Bündner Nachrichten, 15. Oktober 1887 IIIF issue linkGraubünden [ARTICLE]

Graubünden

Hülfe für Slls . Im heuligen Amtsblatt ord > net der Kleine Nath eine kantonale Liebessteuersammlung für das am 30 . April I . I . abgebrannte Sils an . Die genaue Taxation bes Schadens beziffert sich auf Fr . 745 , 205 , wovon durch Versicherung Fr . 350 , 575 gedeckt wurden . Der reine Schaden beträgt fomit noch Fr . 394 , 630 . Abgebrannt sind 56 Häuser und 44 Ställe . 361 Personen wurden obdachlos und verloren überdies den grüßten Theil ihrer Fahrhabe . An Baarbeiträgen sind Fr . 105 , 000 eingegangen , womit aber leider kaum 1 / 4 des reinen Schadens gehoben wird . Die Gemeindevorstände werden angewiesen , ohne Verzug eine Sammlung , sei es in der Kirche oder von Haus zu Haus , zu veranstalten . Es ist zu hoffen , daß auch nachträglich noch reiche Gaben fließen werden .

Post . Vom 15 , Oktober an tritt der Winterfllhrlenplan in Kraft . Es finden bie Abfahrten zu folgender Zeit statt : Ab Chur : Splügm und Nernhardin 4 . 30 , Disentis 6 , Iulier und Albula 5 . 30 , Lenz-Davos 7 . 15 , Langwies 2 , Thusts und Ilanz ( Lolalpost ) 5 Uhr Abends ; ab Thusis : Schyn 7 . 40 ; ab Samaden : Puschlav 8 . 50 , Schuls 5 . 30 , Chiavenna 4 . 50 ; abZernez : Ofen--Münster 5 , 30 ; ab Schuls : Nauders 12 , Davos 7 ; ab Lanquart : Prätigau-Davos 10 und 2 . 20 , KübliS 6 . 50 Abends ; ab Davos : Schuls 7 : c , Der Winterfllhrtenvlan ist bei den Postbureaux zu 10 Cts . erhältlich . Obstdörrösen . Die Standeskanzlei gibt bekannt , daß ein staatlich subventionirter Obstdörrofen im Mostercilolal des Hrn . Präs . L . Bühler in Ilanz aufgestellt ist und gemäß dem im Amtsblatt nachzulesenden Reglement benutzt werden kann . Literatur . Die von Robert Weber redigirte Monatsschrift „ Helvetia beginnt eben ihren 11 . Jahrgang und br ngt in der ersten Nummer desselben . „ Die Belehrung , eine Novelle unserer reichbegabten bündnerifchen Schriftstellerin Silvia Andrea . Wir hoffen , daß dieselbe in nicht allzu ferner Zeit ihre Werke in Buchform erfcheinen lasse , und fo einem größern bündnerifchen Lefertreis als bisher nahe trete .

Wild Hut . Die bisherigen 8 Wildhüter sind vom Kleinen Rath wieder bestätigt worden , nämlich : M . Conrad in Sils , P . Schwarz in Splügen und Christ . Allemann in Tschappina für den Bannbezirl Piz Beverin , I . Leonhardt in Filifur , A . Rauch in Latsch , I . F . Signorelli in Sur , M . Wasescha in Savognino und M . Feuerstein in Ponte sür den Bannbezirk Piz dErr und I . Schmid in Araschgen für das Iagdafyl Erzhorn . Jagd . ( Einges . ) Ueber die Jagd in den aufgehobenen Freibergen bringen auswärtige Blätter hin und wieder ganz übertriebene Schilderungen , die davon zeugen , daß deren Verfasser die Thatsachen so wenig wie die Verhältnisse kennen . So z . B .

