Bündner Nachrichten, 25 ottobre 1887 IIIF issue link — Page 3

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Alvaneu-Bad , Surava und Tiefenkaften , welch letztere , wenn ich nicht irre , befonders an gutem Quellwllsser Mangel hat , darauf aufmersam machen . Vor Allem aber möchte ich diefe Frage auch dem hohen Sanitätsrath auf nächsten Frühling oder Sommer zu eingehender Unterfuchung empfehlen . Es sieht dann vielleicht Jedermann ein , daß ich keine hirnverbrannten Ideen verbreite . V . — ( Korr . v . 22 . ) Am Mittwoch , den 19 . d . M ., wurden von zum Jägern die Spuren von zwei Hirfchen über dem Waldsaum bei der Ecb-, Grüni-, Schatz- und Strela-Alv nach dem Pratigau hin beobachtet und am selben Abend ein dritter Hirsch ( schöner Achtender ) von ben Gleichen zu unterst an den sog . Staflermädern in Entfernung von 50 Schritten gefehen . Bergell . Auch von unferem Bergeller Korre » fpondenten erhalten wir die bereits in voriger Nummer gebrachte Mittheilung von dem traurigen Nachfpiel , welches das Unglück im Bondascalhal hatte . Derfelbe fügt bei : „ Allgemeine Entrüstung hat die übertriebene — um nicht mehr zu sagen — Forderung der Bitreffenden für den Transport der Leiche aus dem Bondllscathale hervorgerufen . Solche Vorkommnisse , namentlich bei einem fo traurigen Anlaß , sind geeignet , ein fchiefes Licht auf die Bevölkerung einer ganzen Gegend , die leine Schuld daran trägt , zu werfen .

Ohur . Die Wahl des letzten StadtrathsMitgliedes ist auch am Sonntag nicht zu Stande gekommen . Bei einem abfoluten Mehr von 423 Stimmen erhielten die HH . Buchhändler Bernhard 341 , P . Danufer 254 und M . Stiffler 249 Stimmen . Es findet somit Zweierwahl zwifchen den beiden Erstgenannten statt und zwar ist diefelbe auf Don - nerstllg , d . 27 . d ., angefetzt . In ben Stadtfchulrath wurden bei einem abfoluten Mehr von 355 Stimmen gewählt die HH . Dr . Fr . Merz mit 585 und Rathsherr G . Braun mit 420 Stimmen . Hr . Hvtm . Meiher erhiell 229 Stimmen . — ( Eingef . ) Es fällt beim hiesigen Publikum auf , daß fchon feit einigen Tagen zwei Ordens » fchwestern aus Budapest in Ungarn alle häufer der Stadt ablaufen , um Geldgaben für ein von ihnen geleitetes Institut zu fummeln . Sie sinb zwar verfehen mlt einer Bewilligung des hochl . Kleinen Rathes und ift weder zu bezweifeln , daß diefe BeHürde hiezu das Recht habe , noch daß die betr . Sammlung für einen guten Zweck bestimmt sei .

Aber es muß doch darauf Hingewlesen werden , daß bei dieser Art der Sammlung von Haus zu Haus das Publikum gleichsam überrumpelt wiro und gewiß Mancher so unter einer Alt moralischen Zwanges sich suhlt und zu ihm schwerfallenden Opfern gebracht wird . Wir sind daher der Ansicht , daß solche Sammlungen von Haus zu Haus grundsätzlich nur in bringenden und wichtigen Fällen zu gestatten feien . Wir hätten z . B . gar nichts dagegen , wenn für Erfüllung der dringendsten und schreiendsten Verpflichtung , die unfer Land hat — eine menfchenwürvige Versorgung der unglücklichenOeisteslranlen — eine Sammlung durch s ganze Land von Haus zu Haus veranstaltet würde . Hülfsbeittäge an ferne , ausländifche Anstalten aber würde die Kantonsrcgierung wohl am passendsten mit einer entsprechenden Vergabung aus ihrem freien Kredit für das Armenwefen erledigen .

