Bündner Nachrichten, 31 December 1887 IIIF issue linkGraubünden [ARTICLE]

Graubünden

Regierung . Mit Neujahr tritt Hr . Reg .-Rath P . Plattner aus ber Regierung , welcher er die letzten vier Jahre angehört hat . An dessen Stelle kommt das neugewählte Mitglied , Hr . Reg .-Rath Casura . Das Präsidium geht mit dem gleichen Zeitpunkt von Hrn . Reg .-Rath Buol auf Hrn . Reg . . Rath Casparis über . Hr . Buol ist für nächstes Jahr Vizepräsident . Regierungsftatlhalter sind bie HH . Major . IP . Stiffler in Davos , Prcisid . Nil . Batlaglia in St . Moritz und Prcisid . Franz Peterelli in Savognino . Landsturm - Organifation . Diefe wird .

Er war hier , doch nicht für sic , — ohne Licbc zu ihr , — ihrer Sünde bcwußt , — sie verdammend , — aus sie herabblickend ! Sie verbarg das Gesicht vor ihm und schauderte . Harron schrak ebenfalls zurück . Er suchte indeß gute Miene zum bösen Spiele zu machen . „ Nein , das übersteigt aber Alles ! sagte er . „ Ich glaube wirklich , das ist Archibald Ellerby , den wir seit Jahren auf dem Grunde des Meeres vermutheten . Und ich habe Ihrer Frau die Cour gemacht , Ellerby . Welchen Spaß Ihnen das gemacht haben muß , als ich Sie zum Vertrauten machte ! Doch ich hoffe , Sie werden edelmüthig sein und Ihre Frau dazu vermögen , einige dieser Papiere zu unterschreiben . „ Meine Frau kann über mein Eigenthum nicht verfügen , Mr . Harron , antwortete ihm der Andere kalt , indem er der Thür zuschritt und dieselbe öffnete . „ Und was Sie anbelangt , so becilcn Sie sich , mein Haus zu verlassen , sonst werfe ich Sie hinaus . ,, O , so leicht werden Sie mich nicht los , schrie Jack . „ Ehe der Mittag da sein wird , werde ich wegen Mordversuchs geklagt haben .

„ Hinaus , — verlassen Sie die Stadt und wagen Sie es nicht , ein Wort gegen diese Dame zu äußern !

Sie Elender ! Ich kenne Sie von früher her , als Sie noch Jüngling waren . Ich hielt Sie für übereilt , doch nicht für schlecht , und deshalb gab ich Ihnen Gcld , um aus dcm Landc zu fliehen , nachdem Sie den Scekadettcn erschossen . Hätte ich damals gewußt , daß ber unschuldige Florio Bell beargwöhnt und zur Flucht genöthigt sein würde , so hätte ich mir die Sache wohl übcrlcgt . Ich kann Sie an dcn Galgen bringen , wenn ich will , also machen Sie , daß Sie fortkommen , das Haus und dic Stadt verlassen . Wollen Sic gchcn ? fragte Archibald , drohend ihm näher tretend , als Jack immer noch z ögcrtc , und Harron ergriff scincn Hut und schlich fort . 29 . Kapitel . Als Harron das Zimmer verließ , stand Elisabeth auf . „ Ich gehe auch , Archibald . Ich kann heute nicht mehr mit Dir sprechen und Du wirst auch nicht mit mir zu sprechen wünschen . O , Archibald , ich bin nicht so schlecht , nicht so schuldig , wie Du glaubst ! Was auch geschehe , denke daran , daß es meine wahnsinnige Liebe zu Dir war , die mich zu Allem trieb . Bevor Du mich morgen wiedersiehst , wirst Du es wissen , daß ich reuig und muthig genug bin , das Einzige zu thun , was Alles in Ordnung bringt .

nachdem die hiesige Militärverwaltung nun in den Besitz des nöthigen Kontrol - Materials gelangt ist , gleich nach Neujahr beginnen und muß bis Ende Januar 1888 beendigt fein . Die Leitung der Organifation im Kanton Graubünden ift vom fchweiz . Militärdepartement dem lantonalen Militärdireltor , Hrn . Major Roffler , übertragen worden und wird ln der Weife erfolgen , daß diefer in jedem Relrutirungslreife in einer oder zwei Sektionen unter Mitwirkung des betreffenden Kreiskommandos unb der Delegation bes Gemeinds » Vorstandes und des Seltionschefs die Kontrolaufnahmen der Mannschaften und dte Einreihung von diefen zum bewaffneten Landsturm oder zu den Hülfstruppen felbst direkt durchführt und bei diefem Anlasse den Seltionschefs der benachbarten Sellionen behufs nachheriger felbständiger Durchführung die nöthigen Instruktionen ertheilt . Der grüßte Theil der Gemeindsvorstan . de wirb noch in diefem Jahre in den Besitz der Verordnung , ber Instruktion und der Kontrole « für die Landfturmorgllnilation , sowie eines Begleitschreibens der lantonalen Militärdireltion gelangen , das die nähere Anordnung über die von den Gcmeindsvorständen und den Herren Seltionschefs fofort an die Hand zu nehmenden Vorarbeiten enthält . Von einer Einberufung der landsturmpflichtigen Mannschaft foll , fo weit möglich , Umgang genommen werben .