Gesicht mit beiden Händen , ließ den Kopf langsam auf die Brust des Mädchens sinken und blieb stumm , bi ? Trien begeistert rief : - „ Die Mcnfchcn ! Wer recht thut , braucht sich nicht zu schämen ! Und wenn ich mit Dir zur Kirche gehe , um das Jawort vor dem Altar zu sprechen , dann will ich stol z den Kopf emporheben und denken , daß Gott droben weiß , was böse nnd was gut ist . Und laß mich nur machen , ich will fchon zeigen , was man kann , wenn Herz nnd Arme stark sind . Es foll Dir an nichts fehlen , Ianlicb ; dafür foll Trien sorgen : und sie wird bei Dir bleiben und Dich trösten und Dich liebhaben und aufheitern , bis der Tod uns fcheidct . Und fu wollen wir mit unfern Müttern , mit Großvater und Pnuwten leben , in Glück und Frieden wie znoor . Ist es nicht so gut ? Weinend und schluchzend küßte ihr der blinde Soldat die Hände . Er murmelte wohl noch einige Worte , un ! das liebreiche Anerbieten abzulehnen , aber sie sprach in befehlendem Tone :

„ Jan , hier können wir nicht sitzen bleiben ; wir muffen aufbrechen . Es wird fchon dunkel fein , ehe wir den Hof erreichen , wo ich uor vier Tagen geschlafen habe . Steh auf und geh nur fröhlich weiter .

Ich will nichts uon der Sache huren ; was gesagt ist , bleibt gefagt . Laß uns jetzt von andern Dingen schwatzen . Sie nahm den Tornister auf deu Rücken , reichte Jan den Stock und Beide schritten nun still , aber fröhlichen Sinnes über die Haide fort . » ,. Am andern Morgen bei Tagesanbruch war ! rien fchon wieder unterwegs mit dcm Ranzet auf dem Rücken und dem blinden Soldaten hinter ihr . Das Gras an den Seiten des Weges und die Kräuter der Haide glänzte , ! iin ersten Sonnenstrahl , als wären sie mit Diamanten bestreut geniesen , wahren dic Spitzen dcr Tannen , uon dem Thau befeuchtet , sich wie mit Silber überzogen zeigten . Im Osten glühte der Himmel von Gold und Purpur ; nach dcm fernen Gebüsch zu stieg dcr Dimst dcr Nacht in die Höhe und fchwebtc dort zwifchen Himmel und Erde , Die Vögel waren erwacht und füllten die Luft mit ihrein Gesänge ; dic einsige Biene umfchwirrte fummend den Thymian ; Käfer , Schmetterlinge , Heufchrecken flogen lustig umher ; Alles lachte bei dem Anbrechen des fchönen Tages ; Alles jauchzte der Ankunft des jungen dichtes entgegen .

Auch Trien fühlte sich unbewußt in gleicher Stim » nung mit der Natur . Von Zeit zu Zcit saug sie einige Töne des einen oder andern Liedes , odcr sprach einzelne Worte , um dem Frohsinn in ihrcm Herzen Raum zu geben . Der Soldat war lange schweigend fortgeschritten ; endlich fragte er : „ Aber , Trienlicb , wic bist Du vergnügt ! Gewiß , weil schönes Wetter sein wird ! Ich kann es nicht sehen , aber ich höre wohl , wic dic Vögel gnten Tag rufen uud wie dic Biencn zu mcincn Füßen summen nnd froh sind . „ Nein , Jan , deshalb ist es nicht , — antwortete das Mädchen — „ tritt doch zu mir ; ich muß Dir etwas Sonderbares erzählen . Es ist nur ein Traum und ich hätte ihn beinahe ganz vergessen ; feit ich wieder heiter geworden bin , ist er mir ganz ins Gedächtnis ; zurückgekommen . Träumen ist doch angenehm , nicht wahr , Jan ? „ Mitunter .

„ Ja , ich meine , wcnn es fchöne Träume sind . Ich bin noch nie so glücklich gewesen , wie heute Nacht , und ich gebe meinen Traum nicht für zwanzig Kronen - thlller fort , und das ist doch erschrecklich viel . Es ist ärgerlich , daß Träume keine Wahrheit sind ,

schreiben die „ Schweiz . Blätter für Ornithologie : „ Diese Art der jagdlichen Bewirthschaftung unserer theuren Freiberge ist immerhin bemühend und keineswegs zunftgemäß , weil die Pflege durch viele Jahre durch in wenigen Tagen wieder zerstört und Alles ohne Unterschied geschossen wird , was vor den Lauf kommt . Diese Darstellung ist total unrichtig . Vielmehr dürfte das Resultat der diesjährigen Hochjagd beweisen , daß der Ertrag unter demjenigen der Vorjahre bleibt und eine bedeutende Vermehrung des bei Schluß der vorjährigen Jagdzeit zurückgebliebenen Wildstandes ermöglicht . So wurden im Kreise Obtasna , wo sonst viele Gemsen erlegt werden , dies Jahr kaum ein paar Dutzend geschossen . Jagdfrevel kommen hier äußerst selten vor . Daß die Gemsen und Murmelthiere in noch größerer Anzahl gepflegt werden sollten , würde für bie Alp- und Landwirthfchaft von zweifelhaftem Nutzen sein . Die Hirschjagd übt auf den Nachwuchs keinen Nachtheil aus , da bekanntlich nur größere männliche Thiere geschossen werben dürfen . Wo anders als in Graubünden nimmt die Zahl des Hochwildes zu , siedeln sich neue Rehkolonien von selbst an und wird das Steinwild gepflegt ? Daß man auswandere und den ganzen Kanlon zu einem Wildasyl mache , wird doch nicht wünschbar sein .