— ( : ) Am gestrigen Sonntag , dem wüllichen „ Säufer-Sonntag , war die ganze Bevölkerung von Chur auf den Beinen . Ein tlarblauer Himmel und mildes H erbstwettes waren an die Stelle der vorzeitig eingetretenen winterlichen Witterung getreten . Alles wollte noch einmal in Gottes freier Natur sich ergehen , bevor der unerbittliche und strenge Winter den üblichen viermonatlichen Arrest über die bummelliebende Menschheit verhänge . Hin und wieder wurde auch dem sorgenbrechenden jungen Bacchus , dem Sauser , zugesprochen . Aber der gute Junge vermochte leider leine Wunder zu verrichten . Selbst im Frost gerecht , konnte er nicht die frierenden Herzen erwärmen . Wenn man durch die Rebengelände wandelte und sah , wie die rothblauen Trauben wie fröstelnde Bettelkinder an ihrer dürftig gekleideten Mutter , an den entlaubten Reben hingen , dann fror auch der Humor bei den bewährtesten Sausersreunden ein . Freilich gibt es auch guten Sauser in Chur , nämlich folchen , der in geschützten Lagen gereist . Aber den gewöhnlichen Menschenkindern hängt diefer , wie dem Fuchs die Trauben , etwas zu hoch . Er ist nur dazu bestimmt , das Renomme des

Churer Saufers in den nahen Kantonen zu erhalten . Nach erfolgter Ernte in den offenen Schößen hofft man aber doch noch billigen Eaufer zu erleben ; bei Beuriheilung feiner übrigen Eigenfchaften dürften die Meinungen auseinander gehen .

Ausland

Deutschland . Der Intendant des Münchener Hoftheaters hat vom Prinzregenten den Befehl erhalten , die Maßregelung der beide Dichter Schack und Heyfe rückgängig zu machen und die zurückgewiefenen Stucke am befugten Theater nun doch zur Aufführung zu bringen .

— Die deutfche Regierung ist nun definitiv entfchlossen , dem Reichstag eine Vorlage über Erhöhung der Getreidezölle vorzulegen . Diefelbe richte sich hauptsächlich gegen Rußland . Frankreich . Man fpricht viel davon , einen bürgerlichen Kriegsminister einzusetzen , wenn es wieder einmal zu einer Ministerkrisis kommen follte , was wohl in nächster Zeit der Fall fein dürfte . Zweck diefer neuen Einrichtung wäre , einerfeits die Rivalitäten und Reibungen , wie fie in neuester Zeit zwifchen Feiron und Boulanger vorgekommen sind , zu vermeiden , und anderseits den Staatsstreichgelüsten populärer Generäle ä , 1 » , Boulanger vorzubeugen . Natürlich müßte einem folchen Zivilkriegsminister ein militärischer Bureauchef beigegeben werden .. Man erinnert sich , daß Gambetta und Freycinet , die beide nicht Militärs waren , im Jahre 1870 / 71 an der Spitze der Landesvertheidigung standen und Armeen aus dem Boden herausstampften und orgcmisiiten , Freycinet ist noch da , er wäre der gegebene Kriegsminister , sofern die neue Einrichtung wirklich ins Leben treten follte .

