Bündner Nachrichten, 13 janvier 1888 IIIF issue linkGraubünden [ARTICLE]

Graubünden

Naturfurschende Gesellschaft . ( D In der Mittwochs - Sitzung derselben hielt Hr . Prof . Gasser einen Vortrag über den Temperatursinn und über die Eintheilung der Sinneswahrnehmungen ; nach einigen einleitenden Bemerkungen , in welchen u . a . auch der Bewegungsfinn zur Sprache kam , drückte fich der Vortragende speziell über ben T : mperaturstn » ungefähr folgendermaßen aus : Bis jetzt hat man den Temperatursinn mit dem Tastsinn in ein und denselben Tiegel geworfen , weil die Haut bei der Berührung eines Gegenstandes zugleich dessen Form und dessen Temperatur inne wird . Allein die Versuche von Bli x Eulenburg und Goldscheider , sowie die jüngsten Forschungen von Donaldson und Prof . Alexander Herzen haben auf s Schlagendste dargethan , daß diese Empfindungen in Wirklichkeit grundverschiedener Art stnd , obschon dieselben gleichzeitig wahrgenommen weiden .

Wenn man die verschiedenen Partien unserer Haut mit einer feinen Nadel auf ihre Empfindlichkeit prüft , so läßt sich leicht feststellen , daß di se Empfindlichkeit örtlich begrenzt ift . Die empfindlichen Stellen stnd von ganz Taftgefühllssen umgeben , so daß ein genügend dünner fremder Gegenstand daselbst in unsern Körper dringen könnte , ohne daß wir es verspürten . Auf den Lippen , an den Fingern , wie überhaupt an denjenigen Theilen unferes Körpers , wo das Tast

„ Und wenn cr um Deinetwegen käme , Evll ? „ Ich verstehe Ew . Gnaden nicht ! „ Du gutes Ding ! Komm her , Eva ! Sie mußte sich der Herrin zur Seite auf die gepolsterte Wandbank setzen und horchte nur mit halbem Ohr auf dies und das , denn ihre Gedanken flogen anders wohin , bis endlich die Rede auf den genesenden Herzog kam , und daß ein großes Fest gefeiert werden solle , wenn er erst wieder ganz gesund einhergehc . Dazu werde Vodwin kommen und noch Andere , auch des nachbarlichen Fürsten Frau und Tochter , für welche Herzog Heinrich wohl eine leise Neigung fühle . Da fuhr cs Eva wie cin Stich durch s Herz und Unwohlsein vorschützend , entfloh sie in ihr stilles Gemach . Noch saß Hildgard darin . „ Aber Eva . Du siehst jll weißer aus als der Zelter auf Deiner Stickerei ! Dir ist was geschehen ! Eva schüttelte betrübt dlls Kö pfchen . „ Denke nur , Eva fuhr Hildgard fort , „ Tante Sibylla fing an mich nach Deinem Vetter auszufrllgen ; der hllb ich s aber gesagt ! „ Die auch ? fiel Evll ein . „ Die Herrin hat mit mir lluch von ihm geredet / ,

„ Dll muß was dahinter sein , Schwarze . Das müssen wir herauskriegen ! „ Ach , mir ist s gar nicht behaglich , Hildgard , wciß nicht , warum . „ Hier , leg Dich her , und ich setze mich daneben und schwätze ! Und Vlonokö pfchen fuhr fort fo liebenswürdig zu plaudern und nach Mädchenart zu lachen , daß Schwarzköpfchen trotz des leisen Weh s im Herzen millachcn und mitpllludern mußte . Derweilc saß dic alte Herzogin am Bett ihres genesenden Sohncs und hatte ein ernstes Gespräch mit demselben . „ Und nun , mein lieber Sohn , hoffen mir auf ein frühlicheres neues Jahr als das vergangene . Du wirst ganz gesund werden und Deiner alten Mutter den letzten Wunsch erfüllen . „ Dlls klingt ja fo feierlich , Mütterchen .

„ Wie Du fo im Fieber lagst , ift mir Manches durch den alten Kopf gegangen . Unsere Herrschaft steht auf Deinen zwei Augen , theurer Sohn , ich möchte gern noch einem Enkelkind in die Augen sehcn , ehe ich mcine schließe / „ Mutter , gerlldc jetzt das ? „ Wir sind Sterbliche , wie die Andern , mein Sohn :

gefühl am entwickeltsten ist , berühren sich die empfindlichen Stellen fast ganz , während diefelben auf dem Rücken und an den untern Extremitäten merklich von einander entfernt stnd . Diefe Stellen nun , denen das Tastgefühl fehlt , sind zur Wahrnehmung einer andern Sorte von Empfindungen befähigt . Es gibt folche , die für die Berührung eines kalten Körpers empfindlich sind , während andere , weiter von einander entfernt liegende , bie Gegenwart eines warmen Körpers zu konstatiren erlauben . Diejenigen Stellen , welche für die Kälte empfindlich sind , sind es nicht sür die Wärme und umgekehrt . Beides sind kleine , rundliche Flecken von ungefähr l inm Durchmesser ; je nach der Körpergegend sind diefelben mehr oder weniger dicht gefät .

