Neue Zuger Zeitung, Volume 37, Numéro 69, 30 août 1882 IIIF issue linkSchweizerisches. [ARTICLE]

Schweizerisches.

Mailänder-Stipendien. (Eingesandt.) Seit bald 2 Jahren befinden sich, wie allenthalben bekannt sein mag, die für Theologen aus den katholischen Kantonen bestimmten Freiplätze im Borromäischen Seminar in Mailand in Schwebe. Die italienische Negierung habe deren Aufhebung beschlossen, hieß eS, und die Negierungen der zuständigen katholischen Kantone rekurirten dagegen an den h. Bundesrath. Seit Monaten hörten wir nichts mehr. Anläßlich des Piusfestes in Locarno besuchten einige alte Zöglinge das Borromäum in Mailand. Der hochw. Herr Rektor erörterte den Stand oder bester gesagt den Ausgang dieser Angelegeuheit, woraus zu entnehmen war, daß es um die den Schweizertheologen zuständigen Frei-

plätze geschehen ist. Das Rektorat drückte sein sichtliches Beileid aus und sagte, daß seit 1881 keinem neuen Stipendisten aus der Schweiz Aufnahme gewährt werde. Denjenigen, welche 1880 noch in's Seminar eingetreten, sei es gestattet, ihre Studien noch da zu vollenden; so bestimme es die amtliche Anordnung. Er meinte aber auch, oaß diese Angelegenheit einen bessern Ausgang versprochen hätte, wenn die katholischen Schweizerregierungen durch persönliche Deputation bei der italienischen Behörde energisch ihre Ansprüche gellend gemacht hätten. Wir sind nicht genau informirt, wie viel und in wie weit von unfern Behörden Schritte gethan worden sind, aber seit der Tit. Bundesrath den Vermittler hätte machen sollen, trauten wir der Sache nicht mehr. Was wir gefürchtet, ist gekommen: die katholischen Schweizer sind um die Freiplätze. Daß die italienische Negierung dagegen Vergütung sendet, hat sich nicht erwahrt, da bereits die letztes Jahr mit Stipendien Betrauten leer ausgingen. Wann aber die italienische Regierung offiziell ihre widerrechtliche Schlußnahme an unsere Magistraten mitzut eile» geruht, misten mir nicht. Wir glaubten diese Mittheilung dem Volke schuldig zu sein. — Die Diöcesanconferenz des Bisthums Basel genehmigte einstimmig in ihrer Sitzung vom 21. d. die Rechnung über die Verwaltung des Linderlegates pro 1881. — Referendum. Nach einer vorläufigen Berechnung dürfte das Schul-Neferendum in der ganzen Schweiz von mindestens 100,000 Bürgern verlangt werden, und zwar einzig aus den nachbezeichneten Kantonen und unter Annahme folgender approximativer Ergebnisse und unter Weglassung der 3 Kantone Tburgau, Neuenburg und Genf. St. Gallen 14,000, Appenzell 2,500, Gcaubündm 4,000, Glarus 2,500, Zürich 3,000, Schwyz 5,000, Uri 2,000, Unterwalden 1,500, Zug 2,00t), Luzern 7,000, Aargau 3,000, Bern 20.000, Solothurn 2,000, Basel 1,500, Waadt 5,000, Wallis 8,000, Freiburg 10,000, Schaffhausen 2,000, Tessin 5,000. Zusammen 100,000.

— Schulreferendu m. „Aller guten Dinge sind drei", schreibt der liberale,, Nouvelliste vaudois" und so eine kleine Lehre ist nothwendig. Karl der Kühne verlor bei Grandson sein Lager, bei Murten sein Heer, bei Nancy sein Leben. — Schenk, der Tollkühne, verlor bereits seine Zündhölzchen und Jmpfkampagne; das Schulreserendum wird ihm sein Nancy bereiten. Er darf vollkommen davon überzeugt sein." — Sämmtliche freisinnige Blätter der Schweiz, welche nicht unter freimaurerischcm Einflüsse stehen und in Folge dessen nach der Direktive der schweiz. Logen handeln müssen, schreiben gegen den Schutsekretär. Die Zahl dieser unabhängigen Preßorgane ist eine sehr bedeutende. (L. Landb) — Landesbefestigung. Am 10. und 11. war die schweiz. Landesbesestigungskommission in Bern versammelt. Dieselbe soll ihre Befestigungsprojekte definitiv abgeschlossen haben, in welchem Sinne, darüber verlautet nichts. Das beste wäre, wenn diese 50 Millionen-Vorlage zugleich mit dem Schulsekretär in's Sieb geralhen könnte! Hei, wie der Spreu davon fliegen würde! — Gotthard b a h n. Die Einnahmen derselben betragen im Juli 701,000 Fr. gegen 601,000 Fr. im Juni. Man hatte zwischen 800,000 und 900,000 Fr. erwartet. S'goht mängem Burli au e so!

