen Gedanken zu besprechen hat letzten Sonntag in Meiringen eine Versammlung stattgefunden.

Zürich. Die Aktiengesellschaft für Gasbeleuchtung in Zürich bezahlt pro 1883/84 wieder 20°/g Dividende. Vom Netto - Ergebniß von 200,000 Fr. werden 79,248 Fr. oder 7.92 °/g dem SUservefond zugewiesen. Urt° Gotthardbabn. Nachdem die Gotthardbahndirektion bezüglich des Sommerfahrtenplanes den wiederholten Reklamationen keine

Rechnung getragen, wird von urner'scher Seite eine Beschwerde an den h. Bundesrath erlaffen. Bafel. Der Große Rath wählte vr. Ernst Brenner zum Mitglied der Regierung und zwar mit 54 gegen 51 Stimmen, welch' letztere auf Hrn. Prof. vr. Speiser fielen. — Oberst Emil Frei in Arlesheim wird in der „Basellandsch. Ztg." für zwei Wahlkreise, Liestal-Seltisberg und Lausen, als Vertreter in den Landrath portirt. Im Kreise Liestal ist bekanntlich das letzte Mal wegen Mangel an Betheiligung keine Wahl zu Stande gekommen, uud es sind daher deren sechs zu treffen. Graubünde«. Zum eidgen. Turnfest in Chur haben sich bis jetzt 1300 Turner angcmeldet. die Festhütte soll 2000 Mann fassen. Aargau. In der letzten Großrathsfitzung wurde die Petition eines katholischen Bürgers mitgetheilt, welcher die „Wiedereinführung der aufgehobenen Feiertage verlangt". — Warum auch nicht, in der jetzigen Zeit ist alles möglich.

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