— Recht erfreuli ch klingt was der französifche Gesandte Herbette an feinen Vorgefetzten , den Minister des Aeußern nach Paris berichtet hat . Nach seiner Rückkehr nach Berlin habe er bei den deutschen Staatsmännern eine sehr wohlwollende Aufnahme gefunden . Er betrachte die intenationalen Schwierigkeiten zwifchen den beiden Ländern als für lange Zeit befeitgt . Graf Bismarck habe ihm versichert , Deutfchland fei entfchlossen , alles zu thmi , um die französifche Empfindlichkeit zu schonen . Italtezz . Alle Anzeichen fprechen dafür , daß das Papstjubiläum den Charalter eines Prätendentenfestes und cincr Demonstration gegen das Königreich Italien annehmen werde . Deßhalb ist auf Seite der italienifchen Patrioten die Anregung gemacht worden , auf den Todestag des Königs Vilior Emanuel , der auf nächsten Januar fällt , eine Gegendemonstration zu veranstalten , nämlich durch eine große Pilgerfahrt zum Grabe des Königs . Die Regierung gibt sich alle Mühe , die P ^ trioien zu beschwichtigen und sie von ihrem Vorhaben abzuhalten . Die Klerikalen hoffen roch immei , daß Bismarck zu Gunst-n dcs Papstes internem «« werde . Sie behaupten , daß ber päpstlich : Nuntius Galimberti mit Bismarck in Friedrichsruhe ebenfalls eine Zusammenkunft gehabt , und zwar ehe Crispi dorthin ging . Daraus wird der Schluß gezogen , daß Bismarck und Crispi die römische Frage ebenfalls befprochen haben .

— Die dem Papste zu Ehren feines Jubiläums daigebotenm Summen werden auf 10 Mill . Frln . und der Werth der ihm bei diefem Anlasse gejchentten Gegenstände auf das Doppelte veranschlagt . Uußtand . Als Revanche für den deulfchen Feldzug gegen die rnffischen Papierche wolle nun der lufsifche Kaifer den Eingangszoll für alle anderen ausländifchen Erzeugnisse , mit Ausnahme der deutfchen , herabfctzn . Serbien . Die ferbifche Staatsfchu > d beträgt gegenwärtig 281 Millionen Franken . Diefe für das kleine Ländchen enorme Schuld ist ganz im Laufe der letzten zwölf Jahre gemacht worden ! Afrika . Im Süden Marollos ist ein neuer Aufstand ausgebrochen . Die Aufständifchen wurden aber gefchlagen und hatten 500 Todte .

Vermischtes

Eine hübsche Gefchichte wird aus Frankfurt bcrich « tet . In der Villa einer Herrschaft waren Anstreicher beschäftigt . Eines Morgens gefeilte sich zu einem jungen Gehilfen ein junges , sehr einfach gekleidetes Mädchen und erkundigte sich nach dem Fortfchritt bei Arbeite :,. Der junge Mann , der es feiner Ansicht nach mit einer Kammerjungfer zu thun hatte , knüpfte mit ihr eine lebhafte Unterhaltung an . Das Fräulein fand Gefallen au dem hübfchen , aufgeweckten Menfchen und befuchte ihn mehrmals bei der Arbeit . Dadurch ermulhigt , wagte es der Weißbindergehilfe , dem Mädchen zu gestehen , daß er verliebt in sie sei , von fehr achtbaren Ellern stamme , etwas Vermögen

besitze und sie auf der Stelle heirathen werde , wenn sie nichts dagegen habe . Das Fräulein gestand ihm Gegenneigung , doch meinte es , daß sich der Heirath wohl Schwierigkeiten entgegensetzen würden . „ Schwierigkeiten macht das doch nicht , antwortete der junge Mann . „ Wenn die Herrjchaft nicht einverstanden oder Kontrakt Sie bindet , dann werde ich Ihnen mit meinen Ersparnissen aus der Verlegenheit helfen . Ueber diese ehrlich gemeinten Worte war das Mädchen , die Tochter des Villenbesitzers , fehr glücklich . Sie hatte sich vorgenommen , wenn sie einmal heirathe , nur einen Mann zu nehmen , der sie um ihrer selbst willen liebe . Sie hatte die Ueberzeugung gewonnen , daß dies hier der Fall fei und bot ihm ihre Hand an , die er nicht ausgefchlagen hätte und wenn das Mädchen noch fo arm gewefen wäre . Als der geliebte Mann von feiner Braut zum ersten Male im Salon « anzug erblickt wurde , hatte sie erst recht Gelegenheit , einzusehen , daß sie keinen Fehlgriff gethan , der Mann war hübsch und fein gebildet .

