Bündner Nachrichten, 25 October 1887 — schließlich ! [ARTICLE]

schließlich !

Ueber die Situation im südlichen Tesfiner-Wahl- » kreis fchreibt man aus Lugano dem Winterthurer „ Landb . : Die liberale Kandidatur des Advokaten Stoppani regt unfere Konfervativen nicht befonders auf . Papa Magatti , der bei der herrfchenden Richtung die Bedeutung beanfprucht , die Battaglini senior bei den Freisinnigen befitzt , fchmunzelt siegesgewiß , wenn er hört , daß sein ehemaliger Sachwalter und spaterer Gegner ihm gegenübertritt . Hofft man einerfeits im freisinnigen Lager bestimmt auf den Sieg im hiesigen Wahlkceife , fo äußern Andere in Bezug auf die Möglichkeit einer Niederlage fich dahin , daß ein eventueller Wahlerfolg der Konfervativen unbedingt auf die feinere Entwicklung der liberalen Partei dahin einwirken würde , daß endlich fchneidigeren und jugendkräftigern Elementen ( wie Borella von Mendrisio z . B . ) mehr Einfluß und Beachtung eingeräumt werden müßte . Jetzt verlangen natürlich Parieidisziplin und Wahltaktit geschlossenes Einstehen für Stoppani . Mit berechtigter Spannung sieht man dem Endresultat dieser Kandidatur entgegen . Viel Kopfschütteln erregt dis „ Handwerker-Kan-didatur Wunderly- von Muralt in Zürich , die fofort auch von den Liberal-Konfervativen aufgenommen worden ist . Wunderly ist ein Fürst unter den Fabrikanten , mehrfacher Millionär und Erbe des Spinnerkönigs Kunz . Und der soll die Interessen der kleinen Handwerker vertreten !

In Genf ist fchließlich die Fraktion Carteret im radikalen Lager doch Meister geworden , d . b . mit Rücksicht auf ihren Widerstand mußten Favon und Gavllld : c . darauf verzichten , auch einen Katholiken ( Großrathsviz-präsioent Martin ) mit auf die Liste zu nehmen . Der Kampf wird sich übrigens in Genf einzig um Carteret und Martin drehen ; ersterem follen auch viele Radikale nicht mehr stimmen wollen Postwesen . In den Ver . Staaten besteht die Einrichtung , daß die Post elne Art Postanweisungen sür Beträge unter 5 Dollars ausstellt , welche Be »

träge nachher bei jedem beliebigen Poftanweifungsbureau des Landes , alfo nicht blos bei der vom Verfender bezeichneten Postanstalt , einlafsirt werden können . Die Gebühr für Ausstellung einer folchen Postnote beträgt 15 /« Rp . Die Einrichtung hat sich gut bewährt , weshalb auch bei uns nach etwas Aehnlichem gerufen wird . Wir haben Postmandate ; sie koften aber 20 Rp ., zuviel für Beträge unter 10 und 20 Fr . Poftnoten zu 15 Rp . wären immerhin eine Erleichterung für das Publikum . Unfallverficherung . Die vorberathende Kommission für Feststellung der einleitenden Schritte für das Unfallverficherungsgefetz verfammelt sich am 30 . Oktober in Bern . Stickerei . Die Vorarlberg « Stickfabritanten wollen sich abtrennen vom ostfchweiz . Stickereiverbllnb und einen eigenen Verband bilden . Das wäre sür die Stickerei verhängnihroll , denn die Vorarlberg « wollen sich nur absondern , um wieder nach alter Weise sortzuhaudern und das Geschäft zu verpfufchen .

Märkte . Nm Markt in Münster ( Luzern ) war der Auftrieb ziemlich groß , die Preife nieder und der Abfatz gering . Weder Metzger noch Juden waren stark vertreten und kauflustig . In Aarau wurde bei gedrückten Preisen ziemlich lebhaft gehandelt , Schmalvieh zog nlcht .

Zntlch . Nach Anhörung eines bezüglichen Vortrages oon Staatsfchreiber Stüßi pflichtete eine zahl reiche Verfammlung folgenden Postulaten bei . Die Krankenversicherung soll auf die ganze Bevölkerung ausgedehnt weiden , die in allen ihre » Bestandtheilen gleichmäßig der Erkrankung ausgefetzt ift und damit des Arztes und der Medikamente bedarf . Die Versicherung soll in der Weise geleitet werden , daß Arzt und Medikamente aus der Gesammtheit der Einlagen bezahlt werden und der Kranke hiesür nicht besonders auszukommen hat . Die Einlagen sollen nach der Leistungsfähigkeit der Betheiligten abgestuft werden . Die Gesetzgebung foll sich für einmal nicht um die Versicherung des Aibeitslohnes bei einem Ausfall desfelben im Krankheitsfälle kümmern , fondern dies den freiwilligen Kassen überlassen , die nach Entlastung von den Kosten für Arzt , Medikamente und Begräbnis ) für diefe Versicherung weit wiilfamer werden forgen können als bisher . — Im dritten Quartal laufenden Jahres sind in der Stadt Zürich 20 , 28 ? Fr . Erbschaftssteuern für den Staat und 62 , 820 Fr . Nachsteuern für die Gemeinde bezahlt worden . — Ein Bürger von Trüllikon hat einen zwölfjährigen Tiüeter von 40 Meter Länge , Amerikaner , von welchem in den letzten Tagen 4570 Trauben gelesen worden sind .