Sanitarifches . Der kantonale Sanitcitsrath warnt das Publilum vor dem Antauf der in öffentlichen Blättern ausgeschriebenen Magenpulver aus Popp S Polillinil , Heide , Holstein . Eine chemische Unterfuchung derfelben hat ergeben , baß sie aus ungereinigtem Schwefeleisen mit Beimengungen von Arsen bestehen und somit sür Magenleidende durchaus ungeeignet sind . Der Inhalt eines Packetchens wiegt 12 , 3 Gramm und ist V ^ Rappen werlh , während es für 50 Rp . verlauft wird . Für dieKreisämter . Diefelben werden vom Kl . Rath aufgefordert , in der ersten Hälfte Januars die Iivilstandiämter zu inspi z ireo unb über das Refultat bis Ende Januar zu berichten . Ebenfo werben bie Kreisämler von der Polizeidirektion angewiesen , ihr unfehlbar bis zum 10 . Januar mitzutheilen , wle viele Hunde im Jahre 188 ? versteuert worden sind .

Bergün . ( Korr . ) Wohl werden Sie , geehrter Herr Redakteur , uns von einer Staublawine aus dem irdlfchen Parad . es weggefegt glauben , denn unfer Leben und Verkehr pulsiren nur schwach ; kein meldenswerthes Ereigniß , kein Erdbeben , auch lein tapferer Wanderlehrer stört uns uns in unserer stoischen Ruhe , in unseren alten Gewohnheiten unb Gebräuchen , und so leben wir dem alten italienischen Spiüchwort gemäß » Obi » tu , den «? non si inuovs . Doch einen letzten Gruß wollen wir Ihnen im alten Jahre noch fenden und Ihnen erzählen , daß wir mit lebhaftem Interesse allen Manövern und Schwenkungen unserer Landespolitik , allen fozialen und Verlchrsfragen folgen und „ Hungers Alpenbahn und Lokalbahn mit einem mitleidigen Lächeln gelefen haben . Wir mögen den Prätigauern und Davofern ihre Bahn von Herzen gönnen , ste habms schneller als wir dazu gebracht , weil sie nicht den Boden des privaten , fondern den des allgemeinen Interesses betraten .

Wir wollen Ihnen erzählen , bah unfere Wilbhüter mil martialifchem Gesicht unb weißbcrändertem Bart regelmäßig F < ld und Wald abpatrouilliren , um zu

verhüten , daß unschuldiges Blut das weihe Kleid der Multer Erde beschmutze . Ob ihnen auf diefen Touren irgend etwas Bemerlenswerthes zustößt , konnten wir bis dahin nicht herausbringen ; ob sie aus Disziplin , oder im Bewußtsein ihrer subalternen Stellung , sich gegenüber gewöhnlichen Menschenkindern ln unheimliches Schweigen hüllen , ist uns ein Räthsel . Doch , es ruhen alle Wälder und darum auch hierüber zur Tagesordnung . Erzählen wollen wir Ihnen , daß auch die Winterfreuden und die hl . Weihnachten mit dem Zauber des Christbaumes bei uns eingekehrt sind . Am 24 . hatten unsere Nachbarn in Etuls , am 25 . diejenigen uon Latsch — welche , beiläufig gesagt , uns das ganze Jahr mit den Produkten ihres Fleißes , als Butler , Käs , Fleisch : c . bescheeren , natürlich nur gegen unfer gutes Geld — am 26 . endlich wir den Christbaum . Ursache diefer Reihenfolge ift , daß unfer Herr Pfarrer in allen 3 Gemeinden funltionirt .

