Eidgenössische Zeitung, Nummer 54, 23. Februar 1847 IIIF issue linkEngland und Frankreich nach dem Zwist über die spanische Heirath. II. [ARTICLE]

England und Frankreich nach dem Zwist über

die spanische Heirath.

II.

Beob.

(Berner-z.)

(Basler-Z.)

(Basell.Z.)

(Churer-Z.)

Was die Haltung des französischen Kabinets gegenüber von Spanien betrifft, so hat Herr Thjers die Verleumdungen, womit der Graf Bresson von Seiten einiger englischen und französischen Journale überhäuft worden war, mit sehr lobenswerther Entschiedenheit abgewiesen. Alles, was die Times über moralischen Zwang gegen die Königin Jsabella , über nächtliche Jntriguen und Orgien angedeutet hat, war platte Lüge, zu der man sich nicht einmal schämte, wissentlich den bekannten Umstand zu benutzen, daß nach spanischer Sitte die Staatsgeschäfte bei Nacht behandelt werden. Wenn ferner das englische Kabinet sich rühmt, die Unabhängigkeit Spaniens in der Heirathsfrage mit der größten Gewissenhaftigkeit geachtet zu haben, wahrend das französische sie durch einen Gewaltspruch beschränkt habe, so ist dieß eine Scheinbehauptung, die nur Unkundige täuschen kann. Allerdings war im Prinzip das französische Veto weit umfassender als das englische; Frankreich hatte alle Nichtbourbons, England nur alle Orleans ausgeschlossen , aber faktisch war das englische Veto für Spanien weit drückender als das französische, denn abgesehen davon, daß in Folge des Mißverhältnisses zu den nordischen und den größern deutschen Hö/en die Zahl der nichtbourbonischen Kandidaten an sich nur klein war, war eine Orleans'sche Kandidatur eben gerade diejenige, die der spanische Hof in seiner Lage politisch und persönlich weitaus am meisten wünschen mußte. Die Protestation vom 3. Oktober, in der Lord Palmerston im Namen der Unabhängigkeit Spaniens gegen den Abschluß der Heirath Montpensier von Seiten des spanischen Kabinets Einspruch thut , kann Niemand über die wahre Natur dieser lebhaften Sympathie täuschen. Die Times selber gesteht, daß es etwas seltsames habe, England in einem drohenden Tone an Spanien die Aufforderung richten zu sehen, daß es — seine Unabhängigkeit wahren solle. „Solche Einladungen", sagt sie, „sind immer zweideutig, wenn sie von fremden Staatsmännern ausgehen"; sie sind aber, hätte sie beifügen sollen, gehässig, wenn man im voraus weiß, daß das betrefsende Kabinet die Einladung als Angriff auf seine Unabhängigkeit empfinden muß. Was die politische Zweckmäßigkeit des französischen Verfahrens betrifft, so kann über das Prinzip, das Frankreich m der Heirath der Königin geleitet hat, kein Zweifel sein. Der Herzog von Broglie hat die Notwendigkeit und die nattonale Bedeutung dieses Prinzips vollständig genügend dargethan : wer nicht begreift — dieß war der kurze Sinn seiner Rede — warum Frankreich gegen jeden Nichtbourbon prote-

