Neues Tagblatt aus der östlichen Schweiz, 26. August 1864 IIIF issue linkNew-York.setzte die Schiffsmannschaft an... [ARTICLE]

aus , und auch die _Großrathsmilglleder begrüßten ihren Kollegen mit dieser Bezeichnung . Fontanel suchte sich zu entschuldigen . Er habe nur Frieden stiften wollen ; cr selber habe gesagt _; „ Elende , die Ihr auf eine Menge unbewaffneter Bürger schießt ! Aus Bern wird der „ N . Z . Z . vom Donnerstag telcgraphirl : Ein zweites Bataillon Waadtlander ist am 25 . Abends in Genf in guter Haltung eingerückt und wurde bestens aufgenommen . Dasselbe ist in der Kaserne Chantepoulet und im _Wahlgebcinde untergebracht . Der Große Nath hat eine Deputation bestehend ans den Herren Desgoultes , Friederich und Pictet an den Bundesrath abgeordnet . Im _Follsthing von Kopenhagen beantragte Ville ein Mißtrauensvotum gegen dic Negierung ; das Miuisterilim erklärte , es betrachte den Neichsrath nicht als den Repräsentanten der gegenwärtigen Stimmung des Landes und würde dessen Auflösung _anrathen , wenn das Mißtrauensvotum angenommen werden sollte . Der König von Hannover ist krank . Liverpool , 24 . Dieunionistische Fregatte Niagara kaperte das frühere Corsarcnschiff Georgia , ging mit demselben nach Portugal , setzte die Schiffsmannschaft ans Land nnd schickte die Georgia nach _New-York . 5 St . Gallen . Krimina _igerichtsverhandlnngeu uom 23 , Angust . 4 . Urbll . i Noth von Peist , Kanton Graubünden , 4 ? Jahre alt , verehelicht , Vater von drei Kindern , von Beruf Handelsmann , schon lange ohne festes Domizil nnd _schriftenlos sich herumtreibend , fristete seine Existenz in der Weise , daß er mittelst Korrespondenz , die er

äußerst gewandt und in acht kaufmännischem Style zu führen verstand und worin er sich bald als Begründer eines eigenen Etablissements , bald als Repräsentant in- uud ausländischer Häuser _gcrirtc , Waaren bezog , dieie verlauste , den Erlös zn seinem Unterhalte verwendete nnd seinen Lieferanten , die er mit _Zllhllingsversprcchuügei hinzuhalten nnd über seine persönlichen Verhältnisse und _punkto Domizil zu täuschen wußte , das leere Nachsehen ließ . So gelang es ihm in der Zeit vom 12 . Juni bis 14 . August 1862 von dcm Handeismanne G . tzeylandt dahier Waaren im _Fak_turaweithc von Fr . _726 . 75 Rp ., ini November nnd Dezember u . . I uom Hanse Dufour n . Comp , in Thal _Seidenbeuteltuch im Werthe uon Fr . 640 . 50 Np . gemäß Bestellung zu erhalten . Er war persönlich diesen Lieferanten uicht bekannt - , der Zauber seiner schön geschriebenen Briefe uon Locarno , Glarus , Luzern , Basel u . s . w . her bewirkte Vertrauen nnd die _Waarensendnngcu erfolgten . Das Haus Dufour wiegle er in den Glauben , er sei in Basel domizili «; von dort her _dalirt einer seiner Briefe , vom 6 . Nov . 1863 , an genannte Firma ; unterm 14 . gl . M , bestellt er von _Vurgdorf aus bci derselben Waaren nach dem Hotel „ Nigi in Luzern an die Adresse „ U . Roth uon Basel nuo sagt in gleichem Briefe : die Copie der Faktura will ich selbst zur Registratur nach Basel schicken . Daraus war zn schließen , Noth habe ein Geschästöbürean in Basel . Uud doch muß er selbst zugeben , daß er don nie . festen Ausenthalt gehabt und nie anders als in deu Gasthöfen vorübergehend dort verweil , habe . In ganz ähnlicher Weise ueranlüßte er Heylandt zu der irrigen Annahme , sein gewandter Korrespondent nnd Geschäftsfreund habe sich Locarno zum

