Neues Tagblatt aus der östlichen Schweiz, 26 October 1862 IIIF issue linkNicht wahr? — dic mit der besten Münze z... [ARTICLE]

Nicht wahr ? — dic mit der besten Münze zahlen , Ein Gott , sein ist dic Burg dic Welt und Alles ! All unser _Nitterhochmuth ist nur Dunst Nnd schlechtes Spielzeug sind die Wappenschild- ? . Montfort . Drum _loßt uns z ieh » - wir wollt » Mönche « erden _Äefimd ich jüngst mich » uf der Jagd ; Daß ich mich glücklich fühlte , Schutz zu finden 8 s war die Wohnung einer Klausnerin . „ Gut Abend , Herr ! ,, so lautete ihr Grus ! Und welch Geschick sie in den Wald verdrängte ? Sie sprach : „ Um Ruh zu sind- ?» , kam ich her , Und meine _Hcimnth heißt man : Appenzell . Do trat - heraus ich in des Waldes Grün . Die Schwester sprach . . „ Durch _wiocrholtc Streiche Bedenket dies — fällt « st die größte Eiche ! Daß ich , darüber schier erschrocken , heimwärts , Eiu flüchtig Wild , aus meine Burg entfloh —

sie fällt , jedoch sie wird noch viele and re Naldstämme rings im Sturze niederschmettern ! Hat sich dc » Weg gebohrt bis in das Wart ; Doch alle Burgen trifft das gleiche Loos ! Grausam zu Trotz ward hoher Muth verwildert Und Edelsinn ergriff den _Pilgerstab , Im Land herum und sucht sich ueuc Wohnung . Der Älick so frei , der von den Felsen schaute , Nicht Schutz , nicht Gnade findet Unschuld mehr , sind selbst nun ihre durstigsten Verfolger . Es starb dic Minne , Haß nimmt überhand , Und bei der Waffen rauhen Eisenklang _sslirrt Hohn und Spott statt hoher _Tlxitcn Sang !

_Montfort . O legt euch auf ein Qhr , dann hört _ihrs nicht Wenn Pfcilc schwirre » und Trompeten tönen ! Werdenberg . Ich lc »» ein Lied , das noch viel stärker klingt , Als wirrer Waffen- und Drommttenschall . Wer jenen Klang ein einzig Mal gehört , El » Zauber greift ihm alle Nerven an , So stürzt cin Volk nur i » die _Frciheitsschlacht I Und drängt es euch , das hehre Lied zu hören — Empor zur Alpe , lauscht dcs Hirten Hörn Und fragt ihn an , wer ihm Musik gegeben ! Montfort . Wer sich an Gütern nicht mehr freuen kann , Den freuen die Geburten seines Hirns ; Wer nicht mehr wohnen kann in stolzen Mauern

_/ . Schwclzcrgcschlchte und Schweizcrpoche . So lange die Schweiz besteht , ist sie auch Gegenstand poetischer Begeisterung gewesen . Selten ein Staat , dessen Ursprünge in gleichem Maße die Melodien beherrscht haben , welche durch die Harfen aller Nationen rauschen . Unsterblich wie die _Schweizerfreiheit , ist das erhabenste Freiheitslied , das je ein Menschenherz gesungen , ist Schillers „ Wilhelm Tell . Der heilige Hain , in welchem sich Schiller unvergängliche Lorbeeren gepflückt , öffnet seine Pforten auch heute » och jeder edlen , reinen , begeisterten Seele . Kein Volk der Erde hat eine schönere Vergangenheit als das schweizerische ; seine Geschichte ist ein Lehrbuch des Völkerglückes ; seine Thaten sind Vorbilder für alle Nationen ; sein Dasein ist eine Prophezeiung allgemeiner Freiheit und Volksherrlichkeit .. - Darum wird auch die Dichtung niemals aufhören , in ihre edlen Schöpfungen die Schweizergeschichte zu verweben . Die Poesie gleicht dem _Abeudrottze , das sich um unsere Firnen und Gletscher lagert , Sonnengluth und Bergesmajestät gehören zusammen , beide vereint bilden den höchsten Schmuck der Erde .

Soeben erhalten wir eine neue poetische Gabe , deren Stoff der _Schiueizergeschichte entnommen ist . Der Jüngere der _Dichterbrüder Plattner , Fiil sprech Samuel Plattner , hat die Heldengestalt Rudolfs von Werden berg zum Mittelpnnkte eines Drama gemacht , welches in fünf Aufzügen uns die Schicksale des Heldenund die prägnantesten Szenen der Appenzeller Freiheitskriege vorführt . Der Fall des alten Stammschlosses der Werdcnberge , die Feldlager der Appenzeller , die Appenzeller _Landsgemeinde , die Schlachten bei Vögeliseck und Wolf-Halden , der entscheidende Freiheitssieg am Stoß welch anziehende Nilder für Schauspiel und Bühne ! Aber Plattner hat nicht nur alle die Aeußerlichkeiten jenes Kampfes , er hat dessen tiefinnerstes Wesen in dem neuen dramatischen Gedichte dargestellt . In Nudolf uon Werdenberg ist der _Uebergaug vom _Nitterihüme zum freien Bürgen-Hmn , der Kampf zweier Zeitrichtungeu zweier _staatlicher Prinzipiell repräsentirt . Der Dl )» aste , der vom Aergschlosse heruntersteigt , um mit armen Bauern in die Schlacht gegen die Fürsten zn ziehen , er ist ein Bild seiner Zeit , welche geistige und körperliche _Kraftentwicklung zum _Gemeingute Aller machte , welche die Unterschiede zwischen den Menschen _anszngleichen begann und darum an den Vorrechten dcs Ranges nnd dcr Gewalt zu rütteln be-

gann , Plattiier schildert diesen Uebergang iu den hochpoetischen Worten , welche er seinem Helden in den Mund legt . Der erste Akt spielt auf der Burg Wcrdenbcrg ; Rudolf vertheidigt sie gegen den Grafen von Montfort , der ihm widerrechtlich das Erbe der Väter entreißen will und auch wirklich entreiht , denn in die _Heerschaar des Werdenbergers hat sich dcr Verrath geschlichen . Wie nun Montfort , der nbermüthige Sieger , in den Rittersaal der eroberten Burg tritt , entspinnt sich zwischen ihm und dein Besiegten folgendes Zwiegespräch :

So sagt , was wollt ihr hier auf meiner Burg ? Montfort . Euch fragen , Herr ! ob ihr sie nicht vermiethen , Verpachten oder gar verpfände » wollt ? — Gar fchöne Weinberg liegen in der Näh , Da muß es wonnig fein , beim Festpokal Hinauszuscha »» aufs weite Thalgeländ , Und bis hinüber auf die schneebedeckten _Tirolnberge ! oh , fürwahr ! ihr habt Dcn Horst euch zubereitet wie cin Adler , Der gern fonnig wohnt in , Hochrevicr ! - _Werdenberg . Daß schön ich wohne — ach , das reut mich jetzt ! Nicht Freunde , nein ! nur Neider schafft das Glück

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