stirt, braucht nur die Karte anzusehen, um zu wissen, daß Frankreich und Spanien nur Freund oder Feind sein können. Hierüber ist in Frankreich nur Eine Stimme; Herr Thiers hat diesen Theil des französischen Verfahrens vollständig gerechtfertigt. *) Anders verhält es sich mit der Heirath Montpensier. Herr Thiers hat sie für den Fall, daß die Königin Kinder bekommt, nichtig, im andern Fall gefährlich genannt. Das Erste ist übertrieben; das zweite ist wahr. Wie unbegründet auch die Protestation Englands sein mag , und wie wenig es auch Lord Palmerston gelungen ist, seine Auslegung des Utrechter Vertrages auch nur scheinbar zu rechtfertigen: England behält sich , wie das Schweigen darüber in den Parlamentsverhandlungen zeigt, seinen Protest ein für allemal Vor, und Frankreich muß , wenn ein Sohn des Herzogs von Monipenster den spanischen Thron besteigen soll , im voraus darauf gefaßt sein, seine Ansprüche entweder mit Krieg durchzusetzen, oder die Zustimmung Englands mit andern Opfern zu erkaufen. Da die Prätenston Englands eine unbegründete ist, so läßt sich nicht sagen, daß die Heirath Montpensier an sich ein politischer Fehler war: gewiß aber ist es, daß Frankreich diese gefährliche Waffe dem englischen Kabinet auf keinem andern Wegeentwinden kann, als durch eine in Välde zu treffende friedliche Vereinbarung für den Fall der Kinderlosigkeit der Königin ; und da diese Vereinbarung unmöglich von Herrn Guizot geschlossen werden kann, so liegt es klar am Tage, daß Guizot früher oder später abtreten muß, wenn Frankreich die aus der Heirath hervorgehenden Früchte genießen und die mit ihr verbundenen Gefahren -vermeiden soll. Sollte Herr Guizot geglaubt haben, die Heirathsfrage entscheiden und dennoch ohne Unterbrechung im Kabinet bleiben zu können, so war es ein politischer Rechnungsfehler gegen sich selbst; sollte er aber die Absicht haben, die Eventualitäten sorglos eintreten zu lassen und später erst nach Umständen zu handeln, so wäre dieß ein Rechnungsfehler gegenüber dem Oand, dessen nur ein heftiger, in Illusionen lebender Optimismus fähig sein könnte. Wenn Hr. Guizot geäußert hat, „alle kleinern Staaten hätten in der Politik Frankreichs in dieser Frage eine Probe der Unabhängigkeit und Wirksamkeit dieser Politik gesehen, und das unparwüsche Europa habe sich darüber gefreut"; so mag dieß also richtig sein unter der Bedingung , daß die französische Politik voraussichtig durchführt, was sie gewagt begonnen hat; denn

*) Die Rede des Herrn Thiers war ein neuer Beweis feines seltenen Talentes der klaren und logischen Darstellung verwickelter Verhältnisse. Aber sio anziehend diese Klarheit ist, so ist sie doch mehr limpiäitv als lucidite ; ein wirklich neues Licht , bestimmte Gedanken enthält sie nicht. Auch muß das allzu fichtliche Bestreben, stch in jeder Beziehung und nach allen Seiten „möglich" zu machen, dem Eindruck der Rede bei jedem Unbefangenen schaden.

