Nidwaldner-Wochenblatt, Volume 6, Number 22, 29 May 1852 IIIF issue linkVaterland [ARTICLE]

Vaterland.

Bundessache. In Folge einer Mittheilung des Hrn. Oberst Schinz-Gessner in Zürich, welcher von den ehemaligen Ständen des Sonderbunds zur Untersuchung der Sonderbundskriegsrechnungen beauftragt, nun bereit ist, umfassenden Bericht hierüber zu erstatten, hat der Regierungsrath von Luzern beschlossen, eine Konferenz der ehemaligen Sonderbundskantone auf den 14. Juni nach Luzern einzuberufen. Hr. Schinz-Gessner wird dann derselben seinen Bericht erstatten, welcher sehr viele wichtige und folgenreiche Momente enthalten soll. Zu dieser Konferenz hat der Regierungsrath die Herren Schultheiss Kopp und Finanzdirektor Schnyder bezeichnet. - Der Bundesrath hat die 25-Centimenstücke von Frankreich, Belgien, Sardinien, Parma, der ehemaligen cis-alpinischen Republik und dem Königreich Italien auf 1. September l. J. ausser Kurs gesetzt. Nidwalden. Wolfenschiessen. (Eing.) In Ermanglung wichtiger Nachrichten von unserm politischen Gemeindeleben, das gegenwärtig nichts Erquickliches für den Leser darbietet, berichte ich ihnen von einem Wunder, das sich jüngst hier zugetragen. In der Apotheke unseres vielwamsigen Thürlidokters, wo Teufelsdreck und Ulmergerste gemüthlich in einer Schublade ruhen, und Syrup und Schweineschmalz die friedlichen Bewohner eines Hafens sind, befand sich letzhin eine entlebucher Jungfer und war eben im Begriff mit der von seiner prophetischen Weisheit erhaltenen Doktorrustig sich zu verabschieden. Beim Herausgehen aus dem engen Kräuterstall streifte die Jungfer mit der Jüppe an einen Haselstecken der zunächst an der Thüre stand; der Stecken fiel um und verursachte ein nicht unmerkliches Geräusche. Der Doktor, der gerade wegen einem verwikkelten Fall mit den Geistern der Luft Zwiesprach hielt, wurde durch diesen Lärm in seiner überirdischen Konsultation gestört, und befahl dem Stecken also: „Hesch chennä umghyä, so chauischt aui wieder uifstah" und sieh' da! der Stecken erhob sich und begab sich (natürlich nur auf einem Bein) wieder in die Ecke wo er gestanden. So hat die Entlebucherin erzählt, die unter der Thür dem Mirakel zugesehen hat. Trotz dem, dass hier Zeichen und Wunder geschehen, glauben die Meisten noch nicht an das neu hereinbrechende Reich. Bern. Wie sich vermuthen liess, will sich die Berneraristokratie ihren Sieg schleunigst zu Nutzen ziehen und rückt rasch gegen ihre alten Feinde: Presse, Schule und Oeffentlichkeit los. Das Pressgesetz, das sie sich nach dem Muster des königlich preussischen von einem dortigen Landsmann, Professor Pfotenhauer, vordiktiren liess, worin unter Anderm auch die louisnapoleonische Bestimmung aufgenommen ist, dass jeder räsonirende Zeitungsartikel vom Verfasser unterschrieben sein müsse, gibt der Regierung vollkommen Spielraum, den missbeliebigen Zeitungsschreibern beliebig auf die Pfoten zu hauen. Noch hat freilich der Bundesrath das Gesetz zu genehmigen, und von mancher Seite traut man diesem kaum einen so starken Magen zu, das preus-sisch-französische pfotenhauer'sche Dekokt zu verdauen. — Die Aufhebung des Schullehrerseminars in Münchenbuch-