E . n eigenlhümliches Wehen durchzieht unfer Herz , wenn die Weihnachtsglocken uns zur Theilnahme an ber Christbaumfeier in s Gotteshaus einladen , denn dort haben edle Frauen und Jungfrauen ( der fog . Armenverein ) fchon feit Jahren alljährlich den Christbaum geschmückt für unfere gefammte Schuljugend . Ja , Ja : „ Ehret die Frauen , sie fachten und weben himmlifche Rosen in s irdische Leben ! Unter Aufsicht des Herrn Lehrer zieht die Schuljugend vom Schulhaus als Verfammlungsort nach der Kirche , wo ihr vom Altar ein reich gefchmückter Christbaum im Glänze von hundert Lichtern entgegenglänzt . Die Herzen der Kinder fchlagen höher , aus ihren Augen leuchtet Freude , hohe befeeligenbe Weihnachtsfreune ! Mit einer Hymne eröffnet unfere Musik , auf deren Banner ein großes „ Fortfchritt glänzt , dte Feier . Klassenweife singen die Kinder ihre Lob- und Danklieder . Hierauf ein ergreifendes Wort unferes Herrn Geistlichen , dann wieder Gesang ber Kinder und Schluß durch eine Hymne der Mustt , worauf die Damen und Jungfrauen des Vereins die Gaben verlheilen . Gehobenen Herzens verläßt Jung und Alt das Gotteshaus und gewiß in die ärmste Hütte dringt ein Strahl diefer Weihnachtsfeier ; in der ärmsten Hütte auch wirds Heller , denn man weih , daß man nicht allein und verlassen ift , daß eine ewige Liebe waltet , forgt , segnet , heilt und versöhnt .

Ihr Frauen und Jungfrauen aber , weidet nicht müde in Euerm segensreichen Wirken ; wenn auch Dank und Anerkennung oft zu fehlen fcheinen , so denkt an unfern großen Meister , der auch die ganze Menfchheit in fein liebeglühendes Herz fchliehen wollte und dafür — gekreuzigt wurde und trotzdem den Glauben an den Sieg nicht verlor ! Will aber in Eurer Kasse Ebbe eintreten , fo klopfet nur an . Es gibt Gott fei Dank noch Leute genug bei uns , die Gutes öffentlich und im Stillen üben und Allen , Allen gebührt Dan ! und Anerkennung . DaS neue Jahr aber bringe uns Allen und allen Menfchen diejenigen Güter , die zum geistigen und physischen Wohl der Menschen führen . Splügen . Hier hatte man heute ( Freitag ) Morgen 27 Grad Celsius Kälte .

Gratuliren . X In früherer Zeit wurde das Gratuliren am Neujahre mündlich besorgt . Mit dem Steigen der postalischen Bequemlichkeiten und der Entwickelung der Schreib- und Druckerlunst kam bie schriftliche Art des Gratulirens auf . War dies Mode für den Aufgeber und den Empfänger ei / recht bequeme , so kamen dabei die Postboten un ?

„ Warte einen Augenblick , Elisabeth . Du hast gefehlt , aber Du bist doch meine Frau , die Mutter meines Kindes . Ich habe Maude gefchen , sie ist liebenswert !) , sic wird mir einen großen Trost gewähren —

„ Das huff c ich . Archibald versprich mir , daß Du zwischen Maude und Berthas Kinde keinen Unterschied in Deiner Zuneigung machen willst . „ Weshalb sollte ich das ? Im Gegentheilc , Maude wird nur noch naher stehen , da dic Andere ja ganz , mit Herz und Seele , an ihrem Onkel und an ihrem Geliebten hangt . „ So weißt Du — sie unterbrach sich und konnte die Worte nicht hervorbringen , die sie zu sagen beabsichtigte . „ Was —Elisabeth ? „ Daß — daß — Deine erste — rechte Frau — Bertha am Leben ist ? Erstaunen und Unglauben malten sich auf seinem Gesichte . „ Unmöglich ! Ich träumte cs immer . Ich träumt « es , bis ich ben Verstand darüber verlor ; und dann segelte ich fort , um sie zu finden — auf dieser tollen , unsinnigen Fahrt . Spotte meiner nicht ! Bist Du

Briefträger schlecht weg . Für jeden Wunsch und jede Laune der Aufgeber haben diefe lange Gänge und verfchiedene Treppen zu machen . Prefsirt eS mit dem Gratuliren oder soll es dabei etwas „ höher hergehen , so müssen auch noch die Depeschenträger dran unb im Sturmschritt die Gassen durcheilen . Wer sich den Jux gestatten will , sich und seinen Freunden eine Freude und Ueberraschung zu bereiten , vergesse der dienstbeflissenen Mittelspersonen nicht , welche un « auch in der übrigen Zeit des Jahres mit Nachrichten und Neuigkeiten nie im Stiche lassen . Eine bescheidene Erkenntlichkeit haben sie reichlich verdient . Hoffentlich wird aber auch in Bünden das Telephon größere Verbreitung sinden unb fo die vielen Gänge ber Briefträger ersparen .

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