allerdings hat das unparteiische Europa gegenüber der eng--tischen Suprematie ein sehr wesentliches Interesse an der ErHebung Spaniens mittelst der französisch-spanischen Allianz. Die Haltung des englischen Parlaments in dieser Frage war sehr bezeichnend. Die Engländer hatten zu viel Takt, um sich, wie das „Journal des Debats" erwartet hatte, in langwierige diplomatische Diskussionen einzulassen ; man sprach wenig, aber man hielt den englischen Standpunkt fest , ohne Frankreich zu verletzen ; man ließ Lord Palmerston und seine Tiraden fallen, ohne doch den Minister förmlich zu desavouiren. Die Ueberzeugung von der Notwendigkeit und von dem Nutzen der französischen Allianz trat eben so tief als einstimmig hervor ; und in der That — wir wünschen dieß unfern Lesern recht klar zu machen — die französische Allianz ist für England, welches für seine innern Schwierigkeiten eben so sehr als für seine nothgedrungene merkantile Ausbreitung in allen Welttheilen Ruhe in Europa braucht, von unberechenbarem Vortheil, so lange es ihm zugleich gelingt, zu verhindern, daß Spanien stark und seemächtig wird; denn England weiß zu gut, daß die afrikanischen Besitzungen erst unter dieser Bedingung ihre Bedeutung erhalteU. Daher die unverholene Willkür in der Auslegung des Utrechter Friedens auf der einen — , die unverholene Bereitwilligkeit auf der andern Seite. Lord Palmerston, der einem Theile seiner eigenen Partei schon lange mißbeliebig ist, ist dabei Nebenperson ; wenn Guizot zu Gunsten Englands fällt, wird man sich nicht besinnen, ihn auch aufzuopfern; die Politik aber, die er auf so stoßende Weise gehandhabt hat, wird im Wesen die nämliche bleiben. Wir wollen nicht schließen, ohne unsere Leser noch auf einen merkwürdigen Umstand aufmerksam zu machen. Durch das Krakauer Ereigniß und durch die spanische Doppelheirath hat sich die Läge von Europa insofern entschieden verändert, als damit die Keime und die Vorwände des Krieges im Osten und Westen gelegt sind. Wir sind nicht mehr in der Lage, daß irgend eine kriegslustige Partei einen Anlaß zum Kriege heraussuchen müßte , sondern vielmehr in der , daß die Grundlagen des Krieges gelegt sind, ohne daß irgend ein Staat sie aufgreifen will, weil die Furcht vor allgemeinen Erschütterungen zu tief in allen Gemüthern verbreitet ist Und, seltsam genug: gerade das Bewußtsein, daß alle Welt Frieden wünscht, gerade die Ueberzeugung von der Macht dieser allgemeinen Scheu war es, was Louis Philipp zur Entscheidung der Doppelheirath, was den nordischen Höfen zur Vernichtung von Krakau Muth gegeben hat. Im unerschütterlichen Vertrauen auf die Unmöglichkeit des Krieges hat man den Rechtsbestand des Friedens verletzt; in der blinden Zuversicht auf den Frieden hat man den Krieg gesäet. Man hat dabei nur das Eine übersehen , daß heutzutage nicht mehr die Kabinette, sondern der Anstoß des Zeitgeistes in den Massen es ist, der die Frage über Krieg und Frieden entscheidet. Die Mission nach S üddeu.tschland. Eine Korrespondenz aus München in der gestrigen Allg. Ztg. nennt die kleine Konzesston der drei süddeutschen Staaten ein „wichtiges Zugeständniß, welchem von Seite der drei betheiligten Staaten viele Bedenken entgegenstanden" und meint, die Schweiz „verdanke dasselbe wohl hauptsächlich der unermüdlichen Thätigkeit und Gewandtheit des Herrn v. Gonzenbach , der ,in den höchsten und hohen Kreisen daselbst die wohlwollendste und freundlichste Aufnahme gefunden habe." Wir gönnen Herrn v. Gonzenbach diese wohlwollendste und freundlichste Aufnahme in höchsten und hohen Kreisen vollkommen und sind auch nicht geneigt, die unermüdliche Thätigkeit und Gewändtheit des Herrn eidgenössischen Staatsschreibers zu bestreiten, aber darüber ist in der Schweiz in der That nur Eine Stimme, daß die kleine Konzession Von wöchentlich 1500 Scheffeln auf 6 Wochen von Seite der drei süddeutschen Staaten für die Schweiz, die für

