Bündner Nachrichten, 25 janvier 1888 IIIF issue link* Inland [ARTICLE]

* Inland

Bundesrath . Um die Geschäfte erledigen zu lönnen , muß der BundeSrath feine Sitzungen vermehren . Nordostbahn . Die Generalverfammlung der Nordostbahn ift auf den 25 . Februar angesetzt . Gegen den Rücktaufsantrag soll namentlich von auswärtigen Finanzgrößen eine starke Opposition angestrengt werden wollen . Der Bundesrath werde gleichzeitig mit dem Kauf

„ Ein dunkler Casus , antwortete Prätorius und wandte sich an den Hansteiner : „ Gleich zusammengesunken ift sie , Herr Rath ? „ Leider ja ! ächzte Bodwin . „ Doch nicht etwa dic schwarze Sucht ? stöhnte die Oberhofmeisterin auf . „ Wer weiß ? „ Jesus Maria ! „ Still , herrschte der Herzog sie an , „ kein Aufseh en ! Bodwin , Du stehst dafür , daß Keiner hereinkommt . Prätorius , die Oberhofmeisterin wird Euch zur Hand fein , bis ich wieder da bin . Wir lassen das Fräulein durch die Hinterpforte in einer Sänfte nach ihrem Gemach fchaffcn . Wenige Minuten darauf bewegte sich cin geheimnißvoller Zug nach dcn Zimmern der Hofdamen . Und während unten der Fastnachtsjubel entfesselt tollte , kniete Sibylla an dem Bette der alten Herzogin : „ Dic schwärze Sucht , Hoheit , ich stcrbe vor Angst !

Mitternacht war längst vorüber , als die Stadtpfeifer die Fidcln in dcn Sack steckten . Die Menge hatte ausgetobt , die Diener liefen hin und her , um die Spuren des Fastnachtsjubels aus dem Festsaale

zu schaffen . In der Küche aber flüsterten geheimnißvoll die Mägde , und als sie im ersten fahlen Morgenfchimmer Brigitte über den Hof eilen sahen , riefen sic ihr ängstlich zu : „ Was ift denn mit der schönen Eva , was hat sie für ein Uebel gepackt ?^ „ Die Sucht , aber fchwätzt s nicht weiter aus , es soll geheim bleiben , und damit wackelte Bri gitte davon . Die schwarze Sucht ! Schreckliches Wort , schrecklicher als Wafsernoth , Feuersbrunst oder Krieg . Sie entvölkert Städte , sie macht blühende Länder zur Einöde ! In wortloser Hast arbeiteten die Mägde , keine nafchte mehr von den Speise- und Weinresten , ein hallender Tritt in den Gängen , ein Windsto ß ließ alle zusammenschrecken . Horch , ein Wagen fahrt die Rampe herauf . Sie kommen ! Der Herzog führt seine Mutter am Arm , neben der Qbcrhofmeisterin keucht der Hansteiner , hinter ihnen der Leibmedicus . Nun steigen sie ein , stecken noch einmal die Kö pfe zusammen und flüstern , und dahin fährt der Wagen in die kalte Morgenluft hinaus mit den Peststüchtigen .

Der Herzog ist mit Prätorius zurückgeblieben , si e gingen wieder hinauf . Ob die Ev wohl noch lebt ?

vertrag den Ruthen elne Vorlage unterbreiten , wonach jene grundsätzlich die Verstaatlichung der Eisenbahnen billigen und vom Bundesrath eine Gesetzesvorläge über ben gesammten Rücktauf entgegennehmen möchten . Posttaxengesetz . Man hört murren über das neue Posttaxengesetz : bald sind es die enormen Gebühren der Fahivost , welche es ratbsam machen , ein Gisenbahnbillet zu lösen und persönlich ein Packet zu bestellen , weil die Person sammt Packet billiger befördeit wird als das Packet allein , bald sinb es die Strafporti auf den Briefen des Lokalrayon , die gerechte Veranlassung zur Unzufriedenheit geben . Daß das Gesetz kein Meisterwelk ist , geht schon daraus hervor , daß es ben Botendienst im Lolaloerkehr wieder hat ausleben lassen . Obst- und Weinbauschule . Um die angestrebte ostschweizerische Obst- unb Weinbauschule bewerben sich Winlerthur und Hallau . Es ist ein Anlagekapital von 100 , 000 Fr . nöthig , die Betriebsausgaben werden auf 21 , 000 Fr . veranschlagt . Da die Schweiz jährlich nur 1 / 3 des Bedarfs an Wein unb Obst produzirt und an Wein und Obst für 29 Millionen Fr . eingeführt wird , liegt die Bedeutung einer solchen den Obst- und Weinbau fördernden Schule auf der Hand .