Luzern . Das oor einiger Zeit angeregte und wieder fallen gelassene Projekt , im Seethal eine Zuckerfabrik zu gründen , geht nun doch feiner Vollendung entgegen . Es ist gelungen , durch ein Kon » fortium die nöthigen Geldmittel aufzubringen und wird dasfelbe voraussichtlich nächstes Frühjahr fchon mit dem Bau einer Zuckerfabrik in Hochdorf beginnen . Die Landwirthe weiden darauf hingewiefen , ihr Feld für den Bau von Zuckerrüben vorzubereiten , welcher ihnen bessere Erträge liefern dürfte als der Kartoffelbau . Die Luzerner Landwirthe dürfen sich glücklich schätzen , ihre Ernten in Zukunft theils in die Zuckerfabrik und theils in die ebenfalls in Aussicht stehende Konservenfabrik abgeben zu können . — Die Restauration der Sempacher Schlacht

hln , als ob ste stch fragen wollte , ob es denn etwas Schrecklicheres in der Welt gäbe ? Sic blickte auf und richtete furchtsam ihre blauen Augen auf dic Thür — dort fah sie dic Antwort . Da stand eine menschliche Gestalt — verwildert ,

schrecklich , bestilllilch , m Ausgehen ; cin wildes Thier wäre nicht fo entsetzlich gewesen , denn auf dcm Tische , im Bereiche ihrer Hand , lag ein geladener Revolver , und ein Thier hatte sie todten können aber keinen Menschen ! Alles Blut verließ ihr Gesicht und strömte nach dem Herzen , welches fast stille stand vor Grauen . Dicke , schwarze Augenbrauen , funtelndc Augen , das lange , verworrene Haar um das durchfurchte Gesicht hängend , eine kurze , untersetzte Gestalt , halb bekleidet mit einem zerrissenen Nollhcmd und andern unbegreiflichen Kleidungsstücken , wic man cs zuweilen bei Wahnsinnigen sieht , eine knotige Hand , die cincn knorrigen Knotenstock hielt , — so sah die Person aus , die auf der Schwcllestand — , war es zu verwundern , daß sich das Haar dcs jungen furchtsamen Wesens vor Entsetzen sträubte ? Dlls schreckliche Wesen kam schweigend einige Schritte näher und erhob deu schweren Stock . Ein Nebel drcitetc sich über Nertha s Augen und

lapelle hat Fr . 22 , 302 . 20 Kosten verurfacht . Hieran bezahlten : der Staat 7000 Fr ., die kantonale Priestertonferenz 3000 Fr ., der Bund 8000 Fr . Den Restbetrag hat ebenfalls die Negierung dem Reftaurationskomite ausbezahlt . Ali . Ein ungenannter Steuerpflichtiger fandte dem Kllntonskafsier eine Note von Fr . 100 ein mit der Mittheilung , daß er feit Jahren , zu wenig Erwerb versteuert und deshalb fchon lange nicht mehr ruhig geschlafen habe . So empfindliche Gewissen werden immer feltener . Anterwaloen . Im letzten Amtsblatt werden zwei Burfchen mit Namen angeführt , welche beide absichtlich fich den vorgeschriebenen Unterrichtsstunden für die Relrutenprüfungen fowohl im Winter als im Herbst entzogen . Sie wurden mit je 8 Tagen Gefängniß auf ihre Kosten bestraft . Solothurn . Unter der Marke „ Keine Mehlfpeifen mehr , nur noch Fleifch ! publiziren die Oltener Metzger einen neuen Fleifchabfchlag und offeriren Ochsen » und Rindfleifch zu 45 und 50 Cts ., Kaibund Schaffleifch zu 50 und 70 Cts . und junges Kuhfleifch zu 30 Cts . das Pfund . St . Halle » . Dle vom Großen Rathe an den Regierungsrath zur Berichterstattung überwiefene Petition des Grütlivereins um Schassung eines lanlonalen statistifchen Bureaus wurde von letzterer Behörde in empfehlendem Sinne begutachtet .

Wallis . Vorige Woche kam im Rebberg zu Conlhev . bei Sion ein zehnjähriges Mädchen dem Feuer , welches man der Kälte halber angezündet hatte , zu nahe und verbrannte sich derart , daß es noch am gleichen Tage starb . Der Vater , der in Nähe mit der Weinlese beschäftigt war , wollte fein Kind retten , verbrannte sich aber selber derart , daß er das Bett hüten muß .