diese Staaten ein regelmäßiger Abnehmer Von jährlich über 300,000 Scheffeln ist, bloß dadurch „wichtig" sei, daß darin für die Schweiz eine Demüthigung liegt, die durch die dreimonatliche Mission und die anerkannte Thätigkeit und Gewandtheit des Herrn v. Gonzenbach für unser Selbstgefühl nur um so empfindlicher sein muß. Die Lebensmittelagenten schweizerischer Regierungen im Auslande. Das Sol.Bl. und die N. Z. Z. haben sich das Verdienst erworben, das unbesonnene und eitle Benehmen mancher von schweizerischen Regierungen zu Ankauf von Lebensmitteln ins Ausland geschickten Agenten durch nähere Angaben ans Licht gezogen zu haben, und die Thatsache, daß solche Agenten durch ihr Venehmen die Lebensmittelkrawalle an der tesstnisch- österreichischen Grenze und dadurch das vollständige Verbot der Ausfuhr von Getreide von Seite Oesterreichs (mit Ausnahme von Reis) veranlaßten, wird hoffentlich für die Zukunft die Regierungen zu größerer Vorsicht bewegen. Wo irgend andere Mittel zu Gebote stehen , halten wir die Absendung solcher Agenten für durchaus unzweckmäßig, und gerade der Schweiz stehen andere Mittel eher als vielen andern Staaten zu Gebote. Fast auf jedem größern Handelsplatze, fast in allen Seehäfen zählen wir schweizerische HandlungsHeuser, die es sich , wie die Erfahrung mehrfach bewiesen hat, zur Ehre machen würden, ihrem Vaterlande in aller Stille zu den mäßigsten Preisen und ohne eigenen Vortheil größere Ankäufe zu besorgen, während eigens abgesandte Agenten schon durch ihr Erscheinen Aufsehn erregen und — wie jetzt nur zu klar vorliegt — durch eiteln Lärm nicht selten bie Preise selbst noch hinauftreiben. Die Münchener „fliegenden Blätter" haben solche Lebensmittelagenten vor einiger Zeit mit treffendem Witz gezeichnet. Die Abyberg-Ochsenbeinische Duellsache. Die öffentliche Meinung spricht sich nachgerade über diesen Handel immer offener und unzweideutiger aus. Wie das radikale Sol. Volksbl. , so thut dieß nunmehr auch das radikale Zostnger Volksbl. , indem es sagt: „Der Verf.Frd. hat endlich sein Stillschweigen über die Anstände in der Duellangelegenheir zwischen den Herren Ochsenbein und Abyberg gebrochen, aber in einer so polternden Weise, daß sie gewiß von keinem liberalen Blatte gebilligt werden kann. Das Benehmen des Herrn Ochsenbein bringt ihm in der öffentlichen Meinung großen Nachtheil, denn wenigstens im Aargau ist unter den Radikalen und Liberalen nur Eine Stimme. Es thut uns für Herrn Ochsenbein und die gute Sache leid, dieß sagen zu müssen. Herr Ochsenbein ist in einer Stellung, die ihm gebietet, entschieden zu verlangen, daß das Duell stattfinde, sei es nun als Gesandter, als Offizier oder in welcher Eigenschaft es wolle. Bern ist gegenwärtig Vorort , und vermutlich wird Herr Ochsenbein im Laufe dieses Jahres Bundespräsident. Nun wird es weder dem Stande Bern noch der übrigen liberalen Schweiz zur großen Ehre gereichen, wenn seine Herausforderung von einer Tagesordnung auf die andere geschoben wird, vielmehr sollte ihn diese hohe Stellung vermögen, seinem Gegner das Weiße im Auge nicht nur im Rathsaale, sondern auch auf der Mensur zu zeigen. Wer dieß nicht begreifen will , wie der Verf.Frd., mag es bleiben lassen." Bern. Das Lob, das der Verf.Frd. letzthin der gesetzgeberischen Thätigkeit des neuen Regiments spendete, hat die Volksz. zu folgenden, für die gegenwärtigen Zustände des K. Bern nicht uninteressanten Bemerkungen veranlaßt : „Diese „Thätigkeit" hat kaum Jemand in Frage zu stellen gedacht, so wenig als die des übermüthigen Baumeisters, welcher ein festes und bequemes Haus in wenig Wochen abzubrechen und neu aufzubauen übernimmt, so daß es sechs verschiedenen FaMilien in allen Dingen bequem und recht sein und gefallen