L ^ sse man übrigens Bünden darin nur freie Hand : bis unser Kanton von diesem Wild so entblößt ist , wie fämmtliche übrigen Kantone , dürfte es selbst ohne staatlichen Wildschutz noch lange währen . Anmerk . d . Red . So rosig können wir die Sache nicht ansehen . Domleschg . ( : ) Von der Fruchtbarkeit des Domleschgs ein neuer Beweis . Soeben wüst man uns eine Kartoffel vor , die vollkommen ausgereift ist und ein G , wicht von 1100 Gramm hat . Diefelbe ist in einem Acker des Hrn . Tester in Parnell hinter Scharans gegraben worden . Die ganze Ernte auf dcm betreffenden Acker ist » ine äußerst reichliche und Kartoffeln von 500 Gramm sind nichts Außergewöhnliches . Bei Nennung des Hosnamens „ Parnell ift uns der Gedanke aufgestiegen , ob wohl der irische Staatsmann und Agitator „ Parnell seinen Namen von diesem Orte , wo früher ja auch eine Burg gestanden haben soll , herl . ittt !

Disentis . Seit dcr im Jahre 1880 vollzogenen Erweitern , g dcr Verordnung über das Kloster Disentis ist es diesem gelungen , durch Heranziehung einer ansehnlichen Zahl eifriger « nd fähiger Mönche feimn Fortbchand zu sichern . Ein wefenlliches Verdienst an der Wiederbevölkerung des Klosters wird dem beimaligen Prior desselben , Hrn . P . Bened . Prevost von Münster zugeschrieben , welcher sich fleißig nach Novizen umsah und sie auch zu unterlichten unb für ihren Beruf zu begeistern verstand . Witterung . X Von ber Witterung der letzten Zeit ist nicht viel Gutes zu melden . Nach den schönen aber frischen Septembertagen herrschte an haltend recht unfreundliches , bald trübes und regnerisches , aber immer kaltes Wetter . Die Sonne vermochte nur vorübergehend mit ihren warme » Strahlen durchzudringen und der Föhn hatte sich nur aus eine kurze Zeit uordseits der Alpen eingestellt , während welcher er leider keine Wunder , weder bei den Trauben noch sonstwo , verrichten konnte . Die Berge waren schon wiederholt bis weit herunter angeschneit und heule ( Freitag ) reicht dcr Schnee

bis zur St . Luzi-Kapelle . Freilich ist damit der Winter nicht eingezogen ; der Martini- oder Altweibersommer wird um so sicherer eintreffen und um so länger dauern , als nun der Herbst seine bösen Wetterlaunen ausgelassen hat . Für die Ernte wäre aber mildes , trockenes Welter höchst nöthig . Oyur . In Nr . 238 d . Bl . haben wir einen orientirenden Artikel über das Projekt der Gründung einer Frauenarbeitsschule in Chur , über dessen Vorgeschichte : c . veröffentlicht . Diese Frage ist nun am Donnerstag Abend in der Versammlung der kant . gemeinnützigen Gesellschaft des Eingehenden erörtert worden . Nn dle Gesellschaft wurde das Ansuchen gestellt , sie möchte diese Schule , welche von Frl . S . Wassali von hier in Verbindung mit einer anderen ebenfalls wie sie in Reutlingen ausgebildeten und diplomirten Arbeitsieh : erin gegründet und aus Neujahr 1888 eröffnet werden wird , unterstützen . In dieser Schule werden jährlich 4 Kurse von je 3 Monaten abgehalten , in welchen Unterricht ertheilt wird im Maschinennähen , Weißnähen , Kleidermachen , in Konfektionsarbeiten , in Wollarbeiten , im Sticken , Klöppeln , Häöeln u . Bügeln . Ferner im Musterzeichnen , Freihandzeichnen , Malen : c . Das Schulgeld ist auf Fr . 25 ( resp . 35 für das Kleidermachen ) per Kursus berechnet . Man hofft auf eine Theilnahme von je 20 Schülerinnen , also von 80 im Jahr . Ein zu bildendes Schulkomite hat die Schule zu überwachen ; cs finden jährlich Prüfungen und Ausstellungen der verfertigten Arbeiten statt .