sec, da, wie der Berichterstatter sich ausdrückt, die dortige Lehrerschaft ungenirt der Fahne der Opposition folge, ist sodann die 2. Errungenschaft des Konservatismus. Am 25. sprach sie der Große Ralh nach 9 stündiger Diskussion mit 91 gegen 39 Stimmen auS. Meines wird folgen. Daö Haus Psotenhauer hebt sich. — Der Bu ndesrath wird sich in Bälde über das obige Preßgcsetz auszusprechen haben, daS dann sofort in provisorische Wirksamkeit treten soll. Luzcrn. Der Regierungsrath hat, gestützt auf die weit größere Zahl der Reisenden, welche den Gotthard, als derjenigen, welche den Splügen passiren, das Ansuchen an den Bundesrath gestellt, für die Sommermonate wenigsteng einen doppelten PostkurS über den Gotthard anzuordnen, wie dieses auch über den Splügen der Fall sei, wo die Personenfrequenz weit geringer ist, wie die Uebersichten des cidg. Postdepartcments selbst hinreichend darthun. — Den 24. Mai halte hier die dritte statutarische Jahresversammlung des luzernerischen K antonal-O ffizicrsvereins statt. Bei 89 Offizieren hatten sich zur festgesetzten Stunde, Vormittags 19 Uhr, im alten RathHause zusammengefunden, von wo aus man sich in den neuen Rathssaal begab. Mit einer kurzen Begrüßung eröffnete der Herr Präsident, Oberst Billiger, die Verhandlungen. Unter denselben wurde ein Aufsatz von Major Ulmi vorgelegt über die Leistungen derjenigen, die vom Militärdienst aus diesen oder jenen Gründen befreit sind, sodann Vorlesung des Entwurfs eines neuen MilitärorganisalionsgesetzeS , ausgearbeitet vom Hrn. Militärdirektor. Auch wurde in Abwesenheit deS Verfassers vom Sekretär eine Arbeit über die Pflichten und Leistungen der Bataillonsstabsofsiziere mitgctheilt. Da auf die Einladung der Sektion Neuenburg zum cidgen. Offiziersseft der großen Enifernung wegen Niemand aus freien Stücken daS Fest besuchen will, so beschließt der Verein, zwei Abgeordnete dorthin zu senden. Das bisherige Konnte wird wieder bestätigt und als Versammlungsort für das nächste Jahr Münster bestimmt. Auf die Verhandlungen , die bis halb drei Uhr dauerten, folgte ein fröhliches Mittagessen im Theater. Der einzige Toast, der gebracht wurde, galt dem Vaterlande und seinen treuen Söhnen. Am Abend machte man einen Spaziergang ins Tivoli, wo die Offiziere bei Bier, frischer Luft, schöner Aussicht'uud trefflicher Musik eine vergnügte Stunde verlebten. — Schultheiß Steiger hat dem Regierungsrathe von Luzcrn neuerdings zu Händen des Gr. Ruthes seine Entlassung von den Stellen cincö Regierungs- und ErziehungsRathes eingereicht, mit der Erklärung, daß wenn ihm abermals nicht entsprochen werden wolle, er entschlossen sei, den Kanton Luzcrn zu verlassen. Glarns. Die am 16. Mai sehr zahlreich versammelte Landsgemeinde hat zum Landesstatthalter den Hrn. Rathsherrn Dr. Heer und zum Mitglied der Standcskommissivu den Hrn. Rathsherrn Peter Jenni von Schwanden erwählt und als Ständeräthc die HH. Blumer und Weber bestätigt. Ferner wurde ein Gesetzesvorschlag angenommen, wonach den Unehelichen ein beschränktes Erbrecht auf den

Nachlaß ihrer Eltern eingeräumt wird, und ein anderer, welcher die außerehelichen , den Müttern zugesprochenen Kinder in den volle» Genuß der Kirchen-, Schul- und Gcmcinderechtc einsetzt. — Die von der Militärkommission und dem dreifachen Landrathe vorbcrathene Militärorganisation wurde zur Abänderung und Umarbeitung auf's nächste Jahr an die Behörden zurückgewiesen. — In Glarus ist am 14. d. Morgens Herr Alt-Land-ammann Bartholome Tschudi gestorben ; er bekleidete die oberste Landeswürde von 1821 bis 1826 und vertrat den Kanton während diesen Jahren mehrmals in der Tagsatzung. — Die romantisch gelegene, kühngebautc Pantcnbrücke hinter Linthal ist in Folge einer Lawine eingestürzt. Freiburg. Am 19. d. marschirte in die Stadt die Bürgergardc vom See und der Broye ein ; ans den 26. waren die Scharfschützenkompagnic Nr. 13 und die Balterie Nr. 24. erwartet, auf den 21. die Scharfschützcnkompagnic Nr. 25 und die Jägcrkompagnien und die 4. Füsilierkompagnie des Bataillons Nr. 56. Der Rest dieses Bataillons und die Garden der Gruyüre und Glane sind aufs Piguet gestellt. — Die Regierung hat alle Mitglieder des Komites der Posieurversammlung deren sie habhaft werden konnte, auf Grund ihres Programms hin, verhaften lassen. Am 24. fand nun die angekündigte Volksversammlung statt. Es zogen bei 12—14,666 Männer hin. Ein Herr von der Weid eröffnete die Versammlung mit dem Berichte, daß Charles, das Haupt der dortigen Konservativen, in Freibürg wie ein Verbrecher arretirt im Gefängniß sitze. Charles wurde dessen ungeachtet zum Präsidenten und Vuilleret zum Viccpräsidenten erwählt. Hierauf wurde das bekannte Programm von den HH. von der Weid und Vuilleret verlesen und Artikel für Artikel durch Aufheben der Hände, zu welchem alle Mal ein Herr aus der Tribüne das Zeichcn gab, angenommen. Das provisorische Konnte , das die Versammlung veranstaltet hatte, wurde sodann definitiv ernannt, um die verschiedenen Punkte des Programms auszuführen, und mit der weitern Aufgabe, in erster Linie für Freilassung der Gefangenen und Zurückberufung der Verbannten zu wirken. Die Versammlung wurde hierauf für geschlossen erklärt und die Leute ermahnt, sich wieder auf den Heimweg zu begeben, dabei wie bei der Herkunft die Stadt nicht zu betreten und keinerlei ungesetzliche Schritte zu thun. Es war iy2 Uhr, als das Volk auseinander gieng. — Die eidg. Kommissäre, welche auch Vollmacht für ein allfälliges Truppenaufgebot haben, hielten sich in der Stadt auf und suchten die Regierung zu bewegen, den Wünsche» der Volksversammlung zu entsprechen, was ihnen nicht gelungen sei. — Der Bund esrath hat, wie der „Bund" berichlet, die Regierung von Freiburg eingeladen, die in letzter Zeit verhafteten Führer der Oppositionspartei in Freiheit zu setzen ; es soll diesfalls noch keine Rückerwiederung erfolgt sein. — Die Bürgcrgarde von der Broye und vom See sind am 25. d. wieder entlassen worden. — Nach neuesten Nachrichten sind die wegen der letztcn Vorgänge Verhafteten gegen das Versprechen in Freihcit gesetzt worden, sich den Gerichten zu stellen.