Um diese verschiedene Empfindlichkeit festzustellen , muß man Versuche auf der Haut des Rückens oder der untern Extremitäten vornehmen bei einem Menschen , dem man dle Augen verbunden hat . Um die » jenigen Stellen zu finden , an welchen sich das Tastgefühl manifestirt , bedient man sich einer Spitze von Kork , welche Substanz weder den Eindruck von Kälte noch von Wärme macht . Um die Temperaturempfindungsstellen zu finden , verwendet man kalte oder heiße Metallspitzen , welche ein wenig abgestumpft sind . So kann man auf unserer Haut eine topographische Aufnahme derjenigen Stellen machen , welche harte Gegenstände empfinden , dann wieder derjenigen , welche nur Kälte oder Wärme verspüren und endlich auch derjenigen , welche gar keine Empfindlichkeit aufzuweisen haben .

Diese Versuche können von Jedermann vorgmommen werden und wären an und für sich fchon überführend , ohne die eklatante Bestätigung , welche denselben durch die neueren Forschungen der Physiologen zu Theil geworden ist . Es ist nämlich gelungen , der Haut die eine oder andere dieser drei Empfindungen zu entziehen , ohne die übrigen auszuheben . Herr Prof . Herzen hat zuerst auf eine Thatfache hingewiesen ,, welche zu beobachten Jeder von uns schon wiederholt Gelegenheit

gehabt hat , ohne vielleicht derselben besondere Auf- Geräuschen ) . merkfamleit zu schenken . 4 . Mechanischer Sinn ( Tast- und Bewegungssinn )

Wenn das Gewicht unseres Kopfes während des Schlajens auf bem Arm ruht , fo bemerken wir beim Erwachen , daß derselbe , wie man sagt , eingeschlafen ift und daß das Tastgefühl in demselben nicht mehr zur Geltung kommt . Wenn wir nun diese einge ^ schlafene Hand mit der andern anfassen , fo fühlt erftere nicht die Berührung , wohl aber die Wärme der letztern . Das Wahrnehmungsvermögen für die Wärme besteht also in der eingeschlafenen Hand sort , nicht aber das Tastgefühl und die Empfindlich » leit für die Kälte . — In den letzten Jahren ist in der Medi z in ein Körper zur Verwendung gekommen , welcher die schätzbare Eigenschaft besitzt , das Tasigefühl an einzelnen Stellen des Körpers , wo man z . B . operiren will , vollständig aufzuheben , fo daß es nicht nöthig wird , den Kranken einzufchläfern . Ich meine das Kokain , welches heutzutage bci Augenoperationen häusig zur Verwendung kommt . Das Kokain nimmt in der That der Haut das Tastgefühl und schließt fo jedes Schmerzgefühl aus . Als man aber einen Operirten fragte , ob er etwas verfvürt habe , antwortete er unverzüglich : „ Ja , ich habe gemerkt , daß Sie mich operirten ; denn ich habe die Kälte des Messers verspürt . Das Kokain hat also die Eigenthümlichleit . das Tastgefühl aufzuheben , während der Temperatursinn nicht vermifcht wird .

Diefe verfchiedenartigen Empfindungen müssen aber auch verschiedene Wege einschlagen , um ins Gehirn zu gelangen ; denn Donaldson hat bewiesen , daß das Gefühl der Berührung eines warmen Körpers achtmal mehr Zeit braucht , bis wir uns desselben bewußt werden , als wenn es sich um einen kalten Körper handelt ; dafür sind aber die Wärmeempfindungen verhältnismäßg iintensiver . Herr Herzen hat zahlreiche Versuche angestellt , um die Verschiedenheit der einzelnen Nervenleitungen darzuthun , und es ist ihm auch gelungen , bei den Hunden an der Außenfläche des Gehirns ( in der Nähe des sog . ß ^ ru » 8 ^ molä » Z 8 ) eine Stelle zu finden , wo das Kabel der Telephondrähte , welche das Tastgefühl vermitteln , von denjenigen getrennt ist , welche die Kälteempfindungen übertragen . Er hat die eine Linie unterbrechen lönnen , ohne baß die andere den Dienst verfügt hätte . Nn und für stch ist alfo die Haut unempfindlich und sie verdankt ihre Empfindlichkeit nur den drei Arten von Nervenausläufern , welche sich in ihr verzweigen .

