Bündner Nachrichten, 1 février 1888 IIIF issue link»raubünden [ARTICLE]

» raubünden

Zürich , ( x Korr . ) Die Regierung hat richtig dem demissionirenden Prof . Franlenhäufer den Hrn . Wnder zum Nachfolger gegeben ; Iener ist gut er » setzt ; man findet doch fast immer einheimische Kräfte , wenn man sie wirllich finden will . Hr . Dr . Wyder hatte bereits einen Ruf nach einer russischen Universität und es fehlte nur noch dle Genehmigung durch den Zar ; in Zürich ifts aber anglnchmer als im Reiche Väterchens . — Der Spitzel Hiupt ist von der Polizei nach Italien ausgewandert worden . Merkwürdigerweise sträubte er sich nach Deutschland zu gehen , aus Furcht , dort aufgegriffen zu werden . Er halte offenbar abwechselnd die Sozialdemokraten und die deutsche Polizei rein gelegt ! — Hier beabsichtigen die lantonalen lautions

pflichtigen Beamten an den eidgen . Bürgfchafchafts « verein sich anzuschließen . Eine be , ügliche Erh bung ergibt , daß die Gesammtlautionssumme 4 , 399 , 970 Fr . beträgt und zwar partiz ^ piren an diesem Betrage die lantonalen Beamten ( inbegriffen die Kantonalbank mit Fr . 811 , 000 ) mit Fr . 1 , 428 , 500 ; die Vezirlsbeamten mit Fr . 194 . 000 : die Kreisbeamtcn ( Notare ) mit Fr . 808 , 000 ; die Gemeindebeamten ( G meindammäner und SeltionschesS ) mit Fr . 1 , 769 , 470 ; die Bürsenagenten mit Fr . 200 , 000 . — In Zürich sind die Diebe nicht einmal in den Konzertlolalen sicher ; neulich verhaftete die Polizei während eines Konzertes ein Paar aus Regensburg , das daselbst 55 , 000 Fr . unterschlagen hatte . „ Wo man singt , da laß dich fröhlich nieder ist also nicht auf Gauner gespitzt .

Mer « . Der Gemeinderath der Stadt Bern hat den Bezug eines Platzgeldes von 30 Cts . per Stück Vieh , das auf dortigem Marktplatz aufgeführt wird , beschlossen . Diese Taxe ist bestimmt die gesundheitspolizeilichen Kosten zu decken , sie ist im Uebrigen gar nicht geeignet , das Marktwesen im Ganzen zu heben . Wo die Auslagen des Marktortes nicht auf indirektem Wege sich zahlen , da wird die Erhebung einer Tare wohl nur momentan Vorlheil und später Nachtheil bringen , durch nachtheilige Einwirkung dieser Maßregel auf den Befuch . — Auch die stadtbernischen Wahlen in den Großen ( aus 80 Mitgliedern bestehenden ) Stadtrath sind zu Gunsten der Freisinnigen ausgefallen . Ihre 60 Kandidaten gingen von Anfang bis Ende durch . Die konservative Partei hat dagegen statt der beanspruchten 40 nur 20 Sitze . Der letzte Sonntag bedeutet einen Wendepunkt in der Geschichte der Stadt Bern . Bisher war die Bulidesstlldt konservativ regiert woiden , nun ist das Regiment auf die Liberal-Radikalen übergegangen . MaKdt . Der bekannte Prozeß betreffend die großartigen Weinfälfchungen der Firma Güntert und Herdy mag manchen „ Weinpantscher ein wenig abgeschickt haben , andere konnten sich dabei gründlich belehren , wie sie auf Kosten der Weinkonsumenten und deren Gesundheit durch den Betrieb solcher Fälschungen das gleiche frevelhafte Unternehmen rentabel

und seufzte ganz heimlich m sich hinein . Aber heute seufzt er in Gedanken versunken ganz laut und vernehmlich , so daß Eva , die nähend in der Nische sitzt , ordentlich erschrocken zusaminenfährt . Sie fpriiigt auf und umhalst ihn . „ Heinz , Dir fehlt was , lieber Mann ! Du athmest schwer . Hast Du Sorge ? „ Manchmal furchtich , cs könne Dir einsam werden . „ Mir nicht , aber Dir ! Ich beschaffe unser kleines Heim , und bin ich fertig , seh ich hinaus in den lieben Wald oder singe . Du aber laß Dir Dein Roß satteln , drei Tage bist Du nicht hinaus gekommen , mein Ritter stol z ! Und halb im Scherz , halb im Ernst schob sie den Mann zur Thür hinaus . Als er aber drunten auf den Hengst stieg , stand sie oben im Erker mit der Laute im Arme und sang : „ Das Mägdlein an der Zinnen stand , Hub kläglich an zu weinen : Gedenk daran , du junger Knab , laß mich nit lang allein . Kehr wicdcr bald , dein lieb Gestalt lost mich ans schweren Traumen .