Der Vorstand der Gemeinnützigen beantragte , es möchte diese Gesellschaft die Schule moralifch und finanziell unterstützen . Elfteres hätte durch Empfehlung derselben bet der Stadt , dem Kanton und dem Bund sür Subventionen von diesen Seiten zu geschehen , und die finanzielle Unterstützung würde in der Verabreichung eines vorläufigen Beitrages pro 1888 im Belaufe von Fr . 200—300 bestehen . Als einzige Bedingung wäre daran zu knüpfen : ble Einräumung einer Vertretung von wenigstens zwei Mitgliedern im Schulkomite . Ans dem Schooße der Versammlung , an welcher auh etwa ein Dutzend Damen theilnahme « , wurde das Vorgehen des Vorstandes wie dessen Antragstellung degrüßt und unterstützt , worauf obige An » tläge angenommen wurden , der letztere ( po . Vertretung ) in dem ( etwas erweiterten ) Sinne , daß der Vorstand der Gem . nicht gebunden sei , sich nur durch Damen im fraglichen Aufsichtstomite vertreten zu lassen , sondern auch das männliche Geschlecht dabei berücksichtigen lönne . Da die zu gründende Schule einem thatsüchlich schon lange gefühlten Bedürfnisse entgegenkommt , so ist zu erwarten , daß sowohl die Behörden als auch das Publikum durch wohlwollende Unterstützung — jedes in seiner Weise — das Zustandekommen des Unternehmens ermöglichen und dessen Fortbestand sichern helfen .

Kroßer Ktadtraty . ^ Die Berathung der Sparkommissionsvorschläge wurde heute fortgesetzt ; wir regiftriren kurz die Beschlüsse . Die Amlsdauer des Großen und Kleinen Stadtrathes foll wie bisher 2 Jahre betragen ; die Kommission hatte , um Wählerschaft und Kasse etwas zu entlasten , 3 Jahre beantragt . Als Basis für die Arbeiten der städtischen Steuerlom Mission haben fortan die Steuereingaben an die hiesige kantonale Steuerlommission zu dienen , wodurch ihre Aufgabe erleichtert , aber deren Freiheit in selbftstiindiger Taxation nicht beschränkt werden soll . Stall an die städtischen Beamten sür das At-

tuanat bei Kommlsstons- und Stadtrathssitzunget . besondere Sitzungsgelder auszurichten , wollte die Kommission die fixen Gehalle angemessen erhöhen . Der Nath entschied indeß sür das bisherige System . Der Antrag , das Bureaumatenal für sämmtliche städtischen Bureaux burch eine städtische Zentralstelle und möglichst sn gros anzuschaffen , wurde dem Kleinen Stadtrath zur Berücksichtigung überwiesen . Der weitere Antrag , die Lieferung dieses Materials und die Besorgung der Druckarbeiten abwechslungsweise sammlhast einem der hiesigen Buchbinder und Buchdrucker je für ein ganzes Jahr gegen entsprechenden Nrbatt zu vergeben , wurde abgelehnt . Den Stimmenziihlcrn bei Urnen - Abstimmungen wollte die Kommission weniger „ Lohn geben ; der Nath jedoch fand , sie hätten an der bisherigen Entschädigung von 2 Fr . nicht zu viel . Der Antrag , bei der Assekuranz von städtischen Gebäulichkeiten unb Mobiliar ebenfalls den Grundsatz der freien Konkurrenz zur G ltung zu bringen , erhielt Zustimmung , wogegen ber weitere Antrag , die Ausgabe für das Stadtamtsblatt dadurch zu beseitigen , daß die Gebühren für Privatinserate des Amtsblattes von 10 auf 15 Rp . erhöht werden , mit Stichentscheid abgelehnt wurde . Zu behandeln bleiben nun noch 17 weitere Anträge .

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