Man sollte daher meinen , es wäre möglich , mit dem Mikroskop Verschiedenheiten an diesen Neroenausläufern festzustellen , nach welchen man fofoit erkennen könnte , welcher Art uon Empsinbungsübertragung der betreffende Nerv diene . Bis jetzt war dem aber nicht der Fall ; hingegen wird man sicher früher oder später der Sache auf den Sprung kommen . Nachdem dann der Vortragende die Nothwendigkeit dargethan hatte , entweder die Zahl der Sinne bei der Aufzählung um zwei ( den Bewegungs- oder den Temperatursinn ) zu vermehren , oder aber eine neue Eintheilung vorzunehmen , schloß er mit folgender Zufammenstellung der Sinneswahrnehmungen , welche in wissenschaftlichen Kreisen immer mchr Boden gewinnt : 1 . Gesichtssinn ( für Formen und Farben ) . 2 . Temperatursinn ( sür Kälte und Wärme ) . 3 . Vibrationssinn ( Wahrnehmung von Tönen und

5 . Chemlfcher Sinn ( Geschmack und Geruch ) . An ber darauf folgenden Diskufsion über diefes sehr interessante Thema betheiligten sich noch die HH . Dr . Killias , Dr . Kaiser , Prof . Dr . Boßhardt , Prof . Truog u . A . Aus dem Kulturleben . ( Einges . ) Unter den Neujahrsgaben hat der „^ . mioo äi « 3 . 83 , « , ein in Florenz unter den Aufpizien ber Waldenser Mission erscheinender Vollskalender , auch dieses Jahr bei vielen unserer bündn . ref . Familien Einlaß gefunden , fo daß man ihm auch hierfeits einige Aufmerksamkeit fchenken mag . Aus der ganzen Anlage des „ Nmico ersieht man , daß der oder die Verfasser fich auf einer ganz tiefen Stufe der geistigen Kultur bewegen , daß sie sich ein ganz rohes , unwissendes Volk vorstellen , wie etwa abessinische Christen , und stch zur Aufgab machen , sie zu ihrer Konfession zu bekehren . Für ein solches Volk muß man aufregende Bilder fchassen , starke Farben auftragen ; die Märchen und Legenden aus Constantins Zeiten , die gröbsten unb vulgärsten Wundergeschichten mit plastischem Nppll » rate und in einem klassischen toscanischen Stile darstellen , damit „ die Massen ergriffen werden von dem heiligen Geiste und ein Zeichen geben von ihrem religiösen Sinne , der rein sein soll , wie der Tiber rein und hell ift , bevor er durch die heilige Stab

ich habe m diesen Tagen zu sehr um Dlch und unseres Geschlechtes Bestand gezittert . Unsere Ahnen haben im heiligen Land gekämpft . Soll unser Haus aussterben ? Der Herzog richtete die Augen nach der Decke seines Himmelbettes und seufzte tief auf . „ Ich habe mir Besuch geladen , Heinrich . Was meinst Du ? Aber Heinrich antwortete nicht . Mit geschlossenen Augcn und regelmäßigem Athemzuge lag er wie schlafend da . Das Gespräch mochte ihn wohl llngestrengt haben . Die Mutter beugte sich besorgt über ihn , dann stund sie leise vom Sessel auf . „ Eva , flüsterte der Herzog träumend . Sie drohte lächelnd dem Schläfer mit dem Finger und schlich auf den Zehen hinaus . — —

Klug ist , wer der Weisen Weisheit nützt Und sich nicht auf seine Thorheit stützt ; Reich , wer seinen Wünschen setzt ein Ziel , Und den nicht verwirrt des Glückes Spiel ; Stark , der mit stch selber kämpft und ringt Und vor andern ckich zuerst bezwingt .

fließt , allwo seine Wellen beschmutzt und vergiftet werden ( Pag . 68 ) . Man muß die grellsten Historien und Märchen aus der alten röm . Kirche vorführen , damit in den zu bekehrenden Seelen ein heiliger Abfcheu erstehe vor allen unbegreiflichen Zeremonien der päpstlichen Kirche . Für eine solche Auffassung passen vortrefflich die Legenden : 1 ^ « antg . lHautoiola , 8 ant ^ uns ., 8 aiita Iio 8 g , 1 ig ,, il oeroliic » irlg ^ ioo , la VaZÜioo , cli 8 . N . HlllMiorL in lioma , und andere mehr » , la , Lourdes . Dm Lesern der „ B . R . mochten wir gerne la , i ? ll 88 < 3 Zl- Z ili , ta , äsi morti ( S . 27 ) vorführen . Es wird dort erzählt , daß im hohen Thale ä < Z 1 Osrvc » je am 2 . November die Todten aus den Gräbern steigen und dem inouts Iio 8 a , zueilen . OZni goluZlstro 8 i rigollial-H I » via ool äito milZilolo liooeZo . 8 e iuooiitrilno nil uomo vivo , io tsrinailo , olrilliiiaii- ... ckolo ollvalißre , e li ossrouc ) una . daootlLtta , ; « o Ii llccetta ,, ckovrä , ^ ^ uiälllli 611 8 li 1 inorltL liosa , E ^ Hlillilcko inoontraila l ) . 08 . un al ) i 88 o , 0 un torrsnts , il z ) iü eolpLvolL trs , yusi rleooatori izoiislßtriti allill , Io draooia äa , una riva . e 8 i Ia 8 oi 2 , oaäLre