Schweizer im Ausland . Der SchweizerVerein Mailand hat letztes Jahr 10 , 900 Fr . verausgabt . Die Einnahmen betragen 13 , 758 Fr . Der Verein zählte am Schluß des Vereinsjahrs 172 Mitglieder . Telegraphenwesen . Die Schweiz zählt verhältnißmäßig am meisten Telegraphenbureaux . Es kommt auf 2441 Einwohner ein Bureau . In Deutschland trifft es ein Bureau auf 4178 , in Rußland auf 29 , 624 Einwohner . Zucker . Die Bevölkerung der Schwei z verausgabt jährli ch 13 Millionen Fr . für Zucker . Presse . Von hochstehender militärischer Seite werden Anstrengungen gemacht , die verschiedenen in der Schweiz erscheinenden militärischen Zeitschriften in ein Blatt zu verschmelzen . In Fleurier wird eln Landfturmorgan herausgegeben .

Zeigerversicherung . In Zürich gründete sich ein Unfallversicherungsverein zu dem Zwecke , Zeiger und Warner oon Schießgefellschaften gegen Unfälle beim Schießen zu versichern . Es ist bereits

der Beitritt von mindestens 150 Schützengesellschasten gesichert . Im Todessall und im Falle vollständiger Invalidität beträgt die vorgesehene Entschädigung 4000 Fr . ; sür Verletzungen mit temporärer Arbeitsunfähigkeit wird ein Taggeld von 4 Fr . ausgerichtet . Es sollten alle Schießvereine ihren Zeigern : c . diese Wohlthaten sichern . Spitzel . In offiz iellen Kreifen soll , wie der „ Z . P . aus Bern geschrieben wird , sich nicht übel Lust zeigen , die fremden Polizeispitzel zu bestrafen . Man fcheint nur in Verlegenheit zu fein bezüglich einer genügenden gesetzlichen Handhabe . Darüber sollte man sich beruhigen . Das Spitzelgeschäft ist ein Verbrechen , das noch fchlimmer ist als die Spionage und füglich mit aller Schärfe verfolgt werden darf . Die Schweiz ist das sich selbst schuldig .

Zürich . Der Negierungsrath hat gegen die projektirte Stauung der Limmat bei Wettingen im Interesse ber Schifffllhrt und der Fischerei und wegen Veränderung des Längenprofils der Limmat vrotefttrt . Da dürfte wieder eln interessanter „ Wasservrozeß inszenirt werden . — Im Selnau wollte kürzlich ein Schuster als Rechtsanwalt austreten und erschien mit seinem Klienten vor den Schranken des zürcherischen Bezirksgerichts . Als die Verhandlungen beginnen sollten , kam eine Gerichtsperson auf ben Einfall , im kantonalen Fahndungsbllltte nachzufehen , ob der angehende „ Advokat vielleicht in demselben figurire , was zu seiner Ueberraschung wirklich der Fall war . Statt nun als Anwalt debütiren zu können , wurde der Schuster von der Polizei in Beschlag genommen . Zsreibnrg . Infolge Loslösung eines Felsens entgleiste Samstag Abend zwischen Estaoayer und Cheyres ( Route Ioerdon-Payerne ) ein Personenzug . Der Heizer ift todt , der Lokomotivführer hat ein Bein gebrochen , der Zugführer ist an der Brust verletzt . Die Maschine und zwei Wagen sinb zertrümmert . Die Passagüre kamen mit dem Schrecken davon . Schwnz . Der Bischof von Chur hat sein Verbot der Benutzung der hiesigen Kirche als Konzertlokal für das kantonale Sängerfeft zurückzuziehen versprochen .

Schaffhausen . Die Heilsarmee hat de « Saal der srühern Holzstofffabrit in Schaffhausen gemielhet ; es herrscht Entrüstung über die reichen Vermiether . Appenzell Z .-M . Nm 21 . d . brannte in Kau bei Appenzell ein Haus sammt Stadel ab . 23 Stück Ziegen , 4 Kühe , 2 Schweine , ein Hund und viele Hühner sind in den Flammen umgekommen . Die Gebäude waren versichert . St , Gallen . Auf nächsten Sommer wird die Stadt St . Gallen telephonisch nicht nur mit Allst litten , sondern auch mit Buchs verbunden sein . — In Rheineck hat unter einigen älteren Schülern eine Rauferei stattgefunden , wobei mit elnem Revolver gefchossen und ein braver Knabe für fein ganzes Leben arg verletzt wurde . Ein Knabe hat das Alter erreicht , um dem Strafrichter übermittelt zu werden .