festen Mittelpunkte seiner Geschäftslhätigkeit auserkoren , obwohl derselbe sich auch dort , ohne gesetzlichen Aufenthalt , nur kurze Zeit herum » trieb und einige Anikel verhandelte , worunter einige Kochherde im Werthe von über Fr . 70 U , welche er von dem Kochherdfabrikanteu Lehmann in Sargans erschwindelte , welcher für sein übel angebrachtes Vertrauen in jenem vollen Betrage zn büßen hat . Der Krng ging zum Arminen bis er brach . Tn von Ruth trotz seiner Versprechungen immer keine Zahlung erfolgte , ebenso seine oft zugesicherten persönlichen Besuche ausblieben , ein Domizil desselben nicht ausfindig gemacht werden konnte , und nachdem man zudem erfahren , daß er bezogene Waaren weit unter dem Fakturawert !)? , verkaufe und unter fremdem Namen am die Post spedire , — erfolgte Ende April l , . I von Seite Geprellter das Verlangen strafrechtlicher Verfolgung und mit _Schlnßnahme uom 3 l ) . Mai erkannte der Negierungsräth gegen ihn den _Kriminaluntcrsuch wegen Betrugs . Seine Festnahme erfolgte im Thurgau , wo cr seine Industrie zuletzt betrieb . Der Angeklagte leugnet jede Absicht auf Betrug . Die Vertheidigung bestreitet die Anklage weienllich aus dem Grunde , weil der objektive Thalbesland des _Vetriigsdeiiltes fehle : das Mittel ( die Briefe ) dessen sich der Angeklagte bedient habe , um von den Domnifikateli die Waaren zu erhalten , tönue uicht als ein förmliches und geeignetes Tä uschnngslnittcl angesehen werdeu ; die Briefe , wenn auch _Ucbertreibuligell und Lügen enthaltend , waren nicht so zwingender Natur fiir das Bewußtsein , daß sich die Adressaten durch dieselben hätten müssen täuschen lassen , zumal solche _Plusmacherei und Vorspiegelungen im _Velkehrsledei ! tägliche Vorkommnisse seien ; Täuschungen dcr Art

der neuesten Vliithe , welche aus dem Sumpfe des Radikalismus aufsproßt . So schreibt z . B . cin Freund dcr radikalen „ Vasler Nachrichten in dieses Blatt über die Vorfälle vom Montag : Nachdem dcr _Conseil dEtllt immer temporisirte und keinerlei Maßregeln ergriff , um die Lumpen zn bewegen , sich zu entwaffnen mußte er doch endlich gegen 6 Uhr einige Mitglieder , mit Weideln und Tambours , begleilet von 4 Independenten als Zeuge » , nach St . Gervais schicken . Ich stund unmittelbar vor der Barrikade des Pont du Frise , als Vautier ( Conseiller ) die nene Proklamation verlas . Er forderte zur Entwaffnung auf und verlangte , daß die Barrikaden weggeräumt werden . Ein Schlächter sing sofort an wegzuräumen , die Lumpen wollten es aber nicht zugeben und dic Deputation , bestehend aus 3 Staats_räthen , 2 Weibeln : c , mußten sich bequemen über die Barrikade zu klettern ; diese Konzession wurde dann auch von der Canaille hinter der Barrikade mit tzurrah entgegengenommen . Ich schämte mich für Genf , einc solchc Negiernng zu haben , die uicht versteht ihre Würde aufrecht zu halten . Die Lumpen machten deu widerlichsten Eindruck ; es waren lauter _desparate schmutzige Kerle , denen man ansah , daß sie eben nur zn gewinnen haben , wenn es zum plündern und _demoliren käme , während die Independenten entschieden , aber höflich waren , überhaupt Alles viel anständiger gekleidet war . Die Fremden hatten fürchterlich Angst und sind so viel möglich gleich fort . Die „ St . Galler-Zeitung schließt sich in ihrem gestrigen Leit-