Aus dem ErziehungSrath . Laut einem ^ in gestriger Sitzung zur Verlesung gebrachten Schreiben lündet bie städtische Verwaltung pro 1888 die von ihr bis jetzt freiwillig geleistete Subvention an die Musterschule mit ber Motioirung , daß die städtische Finanzlage bie Pflicht möglichster Vermeidung von Ausgaben auferlege , und durch den jetzigen weniger zahlreichen Besuch der Musierschule eine nennenöwerthe Entlastung der städtischen Schulen nicht mehr stattfinde . Die Leistungen der Stadt bestanden in einem jährlichen Beitrag von Fr . 1000 , freier Lieferung des nöthigen Brennholzes und unentgeltlicher Ueberlaffung des Schulzimmers im Paradies . Nus dem Amtöbericht des Erziehungsrathes pro

1887 geht heivor , daß die Kantons schule im verflossenen Jahre von 321 Schülern besucht war , wovon 102 neu eingetreten warm und welche sich aus 147 Realschülern , 106 Gymnasiasten und 68 Seminaristen zusammensetzten . Die Anstalt Schiers zählte 106 Schüler mit 11 Lehrern . Hier wie in Ehur am Seminar wurde der Turnunterricht im Auftrage des eidg . Militärdepartements durch Hrn . Oberst Rudolf inspizirt und lautete sein Bericht in Bezug auf beide Anstalten recht günstig . Das Gleiche war der Fall bei unferm Kadettenkorps . Von unfern übltgen höhern Lehranstalten wieftn im Jahre 1887 die Klosterschule in Disentis 37 , das Fridericianum in Davos 50 und das Institut St . Anna in Roveredo 34 Schüler auf .

In Bezug auf unsere Nbendrepetirschulen ist erfreulicher Weife zu berichten , daß diefelben sich auch im letzten I lhre namhaft vermehrt haben und immer mehr Anerlennung erhalten , wenn schon ste vielfach mit örtlichen Schwierigleiten zu kämpfen haben . Für dieselben ist jetzt bekanntlich bie Ausarbeitung eines LehibucheS mlt Preisen von Fr . 200 und 100 ausgeschrieben . Auch die Gemeinnützige Gesellschaft hat einen Beitrag zu diesen Preisen zugesagt . Für dieses Jahr wurde ein Arbeitslehrerinnenkms in Chur und ein Kochkurs in Schiers in Aus ficht genommen . Landwirthschaftllcher Verein . ( : ) Herr Kantonsthierarzt Isepponi hielt in der neulichen Versammlung des Churer landwirthschaftlichen Vereins einen fehr lehrreichen Vortrag über die Be » Handlung der Kuh vor , während und nach dem Kalbern . Die fehr detaillirte und fowohl auf die Veter . när-Wissenschaft als auf die Praxis fußende Anleitung läßt sich lurz dahin zusammenfassen :

Die Kuh erfordert zu diefer Zeit eine forgfällige , schonende , aber dennoch nicht ausnahmsweise Behandlung , weder in Bezug auf Stalltemperatur , noch Fütterung , Tlänlung : c . Während 1—2 Monaten wenigstens sollte sie „ galt gewesen sein . Besonders sollte sie nicht eine ungewohnte , schwer verdauliche Fütterung erhalten . In normalen Fällen ist eine normale Fütterung und Tränkung mtt etwas temperirtem Wasser das Zuträglichste . Gesteigerte Temperatur , schwerverdauliche „ Kurzfutter -Gaben und ungewohnte „ Mehltränte sind in den meisten Fällen nachtheilig . Und als er sich bückend durch das Pfortlein ritt und hinein in den grünen Tann , hörte er es noch von oben klingen : „ Der Knabe über die Haide ritt fein Rößlein warf er rumme . Gedenk daran , mein feines Lieb ... „ feines Lieb hallte es noch einmal herüber . „ Ich muß ihr Unterhaltung schaffen , murmelte der Herzog in sich hinein , dann gab er dem Hengst dic Sporen und brauste durch den Wald .