— Die diesjährige Vereinsfeier des schweiz. Piusvereins war ohne Zweifel die glänzendste gewesen seit seinem Bestände. Begünstigt vom Himmel durch herrliche Witterung, geehrt durch hohe Besuche hervorragender Persönlichkeiten aus Mailand und begeistert durch ausgezeichnete Reden in drei Landessprachen, schwelgte Auge und Ohr und Herz in beständigem, köstlichem Genuß. Die Urschweiz war ziemlich vertreten. Alles Lob verdient das brave Tessinervolk, das aus allen entlegenen Thälern massenhaft zusammenströmte. Ein Privatausflug nach Lugano, eine Wallfahrt nach äol Lasso und eine Lustfahrt über den Langensee gaben den Festtheilnehmern wieder neue Frische und ließen sie vollauf erkennen, daß der gute Geist

lies Volkes in der Jnnerschweiz bald beschämt sein könnte durch die aufrichtige Liebe, die Thätigkeit und Opferwilligkeit unserer Brüder im Tessin. Bei der Spazierfahrt nach den borromäischen Inseln wurden die Theilnehmer von der italien. Bevölkerung ausgepfiffen und die Geistlichen grob insultirt. Man glaubt, daß dieser Auftritt bei Stresa von höherer radikaler Seite vorbereitet worden sei und das ganze kathol. Schweizervolk hat recht, wenn es Protest erhebt gegen diese ihm angediehene infame Behandlung.

Bern. Bätterkinden. Montag Nachts nach 10 Uhr brach hier in dem vermietheten Hause des Gemeinderathspräsidenten Gruber Feuer aus, welches bei heftigem Wind in einer halben Stunde sich über einen großen Theil des Dorfes ausbreitete und 18 Wohnhäuser, worunter die Gasihöfe „Kreuz" und „Krone", sowie die Käserei zerstörte. Dreißig Familien mit 146 Personen sind obdachlos geworden.

Ein vermöglicher, stupider Mann, zwei Kühe, einige Schweine, sämmtliches Mobiliar und große Fruchtvorräthe, für über 40,000 Fr. Käse blieben in den Flammen. Viele Personen mußten im Hemde flüchten. Der Gesammtschaden beträgt gegen 500,000 Fr., die Versicherungssumme für die Gebäude 163,800 Fr. und die für das Mobiliar und die Fruchtvorräthe 186,800 F,k.; aber alles ist nicht zu niedrig geschätzt. Nur drei Familien und sämmtliche Dienstboten hatten ihr Mobiliar nicht versichert.

Es waren über 50 Spritzen da. Laut „N. Z. Z." wird Brandstiftung vermuthet, doch fehlen alle Anhaltspunkte dafür. Alle Obdachlosen find untergebracht.

X Zürich. Die jüngst in einer Ausgemeinde der Stadt Zürich vorgenommene amtliche Bier-pressionen-Untersuchung ergab, daß bei den meisten Wirthen die Pressionen nicht in gesetzlich vorgeschriebener Weise erstellt sind und ihre Reinhaltung dadurch wesentlich erschwert wird. Im Hinblick auf diese Tbatsache hier der sachliche Hinweis, daß die mechanische Werkstätte von Hrn. A. Keller in Aarau seit Jahren die Spezialität Bierpressionen mit seltenem Geschick und anerkennenswerther Sorgfalt kultivirt u. die Fabrikate dieses Etablissements nicht nur allen gesetzlichen Anforderungen genügen, sondern auch ihrer außerordentlich praktischen Konstruktion wegen die wünschbare Reinhaltung sehr leicht ermöglichen. — Außersihl besitzt nunmehr auch eine Alpenkräutermaoenbitterfabrik (Firma: Brändli u.Comp.) und zwar liefert dieselbe ein ganz vorzügliches Fabrikat. Durchaus fuselfrei, setzt sich dieser Bitter ausschließlich ans feinsten, zuträglichsten Alpenkräutern zusammen und bildet so nicht nur ein angenehmes Genuß-, sondern gleichzeitig auch ein vorzügliches Haus- und Heilmittel, das zur Anregung, Förderung und Erhaltung einer normalen Verdauung kräftigst mitwirkt — In Zürich ist Hr. Oberst Ziegler, 82 Jahre

alt, gestorben. An seinem Leichenbegängniß, das am Nachmittag des 24. d. stattfand, nahm bereits die ganze Stadt Zürich Theil. St. Gallen. Im Kornhaus in Rorschach sind zur Zeit 86,500 Zentner Frucht aufgespeichert. — Sonntag Abend verunglückte in der Station Saletz auf dem „Schwanker Extrazug" ein Kondukteur. Er fiel von der Stiege herunter, kam unter die Räder und wurde schrecklich zugerichtet. — Am Freitag Mittag stürzten in St. Gallen zwei Dachdecker von einem Gerüst herunter; der Eine starb noch am gleichen Nachmittag. Aargau. Ein neuer Gewaltakt, der jedem freien Schweizer das Blut in den Adern kochen machen muß, wird aus diesem Kanton gemeldet. Dieser lautet: „Die aargauische Negierung hat durch Entscheid vom 21. Juli der katholischen Kirchgemeinde Wegenstetten — verboten, den Pfarrgottesdienst in der neuen, durch die römisch-katholische Majorität der Gemeinde erbauten, im Herbste, wie man glaubt, einzuweihenden Kirche zu feiern. Toleranz (!?) und Oeffentlichkeit des Kultus verlangen, sagt die Negierung, daß der Gottesdienst in der bisherigen Pfarrkirche, die von den Altkatholiken besetzt ist, gefeiert werde!" Die Entrüstung über diesen neuesten, allen Begriffen von Gewissensfreiheit widersprechenden Akt ist bei allen rechtlich denkenden Männern eine allgemeine. Wie lange noch muß sich der katholische Aargau die Bevogtung durch einige Männer der „Freiheit" gefallen lassen?! Genf. Das „Journal de Gendve" berechnet die Zahl der Gäste, welche das internationale Musikfest nach Genf geführt, auf 30,000, von denen 14,239 auf der Paris-Lyon-Mittelmeer-Bahn, 7783 auf der Suisie-Occidentale und die übrigen per Dampfboot und andere Fahrgelegenheiten in die Stadt gelangt seien.

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