fall Nicht allem auf die äußere Thätigkeit und nicht einmal auf den guten Willen kommt es an , nicht damit wird aller Tadel abgeschnitten, nachdem man sich selbst in die Lage versetzt , Viel thun zu müssen und wenig zu können, fandern die Welt fragt nach der Berechtigung, dem Geist, dem Erfolg jener Thätigkeit. Darauf kommt das Meiste an. . . . Das merke sich der Verf.Frd. und die ganze radikale Partei : Ein Staatssystem, welches den Sieg des einen Theils des Volkes Mr den andern ausbeutet, um erstern in den ausschließlichen Besitz der Gesetzgebung, der Verwaltung, der Gerechtigkeitspflege, der Finanzen und deren Verwendung zu setzen, welches die Gewalt über das Recht, die Masse übet die Intelligenz stellt, und dieses alles zu einer Lehre und Grundlage seiner Existenz macht, hat weder Boden noch Zukunft. Und ein politisches System, das mit Niedertretung des innern und äußern Staatsund Bundesrechtes, oder doch infolge solcher Ereignisse beginnt, wie sie die Schweiz zu ihrer Schmach, die Welt zu ihrem Grausen und Abscheu vor radikaler Anarchie, im Winter und Frühling 1845 erblickten — trägt den Tod in sich ; möchten einzelne Anführer oder solche, welche Zufall oder Laune des aufgeregten Volkes an die Geschäfte führen, mit noch so großen Talenten ausgerüstet, von noch so gutem Willen belebt sein. Wir spielen auf keine gewaltsame Wiederumwälzung an, wogegen wir uns oft genug ausgesprochen haben. Die beste Umwälzung ist diejenige der Gemüther ünd Gesinnungen, welche durch eigene bittere Erfahrungen und dadurch entsteht, daß die künstlich aufgeregte Feindschaft gegen den einen, gewiß nicht schlechtesten Theil der Staatsbürger wieder einem vernünftigeren Sinne Platz macht, und die Täuschungen über die eigenen Führer der Partei und deren Versprechungen nach und nach ans Licht treten, wie es bisher schon über Erwarten geschehen ist. Es steht einer unter den oben angegebenen Umständen zur Herrschaft gelangten Partei sehr übel an, sich der Masse ihrer Geschäfte und selbstbereiteten Verlegenheiten zu getrösten und zu berühmen; am schlechtesten aber, wenn sie nur aus Feindschaff entstanden ist und nur Haß gegen die Gegner an den Tag gelegt hat, Liebe und Zutrauen zu fordern und über Haß zu klagen, wo sie ihn selbst säen und sich nur an den selbstgepflanzten Disteln und Dornen sticht. Die Opposition wird, im Gegensatz zu radikaler Hebung , bei allen auf gerechten Grundlagen bastrten Gesetzesvorschlägen aufrichtig und redlich einwirken, wenn sie nicht von vorneherein durch eine Mehrheit vergewaltthätigt wird." — In Ausführung eines frühern Großrathsbeschlusses ist nun der Staatsbeitrag zu den Armentellen der Gemeinden auf die Durchschnitts Hälfte der Jahre 1840 bis 1845 festgesetzt worden. Alle die Gemeinden, die mit ihren Rechnungen bis und mit 1845 im Reinen sind , können ihre Beträge sogleich einfordern. (Beob.) — Die Aufnahme des Verzeichnisses der vorhandenen Lebensmittel soll mit dem 1. März begonnen und in drei Tagen vollzogen werden. (Verner-Z.) F r e i b u r g. Die radikalen Blätter melden fortwährend von einer entschiedenen Meinungsdivergenz zwischen den Herren Schultheißen Fournier und Weck. Der erster? sei mehr zur Strenge, der letztere mehr zur Milde geneigt. — Nach den Berichten der Berner Blätter wird den Gefangenen seit einigen Tagen kein Wein und kein Licht mehr verabfolgt; alle Besuche seien ebenfalls untersagt. — - Einer Korrespondenz der Berner-Z. zufolge hätte der Stadtrath von Murten der Kantonalfinanzdirektion unter dem 17. d. 10,000 Fr. auf Rechnung der Kosten wegen der letzten Ereignisse Übermacht. — Dasselbe Blatt will wissen, daß die Regierung beschlossen habe, ein Anleihen von 60,000 Fr. zu kontrahiren, was bei den außerordentlichen Maßregeln in Folge der letzten Ereignisse keineswegs auffallend sein kann. Beob/ lBerner->i.