Aalgan . Ein Knecht , PH . I . Weitstem von Künten , welcher gegenwärtig wegen Diebstahls in Zürich eine sechsmonatliche Arbeitsstrafe absitzt , hat eingestanden , daß er zu verschiedenen Zeiten an vier verschiedenen Orten , Rümlang , Ariftau , Schlieren und Künten , wo 14 Firsten abbrannten , Brandstiftungen verübt . Fesftn . X Vom neuen Zolltarif werden die

Da kommt Mlltz Berncckc , der hat dlls Thor hinter dem davonrollenden Wagen wieder geschlossen . Vielleicht weiß der was ? „ Matz , Matz ! Was sagst denn Du dazu ? rufen dic Mä gde . „ Man muß eins drauf trinken . „ Alter Saufaus ! Grufelt s Dich nicht ? „ Ei , Todte beißen nicht . „ Todte sagst Du ? Ist sie todt ? Heiliger Gott ! Wer hat s dcnn gesagt ? „ Nun wer ? Brigitte ! Die Eo wird noch heute in die Kapelle geschafft , ich soll sie heute Abend mit forttragen helfen . Und er wankte in den Keller , um sich durch cincn Trunk für das gefährliche Amt zu stärken . Wahrend dem schlich da ? Gerücht scheu im Morgendämmer durch die Gassen des Städtlcins . Es war zwergenhaft klein von den Weibern , die doch schweigen follten , aus dem Schloßsaal hinausgetragen und bereits einc Viertelstunde nach seiner Geburt wohlerwachscn , nach einer Stunde aber ein Riese , dessen dröhnender Fußtritt den Hofpredigcr aus dem Schlafe weckte .

„ Ja , ja , Ehrwürdiger , schwatzte die Haushälterin unseres Chronisten , „ das Fräulein sieht ganz schwarz

aus , der halbe Hofhält liegt schon im Sterben , Prätorius wacht am Bette von Ihro Gnaden , „ O , du mein gerechter Gott , da haben wir die Strase für das gottlofe Fest auf dem Fuße ; statt zu beten und zu fasten , haben sie gejubelt und getollt wie die Hansnarren . Bring mir meinen Talar , Christiane , daß ich dcn armen Seelen meinen geistlichen Trost fpendc . Und der Wackere ging . Nm Schloßthor standen Hellebardiere , dic ihm den Eingang verwehrten . Schon wollt er wieder umkehren , als Prätorius von oben winkte , den Priester einzulassen . „ Ihr kommt gerade zur rechten Zeit , Ehrwürden , ich will dic Todte soeben nach der Kapelle schassen lassen . Kommt und seht ! Die Herrschaften außer dem Herzog sind bereits fort . Oben lag auf einer Trage friedlichen Antlitzes bie fchöne Eva . Ein weißes Tuch war über den Körper gebreitet , nur den Kopf freilassend ; der Küfer Verlt und Vernecke hoben das leichte Gestell , und in langsamem Schritte ging der Zug durch dic langen Corri dore , die Rampe hinunter über den Schloßhof nach dem linken Flügel , wo die Gruftkapellc stch befindet ; Eva Jedem sichtbar , der Hinsehen wollte . Das Ge

Tessiner Salamifabrikantcn so sehr begünstigt , daß ihre Hauptlonkuirenten , die Mailänder , nicht mehr besteh n d . h . auf die Ausfuhr ihres Artikels nach der Schweiz werden verzichten müssen . Uebrigens ist es bekannte Thatsache , daß man z . B . von Vellinzona , Lugano : c . schon seit Langem ebenso schmackhafte , billige und reelle Waare bezog als von Verona und Mailand . Die letzter « Sorten haben einzig ein größeres Renomme aufzuweifen , während das tessinische Produkt noch unbelannt ist . Waadt . Präfekt Pernoux in Vevey wurde am Sonntag ohne Opposition mit 3551 Stimmen zum Nationalrath gewählt . Zahl der Abstimmenden 3696 .

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