11 . Es war nach den Fasten cin laues Lüftlein über das Land geweht , und mit Vergnügen bemerkte der Hofprediger , baß nur an den Walohängen noch ein Streifen Schnee lag oder hie und da an der alten Stadtmauer , wo die Sonne nicht Hindiingen kann . Was doch ein guter Bissen Einen » nild und versöhnlich » nacht ! Alljährlich um diese Zeit herrschte in Spendlins Küche ein fast fündiger Ueberfluß , dieweil die Zinshäuser dcr Stadt dem Pfarrherren dic Fasclhühner lieferten ; und die Hofküche that noch ein Uebriges und schickte ein fertig gespicktes Häslein oder ein artig Stück Hirschlende und was dergleichen mehr .

Die Kälber betreffend wurde empfohlen , sie reichlich zu nähren und zwar selbstverständlich , besonders in der ersten Zeit , mit „ kuhwarmer Milch . Als Maß der zu verabreichenden Nahrung wurde bezeichnet je 3 Kilo Milch auf ein Thier von 25 Kilo Gewicht bei täglich zweimaliger Absäugung . Mehr als sieben Liter dürfe die einmalige Fütterung nicht betragen . Von Praktikern wurde geltend gemacht , daß es zweckmäßig fei , den Thieren kleinere Portionen Milch , dafür aber um so längere Zeit zu verabreichen . Natürlich müßte dabei sukzessive mit andern , Futter nachgeholfen werden . Schädlich wirkt immer ein plötzlicher Abbruch und Uebergang zu einer andem Fütterungsart . Wir haben aus diesem Vortrage die Ueberzeugung gewonnen , daß es sür unsere Viehzüchter auf bem Lande oon großem Nutzen wäre , einen Vortrag über diese Materie anzuhören . Das Thema würbe sich besonders für Wandervorträge eignen . Mach m erö Handschriftendeutung . Von einem Fremde unferes Blattes erhalten Wir folgende Zuschrift :

„ Werthefte Redaktion ! Fritz Machmer , Mitrebaltor *) des „ Freien Rhätier in Chur , hat letzte Woche auch dis BundeKstllüt mit seiner Anwesenheit beehrt (!) . Als Professor der Chilogrammatomantie hat er sich ausgegeben , ist mit Glanz angefahren , aber mit viel größirem Glänze noch abgefahren . Er hat fich als Schwindler entpuppt , indem er ben Vortrag als eigene Arbeit ausgab , wohingegen das Mach weil in der Hauptsache eine Copie einer allen Schrift von Adolf H . nzr seln soll . Lesen Sie , Herr Redaktor , was das Berner „ Intelligeuzblatt in der letzten Sonntagsnummer darüber schreibt ! Einen Abdruck odcr wenigstens einen Auszug davon sollten Sie in Ihrem geschätzten Blatte erschein n lassen ; denn daß ein solch s Indiviuüm öffentlichegebrondmarlt wird , ift nicht mehr als billig . Und ein solcher Mann soll am „ Freien Rhätier schreiben ! Der dem Briefe beigelegte Artikel lautet im Auszug folgendermaßen :

Die den unverkennbaren Eindruck bes Mechanischen hinterlassen « : Vortragsweise ellliirt fich höchst einfach duich die Thatfache , daß der Vortrag gar nicht von Hrn . Machmer war . Man nehme nur : „ Adolf Henze , Die Chirogrammatomantis oder Lehre der Hmdschriftendeutung , Leipzig , 1862 , Verlag von I . I . Weber , zur Hm ^ und !« K das zwar anrwend . aber durchweg m jenem von uns bereits in der Besprechung des Machmerfchm Vortrags gerügten bildlichen , jeder überzeugenden Kraft entbehrenden Tone gefchriebene Buch burch . fo wiro man Wort für Wolt den Vottrag des Hrn . Machmer wieder » siliden , und zwar derart genau , daß Letzterer auch nicht ein Schriftenbeispiel vorgeführt hat , welches nicht in dem Henzeschen Buche angegeben wäre . Seinen Vortrag bildete Hr . Machmer aus der genannten Quelle dadurch , daß er blos das zu weit ins Spezielle Führende mechanifch wegstrich , und ebenfo lst wieder sein Ariilel in Nr . 22 dez „ Intelligenzblatt ein mechanischer Auszug aus bem am Dienstag gehaltenen Vortrage . Von ltzierem haben wir eine genaue Niederschrift nicht nehmen lönnen und sind daher nur auf unser Gedächtnih angewiesen , welches uns jedoch nicht getäuscht hat . Von dem im „ Intelligenzblatt Nr . 22 erschienenen Auszug des Vortrags aber lönnen wir die Übereinstimmung mit Henze ö Nuch Punlt für Punlt nachweisen . Der genannte Nrtilel besteht aus ll Abschnitten . Dieselben entl prechn :