— Die „Union" berichtet , daß letzthin zwei ehrbare Landwirthe aus der Gegend von Greyerz, die sich in Geschäften nach Vevey begaben, daselbst von drei freiburgischen Flüchtlingen aufs schmählichste mißhandelt worden seien und daß einem Pfarrer aus der Gegend Von B(ülle?) dasselbe ebenfalls in Vevey begegnet wäre, wenn ihn nicht der Wirth beschützt hätte. ^ Aehnliches sei auch andern Freiburgern von Seite der Flüchtlinge auf dem Gebiete des Kantons Waadt widerfahren. Die „Union" deutet an, daß sich die freiburgische Regierung darüber bei derjenigen von Waadt beschweren dürfte. Baselland. Auch dieser Kanton hat nun ein Ausfuhrverbot von Getreide und Lebensmitteln gegen das Ausland erlassen. Bewohnern anderer Schweizerkantone wird der Ankauf nur mittelst Vorweisung eines gehörig ausgefertigten Scheines ihrer Heimathsbehörde gestattet , daß der Ankauf lediglich das eigene Bedürfniß beschlage. Bei Strafe von 150 bis 200 Fr. und Konfiskation der betreffenden Lebensmittel. — Dieses Verbot erscheint um so unüberlegter , als Baselland tagtäglich viel Brod, so wie auch Frucht aus Basel bezieht. Die Verordnung ist auch dem Bundesvertrage zuwider, welcher die Angehörigen anderer Kantone in Bezug auf Maßregeln gegen Vorkauf denen des eigenen Kantons gleichgestellt wissen will. (Basler-Z.) — Die Verbesserung und Erweiterung der Strafanstalt ist vom Landrath, entgegen dem Rathschlage der Staatsrechnungsprüfungskommission , welche längeren Aufschub wollte, bis im Monat Juli vorzunehmen beschlossen worden. Zunächst soll zur Vermehrung der Staatseinkünfte und Bestreitung solcher Ausgaben eine Vermögens- und Erwerbssteuer eingezogen werden; zum Erlaß eines desfallstgen Gesetzes soll am 1. und 2. März Landrathssttzung sein. (Basell. Z.) Graubünden. Den 24. dieß wird die Standeskommisston zusammentreten. Außer der Ratifikation der Beschlüsse der Luganerkonferenz über die Lukmanierbahn bilden der vom Reformverein vorbereitete Entwurf einer neuen Verfassung , der Gesetzesvorschlag über das (theilweift sehr im Argen liegende) Vormundschaftswesen und die Frage über Einführung der eidgenössischen Maaße und Gewichte die hauptsächlichsten Traktanden. — In Sachen unserer Lukmanierbahn befindet sich gegenwärtig Herr Wolfgang Killias in London. Von Piemont gehen so zu sagen täglich die erfreulichsten Berichte über die wachsende Theilnahme an diesem schönen Unternehmen ein; namentlich findet sich dieselbe unter der Klasse der Kapitalisten und unter den höhern Ständen überhaupt. (Churer-Z.) A a r g a u. Gestern trat hier der zur Hälfte erneuerte Große Rath zusammen. Der „Schweizerbote" leitet ihn mit dem naiven Geständniß ein: „derselbe werde vorzüglich der innern Staatsverwaltung sein Augenmerk zuwenden und nachzuholen suchen, was seinen Vorgängern unter dem behindernden Einflusse politischer Erörterungen nicht ganz möglich geworden sei." Waadt. Die in Folge der vom Großen Rathe ausgesprochenen Ungültigkeit der Wahl des Herrn Syndik Dapples nothwendig gewordene neue Wahl eines Mitgliedes des Großen Rathes durch den Wahlkreis Lausanne ist vom Staatsrathe auf den 6. März angesetzt worden. Dieselbe hat durch die Kassation der ersten Wahl natürlich eine erhöhte Bedeutung gewonnen. Das waadtländische Volk fängt an, des radikalen Terrorismus satt zu werden, und wenn Hr. Dapples wieder gewählt wird, so ist nicht nur der Wahlkreis der Hauptstadt für die herrschende Partei wohl definitiv verloren, sondern es würde dieß auch im übrigen Kanton einen tiefen Eindruck hervorbringen. Beide Parteien scheinen daher übereinstimmend in dem Resultat dieser Wahl einen Wendepunkt für die Zukunft zu erblicken. Eben darum sprechen aber Briefe aus Lausanne die Besorgniß aus, daß die radikale Partei, die sich bereits überflügelt fühlt, am Wahltage zur Gewalt greifen und so zu einem thätlichen Zusammenstoß der Parteien den Anlaß geben IBasler-Z.' Basell. (Churer-Z.'

möchte, an den man bei der aufgeregten Stimmung beider Theile kaum denken dürfe. Genf. Die bereits erwähnte Annahme des Conseii g§nsral nach den: Amendement des Herrn James Fazy geschah mit 34 gegen 22 Stimmen. Unter den letztern find auch die Herren Fazy- Pasteur, Hoffmann und Oberst Dufour. Herr Oberst Rilliet-Constant hatte fich wieder mit James Fazy vereinigt, einige andere Mitglieder der herrschenden Partei, die sich nicht dazu verstehen konnten, fürchteten sich vor der Tribüne zu kompromittiren. Sie nahmen daher an der Diskusston keinen Antheil und verschwanden vor der Abstimmung aus dem Saale.

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