Solothurn. Der Kantonsrath von Solothurn hac zu Prüfung des vom Regierungsrath vorgelegten Sulzberger'schen Eisenbahukonzesstonsbegehrens eine Kommission bestellt, bestehend aus den HH. Trog, Lack, Brunner Franz, Kaiser Laudammann, Vigier Regierungsrath, Glutz Fürsprech, Dierlcr Oberamtmann. Bei dem Konzessionsprojekt handelt es sich im Allgemeinen und in erster Linie um eine Eisenbahnlinie vom Boden- zum Genfersee mit besonderer Berücksichtigung der Straße über den St. Gotthart durch eine Eisenbahn vom Kreuzungspuukt in der Gegend von Aarburg und Ölten hinweg, bis an den See bei Luzern einerseits und Basel anderseits. Der Kanton Solothurn bcthciligt sich dabei durch die Gestaltung einer Eisenbahnlinie von der Kautonsgränze bei Aarberg bis zur Kantonsgränze gegen Baselland und Aargau. , St. Gallen. Für die Eisenbahn sind bis jetzt 2,866,666 Fr. gezeichnet. Dagegen macht die Nationalsubskriplion schlechte Geschäfte. Die Beiträge im ganzen Kanton haben bisher 9697 Fr. 95 Rp. ergeben. Thurgau wurde vorigen Mittwoch in einem großen Theile mit einem verheerenden Ungewitter, Sturm und Hagel heimgesucht. Obstbäume und Reben haben in einem bedeutenden Umfange gelitten. Berlingen, Ermatingcn, Wäldi bis Thundorf und Lustorf und die Umgegend von Frauenfeld wurden hart mitgenommen. — Dem Gr. Rath von Thurgau, der aus den 25. in Eisenbahnsachen außerordentlich versammelt wurde, legre der Regieruugsrath einen Konzessionsvertrag mit Ingenieur Sulzberger vor , betreffend Anlegung einer Eisenbahn von der Kantonsgrenze bis an den Hafen von RomanShorn. Nach einiger Diskussion wurde die nähere Prüfung einer Kommission übertragen, die Nachmittags refcrirte und den Antrag brachte, daß dem fraglichen Vertrage die Ratifikation ertheilt werde. Dieselbe wurde sofort mit 92 Stiminen ausgesprochen. Tessin. Nationalrath Soldini ist d. 24. Abends gegen halb zehn Uhr, zunächst der Kirche von Chiasso, an der Seite seines Bruders Carlo, gemeuchelt worden. Ehe der Getroffene in seine kaum 86 Schritte entfernte Wohnung gebracht werden konnte, hatte er bereits ausgeahmer. Der vom entflohenen Mörder zurückgelassene Siuzzer ist ein solcher, wie ihn die österreichischen Gränzjäger tragen. — Hier hat die Nationalsubskription die Summe von 2172 Fr. 66 Rp. erreicht. Waadt Der Gr. Rath von Waadt hat die Sulzberger'sche Eisenbahn von Morges-Dverdon nach bekaunten Bedingungen genehmigt. Statt der Verzweigung nach Ouchy beliebte jedoch eine solche nach Lausanne. Neuenbürg. Nach dortigen Berichten ist am 18. bei Entre-Roche, zwischen Poutarlier und Morteau, ein Beiwagen der Post 36—46 Fuß hoch in ein tiefes Bassin des Doubs gestürzt, wobei der Kondükteur und vier Reisende den Tod fanden. In Genf sind 44 Klafter Schanzenland, das Klafter zu 3655 Fr., versteigert worden.

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