M innan 2 i . Mßutre it » uo « orpo ässorivo lg , ourv » cksIIlT oacluta , Ig , 8 ua , Zliiilg . äol 8 ll 1 s 8 i allun ^ a ,, 31 llllun ^ a ., äiveutg , ß ißgntßsog , si gl ^ a . l ) iü alta äei la ^ z i <? clolls c ^ nsroie , in pro ^ orxiolle äslla , 1 g , i- ^ ll < 322 l > äel vgroo äa . ria ^ arse c ^ uairäo c ^ uel oorz )« b . g ; cks 8 oritto la 8 ua , ourvo , oolls 8 us drgooia l ) rots 8 L z > sl Illil- Zo , ls 8 U 6 inlini tocoauo alla , riva ol ) l ) r > 8 ta il l ) outs ö latto , 6 la lun ^ g , tilg cksi inorti l ^ g 38 g 8 li llusllg , 8 l ) ing < 1 or 8 gl 6 grougtg ... ( Zu Deutsch : Jedes Skelett deleuchtet stch den Weg mit dem angezündeten kleinen Finger . Begegnen sie einem Lebenden , so halten sie ihn an , indem sie ihn einen Ritter nennen , und bieten ihm einen Stab an ; nimmt er ihn so muß er sie bis auf den Monte Rosa geleiten ... Stoßen sie z . B . auf einen Abgrund oder auf einen Strom , fo hebt der schuldigste von den zu Skeletten gewordenen Sündern die Arme von einen » Rande refp . Ufer empor und beugt stch nach vorn . Wahrend dieser Bewegung verlängert sich sein Rückgrat , wirb riesengroß , erhebt sich höher als die Buchen und die Eichen , je nach der Brette des zu übersteigenden Raumes ; hat nun der Körper mit seinen der Länge nach ausgestreckten Armen jene Curve beschrieben , reichen seine Hände ans jenseitige Ufer hin : die Brücke ist geschlagen und die lange Reihe der Todten schreitet über den gebogenen Rückgrat hin ... ) ( Schluß folgt . )

Erziehungsrath . Diefe Behörde hielt heute ( Donnerstag ) ihre erste Sitzung im neuen Jahr . Sie bestätigte als Präsidenten Hrn . Dr . Kaiser und als Vizepräsidenten Hrn . R .-R . Dr . Nett . Dann berielh sie die Frage der Anlegung eines neuen Turnplatzes für die Kantonsfchule . Waldwirtschaft . Nun erfährt man des Genaueren , was das eidg . Oberforstinspeltorat behufs Hebung ber Davofer Waldwirtschaft verlangt . Das „ D . W . stellt die betreffenden Anregungen und Postulats folgendermaßen zufammen : 1 . Sukzessiver Rücklauf sämmtlicher Waldungen durch die Landschaft . 2 . Vermessung sämmtlicher Wälder , Aufstellung von Wirthichaftsplänen , Eintheilung der Waldungen in sog . Wirthfchaftsreviere . 3 . Anstellung eines wissenschaftlich gebildete » Försters , unter Beibehaltung der beiden Revierförster . 4 . Anlage von Kulturen , Pflanzgälten : c , 5 . Größere Sorgfalt bei der Auszeichnung . 6 . Anlage von Waldwegen . 7 . Aushebung des Weidganges in einzelnen Waldstrecken . — Das erwähnte Blatt bemerkt , daß einige der verlangten Reformen ihre Berechtigung haben und auch ausführbar sind . Der erste Punkt wäre vielleicht vor 50 Jahren durchführbar gewesen , heute wäre dies Sache der Unmöglichkeit .

Bund ner in andern Kantonen . Hr . Dr . L . R . von Salis , Privalbozent der Rechte an der Universität in Basel , hat einen Ruf als Professor nach Rostock erhalten . In Bafel würde man den Wegzug diefer tüchtigen Kraft fehr bedauern . Die Behörden bemühen sich , ihn zum Bleiben zu bewegen .

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