artikel den _Dlllstellmigen dcs „ Handclskouriers an . Man fragt sich in der ganzen Schweiz , ob eigentlich die Wahl cincs einzigen Mitgliedes des _Staalsrache-s wichtig genug sci , um eine so fluchwürdige Mörderei _aüzuhebcn . Daß diese nicht das Werk eines Augenblickes , sondern _wohlvorbereitet gewesen , geht aus den früheren Drohungen der _Rlltiuü « ui _««« und ans dem Umstände herum- , daß sofort nach Proklamirung dcr Mehrheit für Chenevicrc alle Radikalen auf geheime Anordnung ans dem Wahlgebände verschwanden , um sich bewaffnet im Quartier St . Geroais einzufinden . Die Radikalen schössen nicht mir in dcr Straße Chantepoulet , sondern den ganzen Tag über uom rechten Ufer der Rhone auf das linke Ufer ; sie meuchelten nicht nur politische Gegner , sondern auch harmlose Zuschauer ; so erhielt der in Gens studirende , hochbegabte Sohn dcs Herrn Kantonsgel-ichtspräsioe _. iteii Hungerbühler einen Schuß in den » Oberschenkel . Am Mittwoch Nachmittag wurde der junge Fra _„ z Ierome beerdigt ; gestern sodann unter ungeheurem _Volkszudrange die übrigen Todten . Am meisten wird Hr . Samuel Deleiderrier bedauert ; er war Offizier der Feuerwehr und sehr beliebt ; da cr viele Bekannte unter den Nadikalen hatte , ging cr hinüber nach St . Gervais , um Frieden zu stiften ; da haben ste ihn zusammengeschossen . Wer in thicrischcr Wuth eine solche feige Mordthat verübt , dem kann mau „ ehrlosen Bluthund nennen , — aber leinen Namen gibt cs für Jenen , der aus der Ferne zuschauend mit kaltem Blute den Mörder Beifall spendet , der sich zu dem fürchterlichen Satze hergibt : „ So schr wir die « Opfer bedauern , so haben wir nur die Antwort : daß wer sich in Gefahr begibt , darin umkommt ! Dieser Satz ist in cincm Blatte zu lesen , das in der Schweiz

gedruckt w . rd _. Der Genfer Staatsrath hat einen Bericht über die Ereignisse uom 22 . August erlassen , worin er verblümt die Konservativen anklagt , daß sie ihn nm Montag gefangen hielten ; das Benehmen der Nadikalen wird in diesem Berichte so mild als möglich dargestellt ; aber die Straßen Genfs tonnen mit wichen Phrasen nicht uom Blute reingewaschen wcrdeu , welches am 22 . August die Radikale ., ver - gossen haben . In der Großrathssitzung vom Mittwoch stellt ? Uo « _Klinttes den Antrag : „ es sei das _Vurean beauftragt , beim Bundesrath zn _rekuriren , damit die Behörde die Ausführung des am 21 . August manisestirten Volkswillens gewährleisten und nöthigen Falles jede dagegen gerichtete _Declaration nichtig erkläre . — Der Antrag ist einstimmig angenommen worden mit dem Vorbehalte von radikaler Seite , daß sie nnr zum Veschlussessatze nicht zu den Erwä gungen stimme . In dcr Sitzung suchten einzelne Staatsräthe die Behauptung aufzustellen , sie seien von den Konservativen ans dcm _Etadlhause ge « . _^ _angeü gewesen ; diese Behauptung wurde von Hrn . Ständcrath _Cam- , ! _!/ , niedergeschlagen , welcher als Augenzeuge aus Ehre und Gewissen erklärte , daß der Staatsrat !) am Montag uollkommen frei gewesen sei . Wahrend dcr _Großrathssitznug hattc sich eine große . Volksmenge uor dem Stadthaus eingefunden , Der Vicepräsident dcs Großen Nathes , Hr . Friedrich , schaffte durch seine Neben Ordnung nud Ruhe unter den Massen , Als aber Staatsrath Fontanel kau , , welche » die öffentliche Meinung als Urheber der Gräuel von St . Gervais betrachtet , brach die Menge in den einstimmigen Nns „ Mörder , Mörder !

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