Abschnitt 1 ---- Henze , vag . V . Abschnitt 2 -- Henze , vag . 3 . Abschnitt 3 -- Henze , Pag . 3 . Abschnitt 4 ^ Henze , pag . 4 . Abschnitt 5 ^ Henze , pag . 5 u . 10 . Abschnitt 6 -- H enze , pag . 63 n . 65 . Abschnitt 7 -- Henze , pag . 68 . Abschnitt 8- Henze , pag . 75 . Abschnitt 9 - Henze , pag . 86 u . 87 . Abschnitt 10 -- Henze , pag . 117 . Abschnitt 11 -- Henze , pag . 111 Die Abänderungen , welche Herr Machmer im Wortlaut anbrachte , sind an Zahl so wenige und ihrem Wesen nach so geringfügige , daß sie als eine selbstständige geistige Thätigkeit nimmermehr angesehen werden dürfen . Und dabei wagte es Herr Machmer , unter die Ueberfchrift seines Artikels im „ Intelligenzblatt die ausdrückliche Autorencmgabe zu setzen : „ Von Fritz Machmer in Chur . Mit einem Worte : wir haben ein ganz abscheuliches Plagiat vor uns , denn

W i r würden ihn nicht fo » llnnen , weil , wie schon bemerkt , Miiarbciter und Mitreocilto » ober gar Redaktor nicht das gleiche ist . Auf dem Etandpmckt des „ Fr . Rh . aber , der » n feiner neuesten Nro . wiederholt , dctz dle Frage , ob Redaltor oder Milardtitee nur „ ew Streit u « Wolle ist , wird alfo odige B < zeichnu » , g wohl die richtige fem , fofcru tzr . M . auch jetzt noch in obiger Stellung funkiioniit ^

daß Herr Machmer Henze als Begründer der Chirogrammatom antie nannte , entlastet ihn durchaus nicht Leider ist das aber nicht der einzige Vorwurf , den wir Herrn Machmer machen müssen . Wir finden z . B . auch solche Briefe , welche Herr Machmer vorlas unter der Angabe , sie feien von Leuten , deren Handschrift er beurtheilt hatte , an ihn gerichtet worden , im Henze vor und zwar an diesen selbst gerichtet . Herr Fritz Machmer alfo bezog die stellenweise überschwenglichen Lobpreis « -gen , welche das Publikum Henze gespendet hat auf seine Perfon und machte damit natürlich für feine eigenen Leistungen eine sehr wirksame Reklame . Wir sehen davon ab , einen bestimmten Ausdruck dafür aufzustellen , durch den die Handlungsweife qualifizirt werden würde , daß man len Leuten unter Vorspiegelung eigener geistiger Arbeit ein gedrucktes Buch auszugsweise vorliest und ihnen dafür 1 Fr . Eintrittsgeld abnimmt . Vieh Versicherung . ( : ) Unsere gestrige Notiz betreffend die mit einer ausländisch »!« Viehoersicherungsgesellschllft gemachten Erfahrungen ist dahin zu berichtigen , daß nicht die zwei genannten Heuen selbft mit der betreffenden Gesellschaft in Verbindung oder in Verlehr gestanden haben , sondern zwei andere Churer Viehzüchter . Irren wir nicht , so ift der Fall auch in der Lola ! pirsse b . handelt woiden und ist übrigens stadtbekannt .

Poschiavo . Hier warfen die Patente sür den Kleinverkauf von gebrannten Wassern Fr . 600 ab . Der „ Grigione berichtet , daß man in Bezug aus die Einfuhr oon Vellliner Trefter ber dortigen Grenzdeoölkerung einigermaßen gerecht geworden fei . Wer im Veltlin Trester brenne , lönne ihn jetzt gcgen Erlegung von Fr . 2 per Zentner Zoll über die Grenze hereinführen . Gegenwärtig herrsche dort wegen dieses Traniportes ein schr bewegter Wagen « veltehr . Savognino . Hier ift , wie dem „ Tagblatt mitgetheilt wird , beim Holzfällen ein Familienvater im Alter von 4 ? Jahren verunglückt . Er hinterläßt 6 Kinder . Unterengadin . Aus diesem TlM wird von Heunolh und hohen Heupreisen berichtet .

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