Die Eltern legten dem Wünfche ihres einzigen Kindes keinerlei Hindernih in den Weg und willigten in die Verlobung .

Letzte Nachrichten

Bunde sftlldt , 24 . jj Das Alkoholamt hat von Donnerstag bis Samstag 121 Brennlose auf ein Jahr vergeben . Der Preis wurde zu 35 Fr . angefetzt . Zufammen machen diefe Loofe z irka 10 , 000 Hektoliter aus . Es folgt nun nächster Tag « die Vergebung der definitiven dreijährigen Lofe . Man nimmt an , daß der Durchschnittspreis auf 77—81 Fr . zu stehen kommen werbe . Es sind 58 Mann , mit denen Unterhandlungen begonnen weiden . Bunbe sftlldt , 24 . ^ j Der eidgenöjsifche Staatskafsier Schnyder von Surfee , früher Kreispostkafsier in Luzern , ein trefflicher Beamter , ist letzte Nacht nach lungern Leiden am Herzschlag aMoiben Zürich , 23 . Die Liberalen porliren im I . Wahlkreis Hertenstein , Meister , Cramer-Fcey , Wunderlv und Evfrig ; als Standeräthe Nieter und Haufer . Die Demokraten Syfrig , Schäppi , Vogelfanger , L utz und Cramer-Frey , Standeräthe wahrfcheinlich Haufer und Nieter . Bern , 23 . Die Arbeiter der Stadt Vern stell ten ihre Genossen Schräg und Riesen definitiv als Nütionalralhs-Kandidaten auf . Wer einzelnen freisinnigen Klldidaten gleichwohl stimmen will , soll daran ungehindert sein .

Lyß , 23 . Eine 500 Manu starke lebhafte Volksvcrfammlung stellte für das Seeland einstimmig die bisherigen Nationalrathe Bähler und Marti , mit Mehrheit Direktor Häni und Gerichtspräsident Zimmermann ( an Stelle des zurücktretenden Schluep und des verstorbenen Niggeler ) als Kandidaten auf . Die zahlreich erfchienenen Arbeiter stimmten beidemal für Mettier . Man hält obige Liste für gesichert . Brüssel , 24 . Der „ Nord kündigt eine größere Aktion Rußlands in Innerasien uno das Aufgeben jeder unmittelbaren Adion in Bulgarien an . London , 23 . Heute fand wieder eine große Voltsverfammlung statt , die von der Polizei nicht untersagt , aber beaufsichtigt wurde . Sie endigte mitten im Enthusiasmus der Menge . Dann begab sie sich mit lother Fahne in die Nähe der Nelsonsäule . Dic Kundgebenden nahmen unter frenetischem Beifall den Entwurf einer Petition an die Regierung um Ertheilung von Arbeit an . Es kam zu heftigem Gedränge mit Rippenstößen . Die Polizei hatte einen eibilterlen Kampf durchzumachen , bis sie endlich die Wegnahme der rothen Fahne bewirken lonnte .

3 iiiilNe > : Witlerung 8 beli > nl für il « n 25 . Oktober . Unflates Wetter mit zeitweise « Niederschlägen , sinkende Temperatur . Temperatur am 23 . Dlt . Morgens 7 Uhr in Chur 1 , Z ürich 0 , Vasel 0 , Luzern 0 . Genf 1 , Lugano 9 , Davos —6 , Heiden —4 Gels . Mittheilung über die Beobachtungen an dcr meicorolog . Station in Eh »« ( 613 M . üb . Meer ) . j ls « » D . Zeit . « . Wind 3 > 5 Dß 8 ^ -o

23 . Okl . 9 Uhr A . l 7 l 4 . 4-s . 3 , 2 NO hell .. 24 . „ ? „ M . 709 . 2 4 > 2 . 2 O bedeckt 24 . „ i Mit . 703 , 8 -013 , 1 ! O

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